Understatement scheint eine japanische Tugend — so zumindest kommt es einem vor, wenn man sich mit Kubota beschäftigt. Was steckt hinter dem stillen Riesen?
Schon im Jahr 1890 gründete Gonshiro Kubota im japanischen Osaka sein gleichnamiges Unternehmen. Dabei lag der Schwerpunkt anfangs auf der Herstellung von gusseisernen Rohren für Wasserleitungen, bevor man 1922 den ersten kerosin-betriebenen Motor vorstellte und Mitte der 1940er Jahre das Angebot um landwirtschaftliche Maschinen erweiterte. Im Laufe der Jahre kamen neben Traktoren und Mähdreschern auch noch Baumaschinen hinzu.
Kubota: Über 15 Mrd. Euro Umsatz
Heute beschäftigt Kubota weltweit mehr als 41 000 Mitarbeiter, und die Produktpalette reicht bis hin zu Generatoren, Wasserpumpen sowie Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung und zum Recycling. Nach wie vor ist aber die Gießerei-Technik eine der tragenden Säulen des Unternehmens. Alle Kurbelgehäuse und Zylinderköpfe für den Motorenbau stammen aus der eigenen Gießerei. Und das sind einige, schließlich ist Kubota nach eigenen Angaben bis 100 PS der größte Hersteller von Offroad-Motoren weltweit. Kleine Anekdote dazu: Als eine Hommage an den deutschen Motorenentwickler Rudolf Diesel haben die Kubota-Motoren noch heute deutsche Buchstabenkürzel in ihren Typenbezeichnungen (zum Beispiel E, Z und D für Ein-, Zwei- oder Dreizylinder).
Heute vertreibt die Kubota Corporation ihre Produkte in mehr als 130 Länder auf der ganzen Welt. Im Jahr 2020 erwirtschafteten die Japaner damit einen Umsatz von über 15 Milliarden Euro. Der deutsche Vertrieb ist an diesem Umsatz mit rund 275 Millionen Euro beteiligt.
Dabei hat man den europäischen Markt erst ab 1974 mit einer Niederlassung in Frankreich entdeckt, bevor man 1983 auch in Deutschland mit einer eigenen Vertriebsgesellschaft aktiv wurde. Seit 1993 ist der Vertrieb für Dieselmotoren und Kommunalmaschinen in Rodgau südlich von Frankfurt ansässig. Von hier aus erfolgt die Auslieferung der Traktoren für Deutschland sowie für verschiedene osteuropäische Länder. Die Kubota Baumaschinen GmbH sitzt dagegen in Zweibrücken, westlich von Mannheim, wo auch Minibagger etc. gebaut werden.
Anders als die Baumaschinen kommen die (kleinen) Traktoren per Container aus Japan nach Europa. In Rodgau werden die Maschinen dann von ca. 60 Mitarbeitern endmontiert und für die Kunden spezifiziert.
Eine globale Marke: Kubota
Nachdem in Japan die Entscheidung gefallen war, eine „Global Major Brand“ zu werden (eine „weltweit bedeutsame Marke“), startete Kubota einen konsequenten Expansionskurs. Sichtbar wurde das zum Beispiel beim Kauf von Kverneland im Jahr 2012 oder bei der Vorstellung der M7001-Traktoren mit 130 bis 170 PS im Jahr 2015. Für deren Bau entstand schließlich auch eine komplett neue Traktorenfabrik im nordfranzösischen Bierne. Damit setzt Kubota das in die Tat um, was Kazunari Shimokawa, der heutige Chef der Landtechnik-Sparte bei Kubota in Osaka, bereits als Präsident der Europa-Holding angekündigt hatte: „Wir haben sowohl die Möglichkeiten, neue Produkte zu entwickeln, als auch das Geld, Unternehmen mit neuen Produkten zu kaufen.“ Tatsächlich geht es mit Riesenschritten voran, wie die weltweite Gründung von Innovationszentren, die Investition in zahlreiche Start-ups (FarmX, Trapview, SeeTree, Tevel etc.) oder die Kooperation mit TopCon beweist.
Im Container kommen die (Klein-)Traktoren aus Japan an. Komplettiert werden sie in Rodgau, südlich von Frankfurt.
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Im französischen Bierne werden die Traktoren der Serie M7003 gefertigt.
(Bildquelle: Kubota)
Kubota Deutschland GmbH
„Anstatt eines mit Studien und Zukunftsvisionen bestückten Messe-Stands ist auf einem Kubota-Stand nur ausgestellt, was Sie auch kaufen können!“ — Robert von Keudell, Director Tractor Sales & Marketing Kubota (Deutschland) GmbH, sieht hier ein wesentliches Merkmal der japanischen Kultur, die eher von Zurückhaltung geprägt ist. „Gleichzeitig gibt es aber eine sehr langfristige Strategie, die in gut gewählten kleinen Schritten konsequent umgesetzt wird.
Konsequent weiterentwickeln will von Keudell auch die Händlerschaft in Deutschland. „Uns kommt es nicht auf die Größe an, die ein potenzieller Händler hat“, so der Kubota-Manager. „Wir suchen unternehmerisch denkende Betriebe, die sich zusammen mit Kubota entwickeln möchten. Das heißt auch, dass wir den Unternehmen viele Freiheiten lassen, Gewährleistungsanträge innerhalb von 48 Stunden bearbeiten und ein breites Produktportfolio anbieten.“
Den Wiederverkauf der eigenen Traktoren auf dem Gebrauchtmarkt sieht von Keudell dabei völlig unproblematisch: „Zum einen gibt es da unsere kostengünstigen Gewährleistungsverlängerungen auf bis zu fünf Jahre bzw. 5 000 Stunden. Zum anderen ist es — neben dem anfangs erwähnten Understatement — der hohe Qualitätsanspruch, der die Japaner auszeichnet!“
Noch keine Info gibt es zu dem Thema Sechszylinder-Traktoren für Europa: „Wir reden erst über etwas, wenn wir es auch liefern können“, begründet von Keudell die Zurückhaltung.