Steyr 4130 Expert CVT: Experte aus Österreich
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Gut zu wissen
- Gefallen haben uns die Motor-Getriebe-Abstimmung und die neue Bedienarmlehne, optional mit einem separaten Monitor.
- Zugleistung und Hubkraft waren im Test das Manko, der Verbrauch lag über dem Durchschnitt.
Das gilt auch für den neuen Steyr Expert, der nicht nur mit einer neuen Bedienarmlehne daherkommt. Laut Prospekt soll er mit seinem serienmäßigen stufenlosen Getriebe auch so vielseitig und wendig wie das kleinere Modell „Multi“, aber so kräftig und komfortabel wie die größere „Profi“-Serie von Steyr sein. Da war unsere Neugierde natürlich geweckt. Zumal wir mit dem New Holland T5.140 DC mit Achtfach-Lastschaltgetriebe ja gerade den Konkurrenten aus dem eigenen Haus im Test hatten (profi 6/2021).
Steyr 4130 Expert CVT: Souveräner Motor
Apropos Haube: Die Motorabdeckung mit dem asymmetrisch designten Grill sieht super aus. Steyr sollte aber die kleine Mittenmarkierung unbedingt gerade zur Fahrtrichtung aufkleben. Wichtiger sind allerdings die Mess-Ergebnisse des DLG-Testzentrums. Hier stemmte der Expert von seinen 96 kW Nennleistung genau 80 kW auf die Zapfwelle. Maximal waren es bei 1 700 Touren sogar noch fast 10 kW mehr (89,6 kW) — das passt.
Und genau wie der T5 kann der Expert so mit gewaltigen 59 % Drehmomentanstieg bei 41 % Drehzahlabfall sowie einem Anfahrmoment von 127 % glänzen. Das gleiche gilt für den spezifischen Verbrauch bei Zapfwellenarbeiten: Mit 274 g/kWh bei Nenndrehzahl sowie 236 g/kWh bei Maximalleistung ist hier alles im grünen Bereich, auch wenn immerhin jeweils noch fast 30 g/kWh AdBlue hinzukommen.
Höherer Verbrauch
Eine Erklärung für diese Werte kann die Messung der Zugleistung liefern. Mit 65,7 kW bei Nenndrehzahl sowie 75,2 kW bei Maximalleistung bleibt der stufenlose Antrieb hinter dem Lastschalter zurück (70,3 bzw. 81,4 kW). Entsprechend liegt auch der spezifische Verbrauch mit 317 g/kWh bzw. 272 g/kWh rund 6 % höher. Hinzu kommt, dass bei dem stufenlosen CNH-Getriebe oberhalb von 12 km/h schon in der ersten Fahrstufe weitere 5 kW Zugleistung fehlen.
Richtig Fahrspaß
Sehr gut gefallen haben uns auch der aktive Stillstand und die Bedienung des Getriebes: der Wechsel zwischen Fahrhebel und Fahrpedal, die Wendeschaltung links wie rechts und die Funktion der Parksperre am Wendeschalthebel. 40 km/h erreicht der Steyr schon bei 1 640 Touren. Leider schlägt sich das nicht im Dieselverbrauch bei Transportfahrten nieder. Mit 454 g/kWh liegt der Expert fast 13 % höher als der Schalter von New Holland.
Öl satt, Hubkraft knapp
Eine weitere Besonderheit des Expert ist die Druck-Entlastung des Fronthubwerks. Hier kann man aber nicht einfach den Entlastungsdruck in den Zylindern hochdrehen, sondern muss das System mit dem Arbeitsgerät, z. B. einem Frontmäher, kalibrieren. Leider konnten wir das im zeitigen Frühjahr nicht ausprobieren.
Nicht begeistert waren wir von der Hubkraft im Heck. Nur gut 3 500 daN sind für einen Traktor in der 130-PS-Klasse zu knapp — eine 3 m breite Horsch-Bestellkombi konnte er nicht heben. Genauso wie wir eine 3-m-Catros von Amazone nicht anbauen konnten, da Unterlenker nicht auf das Kat. III-Spreizmaß gestellt werden können.
Drei Kabinenvarianten
Der rechte Aufstieg ist zwar steil, der ISO-Bus-fähige Monitor sitzt aber nicht mehr an der Armlehne im Weg. Steyr hat nämlich die Bedienarmlehne komplett neu entwickelt und den Monitor an die rechte Seitenscheibe verbannt. Wie gesagt, dem Aufstieg von rechts tut das gut. Aber erstens stört der Monitor oben die Sicht nach rechts, und zweitens liegt er dort nicht mehr im Blickfeld, um das Touch-Terminal auch auf der Straße gefahrlos zu bedienen.
Aber wir müssen noch mal zum Aufstieg auf der linken Seite. Wie schon beim T5 ist er nicht nur zu schmal geraten, die abgerundeten Bleche am oberen Ende können auch gefährlich werden, wenn man versehentlich darauf tritt und abrutscht.
Neue Bedienarmlehne
Die insgesamt 35 gummierten Tasten auf der Armlehne wirken auf den ersten Blick abschreckend. Durch ihre Lage und Farbe kommt man damit aber erstaunlich schnell klar. Außerdem sorgen die mechanische Federung, das jetzt mit einem Deckel versehene Klima-Kühlfach vor dem Lenkrad sowie das Lederlenkrad mit etwas näher gerücktem Blinkerhebel dafür, dass man sich wohlfühlt. Nicht ganz dazu passen will die Lüftung mit nur drei Gebläsestufen. Und auch fast 75 dB(A) bei Voll-Last sind kein Rekord bei der Geräuschdämmung.
Kleiner Wendekreis, aber (zu) wenig Nutzlast
Vorderachsfederung und Bremsen (auch für die Vorderachse) mit einer Verzögerung von 4,5 m/s2 sind in Ordnung. Mehr als in Ordnung ist der Zugang zu den Kühlern sowie der ab Werk lieferbare Umkehrlüfter von Hägele — trotz 1 800 Euro Aufpreis eine Kaufempfehlung (profi 4/2021).
Preise und Fazit
Insgesamt hat der Steyr Expert vielleicht nicht die besten Messwerte abgeliefert, aber die Arbeit mit dem kleinen Experten aus Österreich hat echt Spaß gemacht. Sowohl das stufenlose Getriebe mit der guten Motor-Getriebe-Abstimmung und der intuitiven Bedienung als auch der Fahrkomfort und die Kabine passen gut in die Welt.
Kritik gibt es dagegen für den überdurchschnittlichen Kraftstoffverbrauch, die unterdurchschnittliche Hubkraft sowie die zu geringe Nutzlast oder den Zapfwellendrehzahlwechsel per Bowdenzug. Das sind alles Dinge, die man angesichts des stolzen Preises von 160 000 Euro (ohne Frontlader) beim Steyr 4130 Expert CVT in Kauf nehmen muss.