Krone-Feldhäcksler BiG X 630 OptiMaize: A little big
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Gut zu wissen
- 3 m Transportbreite und nur gut 12 m Wendekreis machen die maximal 653 PS sehr wendig.
- Beim Umbau von Gras auf Mais setzt Krone in einigen Bereichen Maßstäbe.
Von der größeren Serie unterscheidet den BiG X 630 und seine drei kleineren Kollegen vor allem die geringere Einzugs- und Trommelbreite von 630 mm. Mit diesem Häckselorgan und entsprechender Bereifung sind schmale 3 m Außenbreite möglich.
Auch beim Motor gibt es Unterschiede bei den Baureihen: Während die großen BiG X aktuell mit Liebherr-Motoren unterwegs sind, sorgt im BiG X 630 ein quer eingebauter MTU-Reihensechszylinder für die Kraftentfaltung. Bis zu 480 kW/653 PS holt das Aggregat mit einstufiger Turboaufladung aus 15,6 l Hubraum, als Häckseldauerleistung gibt Krone 452 kW/615 PS an.
Krone: OptiMaize-Ausstattung
- MaxFlow-Trommel mit 36 Messern und Gegenschneide (7 630 Euro Aufpreis)
- OptiMaxx-Korncracker mit 250-mm-Walzen und 30 % Drehzahldifferenz (17 545 Euro)
- VariLOC-Trommel-Schaltgetriebe, Schnittlänge 3 bis 24 mm (11 280 Euro)
- Allradantrieb (23 485 Euro)
- CropControl zur Ertragserfassung und NIR-Sensor zur Feuchtebestimmung
- EasyLoad-Automatik zum Überladen auf Transportfahrzeuge (10 575 Euro)
- LED-Lichtpaket (6 070 Euro)
- Zehnreihiges Maisgebiss XCollect 750-3 inklusive Komfortschutz (159 655 Euro)
- 3-m-Pickup EasyFlow 300 S (27 925 Euro)
Eco- und X-Power
Der Motor erfüllt mit SCR, DOC und DPF die Abgasstufe V. 115 l AdBlue sind dafür an Bord. Der Dieselvorrat umfasst mit Zusatztank (230 l) satte 1 450 l. Leider schaltete unsere Zapfpistole bereits bei 90 % Tankfüllung ab, so dass man für eine komplette Ladung von Hand nachtanken muss.
Das Motor-Management im BiG X 630 ermöglicht eine Anpassung an sämtliche Erntebedingungen. Mit Eco-Power (400 bis 520 PS) sowie X-Power (615 PS) gibt es zwei Modi. Im Eco-Modus kann man die Motorleistung in 30-PS-Stufen von Eco -- bis Eco ++ zusätzlich festlegen. Oder man wählt die Powersplit-Automatik, bei der die Motorkennlinie je nach Leistungsbedarf stufenlos angepasst wird. Von Eco-Power kann man bei der Arbeit zu X-Power wechseln — nicht aber zurück, um den Häcksler nicht zuzufahren. Schön auch die automatische Drehzahlabsenkung beim Anheben des Erntevorsatzes sowie bei Stillstand des Häckslers
Standfest im Gras...
Trotz der üppigen Aufwüchse waren Netto-Durchsätze ohne Nebenzeiten von 164 t/h Frisch- bzw. knapp 70 t/h Trockenmasse bei 42 % Trockensubstanz (TS) drin. Bei größeren Schnittlängen lässt sich der Durchsatz des BiG X 630 noch steigern. Jedoch geht der Trend in unserer Testregion Nordniedersachsen zu immer kürzeren Schnittlängen bei der Grassilage. Krone empfiehlt dann auch im Gras den vollen Messersatz.
...und auch in Mais
Bei 5 mm schaffte der BiG X 630 bereits satte 191 t/h auf den Wagen (Nettodurchsatz ohne Nebenzeiten). Bei 8 mm knackte der Häcksler die 200 t-Grenze, und zwei weitere Erhöhungen der Schnittlänge um 3 mm brachten je rund 5 t/h mehr Durchsatz. Mit 22 mm war bei gut 212 t/h das Ende der Fahnenstange erreicht.
Bezieht man den Durchsatz auf die angegebene Häckseldauerleistung von 615 PS, kommt der BiG X 630 auf 0,1 bis 0,12 t Trockenmasse pro Stunde und PS. Das sind gute Werte, die man in dieser Häckslerklasse so erwarten kann. Der Dieselverbrauch markiert keine neuen Rekorde, geht mit 0,52 bis 0,58 l/t Frisch- bzw. 1,5 bis 1,84 l/t Trockenmasse aber ebenfalls in Ordnung.
Häckselqualität tadellos
Eine prima Arbeitsqualität können wir dem Korncracker attestieren, der jetzt in der Breite um 25 % zugelegt hat. Alle Maiskörner wurden bei 2 mm Spaltmaß sauber aufbereitet — selbst bei 22 mm Schnittlänge. Die OptiMaxx-Walzen mit 250 mm Durchmesser arbeiten mit einem um 5° schrägverzahnten Profil. Das hat neben dem Reib- zusätzlich einen Schereffekt zur Folge. Im Test war der Korncracker mit 105/123 Zähnen und 30 % Drehzahldifferenz ausgerüstet. Optional gibt es für eine noch intensivere Aufbereitung Riemenscheiben für 40 oder gar 50 % Drehzahldifferenz.
Schnelles Umrüsten
Insgesamt lässt der Gutfluss des BiG X 630 keine Wünsche offen. Auch zuckerhaltiges Gras verlässt sicher den Auswurfkrümmer. „VariStream“ bedeutet gefederte Böden unter der Trommel sowie hinter dem Wurfbeschleuniger. Bei ungewollten Haufen vergrößert sich so kurzfristig der Gutflusskanal — ein Plus für die störungsfreie Arbeit.
Überladen leicht gemacht
Schlanke 22 Tonnen
Für schmale Vorgewende
Der hydrostatische Fahrantrieb mit Radmotoren erlaubt im Feldmodus 25 km/h. Schalten muss man nicht, im Straßenmodus werden automatisch die automotiven 40 km/h freigegeben. Die Beschleunigung pro Fahrhebelauslenkung lässt sich einstellen.
Zum Häckseln sollte man die Beschleunigung auf Rampe eins oder zwei stellen. Dann dauert das Reversieren allerdings etwas zu lang. Hier arbeitet Krone nach eigenen Angaben an einer Lösung. Prima ist, dass man die Geschwindigkeit mit dem Fahrhebel einfrieren oder den Tempomaten verändern kann.
Gute Bodenanpassung
Bei sehr hohen Erntemengen und gleichzeitig kurzen Schnittlängen begrenzt die Reibkupplung der Zuführschnecke den Durchsatz. Hier wäre eine stärkere (Nockenschalt-)kupplung sicher die bessere Wahl. Gut funktioniert der Steinschutz RockProtect. Auch das Reversieren von Einzug und Pickup hat uns gefallen und ist sogar bei stehender Trommel möglich.
Mit Pickup bleibt der Häcksler prima sauber — jedoch ein wenig auf Kosten der Sicht in den Vorsatz, wenn sich das Lochblech mit Kaff zusetzt. Umso mehr Spaß macht das Reinigen von Pickup und Einzugsgehäuse auf dem Feld. Dank hydraulischer Vorsatzverriegelung und langer Hydraulikschläuche kann man Häcksler und Vorsatz um 50 cm auseinanderfahren und kommt bequem zum Ausblasen dazwischen. Druckluftanschlüsse gibt es dazu am BiG X reichlich.
Getrennter Schnitt
In teilweise kabinenhohen Beständen haben wir gute Erfahrungen mit dem Zusatzförderer statt der normalen Rohrbügel gemacht. Damit wandern die Pflanzen wie die Zinnsoldaten zum Einzug. Auch am Vorgewende werden die letzten Stängel so sicher zugeführt. Restreihen kann man mit dem XCollect besser etwas mittiger als ganz außen aufnehmen.
Bei Lagermais arbeitet das XCollect in Lagerrichtung einwandfrei. Liegt der Mais zur Maschine, zieht der kurze Vorsatz an den Pflanzen, bevor sie geschnitten sind. Gut gefallen hat uns die aktive Bodenführung. Vorsichtig sein muss man bei Rückwärtsfahrt, damit die Taster nicht abreißen. Hier hilft die Einstellung, den Vorsatz bei Rückwärtsfahrt automatisch anzuheben.
Spitze ist der neue automatische Komfortschutz für fast 10 000 Euro Aufpreis. Beim Einklappen schwenken Beleuchtung und Rollo automatisch vor das Maisgebiss und verschließen es sicher. Auch bei der Arbeit stört der Schutz nicht. Ebenso wie die Pickup kann man das eingeklappte Maisgebiss einfach auf den Transporträdern abstellen. Nur ein komfortabler Schnellkuppler für die Ölschläuche fehlt.
Einfache Wartung
In das Testprotokoll gehört aber auch, dass im Gras das Powerband gerissen ist und sich im Mais ein Lager vom Zwischengetriebe verabschiedet hat. Hier geht Krone von Materialfehlern aus.
Für Einzug und Trommel liefert Krone optional je einen Servicewagen mit — auf ebenem Grund prima zum Demontieren und Rangieren geeignet. Im montierten Zustand lässt sich der Einzug zur Messerkontrolle einfach oben aufklappen. Die Häckslermesser werden auf die Trommel geschraubt und per exzentrischem Hilfsschlüssel zur Gegenschneide ausgerichtet, auch das funktioniert gut. Die Endstücke des Auswurfkrümmers lassen sich schnell tauschen. Für Öl-, Strom- und Kameraleitungen gibt es Trennstellen.
Komfortabel, aber noch nicht perfekt
Beim nächtlichen Maisanhäckseln störte uns die spiegelnde Heckscheibe, in der sich die komplette Batterie der sonst sehr guten LED-Arbeitsscheinwerfer wiederspiegelt. Die Geräuschbelastung geht in Ordnung. Man hört eher das dumpfe Brummen des Motors als den Gutfluss. Auf der Armlehne und mit dem Fahrhebel findet man sich schnell zurecht. Schön: Zwei Memo-Tasten auf dem Joystick lassen sich ebenso frei belegen wie die optionalen Fußtaster links und rechts der Lenksäule. Vielleicht könnte man die Form der Taster oben auf dem Fahrhebel noch verändern, so dass man mit dem Daumen einen Unterschied spüren kann.
Das 12-Zoll-Terminal lässt keine Wünsche offen. Das Display ist klar und blendfrei, auch das Kamerabild wird gut dargestellt. Vieles vom Motor über den Gutfluss bis hin zu diversen Hydraulikfunktionen lässt sich hier einstellen und individuell platzieren. Hier ist Krone sehr weit vorne.
Weitere Details
- Die Messerschleif-Einrichtung und Gegenschneiden-Automatik arbeiten gut.
- Das Lenksystem arbeitete in Mais sehr gut. Eine Schwaderkennung gibt es nicht.
- Eine Reifendruckregelanlage hat Krone nicht im Angebot. Für den BiG X 480 bis 630 ist ein Raupenlaufwerk verfügbar, das mit 76 cm Bandbreite die Transportbreite von 3 m einhält.
- Wir haben die Siliermittelanlage mit 275 l Inhalt eingesetzt. Die Mikrodosierung mit isoliertem 19-l-Tank ist erst jetzt lieferbar.
- Der NIR-Sensor liefert Daten zur Feuchtigkeit. Zusammen mit Zunhammer wurde jetzt auch ein System zur Inhaltsstoffbestimmung entwickelt.
- Serienmäßig hat der BiG X SmartConnect für Telemetrie-Anwendungen an Bord.
- Smart Telematics — Teil des online-Portals mykrone.green — liefert optional die Live-Daten der Maschine auf den PC oder das Smartphone.
- Der BiG X erfasst alle Daten zur schlagspezifische Dokumentation automatisch.
Krone BiG X 630 im Mais: Häckselstruktur, Durchsatz und Dieselverbrauch
Praktikerurteile BiG X 530/630
Zwei Häckselketten hat Christian Richter aus Amelinghausen im Landkreis Lüneburg im Einsatz. Der große BiG X 1180 häckselt Mais hauptsächlich für Biogasanlagen. Der BiG X 530 passt als Nachfolger zum BiG X 500 prima zu den Strukturen seiner Milchvieh-Kunden. Der Lohnunternehmer schätzt nach zwei Jahren Einsatz trotz fast gleicher Motorleistung die höhere Leistungsfähigkeit des Nachfolgemodells: „Besserer Gutfluss, 3 m Außenbreite, schmaleres Heck sowie die Wendigkeit sind für uns die Pluspunkte.“
Der Umbau von Mais auf Gras ist gut zugänglich und schnell gemacht. Sowohl in Gras als auch in Mais ist Richter mit der Arbeitsqualität zufrieden. Potenzial sieht er dagegen bei der Geräuschbelastung in der Kabine. Und auch wegen der im Dunkeln zu stark spiegelnden Scheiben beim Maishäckseln steht Richter im Dialog mit Krone.
Einen BiG X 580 und einen 630 setzt das Lohnunternehmen Leistner aus Hiltpoltstein in Bayern seit vergangenem Frühjahr ein. Im Vergleich mit den Vorgängermodellen lobt Michael Leistner den höheren Durchsatz, den er auf VariStream und die Beschleunigerleistung zurückführt. Gras und GPS wird mit der EasyFlow-Pickup geerntet: „Die Bodenanpassung und Materialzuführung sind top. Und wir haben in vier Jahren noch keinen Pickup-Zinken wechseln müssen.“
Wenn GPS vom BiG M gemäht und im Schwad abgelegt wird, spielt der BiG X seine Wendigkeit aus: „In den Ecken können wir um 90° abbiegen.“ In trockenen Jahren mit weniger Erträgen nutzt Michael Leistner auch den Eco-Modus: „Sonst fahren wir auf Durchsatz und mit X-Power.“ Gegenüber den Vorgängern lobt er den besseren Kabinenkomfort.
Fazit
Am Arbeitsplatz gibt es nur einige Details zu verbessern. Und auch die Umrüstung zwischen Gras- und Maiseinsatz hat Krone praktikabel und komfortabel gelöst.
Alles andere als „A little big“ ist der Listenpreis: Bei über 800 000 Euro ohne MwSt. muss beim realen Preis noch viel Spielraum für einen wirtschaftlichen Einsatz eines 600-PS-Häckslers drinsitzen.