Gebrauchte Väderstad Tempo kaufen: Stabil, auch im Preis
Vor zehn Jahren war es ein Paukenschlag, als Väderstad die Highspeed-Sämaschine Tempo vorstellte. Wir zeigen, worauf Sie beim Gebrauchtkauf achten sollten.
Die Lücken im Alphabet werden kleiner. Seit Einführung der Tempo haben sich folgende Baureihen mit diesen Titelbuchstaben etabliert:
F (gezogen, 6 oder 8 Reihen),
L (gezogen mit 8 bis 32 Reihen),
R (angebaut, mit 4 bis 6 Reihen oder mit 12 bis 18 Reihen),
T (Teleskoprahmen, 6 oder 7 Reihen) und
V (angebaut mit 6 bis 12 Reihen).
Da die Tempo V als universelles Einzelkornsägerät in verschieden Betriebsstrukturen zum Einsatz kommt, haben wir uns für unsere Recherche auf dieses Modell konzentriert. Vor allem durch die flexibel einstellbare Reihenweite hat die Maschine ihren Charme. Der 6-m-Rahmen erlaubt ein Verschieben der Einzelaggregate von 45 auf über 75 cm, was die Grundlage für den Einsatz in verschiedensten Kulturen darstellt. Das Umrüsten dauert zu zweit je nach Ausstattung zwischen 2 und 5 Stunden, so die Praktiker. Vor allem in Kombination mit einer hydraulischen Schardruckverstellung nehme der Aufwand zu.
Väderstad Tempo: Vom Gesamtbild ins Detail
Beim Blick auf eine Gebrauchtmaschine empfehlen wir, sich zunächst einen Gesamteindruck zu verschaffen: Ist der Rahmen gerade? Wurden die nicht überlastgesicherten Spuranzeiger (Option) schon mal geschweißt, sind sie verbogen oder zeigen die Zylinder Leckagen?
Darauf aufbauend geht es immer weiter ins Detail: Über dem Dreipunkt-Anbau empfehlen wir einen Blick unter die verschiedenen Verkleidungen zu werfen. Zum einen auf die Steckverbindungen der Zentralelektrik, zuweilen führt dort Korrosion zu Problemen. Weiter rechts – zwischen dem Gebläseantrieb und der Lichtmaschine – finden Sie eine Wartungsklappe. Dahinter sitzt der Keilriemen, der über den hydraulischen Gebläseantrieb die Lichtmaschine antreibt. Gut eingestellt sollte sich der Riemen um 45° drehen lassen. Spannen kann man ihn über das Verschwenken der Lichtmaschine. Der Austausch ist aufwändig, da man hierfür das komplette Gebläse auseinanderbauen muss.
Ähnlich aufwändig ist eine Reparatur des Gebläseantriebs. Eine Schwachstelle ist die Kraftübertragung zwischen Ölmotor und Gebläsewelle. Dort verschleißt im Laufe der Jahre die Verzahnung. Auch der Wellendichtring am Ölmotor ist ein gängiges Ersatzteil.
Achten Sie unbedingt auf die Luftführung im optionalen Dünger-Verteilerkopf. Schrauben Sie dafür zunächst den Deckel ab. Verschleiß setzt zuerst an den Kunststoffstegen zwischen den Abgängen ein.
Kontrollieren sollte man auch die Düngerschläuche, die von innen im Laufe der Jahre verschleißen. Ebenso wichtig ist eine Kontrolle von außen, da es hier durchaus zu Schäden beim Klappen kommen kann. Kleine Defekte lassen sich mit Einsteckhülsen reparieren.
Oberhalb des Schars trennt ein Diffusor Luft und Dünger voneinander. Durch die abrasiven Düngerkörner unterliegt dieses Kunststoffteil üblichem Verschleiß. Im Jahr 2020 hat Väderstad hier die Kunststoffmischung angepasst und will so die vierfachen Standzeiten erreichen.
Apropos Standzeiten: Die Einscheibenschare sind im Neuzustand 410 mm groß. Im Vergleich zu vielen anderen drehenden Werkzeugen sind diese Scheiben am Lagersitz verschraubt, was den Austausch erleichtert. Eine neue Scheibe kostet rund 40 Euro. Anders als alle anderen Scheibenlagerungen müssen die Düngerschare geschmiert werden. Das Intervall von 200 Stunden ist akzeptabel.
Als Verschleißgrenze der Düngerscheibe sollte ein Durchmesser von 370 mm nicht unterschritten werden. Wichtig: Die Scheibe muss stets tiefer arbeiten als der Düngerablagekeil. Dieser lässt sich über ein Lochbild verdrehen und so in der Tiefe anpassen. Als Faustregel nannten uns Praktiker: „Bei jedem zweiten Einlegertausch (50 Euro pro Stück) sind auch die Scheiben dran.“
Sollten die Druckfedern am Düngerschar brechen, achten Sie beim Austausch auf das richtige Ersatzteil. Es gibt Federn für 125 bis 175 kg (gelb) oder für 175 bis 225 kg (schwarz).
Noch zwei Punkte zum Düngerschar: Kontrollieren Sie unbedingt das vordere Drehgelenk. Dort — wie auch bei den Tiefenführungsrädern der Säaggregate — schützen wartungsfreie Kunststoff-Grafitbuchsen die Welle vor Verschleiß.
Prinzipiell sind die Praktiker mit diesen Buchsen zufrieden. Es gibt allerdings Ausnahmen. „Manche Lenker sind im Laufe der Zeit wie festgeschweißt, da hilft im Servicefall nur rohe Gewalt oder Hitze, um sie von der Welle zu bekommen“, hörten wir mehrfach.
Der zweite Punkt ist die Tiefenverstellung: Hier beklagen Praktiker, dass die Exzenterbolzen unter Schmutzeinfluss nicht immer leicht zu verstellen sind. Gelobt wurde die Möglichkeit zum kompletten Deaktivieren der Düngerschare.
Auf dem Profilrohr kann man die Einzelreihen nach dem Lösen von Klammern verschieben. Zur Erleichterung oder auch als Parkposition für demontierte Einheiten gibt es optionale Rangierwagen (370 Euro).
Beim An- oder Abbau einzelner Reihen und auch beim Verschieben ist ein besonderes Augenmerk auf die Kabelführung zu empfehlen. Auch beim Gebrauchtkauf sollten Sie unbedingt auf die Kabel und Stecker achten. Immerhin müssen die Kabel bei jedem Umbau der Reihen neu verlegt werden.
Spätestens nach der Anschaffung einer Gebrauchtmaschine sollten Sie zudem die Klemmverbindungen der Einzelreihen am Rahmen überprüfen: 240 Nm sollte man unbedingt einhalten, damit die Reihen nicht auf dem Rahmen wandern.
Die 70-l-Saatgutbehälter haben einen guten Ruf. Wenn die Deckel im Winter geöffnet bleiben, halten auch die Dichtlippen einige Jahre. Gleiches gilt für die Dichtungen in den Deckeln der Vereinzelungsorgane. Silikonspray pflegt die Dichtungen außerdem.
Bevor sie alle Säherzen öffnen und auf ihren Zustand kontrollieren, empfehlen wir einen Testlauf. Dank drahtloser Verbindung zum iPad als Terminal (Option) können Sie die Motoren über die Taste „Manuelle Ausgabe“ während Sie danebenstehen durchlaufen lassen.
Sollte einer der Motoren defekt sein, finden Sie dies spätestens in der Alarmliste. Darin würde Ihnen auch angezeigt werden, wenn die Stromaufnahme bedingt durch eine fehlerhafte Montage der Lochscheibe zu hoch wäre. Prinzipiell gelten die Motoren aber als langlebig. Dennoch kann es vorkommen, dass beispielsweise die integrierten Drehzahlsensoren aufgeben.
Mundstück bis Abstreifer
Nachdem Sie die Motoren geprüft haben — die im Übrigen dieselben wie im Fronttank sind und bei denen sich mit etwas Geschick die Lagerung einzeln tauschen lässt — geht es ans Eingemachte. Öffnen Sie zunächst werkzeuglos den Gehäusedeckel. Auf der Innenseite finden Sie den Luftunterbrecher, ein gefedertes Auswerferrädchen und ein weiteres in Parkposition. Oben gibt es zwei Halter für Ersatz-Verschlussklammern, um die Lochscheiben-Arretierung auf der Nabenwelle zu sichern.
Schauen Sie anschließend auf die drei Singulatoren. Daran sollten Sie mit dem Fingernagel auf der Stirnseite noch eine kleine Kante spüren können, ansonsten müssen sie erneuert werden. Danach empfehlen wir die Kontrolle des Mundstückes — also den Übergang in das Schussrohr. Dies wäscht mit der Zeit am oberen Rand aus, wodurch die Genauigkeit der Längsverteilung leidet.
Etwas unter dem Mundstück erfasst ein Sensor die einzelnen Saatkörner. Nach dem Bestromen der Maschine sollten die außen sichtbaren LED möglichst zügig gelb und dann grün leuchten. Sollte der Vorgang länger als fünf Sekunden dauern, steht eine Reinigung mit einem Pfeifenreiniger und Seifenlauge an. Bringt dies keine Verbesserung, hat ihr Vorbesitzer womöglich unwissentlich Bremsenreiniger genutzt, was die Scheiben „erblinden“ lässt, oder der Sensor ist defekt.
Ein Austausch der Sensoreinheit liegt pro Reihe bei rund 150 Euro. Achten muss man dabei auf den korrekten Durchmesser, da es das Schussrohr mit 16 mm oder optional mit 22 mm (z. B. für Ackerbohnen) gibt. Der Wechsel ist dank Bajonett-Verschluss schnell erledigt. Die Lochscheiben gelten — wie viele andere Dinge — als verschleißfest. Dennoch empfehlen wir, mit dem Finger von innen nach außen zu tasten, um eventuelle Riefen zu erfühlen. Je nach Kultur stehen ab Werk 15 verschiedene Scheiben mit unterschiedlichen Lochabständen und Bohrungsgrößen zur Verfügung. Eine weitere lässt sich individuell nach Bedarf aufbohren.
Verschleißteile
Zu den Klassikern unter den Verschleißteilen zählen die beiden Scheibenschare und der mittig dazwischen platzierte Scharkeil vor dem Schussrohr. Für die Scheibenschare gibt Väderstad 350 mm als Verschleißgrenze an. Zudem muss man die Scheiben bei beginnendem Verschleiß im Abstand zueinander nachstellen. Ob der Abstand noch stimmt, prüfen Sie wie folgt:
Schieben Sie eine Visitenkarte von oben zwischen die Schneidscheiben und eine zweite von unten. Führen sie beide Karten so weit, bis sie fest verklemmen. Beträgt der Abstand zwischen den Karten mindestens 5 bis 6 cm, ist die Einstellung korrekt. Sollte der Abstand bereits kleiner sein, kann man beidseitig Distanzscheiben entnehmen.
Kontrollieren Sie unbedingt die Düngerschläuche – außen und innen.
(Bildquelle: Schulz)
Mit dem Visitenkartentest stellen Sie fest, ob die Schneidscheiben optimal eingestellt sind.
(Bildquelle: Schulz)
Scheibe demontieren
Um die Distanzscheiben anzupassen, muss man zunächst die Tasträder demontieren. Anschließend kommt man an eine Sechskantmutter, womit die Scheiben samt vernietetem Lagersitz gesichert sind. Zwei neue Scheiben samt Lager liegen preislich bei rund 130 Euro (Listenpreise ohne MwSt.). Außen an den Scheiben liegen werkzeuglos tauschbare Abstreifer an.
Viel Lob bekommen diese aus der Praxis nicht: Auch wenn das Abstreiferplättchen werkzeuglos zu tauschen ist, muss man dafür zuvor die Tasträder demontierten — das ist lästig. Außerdem sei der Verschleiß zu hoch. „Die Scheiben halten 2 000 ha, die Abstreifer nur 500 ha, hier wäre ein gleiches Intervall schön“, so die Praxis.
Rundlauf prüfen
Prüfen sollten Sie auch den Zustand der optionalen Furchenräumsterne sowie den der Fang- und Andruckrollen. Bei den Räumsternen gab uns einer der besuchten Praktiker den Tipp, die Nieten abzuschneiden, die Lagerschale zu entnehmen und dort ein passendes Lager aus dem Zubehör einzubauen. Denn auch hier setzt der Lagerverschleiß in der Regel vor dem Verschleiß des Räumsterns ein.
An den Andruckrollen lassen sich die Kugellager einzeln tauschen. Wahlweise gibt es vier Modelle: Entweder 20 oder 50 mm Breite mit einer glatten Oberfläche oder eine Version mit 50 mm Breite und einer profilierten Mantelfläche. Nummer vier ist ein Scheibenpaar aus Stahl-Stachelrollen.
Gefederte Fangrollen und profilierte Andruckräder, die im Druck und Winkel verstellbar sind (Option).
(Bildquelle: Schulz)
Verschiedene Drehgelenke sind mit wartungsfreien Buchsen bestückt. Teilweise kommt es hier zu Problemen.
(Bildquelle: Schulz)
Alles Weitere in Kürze
Es gibt drei Fangrollen (hart, weich oder mit offener Felge).
Mit hydraulischer Schardruckverstellung können die Reihen auch entlastet werden.
Seit 2022 gibt es Tiefenführungsräder mit offenen Speichen.
Viele Praktiker fahren die Tempo zwischen 13 und 15 km/h.
Eine vollausgestattete Tempo V12 wiegt bis zu 3 800 kg.
Beim optionalen Mikrogranulatstreuer sollten Sie die Dosierwalzen kontrollieren.
Um teilflächenspezifisch zu säen, benötigt man ein externes ISO-Bus-Terminal mit entsprechenden Freischaltungen.
Alternativ zur iPad-Steuerung ist die Bedienung über das Terminal „Control-Station“ oder ISO-Bus-Terminals möglich.
Software-Updates kann man z. B. per WLAN im iPad herunterladen und später auf die Maschine überspielen.
Fazit
Mit der Tempo lässt sich auch mit zunehmendem Alter noch präzise säen. Viele Praktiker lobten die Einsatzmöglichkeiten, Ablagequalität und Flächenleistung sowie die Stabilität. Einige Reparaturen — wie zum Beispiel die Verzahnung der Gebläseantriebe — oder der Austausch der Schneidscheiben sind zeit- und kostenintensiv.
Gebrauchtpreise sind aktuell schwer zu überblicken, da das Angebot rar ist. Eine Tendenz ist aber dennoch zu erkennen: Wertstabil sind die Maschinen durchaus und sie sind nur selten lange inseriert.
Einkaufstipps zum FH 2200
Für die Unterfußdüngung bietet sich der Fronttank FH 2200 mit 2200 l an. Diesen gibt es wahlweise mit Überdruck- oder als Schwerkraftsystem. Die Dosierung mit je zwei Fenix III-Dosierern ist identisch. Der Überdrucktank ist vor allem für Mischdünger oder schlecht rutschende Düngerformen zu empfehlen — wobei das System selbst dann an physikalische Grenzen kommt, so die Praktiker.
Achten sollten Sie auf die Verzahnung vom Gebläseantrieb, den Zustand der Dosierwellen und die passende Ausstattung. Bei 12-reihiger Sämaschine sind je nach eingesetztem Schlepper Einhängegewichte zu empfehlen. Eine Befüllschnecke und Rührwelle zählen ebenfalls zu den Optionen.
Die Elektrik — wozu unter anderem ein Füllstands-, Drehzahl- und Radarsensor als Option zählen — gelten als zuverlässig. Im Lieferumfang enthalten sollte ein Druckschalter sein, womit per Steuergerät ein elektrischer Impuls zum An- und Abschalten des Dosiergerätes erfolgt. Wünschen würden sich zahlreiche Praktiker eine Querkamera ab Werk. An Steuergeräten muss der Trecker ein doppeltwirkendes und einen freien Rücklauf vorhalten, sowie 40 l Öl pro Minute.