John Deere AutoPath Rows und Boundaries: Der Hirsch kennt den Weg
AutoPath Rows und AutoPath Boundaries sind zwei verschiedene Funktionen für die AutoTrac-Spurführung von John Deere. Wir erklären die Unterschiede und die sinnvolle Verknüpfung mit einer aktiven oder passiven Gerätelenkung.
Es gibt zunehmend Beispiele, bei denen mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsgänge eine exakte Lenkgenauigkeit erfordern: zum Beispiel für die Einzelkornsaat mit einem anschließenden Hackvorgang. Oder bei der Ausbringung eines Gülle-Striptill-Bandes mit einer späteren Maisaussaat exakt auf demselben Streifen. Interessant könnten die Systeme auch für Bandapplikationen mit der Feldspritze werden. Bisher sind für jene Beispiele klassische RTK-Genauigkeiten oftmals noch nicht ausreichend, da Abdrift oder das Walken der Räder für zu große Abweichungen sorgt.
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Es gibt zunehmend Beispiele, bei denen mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsgänge eine exakte Lenkgenauigkeit erfordern: zum Beispiel für die Einzelkornsaat mit einem anschließenden Hackvorgang. Oder bei der Ausbringung eines Gülle-Striptill-Bandes mit einer späteren Maisaussaat exakt auf demselben Streifen. Interessant könnten die Systeme auch für Bandapplikationen mit der Feldspritze werden. Bisher sind für jene Beispiele klassische RTK-Genauigkeiten oftmals noch nicht ausreichend, da Abdrift oder das Walken der Räder für zu große Abweichungen sorgt.
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Boundaries: Die Spurplanung — hier über das Operations Center — bedarf exakter Feldgrenzen.
(Bildquelle: John Deere)
Zum Beispiel bei Nutzung der passiven Steuerung sind über der AutoTrac-Karte zwei Spurlinien-Abweichungen sichtbar (hier 8 und 2 cm) — vom Traktor und Anbaugerät.
(Bildquelle: Schulz)
Für die aktive Gerätelenkung ist ein zusätzlicher Controller notwendig.
(Bildquelle: Schulz)
Ein Beispiel für eine aktive Anbaugerätelenkung: Ein Sägerät mit Verschieberahmen.
(Bildquelle: Schulz)
Die aktive Gerätelenkung erfordert einige Einstellparameter und versierte Fahrer.
(Bildquelle: Schulz)
Für Betriebe mit einer hohen Anforderung an die Präzision beim automatischen Lenken oder einer akribischen Fahrspurplanung hat John Deere seit 2020 die Funktion AutoPath Rows im Programm. Und seit
diesem Jahr ist die Option AutoPath Boundaries hinzugekommen. AutoPath Rows bezieht sich auf eine automatische Reihenführung und AutoPath Boundaries umfasst eine optimierte Spurplanung anhand exakt ermittelter Feldgrenzen. Ergänzend kann eine aktive oder passive Anbaugerätelenkung sinnvoll sein. Infos dazu lesen Sie im Kasten „Passive und aktive Gerätelenkung“.
Technische Voraussetzungen für AutoPath Rows und AutoPath Boundaries von John Deere
Schlepperseitig muss für alle in diesem Beitrag genannten Funktionen im G5-Display die jährlich zu entrichtende Advanced-Lizenz vorliegen oder für das Gen 4-Terminal die einmalig erworbene Automation 4.0-
Lizenz. Preislich ruft John Deere für die G5-Displays dafür diese Preise auf: Für im Traktor integrierte Displays sind es 400 Euro pro Jahr, für Erntemaschinen 350 Euro und 650 Euro für Universalterminals (alles Listenpreise, ohne MwSt.) — eine wirre Preisstruktur.
So kann Boundaries die Spuren in der Weboberfläche und auf dem Terminal darstellen — jeweils mit unterschiedlich eingestellten Spurabständen.
(Bildquelle: John Deere)
(Bildquelle: John Deere)
Für das Gen 4-Terminal variieren die Preise abhängig vom Lizenzpaket. Liegt bereits eine AutoTrac-Aktivierung vor, kostet das Automation 4.0-Paket einmalig 3.000 Euro. Aufbauend auf einer bereits erworbenen Premium-Ausstattung sinkt der Kaufpreis auf 1.500 Euro und mit vorhandener Ultimate- bzw. Automation-Aktivierung kommen nur 1.000 Euro hinzu. Ergänzend muss der Schlepper für alle Funktionen mit einer RTK-Spurführung versehen sein.
Perfekt von der Grenze
Mit der neuen Funktion AutoPath Boundaries lassen sich wahlweise in der John Deere-Weboberfläche, im Operations Center oder auf dem Traktordisplay Fahrspuren planen. Hierfür benötigt man zunächst exakt eingemessene Feldgrenzen. Liegen diese vor, lassen sich im Feld die Vorgewende- und Hauptarbeitslinien erstellen, selbst um Landschaftselemente herum. Sollte der Nutzer beim Erstellen der Führungslinien unpassende Feld-grenzen oder zum Beispiel runde Ecken vorfinden, lassen sich diese korrigieren.
Als Anwender definiert man zunächst die Vorgewendebreite, die Anzahl der Vorgewende und den gewünschten Spurlinienabstand. Die Hauptlinie lässt sich anhand einer vorhandenen Spurlinie, über einen definierten Winkel oder in Anlehnung an eine Feldgrenze erzeugen.
Im neuesten Update schlägt das System zudem die Bearbeitung vor, die am wirtschaftlichsten ist. Eine Anlage von individuell breiten Vorgewenden, zum Beispiel für Beregnungsgassen, ist aktuell nicht möglich.
Vor allem am Vorgewende bringt AutoPath Boundaries einen Mehrwert: In den Ecken, wo sich die Spurlinien von zwei Vorgewenden überkreuzen, lassen sich die Linien nach Wunsch beliebig verlängern — bis über die Feldgrenze hinaus. Hilfreich ist dies beispielsweise für Traktorgespanne mit aufgesattelten oder langen Arbeitsgeräten im Schlepptau. Selbst wenn sich der Traktor auf einem nicht mehr zu bearbeitendem Abschnitt befindet, lenkt er weiterhin auf der definierten Spur.
Netter Nebeneffekt: Beim Wenden und Wechsel von einem Vorgewende zum nächsten wählt die AutoTrac-Spurführung automatisch die nächste Spurline aus. Für Kurven lässt sich ein Mindest-Kurvenradius festlegen, um bzw. Anbaugeräte zu schützen.
Linienabstand einstellbar
Für Arbeitsgänge mit verschieden breiten Arbeitsgeräten kann man sowohl auf dem Traktor als auch im Operations-Center neue Spuren erstellen. Möchte man diese auf verschiedenen Traktoren nutzen, kann man sie nur über die Weboberfläche austauschen — auch innerhalb eines Arbeitsauftrages. Der Austausch über die Funktion „In-Field Data Sharing“ folgt. Eine automatische Synchronisierung innerhalb der eigenen Flotte ist noch nicht möglich.
Exakt in der Reihe
Die zweite Funktion — AutoPath Rows — dient nicht der Spurplanung, sondern der Spurführung anhand tatsächlich aufgezeichneter Spurlinien. Zunächst werden diese z. B. beim Säen mit Hilfe eines Geräteempfängers aufgezeichnet werden. Später dienen sie bei Folgemaßnahmen der Spurführung.
Für Rows oder eine Anbaugerätelenkung muss der zweite Receiver perfekt positioniert und eingemessen werden.
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
Einsatz in einer Demoanlage: AutoPath Rows mit einer Hackmaschine samt Lenkrahmen ohne Kamerasteuerung.
(Bildquelle: Schulz)
John Deere: Empfänger ohne RTK
Der hierfür benötigte Empfänger muss nicht identisch mit dem auf dem Traktor sein und keine RTK-Genauigkeit vorweisen. Das Korrektursignal verrechnet das System anhand des RTK-Signals vom Traktor. Kompatibel sind Empfänger der Baureihen SF3000, 6000, 7000 und 7500. Zur preislichen Einordnung: Ein gebrauchter SF3000-Empfänger ist ab rund 1 000 Euro zu bekommen, ein neuer SF7500 mit SF1 liegt laut Preisblatt von John Deere netto bei 3.300 Euro. Zusätzlich benötigt man einen Kabelbaum für rund 600 Euro.
Zurück zur Funktion: Nachdem der Geräteempfänger einmalig kalibriert und akribisch eingemessen ist, nimmt das aktivierte System ohne Eingriff des Fahrers die tatsächlichen Spuren auf. Das heißt konkret: Sollte es z. B. beim Säen zu Abdrift am Anbaugerät kommen, werden diese Abweichungen erfasst. Das System zeichnet während der Feldarbeit nicht nur jede Lenkspur auf, sondern auch jede Saatreihe.
Erzeugt neue Spuren
Basierend auf den aufgezeichneten Spurdaten erzeugt das System anschließend neue Lenkspuren für nachfolgende Bearbeitungsgänge — individuell für jede abgefahrene Spur. Werden diese später für Folgearbeiten genutzt, zeigt AutoTrac ergänzend sogar die vorausgegangene Fahrtrichtung im Terminal an. So kann der Anwender beispielsweise nach dem Maislegen exakt dieselbe Spurabfolge auch zum Hacken nutzen und die Geräte maximal präzise aufeinander abstimmen. Gespeichert werden die AutoPaths Rows-Daten kontinuierlich im Operations Center, bearbeiten kann man sie dort nicht. Ein Austausch auf andere Maschinen ist möglich.
Vorgeplante Spuren stehen nach dem Import als klassische Lenkspuren zur Auswahl.
(Bildquelle: Schulz)
Bei Abfahren von zuvor per AutoPath Rows erzeugter Spurlinien deuten Pfeile auf die vorherige Fahrtrichtung hin.
(Bildquelle: Werkbild)
Apropos andere Maschinen: Wer ein AutoTrac-Lenksystem auf einem Fremdfabrikat nutzt, kann kombiniert mit den ergänzenden Komponenten auch AutoPath-Rows-Spuren damit aufzeichnen. Abfahren gelingt laut Hersteller nur mit John Deere-Traktoren.
Wir fassen zusammen
AutoPath Rows und AutoPath Boundaries sind zwei komplett verschiedene Funktionen. Beide ergänzen die AutoTrac-Spurführung von John Deere. Mit der Funktion Boundaries lassen sich Spurlinien anhand eingemessener Feldgrenzen erzeugen — wahlweise am Traktorterminal oder redundant über die Weboberfläche Operations Center. Diese neue Möglichkeit erlaubt es, perfekte und möglichst gleichbleibende Spurlinien zu erzeugen und zu nutzen.
AutoPath Rows dient hingegen der Aufzeichnung tatsächlich angelegter Spuren inklusive der Fahrtrichtungen im Feld. Auf dieser Basis erzeugt das System für jede Arbeitsbreite passgenaue Lenkspuren für darauffolgende Arbeitsgänge. Hilfreich, um beispielsweise nach der Aussaat bereits blind hacken zu können oder beispielsweise auf tendenziell teure und schwere Lenkrahmen vor einer Hackmaschine zu verzichten.
Passive und Aktive Gerätelenkung
Passive Steuerung
Ergänzend zu AutoPath gibt es unter anderem mit der aktiven und passiven Gerätelenkung zwei weitere Funktionen für John Deere-Lenksysteme, um die Präzision zu fördern. Die passive Ansteuerung ist beispielsweise in Kombination mit lang bauenden Arbeitsgeräten (Universaldrillmaschinen, aufgesattelte Grubber, Güllefässern usw.) sinnvoll. Bei diesem System misst ein zweiter Anbaugeräteempfänger auf Höhe der Arbeitswerkzeuge, zum Beispiel der Säschiene, die tatsächliche GPS-Position. In Folge dessen korrigiert das Spurführungssystem das Lenkverhalten des Traktors, damit die Arbeitswerkzeuge zum Beispiel auf der A-B-Linie spuren. Diese Variante ist vor allem für Einsätze interessant, bei denen der Traktor ohne Restriktionen lenken kann. In Reihenkulturen ist das zum Beispiel nicht immer der Fall.
Der zusätzliche Geräteempfänger wird wie bei AutoPath Rows über ein Y-Kabel (rund 700 Euro) in den Isobus eingeschliffen und muss einmalig eingemessen werden. Ein Wechsel an andere Geräte ist unproblematisch.
Aktive Steuerung
Ergänzend ist eine aktive Steuerung möglich, wofür alle Komponenten der passiven Steuerung, ergänzt um einen zusätzlichen Controller (etwa 620 Euro), benötigt werden. Auf dem Controller lassen sich mehrere Profile speichern, so dass dieser beispielsweise über das Jahr hinweg mit verschiedenen Maschinen nutzbar ist.
Aktiv bedeutet, dass das Spurführungssystem zusätzliche Steuerimpulse an einen Lenkaktuator am Arbeitsgerät ausspielt —beispielsweise an einen Verschieberahmen, hydraulische Unterlenkerstabilisatoren oder an eine Deichsel- bzw. Achslenkung. Bei neueren John Deere-Traktoren kann die hydraulische Ansteuerung direkt über eines der Schleppersteuergeräte erfolgen. Verbreitet ist diese Anwendung zum Beispiel für die präzise Einzelkornsaat oder für gezogene Kartoffelpflanzmaschinen.