Seit über 30 Jahren gibt es Computerprogramme, um die Maßnahmen in der Außenwirtschaft zu planen und zu dokumentieren. Mittlerweile wurden die meisten Festplattenprogramme entweder eingestampft oder als Online-Anwendung neu programmiert. Auch sind in den vergangenen Jahren neue Anbieter und Systeme dazugekommen. Deshalb ist es nur konsequent, dass die Landwirte ihre Schlagkartei über das Internet auch mit ihren Smartphones führen können.
Was einfach und plausibel klingt, ist für die Anbieter eine große Herausforderung. Denn nicht überall wo geackert, gesät, gespritzt, gedüngt und geerntet wird, gibt es Mobilfunk. Hinzu kommt, dass sich die volle Funktionalität einer Desktop-Anwendung nicht auf einem Smartphone-Bildschirm abbilden lässt. Ebenfalls ist es wichtig, dass die Mitarbeiter draußen zwar ihre Aufträge öffnen und Maßnahmen erfassen können, Daten wie Preise oder Löhne sollten sie aber nicht sehen oder gar ändern können.
Smartphone und Tablet
Aus all diesen Gründen haben die Softwarefirmen spezielle Apps entwickelt, die mit ihren Online-Schlagkarteien kommunizieren. Betriebsleiter wie Mitarbeiter können die jeweilige App auf ihrem Smartphone oder Tablet installieren. Die Verbindung zur Schlagkartei erfolgt im Betrieb über WLAN und im Feld per Mobilfunk.
Sowohl bei der grundsätzlichen Technik wie auch bei den Inhalten und Funktionen der Apps gibt es viele Gemeinsamkeiten. So puffern alle Schlagkartei-Apps die Daten zwischen, wenn der Mobilfunk ausfällt. Beim jeweils nächsten Log-in in das Internet werden diese in beide Richtungen ausgetauscht. Einzig das MR Ackerschlag-Online von der MR-Agrarnetz GmbH aus Heide in Dithmarschen ist nicht wirklich eine App, sondern eine spezielle Online-Version, die für Smartphones optimiert wurde.
Die jeweilige App ist inhaltlich meist ein Spiegelbild der Browserversion. Manche Apps sind komplett autark, so dass sich darüber auch Betriebe, Schläge, Mittel, Mitarbeiter und Maschinen anlegen lassen. Meist sind sie aber so programmiert, dass man seinen Betrieb und die Schläge zuvor online am PC anlegen muss, um auch die App nutzen zu können. Diese dient dann dazu,
zuvor erstellte Aufträge nach der Durchführung zu bestätigen und eventuell vorher zu korrigieren,
bereits gebuchte Maßnahmen in der Chronologie der Schläge zu sehen,
durchgeführte Maßnahmen sofort auf dem Feld zu buchen,
neue Aufträge vom Betriebsleiter zu empfangen oder selbst anzulegen.
Dank einer Schlagkartei-App sind Stift und Block entbehrlich, und es gehen keine Informationen verloren.
Die Schlagkartei-Apps sind im Google-Playstore oder im App Store von Apple frei verfügbar. Somit können die Besitzer von iPhones und Smartphones diese gleichermaßen nutzen. Bei allen Systemen können Android- und iOS-Apps gemeinsam und gleichzeitig mit demselben Hauptsystem eingesetzt werden.
Alle Schlagkarteien mit Ausnahme von MobileASK-Pro haben eine Importfunktion für die Feldumrisse aus den Antragsprogrammen oder Vermessungen. Teils werden weitere Schlagdaten wie die FLIK-Nummer und die aktuelle Frucht mit übernommen. Das erspart viel Handarbeit bei der Einrichtung, und diese Daten stehen dann auch in der App zur Verfügung. Um neue Schläge nachzufügen, bieten manche Apps wie Farmdok eine Zeichenfunktion.
Während die Apps an sich kostenlos sind, gilt dies in der Regel nicht für den Einsatz zusammen mit dem jeweiligen Onlineportal. Eine Ausnahme bildet derzeit das System aus App und Portal von Farmtune. Für MeinAcker vom Bundesverband der Maschinenringe sind diese Kosten abhängig von der Gesamtfläche.
Wo wir gerade bei den Maschinenringen sind: Neben dem Maschinenring Dithmarschen haben die Ringe Hunsrück, Kassel, Wetterau und Steinfurt-Bentheim spezielle Schlagkarteien mit entsprechenden Apps im Angebot. Diese stammen von Plantivo.
Bei den weiteren Apps ist nach einer Testphase eine kostenpflichtige Freischaltung der Hauptschlagkartei nötig. Nur MobileASK-Pro von Rißler funktioniert als eigenständige Android-App ohne Onlineportal. Für iOS gibt es diese App nicht. Listen und Auswertungen erzeugt sie als pdf-Datei, die sich per E-Mail auf den Betriebs-PC übertragen lässt.
Die Apps Farmdok, Heradoc (Android) und Herakles (iOS) laufen ebenfalls zur Dokumentation zunächst ohne Anbindung an eine Schlagkartei. Um die erfassten Daten dann zielgerichtet zu archivieren und auszuwerten ist die Online-Schlagkartei Farmdok oder MyFarm24 von Helm-Software nötig. Parallel dazu bietet Helm-Software die sehr einfache Schlagkartei Ackerchef an.
Alle Apps arbeiten über den GNSS-Empfänger des iPhones oder Smartphones mit Ortsbezug und sind mit dem jeweiligen Kartenprogramm des Mobilgerätes verknüpft. Auf die Weise lassen sich die Schlagumrisse mit Karten oder Luftbildern im Hintergrund anzeigen. Zudem ist es möglich, dass das Navigationsprogramm des Smartphones den Mitarbeiter zum Feld führt.
Jenen Mitarbeitern, die nicht die Schlagkartei-App benutzen, oder dem Lohnunternehmer, der keine Freischaltung für den Betrieb hat, kann der Betriebsleiter eine Ortsmarke schicken. In manchen Apps lässt sich auch die Feldeinfahrt mit einer Ortsmarke versehen. Dort kann die App den Schlag erkennen und sofort für eine Buchung vorschlagen. Auf die Weise wird die benötigte Arbeitszeit auf dem jeweiligen Feld automatisch gebucht.
Die App der neuen Schlagkartei MeinAcker vom BMR.
(Bildquelle: BMR)
Die Apps sind mit den Karten der Mobilgeräte verknüpft.
(Bildquelle: ProFlura)
Manche Apps bieten auch Wetterinformationen, hier Farmtune.
(Bildquelle: Farmtune)
Manche App, wie die von ProFlura, hat eine sogenannte Tracking-Funktion. Diese lässt sich aktivieren, um eine Spur im Sekundentakt aufzuzeichnen. Dies kann später als Gedächtnisstütze genutzt werden, um Maßnahmen besser zuzuordnen. Weil die Spur allein noch nichts über die ausgeführte Tätigkeit aussagt, kann 365FarmNet die Schlagkartei-App mit der Geräteerkennung Active-Box kombinieren (profi 6/2019, Seite 80).
Ohne weitere Hardware beinhaltet die App Farmdok einen Fuhrenzähler. Dazu wertet die Software aus, wie oft z. B. ein Güllelager angefahren wurde. Neben solchen praktischen Funktionen bringen gerade die älteren Anbieter sehr viel inhaltliche Erfahrung in ihr System und damit auch in die App ein.
Besonders Next Farming von FarmFacts weist sehr viele Schnittstellen auf. Dazu gehört die Datenübertragung über den agrirouter sowie die Einbindung von SmartFarming-Funktionen. Und damit die Einrichtung der Apps reibungslos funktioniert, gibt es von vielen Anbietern Video-Anleitungen auf YouTube.
Fazit
Für Onlineschlagkarteien gibt es Apps zur mobilen Datenerfassung mit dem Smartphone. Diese Apps sind nur mit dem jeweiligen Mutterprogramm wirklich sinnvoll einsetzbar. Eigenständig auf dem Mobilgerät ist allein MobileASK-Pro. Die webbasierte MR Ackerschlag-Online ist nur online nutzbar. Wer Schwierigkeiten mit dem Mobilfunk hat, sollte sich für eine App entscheiden.
Apps für Lohnunternehmer
Landwirte legen den Schwerpunkt einer Schlagkartei-App auf die Dokumentation von Maßnahmen. Lohnunternehmer dagegen sehen den Auftrag im Vordergrund. Er ist Grundlage für die Einsatzplanung, Ausführung und Abrechnung. Um Fahrer über die Auftragdetails zu informieren, bieten sich mobile Apps geradezu an. Als Grundlage für die Abrechnung können sie gleichzeitig dokumentieren. Außerdem erhält der Disponent eine Übersicht über den Arbeitsfortschritt. Neben Lohnunternehmer-Bürosoftware haben sich deshalb einige Apps in diesem Segment etabliert.
AgForce
Das System ging 2013 als trecker.com an den Start, ist seitdem durchgängig im Einsatz und wird seit 2019 unter dem Namen AgForce (profi 4/2020) weiterentwickelt. In die internetbasierte Software loggt sich der Disponent über den Browser seines Rechners ein, die Fahrer sind mit Apps (Android und iOS) unterwegs. Der Schwerpunkt liegt auf der Auftragsplanung, Zeiterfassung und Abrechnung. Die Feldnavigation ist möglich.
Agrarmonitor (profi 3/2013) erlaubt eine detaillierte Erfassung und beinhaltet auch eine Schlagkartei. Das Auftragsmanagement bietet Feldnavigation, Echtzeit-Karten mit Arbeitsfortschritt und eine detaillierte Auswertung. Aus den Aufträgen lassen sich mit einigen Klicks Rechnungen erstellen. Auch Eingangsrechnungen erfasst das System. Zu 365FarmNet gibt es eine Schnittstelle.
FarmAct (profi 6/21), relativ neu am Markt, legt den Schwerpunkt auf Auftragsverwaltung, Disposition und Einsatzerfassung. Hinzu kommen Spuraufzeichnung, Arbeitszeitauswertung und ein Rechnungsmodul. Detailliertere Auswertungsmöglichkeiten sind in der Entwicklung. Die Bedienung ist im Büro über den Browser und mobil nahezu identisch.
Myfarm24 LU
Helm bietet für Lohnunternehmer ein Paket aus dem Portal Myfarm24 Logiss und der Herakles-App an. Die Lösung richtet sich auch an Lohnunternehmer, die ohne Disponenten arbeiten. Aus der App heraus lassen sich Aufträge anlegen und zuweisen. Es gibt eine Schlagnavigation, und das Team sieht, wer wo im Einsatz ist. Ein Export in das Helm-Rechnungsmodul ist möglich.
Next Farming
Die Next MobileLU-App richtet sich speziell an Lohnunternehmer und deren Mitarbeiter. Auch direkt in der App können Aufträge erfasst und zugewiesen werden. Neben der Auftragsbuchung ist Zeiterfassung und Schlagnavigation möglich. Die Abrechnung der Leistungen erfolgt nach Übergabe der Daten aus der App an den Büro-PC mit Next Farming LW Office, einer desktopbasierten Software mit Online-Anbindung.
Plantivo
Plantivo bietet eine Software zum Auftragsmanagement für Lohnunternehmer an, die ebenfalls eine mobile Dokumentation mit Smartphone und Tablet erlaubt. Setzt der Kunde die Schlagkartei von Plantivo ein, kann der Lohnunternehmer direkt dort dokumentieren. Auch die Umsetzung von Online-Bestellformularen zur Vergabe neuer Aufträge ist möglich.