Die Transformation der Radmaschine zur Vollraupe erfolgte still und heimlich in einer Halle. Niemand sollte von dem Projekt erfahren, bevor die Maschine einsatzbereit auf den eigenen Ketten steht. Eingeweiht waren nur sechs Personen, die nachts und an den Wochenenden den Umbau gestemmt haben.
Zwei Unternehmer, eine Idee
Christian Logemann beschäftigte schon länger die Frage, wie er Mais auf schlecht befahrbaren Flächen am effizientesten ernten kann. Allerdings fehlten ihm alleine die Kapazitäten, dieses Projekt auf die Beine zu stellen. Daher trat er im Sommer 2021 mit seiner Idee an Volker Röbenjohanns heran, der eine Kfz- und Landmaschinenwerkstatt betreibt. Gemeinsam kauften die beiden Anfang 2024 dann einen gebrauchten Claas Jaguar 900.
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Die Transformation der Radmaschine zur Vollraupe erfolgte still und heimlich in einer Halle. Niemand sollte von dem Projekt erfahren, bevor die Maschine einsatzbereit auf den eigenen Ketten steht. Eingeweiht waren nur sechs Personen, die nachts und an den Wochenenden den Umbau gestemmt haben.
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Christian Logemann beschäftigte schon länger die Frage, wie er Mais auf schlecht befahrbaren Flächen am effizientesten ernten kann. Allerdings fehlten ihm alleine die Kapazitäten, dieses Projekt auf die Beine zu stellen. Daher trat er im Sommer 2021 mit seiner Idee an Volker Röbenjohanns heran, der eine Kfz- und Landmaschinenwerkstatt betreibt. Gemeinsam kauften die beiden Anfang 2024 dann einen gebrauchten Claas Jaguar 900.
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Nach kurzem Testeinsatz in der Grasernte verschwand der Häcksler fürs Erste in der Halle, damit Logemann und Röbenjohanns den Schneidbrenner ansetzen konnten. Wenige Stunden später war der Häcksler so weit zerlegt, dass das Team mit dem Umbau starten konnte. Ergänzend zum Häcksler standen noch zwei Kettendumper der Firma Bergmann auf dem Einkaufszettel, die gebraucht günstig zu bekommen waren.
Wie viele Stunden in den Umbau der drei Maschinen investiert wurden, kann niemand genau sagen. Aber allein mit den Schweißarbeiten waren zwei Personen mehr als 600 Stunden lang beschäftigt. Dabei wurden sage und schreibe neun Rollen Schweißdraht und sieben Flaschen Gas verbraucht — diese Menge verbraucht Röbenjohanns sonst in einem ganzen Jahr!
Dumperumbau
Die gebrauchten Dumper mussten zuerst auf Verschleiß geprüft und gewartet werden. Im Anschluss hat das Team die Hochkippvorrichtungen in Eigenregie angefertigt und aufgebaut. Als Grundlage für die Mulden dienten Absetzcontainer, die in der Mitte durchgetrennt und verbreitert wurden. So erhöhte sich das Volumen auf rund 15 m³ Wassermaß. Mit Schüttkegel transportieren die Dumper etwa 18 m³ Maissilage und können einen 40 m³-Abrollcontainer mit zwei Anfahrten füllen.
Die Überladehöhe der Bunker beträgt 2,65 m, genau angepasst an die betriebseigenen Abrollcontainer. Auch das Überladen auf niedrige Muldenkipper ist möglich. Eine Gummilippe an der Muldenkante sorgt dafür, dass beim Überladen möglichst wenig Mais neben das Transportfahrzeug fällt. Eine Kamera im Heck erleichtert das Rangieren.
Mit einem Eigengewicht von 15 t und einer Leistung von 225 PS sind die kleinen Helfer flink auf dem Acker unterwegs. Die große Aufstandsfläche der originalen Raupen sorgt für maximale Bodenschonung und ausreichend Traktion. Die Raupen laufen nach vorne und hinten spitz zu, das sorgt spürbar dafür, dass die Laufbänder die Maschine aktiv nach oben ziehen, wenn diese drohen einzusinken.
Für den Häcksler wurden zwei gebrauchte Dumperlaufwerke angeschafft. Sie stammen zwar nicht von einem Bergmann-Dumper, sondern von Morooka, sind aber fast baugleich. Somit hat der Häcksler die gleichen Vorteile wie erwähnt. Die mögliche Nutzungsdauer der Ketten schätzen die Unternehmer auf ungefähr 1.000 bis 1.500 Stunden.
Auch über die Verwendung von Baggerketten wurde nachgedacht. Allerdings sind diese meist aus Stahl und so nicht straßentauglich. Außerdem sind Baggerfahrwerke meist für etwa 7 km/h ausgelegt. Der Häcksler erreicht mit seinem neuen Fahrwerk eine maximale Geschwindigkeit von 15 km/h und hat eine Motorleistung von etwa 595 PS. Dank der Gummiketten kann der Erntekomplex kurze Umsetzfahrten von Feld zu Feld auf eigener Achse erledigen. Für weitere Strecken stehen drei Tieflader-Gespanne bereit, auf welche die Maschinen verladen werden.
Auch Elektronik und Hydraulik des Häckslers wurden angepasst. Einen Blick unter die Motorhaube oder auf die Steuerung in der Kabine wollten die Unternehmer uns allerdings nicht gewähren. Verständlich, denn in die Entwicklung dieser Technik wurde viel Schweiß, Nerven und natürlich auch Zeit investiert. Man mag vermuten, dass die Ernte unter nassen Bedingungen auch zeitaufwändig ist. Praxiserfahrungen zeigen allerdings passable Hektarleistungen.
Über die Straße geht es per Tieflader. Das Verladen klappt zügig.
(Bildquelle: Rüther)
Durch ihre abgeschrägte Bauform ziehen die Laufwerke die Maschinen immer nach oben, wenn diese einsinken.
(Bildquelle: Rüther)
Die Raupenfahrwerke hinterlassen kaum Spuren, das ermöglicht eine einfache Bearbeitung der Fläche im Frühjahr.
(Bildquelle: Rüther)
Überraschende Leistung
Die Stundenleistung gibt Logemann mit 1,7 bis 2,3 ha an — und das mit einem Achtreiher. Häckslerfahrer Frank Elbers spricht von einer durchschnittlichen Leistung von 2 ha/h über die gesamte Saison, bei einem Dieselverbrauch von 70 l/h. Das ist mit einer normalen Radmaschine vergleichbar. Die Dumper sind mit einem Verbrauch von etwa 15 l/h sparsam unterwegs.
Abgerechnet wird die Dienstleistung im Stundenlohn, für Rüst- und Umsetzzeiten sowie Anfahrten gibt es Pauschalen. Auf den Hektar gesehen, ist die Ernte mit den Spezialmaschinen nicht viel teurer als mit Standardmaschinen.
Übrigens: Die Ursprungsidee war ein Bunkerhäcksler. Das Vorhaben wurde aber aufgrund von zu geringen Hektarleistungen schnell wieder verworfen. Oberstes Ziel war, eine Erntekette auf die Beine zu stellen, die in Sachen Preis und Leistung an Standardmaschinen herankommt. Das scheint dem Team gelungen zu sein.
Einsatz
Wir konnten dem Ernteteam in der Nähe von Westerstede über die Schulter schauen. Hier wurden für einen großen Kuhbetrieb 60 ha Mais mit einer Häcksellänge von 5 mm gehäckselt. Der Mais war auch Mitte November noch etwas grün, da er aufgrund der schlechten Befahrbarkeit im Frühjahr erst sehr spät in den Boden kam. Bevor Logemann seinen Umbau bekannt gab, hatte der Betrieb Sorge, den Mais überhaupt von seinen Flächen ernten zu können.
Mit der Spezial-Häckselkette lief die Ernte zügig und ohne Probleme. Zum Transport wurden drei Hakenlift-Gespanne mit sechs 40-m3-Containern eingesetzt. Die Kette lief rund, und es kam weder am Häcksler noch beim Transport zu Wartezeiten. Die Leistung der Kette lag an diesem Tag bei 2,2 ha/h. Die Flächen waren teilweise so nass, dass wir stellenweise Probleme hatten, dort überhaupt laufen zu können.
Nachdem die Flächen des Kunden abgearbeitet waren, wurden die drei Maschinen innerhalb von 15 Minuten auf ihre Tieflader verladen, und die Kolonne konnte sich auf den Weg zum nächsten Kunden machen. Man merkt schnell, dass das Team eingespielt ist und bei den Arbeiten routiniert vorgeht. Mit Diesel betankt wurden die Maschinen über mobile Tankstellen am Feldrand.
In der Saison 2024 konnte das Team Erfahrungen auf rund 400 ha Einsatzfläche sammeln. Dabei wurde — wie es bei so einem Umbau üblich ist — noch Optimierungspotenzial an den Maschinen festgestellt, z. B. was die Balance betrifft. An diesen kleinen Stellschrauben wurde jetzt im Winter noch gedreht, um die Ernte unter Extrembedingungen in der Saison 2025 noch weiter zu vereinfachen.
Fazit
Logemann und Röbenjohanns ist es gelungen, eine schlagkräftige Häckselkette für schwierige Bedingungen auf die Beine zu stellen. Dabei wurde auch darauf geachtet, die Kosten für die Landwirte in Grenzen zu halten. Durch die schonende Überfahrt im Herbst lassen sich die Flächen im Frühjahr schneller wieder bearbeiten.