Als Bankettmäher, Feldrandräumer oder selbst als Pionierwerkzeug auf verwahrlosten Flächen müssen die Mulcher in der Praxis einiges aushalten. Entsprechend breit gefächert ist das Angebot auf den gängigen Gebrauchtmaschinenbörsen: Von Hot bis Schrott ist alles vorhanden. Aber auch die Bauarten und Modelle sind vielfältig.
Müthing startete 1998 mit der Entwicklung und dem Bau von Mulchern. Zuvor hatte man als Händler Mulchgeräte aus Italien importiert und war mit der Arbeitsqualität sowie Dauerhaltbarkeit nicht wirklich zufrieden. In den letzten 20 Jahren ist das Produktprogramm inzwischen extrem gewachsen. Von 0,80 bis 8,60 m Arbeitsbreite gibt es über 47 Modelle. Unterteilt werden die Maschinen bei Müthing nach den Bereichen Landwirtschaft, Arealpflege und Sonderkulturen. Größter Umsatzträger ist der Bereich Landwirtschaft. Daher befassen wir uns in diesem Artikel mit den Maschinen aus diesem Bereich.
Der MU-M Vario ist der klassische Anbaumulcher für den Landwirt. Das Kürzel hinter dem MU (Mulcher) bezeichnet dabei die Maschinengröße je nach maximaler Antriebsleistung (H, L, M und Pro). Ergänzend zur Größe beschreibt ein weiteres Kürzel die Bauart: M für den Front- und Heckanbau mit seitlicher Verschiebung, M/S als Böschungsmäher mit hydraulischem Anfahrschutz. Oder mit Z-Verschiebung als H/S bzw. L/S. Auch in der großen Liga für Schlepper bis 220 PS bietet Müthing den Seitenmulcher als Pro/S Vario mit knapp drei Meter seitlichem Verschiebeweg an.
Die klappbare Kombination als 6 m breite Variante oder die aufgelöste Butterfly-Kombination mit zusätzlichem Frontmulcher werden mit der Zusatzbezeichnung F (folded, also klappbar) gehandelt. Als Topmodell, aber bisher eher selten im Markt, gibt es noch die „trailed“-Version des Pro/F, bei der drei Mulcher mit einem Fahrwerk ausgerüstet sind, um stärkste Schlepper im Heck auslasten zu können.
Über all diesen Modellen gibt es noch die Farmer-Baureihe. Diese schwer gebauten Modelle werden z. B. für die Rekultivierung nicht bearbeiteter Flächen genutzt. Dafür sind die Schlegel 2,7 statt 1,2 kg schwer und der Wirkdurchmesser der Rotorwelle ist mit 69 cm satte 22 cm größer als bei den Vario-Modellen. Diese „Heavy Duty“-Varianten sind auf dem Gebrauchtmarkt selten vertreten und für die üblichen Pflegearbeiten in der Regel auch überdimensioniert.
Um das Modelldurcheinander zu komplettieren: Seit 2019 gibt es den schwarzen Shark. Der Shark siedelt sich zwischen dem MU-M Vario und der großen MU-Pro Vario Reihe ein. Mit höherem Anbaubock, verstärktem Antriebsstrang und zusätzlicher Kunststofflagerung in der Seitenverschiebung kann der Shark an Schlepper bis 200 PS gekoppelt werden. Zum Vergleich: Der kleinere MU-M Vario lastet bis zu 160 PS starke Traktoren aus, der große MU-Pro Vario bis zu 250 PS starke Schlepper.
Seit 2019 ist die Agriline-Baureihe am Markt und wurde 2022 um die Coverseeder-Serie erweitert. Müthing geht mit diesen modifizierten Mulcher-Modellen auf Ackerbauern zu und möchte mit dem System die Stoppelbearbeitung revolutionieren. Dazu ist vor dem Mulcher ein Strohstriegel montiert. Die Glattwalze hinter den Werkzeugen wird durch eine Güttlerwalze ersetzt. Und als Coverseeder erhält der Mulcher noch ein pneumatisches Sägerät von APV. Damit wird die Saat hinter der Mulcherwelle abgelegt, bevor sie von der Strohmatte bedeckt wird.
Bringen Sie die Rotorwelle auf Nenndrehzahl, dann sollte diese ruhig ohne Vibrationen rotieren. Die Rotoren drehen bei Müthing im Vergleich zum Wettbewerb tendenziell schneller — bei kleinerem Wirkdurchmesser. Die verschiedenen Mulcher im landwirtschaftlichen Bereich drehen je nach Modell mit Rotordrehzahlen zwischen 2 100 und knapp 2 500 U/min. Bei den MU-Vario Modellen beträgt der Durchmesser 47 cm. Dreht die Rotorwelle nicht rund und vibriert das Gerät stark, kann eine Rotorwuchtung eine Alternative sein, die Müthing auch für gebrauchte Geräte im Werk anbietet. Holen Sie sich dafür vorher ein Angebot, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Im landwirtschaftlichen Segment weit verbreitet sind die Hammerschlegel. Vereinzelt gibt es Maschinen mit Y-Messer, die zwar eine ähnliche Zerfaserung erreichen, aber nicht sauber abmähen. Für die Böschungsmäher sind Schäkelmesser die Regel, die bei Feindkontakt mit Steinen und Hindernissen nicht nur nach hinten, sondern auch seitlich ausweichen können. Die schweren Farmer-Hammerschlegel sind den großen Modellen vorbehalten.
Achten Sie beim Tausch der Schlegel auf die Farbmarkierungen. Mit jeweils 20 g Gewichtstoleranz sind die Hammerschlegel von Müthing gelb, grün oder schwarz gefärbt. Das sollten Sie beim einzelnen Austausch von gegenüberliegenden Werkzeugen beachten. Die Hammerschlegel DuraX mit neuer Legierung sind seit 2019 verfügbar und kosten im Handel pro Stück ca. 20 Euro ohne Mehrwertsteuer.
Ein 2,80 m breiter Mulcher ist mit 24 Schlegeln bestückt. Einige Modelle haben auch die „2Cut“-Mulcherwelle. Dann sitzen bei 2,80 m Arbeitsbreite 42 Schlegel auf der Welle. Damit kann bei gleicher Drehzahl eine noch höhere Schnittfrequenz erzielt werden, bzw. bei geringerer Drehzahl eine ähnliche Zerkleinerung, als bei „normaler“ Bestückung. Die Verschleißkosten sind aber deutlich höher, weil die Schlegel erfahrungsgemäß nicht länger halten.
Gelagert sind die Rotorwellen bei den mittleren Modellen MU-M und MU-Shark in Pendelkugellagern. Die größeren Modelle sind mit Pendelrollenlagern versehen. Achten Sie auf den richtigen Sitz dieser Lager.
Wie sieht das Gehäuse der Maschine aus? Gibt es eine zusätzliche Verschleißeinlage? Die Verschleißeinlage als zusätzlich eingeschraubtes 3 bis 4 mm starkes Blech ist ab den MU-Shark-Varianten serienmäßig verbaut und bei den kleineren Modellen Option. Gerade bei steinigen Böden ist diese Ausstattung wichtig und verlängert die Standzeit merklich. Ohne den Rotor ausbauen zu müssen, kann mit etwas Schraubarbeit auch problemlos ein neues Blech eingesetzt werden.
Die Gegenschneide (rot) kann stufenlos an die Schlegel herangestellt werden.
(Bildquelle: Tovornik)
Ein Verschleißblech unter dem Gehäuse verlängert das Mulcher-Leben enorm.
(Bildquelle: Bensing)
Vario
Das Kürzel Vario hat Müthing eingeführt, weil mit der einstellbaren Schneidschiene die Schnittlänge bzw. Bearbeitungsintensität stufenlos eingestellt werden kann. Dafür wird die im Langloch montierte Gegenschneide je nach Bearbeitungsintensität mit einem kürzeren oder längeren Abstand zu den Werkzeugen arretiert.
Übrigens: Je kürzer dieser Abstand ist, desto höher soll auch die Sogwirkung der Maschine sein. Einige Maschinen bieten sogar eine hydraulische Einstellung dieser Schiene, was für den üblichen Gebrauch der Mulcher aber nicht benötigt wird.
Als Haifischflosse bezeichnet Müthing den Häckselkamm, der im Gutfluss nach der Schneidschiene montiert ist. Durch die Flossenform soll langes Material für einen weiteren Schnitt noch mal in den Rotor geleitet werden. Die Kammeinheiten sind 40 oder 60 cm breit und durch eine einzelne Verschraubung zu tauschen. Wer extrem kurzes Material möchte, kann eine zweite Häckselleiste installieren.
Die Glattwalze im Heck ist bei Müthing mit den Starinth-Lagerungen versehen. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie Spiel bei diesen Lagern feststellen. Denn sie sind verdrehgesichert in einer Sternkontur mit etwas Spiel eingelassen. Diese Konstruktion soll Erschütterungen aufnehmen, ohne das eigentliche Lager zu beschädigen.
Das Lager wiederum ist mit einer Labyrinthdichtung vor eindringendem Schmutz geschützt und auf Lebenszeit geschmiert. Der Schmiernippel bzw. das Fett soll den Bereich der Dichtung reinigen.
Ebenfalls bei den landwirtschaftlichen Vario-Modellen kann die Stützwalze am Mulcher in zwei Positionen angeschraubt werden. Entweder direkt an der Rotorwelle, dann wird das gemulchte Material hinter der Walze abgelegt. Oder die Walze wird mittels des beiliegenden Schlüssels nach hinten geschwenkt: Dann überrollt sie das gemulchte Material, was z. B. auf Rapsstoppeln sinnvoll sein kann, damit der Ausfallraps in den Boden gedrückt wird.
Die Glattwalze sollte, wie der Name schon sagt, noch glatt sein. Steine können entsprechende Schönheitsfehler angerichtet haben. Übrigens: Wer auf klebrigen Böden im Herbst Maisstoppeln mulcht, sollte nicht auf den Abstreifer für die Walze verzichten.
Die Tripplekombinationen bzw. die Frontmulcher können mit dem SOFA-System (eine hydropneumatische Entlastung) ausgerüstet sein, das es seit dem Jahr 2007 gibt: Ausgeschlafen war Müthings Marketingabteilung scheinbar bei der Namensfindung:
S = Sicherheit beim Transport und während der Arbeit
O = Optimierung von Traktion (Zugfahrzeug) und Auflagedruck (Anbaugerät)
F = Führung des Anbaugerätes beim Transport und während der Arbeit
A = Anpassung der Einheit auf die aktuellen Gegebenheiten
Das ist für die Arbeit auf sensiblen Böden wichtig. Beim Frontanbau rüstet Müthing eine Stickstoffblase und ein Druckbegrenzungsventil am Schubschlepper nach.
Einige Modelle sind mit dem 2-Cut-System ausgerüstet. Dann hat die Rotorwelle 42 statt 24 Schlegel bei 2,80 m Arbeitsbreite. Hier die Agriline-Variante für die Stoppelbearbeitung mit Strohstriegel und nachlaufender Güttlerwalze.
(Bildquelle: Schulz)
Wenige Schmetterlinge hatten anfangs Lagerprobleme, die Müthing beseitigte.
(Bildquelle: Schulz)
Fazit
Müthing-Mulcher genießen in der Praxis einen guten Ruf, sind bis auf das Shark-Modell gelb und gebraucht nicht günstig. Achten Sie bei der Inspektion des Mulchers insbesondere auf den ruhigen Lauf der Rotorwelle, den Verschleißzustand der Schlegel und auf das Gehäuse, das bestenfalls mit einem Verschleißblech versehen ist. Der Zustand bestimmt auch den Preis: Vom Seitenmulcher für 3 500 Euro bis zum Schmetterling für 29000 Euro.