Ein bedeutender Teil unserer profi-Leserschaft hält Rinder und Schweine. Für sie rief profi vor 20 Jahren die Rubrik Veredlungstechnik ins Leben. Zeit für einen Rückblick.
Gehasst und geliebt, gefürchtet und wertgeschätzt: Als profi im Jahre 2000 das erste Mal auf der EuroTier ausstellte, um die Premiere der Rubrik Veredlungstechnik zu feiern, gab es viel Zuspruch. Denn eine Zeitschrift, die sich intensiv und kritisch mit der Technik im Rinder- und Schweinestall beschäftigt, Tests und Umfragen durchführt und Trends aufspürt, gab es in diesem Umfang bis dahin im deutschsprachigen Raum nicht. Doch so viel Lob es für die Einführung der Rubrik für Tierhalter gab, so gehört es auch zur Ehrlichkeit zuzugestehen, dass seinerzeit nicht alle Abonnenten glücklich über die Entscheidung der Redaktion waren. 20 Jahre nach Einführung der Rubrik möchten wir uns deshalb nicht nur bei unseren Lesern bedanken, die sich für ihre Stallarbeit jeden Monat Rat und Ideen holen. Sondern ebenso bei allen, die es mit Respekt vor der Arbeit der Berufskollegen mit Tierhaltung ertragen, dass dieser „seinen“ Lesestoff bekommt. Liebe Leser, in den letzten zwei Jahrzehnten schlossen viele Stalltüren — für immer: Zählte 1999 das Statistische Bundesamt noch mehr als 150 000 Betriebe mit Milch-, Mutter- und Ammenkuhhaltung, waren es Ende 2019 keine 60 000 mehr. Leider ist ein Ende dieses Trends nicht absehbar. Denn bei Erzeuger-Erlösen, die sich in den vergangenen 30 Jahren kaum veränderten, sehen sich zusehends Betriebe außerstande, die immer unpraktikableren Vorstellungen von Gesellschaft und Politik anzugehen. Und ja: Tierhalter hören auch deshalb auf, weil sie und ihre Familien die seelischen Belastungen durch Beschimpfungen sowie Diffamierungen im Alltag und in den Sozialen Medien nicht mehr ertragen. Die gute Nachricht: Die Zahl an profi-Lesern, die von der Rinder- und Schweinehaltung lebt, stemmt sich bislang dem allgemeinen Trend entgegen. So können wir für Sie selbst in diesen schwierigen Zeiten weiterhin ein verlässlicher Partner sein. Freuen Sie sich also weiterhin auf Technikbeiträge, in denen das Wohl der Tiere und das des Menschen gleichermaßen im Mittelpunkt stehen. Bevor wir gemeinsam neue Wege beschreiten, wollen wir heute gerne noch mal kurz auf die ersten Jahre der Veredlungstechnik in profi zurückblicken. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihre Redaktion profi
Der Spezialteil „Veredlungstechnik“ startete im Dezember 2000 mit einer großen Melktechnikumfrage. Sage und schreibe 1 172 Betriebe nahmen seinerzeit an der Befragung teil. Gea hieß damals noch Westfalia Landtechnik. Und 40 Einsender melkten noch mit einer Anlage von Meltec (ehemals Miele). Die meiste Kritik hagelte es für Westfalia: 26,4 % der Einsender bemängelten die Anlagenreinigung — vor allem aufgrund von Problemen mit der sogenannten Stapelreinigung des Herstellers. Dennoch waren mit 84 % Zustimmung die Befragten mit einer Westfalia-Melkanlage die Zufriedensten in unserer Umfrage.
Im zweiten Beitrag des Messehefts 12/2000 erklärten wir das Reinigen einer Flüssigfütterungsanlage. Viele Dinge wie das Säubern des Fallrohrs mit einer „Maus“ erschienen damals für nicht wenige etwas befremdlich — heute ist diese Art der Reinigung Standard. Neu war damals auch die Grundreinigung mit alkalischen und sauren Mitteln im Wechsel — heute bieten Hersteller wie Weda diese Technik ab Werk an.
Das Aus der Sauen-Anbindehaltung veranlasste uns 2001 zu einem Bericht über das Füttern tragender Sauen in der Gruppenhaltung. Eines der vier damals DLG-anerkannten Fütterungssysteme war die Breinuckelfütterung von Mannebeck. Seit 2008 ist aber nicht nur die Breifütterung, sondern mit der Übernahme durch den US-Großkonzern CTB Inc. auch die Firma Mannebeck Geschichte.
Alarm aufs Handy
(Bildquelle: Archiv profi)
(Bildquelle: Archiv profi)
Der Lüftungsalarm per Handy ist heute Standard im schweinehaltenden Betrieb. 2001 war die Technik noch erklärungsbedürftig. Mit Tipps zum Kauf und einer Marktübersicht sorgten wir für Durchblick.
2020 sind die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest das Tagesgespräch. 2001 hatten Landwirte mit der Maul- und Klauenseuche kein minder schweres Problem. Mit „Zuerst reinigen, dann desinfizieren“ gaben wir seinerzeit Tipps, die heute noch gut sind.
Bei der Stallreinigung sind heute Hochdruckreiniger mit Wasserleistungen von 30 bis 40 l/min üblich. 2001 war bei unserem Test von sieben Hochdruckreinigern der Hersteller Clena, Falch, Kärcher, Kränzle, Stihl, Wap Alto und Wilms noch das Leistungsniveau von 15 l/min der Standard.
Schädlich ist Eisen im Brunnenwasser grundsätzlich nicht. Angefangen von verstopften Nippeln hat eisenhaltiges Wasser dennoch viele Nachteile. Welche Systeme es zur Enteisenung von Brunnenwasser gibt, stellten wir im Augustheft 2001 vor.
2001 gingen wir erstmals auf Melkroboter ein. Mit dem von Westfalia weiterentwickelten „Leonardo“ hatten wir uns seinerzeit ausgerechnet das System ausgesucht, das 2004 eingestellt wurde. Der Hersteller begründete seinerzeit den Schritt mit zu hohen Entwicklungskosten sowie einem für den Großbetrieb ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis gegenüber einem Melkkarussell. 2007 folgte das Comeback mit der Übernahme der Lizenzen des RMS-Melkroboters „Titan“ von Punch.
„Wie tief soll die Melkergrube denn werden?“ — So banal die oft erste Frage des Verkäufers der neuen Melkanlage erscheinen mag, so schwer ist diese Frage zu beantworten — wenn sie 1,60 m klein und er 1,90 m groß ist. Geradezu genial fanden wir deshalb 2002 die Entwicklung des Hubbodens Comfloor von DeLaval, mit dem jede(r) Melker/in erstmals die zur eigenen Körpergröße passende Arbeitshöhe einstellen konnte.
Das Regeln der Drehzahl elektrischer Motoren mit einem Frequenzumrichter (FU) ist heute Standard. Entwickelt wurde die Technik schon in den 80ern, doch hielt sie erst Anfang des Jahrtausends Einzug in die Ställe. Weil damals oft Probleme auftraten — Stichwort „Elektrosmog“ — gingen wir 2002 mit einem gesonderten Beitrag dem Thema einmal mehr auf den Grund.
Gutes Klima im Stall muss nicht teuer sein! — Passend zu den „Hundstagen“ im Sommer 2003 veröffentlichten wir seinerzeit Tipps, wie man mit einer optimal eingestellten Lüftung im Schweinestall technisch bedingten Husten und anderen Erkrankungen zuvorkommen kann.
Bei der Stallwäsche bieten heute Kopfhörer mit integriertem Radio die willkommene Ablenkung. 2002 war die Technik noch so neu, dass wir als erstes Landtechnikmagazin drei Kapselgehörschützern mit integriertem Radio einem Praxistest unterwarfen. Die Ergebnisse des Tests wurden seinerzeit so sehnsüchtig erwartet, dass Leser schon am Wochenende vor der offiziellen Veröffentlichung privat beim verantwortlichen Redakteur anriefen und ihn um eine Kaufempfehlung baten.
Vor dem Hintergrund sich häufender Klauenprobleme nahmen wir 2002 mit Klauenpflege-Meister René Pijl erstmals einen Klauenpflegestand unter die Lupe. Der Tipp, das Modell SA 0022 des Herstellers Wopa zu nehmen, kam seinerzeit von unserem holländischen Kollegen Henk Beunk. Die positiven Rückmeldungen aus der Leserschaft auf den Bericht gaben beiden recht.
Der Film zu „Scippy“ sorgte für eine amüsante Stimmung im Publikum, als dieser auf der EuroTier 2000 mit einer Neuheiten-Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Den ferngesteuerten Kunsteber unterwarfen wir seinerzeit einem Test — mit einem erstaunlich guten Resümee seitens der Praktiker. MS Schippers verbuchte aber wohl nicht den gewünschten Erfolg und stellte Scippy nach 2002 ein.
2003 brachte MS Schippers den ersten elektrischen Fliegenvernichter mit grün schimmerndem UV-Licht auf den Markt. Das grüne Licht sollte Fliegen besser anlocken als blaues. Wir waren neugierig und wagten den Praxistest. Unser Fazit damals: Grünes Licht besitzt tatsächlich eine stärkere Anziehungskraft. Doch der Vorteil war so gering, dass wir einen Preisaufschlag von 30 % für nicht gerechtfertigt hielten.
Glatte Spaltenböden waren Anfang der 2000er Jahre ein Problem, das viele Milchviehhalter hatten — aber vermeintlich keiner darüber sprach. Im Dezemberheft 2002 stellten wir erstmals Lösungen zum Aufrauen rutschiger Spaltenböden aus Beton vor. Neben einer umgebauten Bodenfräse verwendeten wir seinerzeit sogar Salzsäure zum Auflösen der hartnäckigen Ablagerungen, eine handgeführte Fräse, und auch das Sandstrahlen probierten wir aus. Nach Erscheinen meldeten sich Praktiker und Firmen bei uns, welche im Aufrauen eine Geschäftsidee sahen — einzelne davon sind heute noch als Dienstleister tätig.
Kühle Stallluft seit 2002
(Bildquelle: Archiv profi)
(Bildquelle: Archiv profi)
„Wer die Zuluft kühlt, kann in der warmen Jahreszeit Einbrüche bei den Produktionsleistungen vermeiden“, schrieben wir 2002 in der Einleitung zur steckerfertigen Sprühbefeuchtungsanlage von Möller-Agrarklima. Das gilt heute noch. Was damals aber nicht allen klar war: Eine zu feuchte Luft im Abteil schadet dem Schwein. Wann für die Tiere die Belastungsgrenze erreicht ist, veranschaulichten wir mit einem Schema, das zusammen mit Prof. Wolfgang Büscher von der Uni Bonn entwickelt wurde und heute noch gültig ist.
Vor 20 Jahren war das Melken im Gruppenmelkstand normal. Normal war auch, dass nur wenige Landwirte eine Technik zum Heranholen der Kühe hatten. Im Januar 2003 stellten wir neben selbst gebauten Kuhtreibern auch „käufliche“ Lösungen vor. Ein großer Hersteller fand dabei die Lösung eines Kleineren so interessant, dass er fortan den Kuhtreiber in sein Portfolio übernahm.
Wie erhält man eine stabile Silage mit hohem Futterwert? — 2003 gingen wir dieser Frage nach und recherchierten dafür sprichwörtlich in alle Himmelsrichtungen: Im Norden stießen wir dabei auf Lohnunternehmer und Landwirte, die nasse Silagen mit einem säurehaltigen Siliermittel konservierten. Im Osten war gerade die Kombination aus Milchsäurebakterien und Melasse beliebt, während man im Sauerland auf die Eigenmechanisierung und im Süden beim Maschinenring Cham auf die einseitige Schwad-Zusammenführung des damals noch relativ neuen Selbstfahrers Big M von Krone setzte.
Das Reinigen von Sauen-, Ferkelaufzucht- und Mastschweineställen geht mit einer Einweichanlage deutlich schneller und einfacher als ohne. Heute ist das Einweichen Standard, 2003 musste man die Technik noch ausgiebig erklären. „Pate“ für die Technik stand seinerzeit die Firma Meier-Brakenberg — die damals noch so neu am Markt war, dass wir sie im Beitrag gar mit Ort und Postleitzahl vorstellten.
Das Reinigen von Melkständen erfordert vor allem viel Wasser — bei ordentlich Druck. Wie man kostbare Zeit bei der Melkstandreinigung spart, erklärten wir in profi 11/2003. Und wir beschrieben die Lösung eines Landwirts, der das Abwasser der Melkanlagenreinigung für die Melkstandreinigung verwendete.
2004 brachte Kraiburg erstmals maßgeschneiderte Gummimatten für Spaltenböden im Milchviehstall auf den Markt, die einen weichen sowie trittfesten Untergrund versprachen. Die Entwicklung dieser Technik fanden wir so spannend, dass wir dem Thema einen ganzen Beitrag widmeten.
Abluftwärmetauscher sind grundsätzlich eine feine Sache. Einen Freischein gibt es für die Technik dennoch nicht. So verschlechtern bereits leichte Verschmutzungen den Wirkungsgrad des Tauschers erheblich. Unsere Kritik kam bei Hersteller und Wissenschaftlern an, führte zu technischen Verbesserungen und einer sachlicheren Diskussion.
In der Juni-Ausgabe 2004 berichteten wir über unseren Test von zwölf Getreidefeuchte-Messgeräten. Damals lernten wir: Ganzkornmessgeräte sind besser als ihr Ruf, und manches Gerät misst exakter als jenes vom Landhändler.
Zusammen mit dem Landwirtschaftszentrum Haus Düsse und der DLG testeten wir 2004 erstmals zehn Klauenpflegescheiben. Unser Fazit damals: Selbst ungeübte Landwirte arbeiten besser mit Schneid- statt mit Lötgranulat-Scheiben. Zwei Scheiben eigneten sich sowohl für Landwirte als auch für Klauenpfleger.
Haare am Euter sind je nach Betrieb und Hygiene nicht unproblematisch. Eine Entfernung der Euterhaare binnen Sekunden versprach der erste „Euterbrenner“ von MS Schippers mit „kalter Flamme“. Unser Fazit damals: „Einfache Technik, die viel Zeit spart und bei fachgerechtem Einsatz ungefährlich ist.“
In unserer EuroTier- Nachlese 2004 stellten wir fest, dass in den Hallen mit Biogastechnologie mehr los war als in den für Rinder- und Schweinehalter. Es war auch die Messe, auf der Brunimat ihren Automaten für frische Schulmilch und Holaras seinen ersten „schweren“ Siloverteiler vorstellten.
Bis in die 90er Jahre waren Tandem-Melk-stände Mode. Doch mit einem wachsenden Tierbestand dauerte damit das Melken zusehends länger. Eine Lösung versprach 2002 der Umbau vom Tandem-Melkstand zur steilen Fischgräte, auch 50°-Melkstand genannt.
2017 stellten wir den mobil einsetzbaren Fütterungsroboter „feedstar“ von Eder-Landtechnik vor. Tatsächlich fällt die Technik auf die Entwicklung eines Landwirts in den 80er Jahren zurück: 2004 zeigten wir auf, wie diese Technik teure Stallbaukosten spart und wie Praktiker die altbewährte Technik mit den bereits sehr beliebten Futtermischwagen kombinierten.
Man mag es sich heute nicht mehr vorzustellen, doch vor nicht einmal 20 Jahren waren Beschichtungssysteme zur Sanierung von Stallböden nahezu unbekannt. 2003 wagten wir den Test und sanierten erstmalig die Böden eines Abferkelstalls, im November 2004 zogen wir Bilanz: „Der schnelle Einbau von Gussasphalt ist keine Alternative zum altbewährten Fliesenboden“, lautete ein Fazit. Und „…wer mit Epoxid-Harz sanieren möchte, sollte die Arbeiten einem Fachmann überlassen!“