Selbst in regenreichen Jahren wie diesem zeichnen sich für einige Regionen Vorteile durch die Direktsaat ab — zum Beispiel bei der Zwischenfruchtaussaat: Man vermeidet Bearbeitungsschäden im Unterboden, nutzt die von den Pflanzen erzeugte Bodengare und spart zusätzliche Bodenbearbeitungsgänge bzw. Kosten ein.
Manche dieser Vorteile gelten auch für Trockenjahre und es kommen positive Effekte einer wassersparenden Bewirtschaftung hinzu. All dies sind Gründe, warum die Direktsaat bei einigen Betrieben das Interesse weckt — auch als Ergänzung zur Mulchsaat. Nicht verwunderlich also, dass die Avatar von Horsch aktuell zu einer der meist verkauften Serien aus Schwandorf zählt. Denn geeignet ist sie sowohl für die Direkt- als auch für die Mulchsaat.
Gliedern lässt sich die Baureihe in zwei Modellvarianten: Zum einen gibt es Modelle mit 16,7 cm Reihenweite in den Arbeitsbreiten 3, 4, 6 und 8 m. In dieser Ausführung sind die Maschinen mit zwei Säschienen und einer nachlaufenden Achse versehen. Je nach Arbeitsbreite bestückt Horsch die Maschinen mit 3 800 oder 5 000 l großen Doppeltanks in einer Unterteilung von 60 zu 40 %. Maschinen mit 3 und 4 m Arbeitsbreite gibt es zudem mit einem dreigeteilten Tank (60:10:30 %), und für 6 und 8 m breite Maschinen bekommt man auf Wunsch außerdem eine Minidrill-Säeinheit mit 400 l Volumen.
Als zweite Modellvariante gibt es die Avatar mit nur einer Säschiene in Arbeitsbreiten von 8, 9, 10 und 12 m. Wie die von uns gefahrene Avatar 12.25 SD sind diese Modelle alle mit 25 cm Reihenweite versehen. Auf der Straße lassen sich alle genannten Modelle problemlos transportieren, da sie eingeklappt unter 3 m breit und 4 m hoch sind.
Das Herzstück der Sämaschine sind die SingleDisc-Einscheibenschare. Je Einzelreihe öffnet zunächst eine 440 mm große, leicht schräg und mit minimalem Untergriff angestellte Schneidscheibe den Boden. Sie ist wahlweise 5 oder 6 mm stark. In dessen Schatten räumt eine mit Hartmetallplättchen bestückte Kufe die Saatfurche aus und sorgt zeitgleich für Bodenschluss. Dieser Keil legt zudem das pneumatisch geförderte Saatgut in den Boden ab. Die Kufe mit abstreifendem Effekt liegt dank Federvorspannung stramm an den einzelnen Scheiben an.
Seitlich neben dem Scheibenschar führt je ein 480 mm hohes und 80 mm breites Rad die Einzelreihen in der Tiefe. Darüber passt man mit einem gut zugänglichen Stellhebel auch die Saattiefe pro Reihe separat an.
Genug zur Tiefenführung. Hinter der Kufe folgt eine herausschwenkbare Fangrolle oder alternativ ein passiv über die Saat streichender Uniformer. Am Ende sorgt eine seitlich andrückende und entweder glatt oder gezackt ausgeführte Schließrolle für den Bodenschluss. Den Druck dieser Rolle verstellt man seitlich per Feder. Stichwort Druck: Den Schardruck stellt der Fahrer hydraulisch über das Terminal durch das Verdrehen der Säschienen ein.
Zur Agritechnica wird zudem eine automatische Schardruckregelung folgen, wie sie bereits für die zweibalkigen Avatar-Sämaschinen zu bekommen ist. Dann misst das Gerät den Druck zwischen Tiefenführungsrad und Boden und regelt daraufhin den Schardruck automatisch nach.
Damit die Technik auch mit viel Organik zurechtkommt, sind die optionalen Räumwerkzeuge vor den Scharen zu empfehlen. Je nach Vorkultur und zu räumender Menge gibt es ab Werk verschiedene Formen. Zudem kann man die Eingriffsintensität hydraulisch und auch über eine Langlochkulisse anpassen — der Effekt bei unserem Einsatz sah vielversprechend aus.
Seitlich neben den leicht angestellten Einscheibenscharen räumen Kufen den Saatschlitz. Räumsterne vorweg sind optional erhältlich.
(Bildquelle: Schulz)
Bei der 12-m-Avatar sind Doppelstützräder Serie. Mit Einsteckclips am Zylinder wird das Grundniveau vorgegeben.
(Bildquelle: Schulz)
Weitere Details in Kurzform:
Gekoppelt wird die Avatar über die K80-Kugel oder ein Zugpendel.
Neben Bremsschläuchen, Stromversorgung und ISO-Bus muss man zwei dw-Steuergeräte samt Rücklauf verbinden.
Einige Funktionen wie z. B. das hydraulische Abklappen der Verteilerköpfe vor dem Einklappen, den Aushub der Säschiene sowie die Schardruckverstellung regelt Horsch über einen Hydraulikblock mit Vorwahl über das Terminal.
Das Geländer am komfortablen Laufsteg muss man per Hand ein- und ausklappen.
Öffnen lassen sich die Deckel der Drucktanks über zentrale Verschlusshebel. Nach dem Öffnen schiebt man die Deckel zur Seite. Die Tanköffnungen messen 1,36 m x 0,72 m.
Im Tank sind massive Roste in Wannenform integriert. Leitern erleichtern Wartungsarbeiten im Inneren.
Füllstandssensoren sind per Magnet in der Höhe verstellbar, in den Dosiergeräten gibt es Leermeldesensoren.
Die Dosiertechnik mit geteiltem Rotor, beidseitigem E-Antrieb und Wechselrotoren ist von Horsch bekannt.
Auf der Achse sind Pneus in der Größe 580/70 R 38 aufgezogen.
Der Preis für die 12-m-Avatar startet bei 178 810 Euro. Für die gefahrene Version ruft Horsch 210 500 Euro (ohne MwSt.) auf.
Die Deckel der beiden Drucktanks werden zentral geöffnet bzw. geschlossen und zum Befüllen nach rechts verschoben.
(Bildquelle: Schulz)
Unter jedem Tank sitzt ein elektrisches Dosiergerät mit geteiltem Rotor.
(Bildquelle: Schulz)
Ab Herbst folgt eine Verteiler-Option, um jede zweite Reihe mit verschiedenem Saatgut zu beschicken.
(Bildquelle: Schulz)
Die eintönig gehaltene ISO-Bus-Oberfläche ist wenig intuitiv, dafür aber frei belegbar.
(Bildquelle: Schulz)
Wir fassen zusammen
Die Avatar scheint eine robuste und schlagkräftige Sämaschine für die Mulch- und Direktsaat zu sein. Mit den optionalen Strohräumern unterbindet Horsch weitestgehend den unerwünschten Hairpinning-Effekt — also die Saatgutablage auf Pflanzenresten in der Saatfurche.