Um die Lücke zwischen A- und N-Serie zu schließen, hat Valtra die G-Serie eingeführt. Wir zeigen, warum sich der G135 ganz und gar nicht verstecken muss.
Die G-Serie ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch Vorteile hat, wenn eine Schleppermarke zu einem größeren Konzern gehört. Schließlich teilt sich die neue G-Serie von Valtra die Plattform im Agco-Konzern mit dem 5S von Massey Ferguson. Valtra war es somit einfach möglich, zwischen der kleinen A-Serie (75 bis 135 PS) und der größeren N-Serie (135 bis 201 PS) den neuen G mit 105 bis 145 PS zu platzieren.
Traktor Valtra G135: Agiler Vierzylinder mit ordentlich Feuer
Unser Testkandidat war das Topmodell G135 Versu, der im Gegensatz zu den Varianten „HiTech“ und „Active“ die komplette Bedienarmlehne samt Multifunktionsgriff und Terminal hat. Und nachdem wir bei manchen Testkandidaten in letzter Zeit regelrechte Orangen-Häute gesehen haben, wollen wir an dieser Stelle auch die exzellente Lackierqualität des G135 erwähnen. Neuester Schrei im Valtra-Programm sind übrigens die Metallic-Töne Bronze und Olivgrün — aber wie gesagt: Getarnt werden muss der Kleine keineswegs.
Unter der schrägen Freisicht-Haube des G135 steckt der Vierzylinder 44MBTN-D5 mit 4,4 l Hubraum von Agco-Power. Er erfüllt die Abgasstufe V ohne Abgasrückführung, aber mit Helfern wie DOC, DPF und SCR-Katalysator. Entsprechend gespannt waren wir auf die Ergebnisse vom Zapfwellenprüfstand des DLG-Testzentrums.
Boost schon ab dem Gang B6
Von den im Prospekt genannten 100 kW/135 PS Maximalleistung des Motors kamen hinten am Stummel genau 94,6 kW an — das ist super! Zusätzlich ist nicht nur bei Zapfwellenarbeiten, sondern auch bei Zugarbeiten ab dem Gang B6, ein Boost aktiv. Von den 10 PS, die dann laut Prospekt noch dazukommen, konnte die DLG an der Zapfwelle allerdings nur gut 6 PS wiederfinden — das ist kaum der Rede wert. Auch der Drehmomentanstieg von nicht ganz 32 % (bei immerhin 41 % Drehzahlabfall) sowie ein Konstantleistungsbereich von gut 20 % sind keine Rekordmarken. Trotzdem kamen wir mit dem G in der Praxis bestens zurecht.
Und der Verbrauch?
Mit 259 g/kWh (+ 25,2 g/kWh AdBlue) bei Nenndrehzahl sowie 244 g/kWh (+ 24,1 g/kWh) bei Maximalleistung liegt der G im guten Mittelfeld. Gleiches gilt bei den praxisnäheren Powermix-Messungen. Hier erreichte der G135 mit 281 g/kWh (+ 26 g/kWh AdBlue) einen Wert, der etwas besser als der Durchschnitt aller bisher getesteten Traktoren ist. Und was den Transport angeht, bietet der G eine Drehzahlreduzierung auf rund 1 900 Touren bei 40 km/h. Entsprechend liegt auch hier der Dieselverbrauch mit 401 g/kWh etwas besser als das Mittel — prima! Noch besser wird der Wert vermutlich, wenn man die Eco-Variante des Getriebes wählt, bei dem 40 km/h bei nur 1 640 Touren erreicht werden.
Sechsstufige Lastschaltung
Stichwort Getriebe: Anders als die N-Serie kommt der G (wie auch die A-Serie) mit einem Triebsatz von Gima daher. Das Werk in Frankreich betreibt Agco gemeinsam mit Claas. Entsprechend eng verwandt sind das Claas Hexashift, das Dyna-6 von MF sowie das Versu in der G-Serie. Mit vier Gängen, sechs Lastschaltstufen und der lastschaltbaren Wendeschaltung kommt man damit auf 24/24 Stufen.
Zudem sind die Geschwindigkeiten schön gleichmäßig abgestuft und es stehen immerhin neun Übersetzungen im Hauptarbeitsbereich von 4 bis 12 km/h zur Verfügung. Ebenso gefällt uns die Möglichkeit, eine optionale Kriechgruppe ab 110 m/h oder auch eine Wegzapfwelle zu bestellen. Leider gibt es optional nur maximal drei Drehzahlen (540/540E/1 000). Ebenfalls neu für uns war die Info, dass der Boost nicht bei der Eco-Zapfwelle aktiv ist.
Dank der Schaltautomatik samt Tempomatfunktion neigt man schnell dazu, den Versu mit einem stufenlosen Getriebe zu vergleichen. Nicht dazu passt allerdings, dass der Wendeschalthebel links unterm Lenkrad nach wie vor rastet. Das erschwert die Nutzung des Tasters für den Richtungswechsel rechts am Fahrhebel unnötig.
Wenn wir beim Getriebe sind, geht es natürlich auch um das Thema Zugleistung. Hier profitiert der G wiederum von dem angesprochenen Boost, der schon ab dem Gang B6 (10,7 km/h) aktiv ist. Entsprechend hat die DLG vorm Bremswagen eine maximale Zugleistung von 90,6 kW gemessen — alle Achtung. Und mit 266 g/kWh ist auch der Verbrauch hier super.
Der 4,4 l Vierzylinder von Sisu performt gut, der Verbrauch ist okay.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Drahtspangen sind tatsächlich als Kugelhalter gedacht. Bei Kugeln mit Fangtaschen hält das sicher nicht.
(Bildquelle: Tovornik)
Hubwerk und Hydraulik
Bei der Hydraulik bietet die G-Serie eine entnehmbare Ölmenge von bis zu 41 l aus dem gemeinsamen Ölhaushalt mit dem Getriebe. Serienmäßig ist auch eine Axialkolbenpumpe mit 110 l/min, bei der die DLG eine Fördermenge von gut 103 l/min (28,5 kW) gemessen hat — gut. Gut ist auch die Ausstattung mit bis zu acht Ventilen (vier vorne, vier hinten) sowie einem zusätzlichen Schwarz-Weiß-Ventil für den hydraulischen Oberlenker. Allerdings kann nur dieser Anschluss (mit maximal 20 l/min Durchflussmenge) extern bedient werden.
Was die Bedienung des Hubwerks angeht, setzt Valtra nach wie vor auf einen Rastschalter auf dem Multifunktionsgriff. Wenn man Abläufe automatisieren will, ergibt sich damit eine ähnliche Problematik wie mit dem rastenden Wendeschalthebel links. Ansonsten sind wir aber sowohl mit den einfachen Seitenstabilisatoren als auch mit den Fanghaken vom finnischen Zulieferer LH bestens zurechtgekommen. Und das gilt auch für die vom DLG-Testzentrum gemessene Hubkraft: Mit fast 4 700 daN lässt der G kein Gerät stehen — prima!
Mit 281 g/kWh (+ 26 g/kWh AdBlue) im Mittel liegt der Valtra G135 etwas besser als der Durchschnitt aller bisher getesteten Traktoren. Beim Transport bietet das Getriebe des G eine Drehzahlreduzierung auf 1 900 Touren bei 40 km/h. Entsprechend liegt auch hier der Verbrauch mit 401 g/kWh etwas besser als das Mittel.
(Bildquelle: Tovornik)
Vier Gänge und sechs Lastschaltstufen bieten dank lastschaltbarer Wendeschaltung 24/24 Übersetzungen sowie neun Stufen von 4 bis 12 km/h.
(Bildquelle: Tovornik)
Valtra G135: Die Hubkraft steigt zwar nach oben hin leicht an, trotzdem reicht sie aus, um auch die schwere Drillkombination komplett auszuheben.
(Bildquelle: Tovornik)
Valtra G135: Kabine mit Licht und Schatten
Die Kabine hat einen schönen geräumigen Aufstieg, leider ist dieser aber nicht ausreichend gegen Verschmutzung geschützt. Auch sechs Pfosten sind nicht mehr zeitgemäß, obwohl uns von den Testern zur Sicht nur Klagen im Zusammenhang mit dem zweiten Terminal erreicht haben.
Schließlich gibt es auch ein ordentliches Glasdach, was bei Frontladerarbeiten sehr nützlich sein kann. Wer mit dem G regelmäßig in den Stall fährt, würde sich vielleicht eine aufstellbare Frontscheibe wünschen. Die bietet Valtra aber leider auch optional nicht an.
Immerhin 75,6 dB(A) bei Vollgas sind auch in dieser Leistungsklasse höchstens Durchschnitt. Punkten kann der G dagegen mit seiner Bedienarmlehne und dem Monitor: Kräftige Farben und große Symbole sind super. Im krassen Gegensatz dazu steht das kleine Display im Armaturenbrett.
Schade ist, dass die Oberfläche des Terminals so spiegelt (laut Valtra kann man sich helfen, indem man die eigentlich dauerhafte Schutzfolie abzieht). Zudem würden wir uns vorkonfigurierte Übersichtsseiten wünschen, die wichtige Infos zu Getriebe, Hubwerk, Hydraulik und Spurführung zeigen.
Stichwort GPS: Auch wenn Agco sich bemüht, die gemeinsame Software-Struktur der verschiedenen Marken zu differenzieren, uns gefiel die volle Kompatibilität zwischen den Systemen bis hin zur Übertragung von Kontursegmenten. Und der Valtra kann sogar für Front- und Heckgerät unterschiedliche Bedeckungen erzeugen.
Kontrovers diskutiert haben wir über den Joystick: Die einen finden den „Knochen“ samt der Proportionalbedienung für zwei Hydraulikventile gelungen, die anderen vermissen eine ergonomischere Gestaltung desselben. Genau wie wir uns mit der (blinden) Unterscheidung der immerhin 20, teils konvexen und teils konkaven, Tasten in der Armlehne schwer taten.
Trotz der sechs Pfosten ist die Sicht okay. Auch mit knapp 76 dB(A) kann man gut leben.
(Bildquelle: Tovornik)
Valtra-typisch sind das kleine Lenkrad und der bekannte Wendeschalthebel mit integrierter Parksperre samt Drehzahlabsenkung.
(Bildquelle: Tovornik)
Bedienarmlehne und Terminal bieten viele Möglichkeiten, haben aber auch noch Optimierungspotenzial.
(Bildquelle: Tovornik)
Fahrwerk
In der Testausstattung brachte der G135 fast genau 6 t auf die Waage. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 9,5 t bleiben 3,5 t Nutzlast — das geht in Ordnung. Sehr in Ordnung fanden wir auch die Funktion der Bremsen (5,6 m/s2 Verzögerung) sowie die gefederte Vorderachse und den Geradeauslauf des kleinen Rackers. Und mit Reifen der Größe 480/65 R 28 sowie 1,81 m Spur haben wir einen Wendekreis von nur 10,10 m gemessen — prima!
Bleiben zum Schluss noch die Wartung und die Preise. Das Ölwechselintervall für den Agco-Motor beträgt ordentliche 600 Stunden — gut. Auch der Dieselvorrat von 200 l geht in Ordnung, 21 l AdBlue reichen da leider nicht für zwei Füllungen.
Der einfachste G135 HiTech steht in Grundausstattung für rund 103 300 Euro in der Preisliste. In der Version Versu mit Bedienarmlehne und Terminal sind es mindestens 110 400 Euro. In Testausstattung kommen dann noch das Fronthubwerk (3 073 Euro), das zweite Terminal (1 939 Euro) und die GPS-Lenkung samt SectionControl etc. (13 395 Euro) sowie die Klimaanlage für 2 052 Euro hinzu. Zusammen mit der Frontlader-Vorbereitung (5 834 Euro) samt Schwinge (8 710 Euro) kommt man so auf einen Listenpreis von 153 926 Euro für den Testschlepper (alle Preise ohne MwSt.).
Hubwerk und Hydraulikleistung sind gut, …
(Bildquelle: Tovornik)
…die externe Bedienung ganz schön hoch.
(Bildquelle: Tovornik)
Fazit
Die Arbeit mit dem G135 hat Spaß gemacht. Der wendige Allrounder ist komfortabel und hat ordentlich Leistung. Außerdem passen Hubkräfte und Hydraulikleistung zu seiner Leistungsklasse. Einschränkungen muss man eigentlich nur bei Details akzeptieren. So könnte die Kabine noch leiser und die Bedienarmlehne noch ergonomischer sein. Auch bei den Menüs im Terminal gibt es im Detail noch Verbesserungspotenzial. Schließlich spielt der G135 mit fast 154 000 Euro in der Testausstattung auch beim Preis in der oberen Liga mit.
Details aus dem Praxiseinsatz des Valtra G135.
(Bildquelle: Redaktion profi)
Thomas Koppenhagen, Karl Hermann und Carl Alt fahren einen Valtra G135.
(Bildquelle: Redaktion profi)