Grimme EVO 280: Siebfläche satt
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Gut zu wissen
- Einstellhilfen ermöglichen vor allen mit dem Vario-Drive-Antrieb eine schonende Ernte.
- Bei der Wartung, verschiedenen Standzeiten und dem Steinekasten besteht Verbesserungspotenzial.
Grimme EVO 280: Koppeln und überwachen
Zur Wartung: Entlang der Deichsel muss man von den Gelenkwellen bis zu den Drehpunkten zahlreiche Schmierpunkte mit Fett versorgen. Einige Schmiernippel lassen sich nur eingeklappt erreichen, andere nur ausgeklappt — das ist unpraktisch. Zudem wäre es hilfreich, wenn Schmierpunkte am Bunker, der Achse sowie der Deichsel und Aufnahme in Schmierleisten zusammengefasst würden. An der Achse greift Grimme den Wunsch bereits zur nächsten Saison auf.
Gefreut hätte uns zudem ein Schmierplan an der Maschine, um keinen der 60 Schmiernippel zu vergessen. Zehn davon benötigen täglich Fett, die restlichen Schmiernippel alle 50 Betriebsstunden — das sind im Vergleich zum Wettbewerb recht kurze Wartungsintervalle.
TerraTronic: ruhige Aufnahme
Noch nicht überzeugt hat uns aber die Anrodefunktion. In diesem Modus schiebt man das linke Rad der Teleskopachse anstatt auf 3,50 nur auf 3,30 m aus. Anschließend fährt man mit den Schlepper- und Roderrädern in der Fahrgasse. Den Siebkanal stellt man währenddessen schräg, so dass lediglich das linke Schar im Boden ist. Dabei sind alle Automatiken deaktiviert, man geht deshalb oft einen Kompromiss aus angeschnittenen Kartoffeln und Kluten ein. Anders als beim Testroder lässt sich im Anrode-Modus zukünftig immerhin der Bunkerboden vorziehen — auch mit eingeschobener Achse. Anliften lässt sich der Bunker dann allerdings erst mit ausgeschobener Achse — das ist okay.
Solider Siebkanal
Antrieb der Siebketten
An der Antriebswelle der zweiten Siebkette gleichen Distanzteller den Abstand zwischen Siebkette und Krautkanal aus. Dazwischen ist das Spaltmaß so groß, dass Steine ihren Weg in die Teller fanden, aber nicht wieder raus. Zukünftig will Grimme die Tellerform ändern.
Der Antriebsstrang zu diesen Antriebswellen verläuft Grimme-typisch unter dem Verlesetisch nach hinten — mit Riemenübersetzung. Die Kontrolle der Riemenspannung muss wie das Schmieren der Gelenkwellen im Antriebsstrang durch eine Wartungsklappe im Steinkasten erfolgen — unschön.
Variabel dank VarioDrive
Stichwort Verschleiß: Beim Testroder waren erstmals zwischen VarioDrive-Getriebe und Antriebswelle vier Keilriemen platziert. Da sich bei dieser Vorserienlösung weder die Riemenspannung komfortabel prüfen noch ausreichend nachspannen ließ, wird die Position noch mal überarbeitet. Sinnvoll ist die Kombination aus Vario-Getriebe und den hydraulisch einstellbaren Abstreiferkämmen (2 410 Euro). Beim Reversieren warnt das Terminal vor Fehlbedingungen — gut so.
Ebenfalls in Kombination mit dem Vario-Getriebe zu empfehlen ist die Siebkettenautomatik Speedtronic-Web (1 520 Euro). Die geschwindigkeits- und lastabhängige Regelung inklusive einer Sicherheitsfunktion beim Unterschreiten einer definierten Geschwindigkeit fördert die Knollenschonung auf leichten Böden ungemein.
Zur Krautkette bleibt nur wenig zu sagen — ein solides System. Beim Einbau der Krautabreißstangen und Schutzrohre kommt man allein allerdings an seine Grenzen. Am besten geht es zu zweit — unpraktisch.
Zu den Trenngeräten
Die abgesiebte Erde fördert der Roder gerade nach hinten heraus. Damit diese Beimengen nicht durch die Grobkrautkette fallen, war im Testroder ein Austragband (4 200 Euro) integriert. Auch wenn die Rollen und -halter darin nicht alle die Saison überstanden haben, empfehlen wir das Band trotzdem. Die Gummiverkleidung nach hinten und zur Seite will Grimme verbessern.
Zurück zum Krautkanal
Nachdem das erste Trenngerät den Gutstrom umgelenkt hat, folgt das zweite Igelband mit zwei Abstreifwalzen — oder optional mit dreien. Auch hier war eine hydraulische Winkelverstellung integriert (1 725 Euro), was hilfreich aber weniger bedeutend als am ersten Trenngerät war. Größeren Einfluss auf das Trenn-Ergebnis hat der Hangausgleich in Fahrtrichtung, der eine manuelle Anpassung der Reinigungsaggressivität zulässt (2 035 Euro).
Drittes Trenngerät
Besonders blüht das Trennkonzept bei der Erdtrennung auf. Dann punkten die Einstellmöglichkeiten mit verschiedenen Höhen, Geschwindigkeiten und dem Verschub von links nach rechts.
Zum Verlesestand
Als eng empfand unser Sortierpersonal das Platzangebot — zum Beispiel wegen der Seitenbügel neben dem Einwurfschacht auf der linken Seite. Gewöhnungsbedürftig ist die breite, aber kurze Bauweise der Beimengenspur. Diese erfordert eine hohe Griff-Frequenz, wofür wir ein geschlossenes Plattenband (Option) empfehlen.
Große Kritik gab es für die Lärmkulisse am Verlesetisch. Zum Beispiel bei den lauten Einwurfschächten will Grimme nachbessern.
Großbaustelle: Steinekasten
Zudem ist das Steineband, das die Beimengen von rechts nach links fördert ungünstig positioniert: Erstens fielen viele Steine wieder zurück in den Siebkanal und zweitens förderte es mit der Unterseite verlesene Erde und Steine aus dem Steinekasten heraus. Probleme gab es außerdem bei der Anlenkung der Klappe am Steinekasten und mit der Beimengenrückführung. Zur nächsten Saison will Grimme viele dieser Punkte ändern und optimieren. Beibehalten sollte der Hersteller den hohen Abgabepunkt und das weite Herausfördern der Steine.
Der Kartoffelbunker
Sobald das Bunkertuch jedoch passend liegt, arbeitet die Befüllautomatik samt Ultraschallkopf zuverlässig. Je nach Sorte und Sortierung passen 7 800 bis 8 200 kg in den Bunker — das passt. Trotz des absenkbaren Vorsatzelevators ist die Fallstufe aber mit 90 cm recht hoch. Anfängliches Zerquetschen von Kartoffeln durch die Bunkerkette verhindert jetzt eine Kunststoffleiste.
Um die Kartoffeln trotz Bunkerkopfabsenkung (3 995 Euro) schonend überzuladen, nutzten wir das breite Fallsegel (1 230 Euro). Beim manuellen Ein- und Ausklappen und der Bauhöhe auf der Straße mit 4,10 m ist dieses leider nicht mehr zeitgemäß.
Vom Bunker zur Bedienung
Auf der rechten Seite nutzten wir die Kombination aus CCI1200 (1 330 Euro) und AUX-N-Joystick mit drei Ebenen (1 055 Euro) — ein komfortables Duett. Die GDI-Oberfläche auf dem CCI-Terminal erntet überwiegend Lob: Die Symbole sind gut dargestellt und auch die Baugruppen verständlich aufgebaut. Wünschenswert wären verschiedene Warntöne, um akustisch zwischen „Bunker voll“ und „Hupe“ zu unterscheiden. Software Probleme — etwa beim Einklappen — will Grimme abstellen.
Gut gelungen ist das neue SmartView-Videosystem. Dies ist entweder mit fünf (Basic) oder acht Kameras in der Pro-Version (8 190 Euro) zu bekommen. An jeder Kameraposition ist eine Scheinwerfer-Position vorgesehen. Hilfreich sind die gute Kameraqualität sowie die SlowMotion- und Zoom-Funktionen, ebenso die Möglichkeit, einzelne Kamerabilder auf einem Smartphone oder Tablet anzeigen zu lassen.
Alles Weitere in Kürze
- Optional gibt es einen 6-t-Überladebunker (mit 3 m Breite) und eine Triebachse.
- Ab Werk ist eine Ausrüstung für die 540er oder die 1000er Zapfwelle möglich.
- Die Leitern zu den Verleseständen wirken komplex und teuer bei Reparaturen.
- Einige Ölleitungen sind ungünstig zwischen den Rahmenelementen verlegt.
- Speedtronic-Sep regelt die Trenngeräte lastabhängig — super zur Schonung.
- TurboClean reinigt per Tastendruck alle Bänder nacheinander.
- Die Radialreifen der Größe 850/50 R 30.5 (3 140 Euro) kommen links mit 1,4 bar und rechts mit 2,4 bar aus.
- Der EVO 280 wiegt sportliche 13 960 kg.
- Für die Transportachse wäre ein Rangiermodus (oder Absperrhahn) hilfreich.
- Preislich liegt der EVO 280 in Grundausstattung bei 194 050 Euro. In der Testkonfiguration wandert der Preis auf stolze 251 715 Euro — 10 000 Euro mehr als der EVO 290 in Testausstattung 2019.
Erfahrungen mit mygrimme.com
Zu loben ist der fahrer-entlastende Ansatz: Das Portal erhebt die Daten komplett autark, ohne Zutun des Fahrers. Zuweilen kommt es dadurch zwar noch zu Schwierigkeiten in der Job-Abgrenzung, was wir dem kostenlosen Angebot aber verzeihen.
Praktikerurteile Grimme EVO 280
Franz-Josef Isensee und Mitarbeiter Ronny Raum ziehen nach zwei Ernten ein positives Resümee: "In unserer Ausstattung ohne Fingerkamm ist der Roder leistungsfähig und schonend." Der Betrieb rodet jährlich 100 bis 130 ha Speisekartoffeln auf steinfreien Lößlehmböden im Raum Lommatzsch. Während in der ersten Saison Probleme auftraten, lief die zweite Saison gut, berichtet Ronny Raum: "Zu Beginn hat sich der EVO aufgeschaukelt. Nach dem Umbau auf die neue TerraTronic-Aufnahme war das Problem behoben. Zeitgleich wurden verschiedene Umrüstlösungen eingebaut — z. B. an der Achse — was den guten Service unterstreicht." Als Vorteile beschreibt Isensee die Igelfläche, das Reversieren, die GDI-Bedienung und die Einstellmöglichkeiten der Trenngeräte und Siebketten.
Franz-Josef Isensee: "Mindestens 25 % Mehrleistung im Vergleich zur SE 150-60."
Leistungsstark mit kleinen Schwächen
Fynn Johanning vom Kartoffelhof Johanning aus Rehden betreut seit 2018 zwei EVO-280-Vorserienmodelle. "Entscheidend für den Kauf waren der hohe Durchsatz — womit der Zweireiher auch zum Anreichern geeignet ist — und die Nähe nach Damme." Zur Leistungssteigerung und Reduzierung des Einstellaufwandes entschied sich der Betrieb für die EasySep-Ausführung. Nach der Ernte von etwa 600 ha Chipskartoffeln je Maschine fasst Johanning seine Langzeiterfahrungen zusammen: „Reparaturen sind teilweise sperrig, da der Roder recht verbaut ist. Die Antriebswelle der ersten Siebkette lässt sich z. B. nur unkomfortabel ausbauen. Stärkere Bleche oder Halter würden an der einen oder anderen Stelle außerdem Sinn machen. "In Summe ist Johanning aber zufrieden: „Ein ruhig laufender Roder mit einer einfachen Bedienung."
Fynn Johanning: "Guter Durchsatz, mäßige Wartungsfreundlichkeit."