Strohställe liegen im Trend. Nicht nur die Strohprämie in einigen Bundesländern, sondern auch die hohe Nachfrage nach Mist für Biogasanlagen lassen den Strohstall eine Renaissance erleben. Für den Betriebsleiter ist die Entscheidung für oder gegen einen Strohstall von einer Frage abhängig: Kann der Prozess rund um das Einstreuen und Ausmisten mechanisiert werden? Ja, denn die Hersteller halten ein Angebot unterschiedlicher Systeme zur Ballenhandhabung vor, die die Mechanisierung erleichtern. Neben den Einstreugeräten, die wir Ihnen hier vorstellen, gibt es weitere technische Lösungen:
Was bietet der Markt?
Das Strohgebläse am vertikalen Mischwagen kann eine Kombinationslösung für sein. Nachteil: Der Mischwagen ist meist groß und unübersichtlich. Die Auflösung eines Rund- oder Quaderballens in einem Mischwagen dauert im Vergleich zu den spezialisierten Maschinen lange. Außerdem verbleiben Staub und Rohasche im Mischer nach dem Einstreuen.
Strohmühlen, die das Stroh wie in einer Hammermühle durch ein Sieb mahlen, erzielen eine sehr intensive Strohaufbereitung. Das Einstreu ist sehr saugfähig und eignet sich auch als Einstreumaterial für Hochboxen in Kuhställen mit flüssigem Entmistungssystem. Der Kraftaufwand für diese Art der Strohaufbereitung ist hoch. Ebenso der Verschleiß, gerade wenn Steine den Weg in den Ballen gefunden haben.
Stallbauliche Lösungen erleichtern die Arbeit ebenfalls. Lagerplätze für Quader- oder Rundballen über den Tieren erleichtern das Einstreuen per Hand. Ein Gang über den „Balkon“ genügt, um Stroh in die Buchten zu werfen und gleichzeitig die Tiere zu kontrollieren. Nachteil: Meist ist der Strohverbrauch höher, weil der Ballen nicht so intensiv aufgelöst wird, wie bei Spezialgeräten. Außerdem ist die Wurfweite bei tiefen Buchten begrenzt.
Automatische Einstreusysteme wie das auf Seite 68 bieten einen hohen Komfort für die tägliche Einstreuarbeit und automatisieren den Einstreuprozess in hohem Maße. Die hohen Kosten und die geringere Flexibilität für mehrere Ställe sprechen gegen ein solches System.
Was passt auf meinen Betrieb?
So breit gefächert die Einstreusysteme sind, so vielfältig ist das Angebot für den Schlepper bzw. Laderanbau. Hier sollten Sie erst für Ihren Betrieb abstecken, welche Kriterien das Einstreugerät erfüllen muss:
Welche Ballen sollen verarbeitet werden?
Wie viel Stroh ist täglich zu streuen?
Welcher Schlepper, welcher Lader steht zur Verfügung?
Wie hoch sind Hubkräfte und Hydraulikleistungen?
Wie intensiv soll das Stroh zerkleinert werden?
Welche Wurfweite ist nötig?
Welche Auswurfrichtung wird benötigt?
Ist die Staubbelastung problematisch?
Soll neben Stroh auch Ballensilage verarbeitet werden?
Gemäß dieser Kriterien ist das Angebot gebrauchter Maschinen gering. Die hohe Nachfrage und der Punkt, dass diese Geräte meist sehr lange auf Betrieben bleiben, bestätigen das knappe Angebot.
Für den Lader
Beginnen wir bei Maschinen für den Lader. Einfachste Ballenabrollgeräte gibt es neu bereits für etwa 6 000 Euro. Dabei wird der Rundballen mit einem Spieß auf den halbrunden Tisch geladen. Der Spieß kann bei diesen Geräten angebaut bleiben. Mit den Zinken fährt man unter den Tisch und das Gerät ist dank mechanischer Klauenkupplungen direkt einsatzbereit. Dank der halbrunden Form kann der Ballen nach links oder rechts abgerollt werden. Diese technischen Lösungen wurden für die mechanische Futtervorlage entwickelt. Mit einem zusätzlichen Vorsatz wird das Gerät zum Einstreugerät. Eine hydraulisch angetriebene Welle mit zahlreichen Reißzinken schleudert das Stroh etwa 2 bis 3 m in den Stall. Dabei wird das Einstreu gleichzeitig aufgelöst.
Neben den hydraulischen Antrieben schauen Sie sich vor allem die Kette an. Die Nussräder und die Nachspannmöglichkeit geben Hinweis auf den Zustand.
Einstreugeräte für den Laderanbau mit Wurfrad sind vor allem auf größeren Milchviehbetrieben etabliert. Wie beim Dreipunktgerät auch, sollten Sie die Hubkraft Ihres vorhandenen Laders checken. Das Gewicht solcher Geräte liegt in der Regel um die 1 200 bis 1 500 kg. Allerdings baut das Gerät weit vor den Schwingendrehpunkt. Daher sind Rad- oder Teleskoplader mit 3 t Hubkraft zu empfehlen. Neben der Hubkraft bieten diese Lader aber auch genügend Hydraulikleistung, denn anders als einfache Abwickelgeräte verlangen solche Maschinen bis zu 100 l/min Hydraulikleistung und mehr, um Wurfweiten von mehr als 15 m zu erzielen.
Als Ladervariante achten Sie bei diesen Geräten insbesondere auf die hydraulischen Komponenten und prüfen diese auf Dichtigkeit und ausreichend große Dimension. Die Anbaukonsolen für Ihren Rad- oder Teleskoplader sind in der Regel geschraubt und daher auch wechselbar.
Vor einer Entscheidung sollten Sie das Einstreusystem für Ihren Betrieb abwägen: am Lader oder Schlepper, angebaut oder gezogen?
(Bildquelle: Bensing)
Reicht ein Abrollgerät oder muss das Stroh weit geworfen werden?
(Bildquelle: Bensing)
Für den Dreipunktanbau
Einstreugeräte für den Dreipunktanbau sind weit verbreitet. Viele Hersteller bieten für diese Bauweise Hilfsachsen an, damit auch kleinere Schlepper mit den Geräten arbeiten können — gerade dann, wenn auch Siloballen aufgelöst werden sollen. Der Antriebsbedarf ist, abgesehen vom hohen Anlaufmoment für das Wurfrad, meist gering. Hier reichen in der Regel 44 kW/60 PS aus. Einige Geräte haben daher ein Reduziergetriebe, mit dem die Drehzahl des Wurfrades verringert werden kann. Das ist hilfreich beim Einsatz mit Siloballen und reduziert außerdem die Staubbelastung, wenn hohe Wurfweiten im Stall nicht benötigt werden.
Die Funktionsweise der Hersteller ähnelt sich dabei meist sehr: Die Einstreu in Rund- oder Quaderballen wird auf eine (hydraulische) Klappe im Heck geladen oder abgelegt. Der hydraulische Kratzboden fördert den Ballen zur Maschinenvorderseite, wo eine oder zwei Auflösewalzen den Ballen zerkleinern und dosiert in das sich drehende Wurfrad fördern. Die Antriebskonzepte sind dabei unterschiedlich: Entweder werden die Auflösewalze(n) hydraulisch oder direkt mechanisch per Kette oder Riemen angetrieben.
Vorteil der hydraulischen Variante: Es gibt eine einfache Überlastsicherung per Druckbegrenzungsventil. Außerdem lässt sich mit dem hydraulischen Walzenantrieb der Materialfluss deutlich besser steuern. Soll der Gutstrom kurz unterbrochen werden, kann die Walze einfach ausgeschaltet werden. Der mechanische Antrieb spielt seine Vorteile in der kraftaufwändigeren Auflösung von Silageballen aus und sorgt für höheren Durchsatz.
Aufgeschraubte Messer verbessern die Ballenauflösung erheblich. Sie können aber schon mal brechen. Schauen Sie sich daher die Auflösewalze beim Gebrauchtgerät an. Außerdem sollte die Walze wie auch das Wurfrad ruhig und ohne Unwucht drehen. Bänder und Netzreste wickeln sich gerne um die Auflösewalze. Achten Sie darauf, dass keine Bänder in Richtung der Walzenlagerung gewandert sind.
Der Kratzboden ist einfach zu kontrollieren. Anders als bei reinen Futterverteilgeräten ist der Verschleiß gering, wenn nur Stroh aufgelöst wurde. Das puffernde Stroh setzt den Ketten deutlich weniger zu als saure Silagesäfte. Fördervarianten ohne Ketten sind die Ausnahme auf dem Markt.
Die Auflösewalze muss ruhig laufen. Außerdem sollten noch alle Klingen vorhanden sein.
(Bildquelle: Bensing)
Die Zuführung zur Auflösewalze erfolgt meist per Kratzboden. Dieser ist leicht zu kontrollieren. Die Walking-Floor-Variante ist selten. Wird keine Silage verarbeitet, ist die Standzeit hoch.
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Die Heckbedienung kann das Öffnen von Rundballen erleichtern.
(Bildquelle: Bensing)
Besondere Aufmerksamkeit gilt den Wurfradflügeln und dem Gehäuse.
(Bildquelle: Bensing)
Wurfrad mit viel Luft
Wenn Sie von hinten auf das Wurfrad schauen, dreht es sich in der Regel links herum. Das Material wird in den Luftstrom gefördert und über den Auswurfturm in den Stall geschleudert. Folgen Sie dem Stroh in Richtung Wurfrad und kontrollieren Sie die aufgeschraubten Paddel.
Die große Gefahr für Tier und Maschine sind Steine und Fremdkörper. Von den Flügeln beschleunigt, werden diese zu Geschossen im Stall! Meist hinterlassen die Steine auch Spuren auf den Paddeln. Daran lässt sich der Verschleißzustand des Gerätes ableiten — je weniger Macken die Paddel, desto besser. Auch das Wurfradgehäuse unterliegt diesem Verschleiß. Hier lassen sich die Bleche im Zweifel austauschen bzw. nachschweißen. Einige Hersteller bieten in diesem Gehäuse Gegenschneiden an, damit der Turm weniger schnell verstopft.
Auch wenn der Auswurfturm zu beiden Maschinenseiten gedreht werden kann, ist die Wurfweite in Fahrtrichtung nach rechts größer. Das liegt am bessere Gutfluss. Das sollten Sie beim geplanten Einsatz berücksichtigen. Die Auswurfkrümmer werden meist hydraulisch gedreht. Überprüfen Sie das Antriebsrad und den Zahnkranz des Ritzels. Häufig gibt es hier versteckten Verschleiß. Wer vornehmlich nur nach rechts ausdosiert, kann den umherlaufenden Zahnkranz einfach umschrauben und damit die Standzeit verlängern.
Wasserdosiersysteme, die per Düse den entstehenden Staub am Auswurfkrümmer reduzieren sollen, sind bisher selten vertreten. Wer sich für dieses System interessiert, sollte auf Frostschäden achten und die Pumpe des Tanks kontrollieren. Das Öl im Getriebe des Wurfrades wie auch die Gelenkwelle bei mechanisch angetriebenen Geräten stehen ebenfalls auf der Checkliste beim Besuch der Maschine.
Für die Bedienung der hydraulischen Funktionen bei den Einstreugeräten empfiehlt sich die elektro-hydraulische Variante. Meist wird das Öl per Magnetventil aus dem umlaufenden Ölstrom (hier reichen 30 l/min) zur entsprechenden Funktion geleitet. Ist das Gerät an einem Lader angebaut, ist die elektrische Bedienung Standard.
Prüfen Sie hier die Funktionen der Bedienbox. Ein dreipoliger Stecker sorgt für die Stromversorgung und kann an älteren Schleppern einfach nachgerüstet werden.
Der Verschleiß der Ritzel samt Zahnkranz für die Drehung sollte überprüft werden.
(Bildquelle: Bensing)
Reduziergetriebe für mechanisch angetriebene Geräte erleichtern die Arbeit mit Silageballen.
(Bildquelle: Bensing)
Die elektrische Bedienung bietet mehr Komfort als die mechanische Hebelbedienung, gerade wenn oft die Wurfweite und Richtung verändert werden muss.
(Bildquelle: Bensing)
Die Steuerungen der Einstreugeräte sind unterschiedlich.
(Bildquelle: Bensing)
Fazit
Einstreugeräte erleichtern die Arbeit und können den Strohverbrauch reduzieren, weil der Ballen intensiv aufgelöst und gleichmäßig im Stall verteilt wird. Entscheiden Sie sich für das richtige System: für Lader oder Schlepper, angebaut oder gezogen.
Das Angebot gebrauchter Geräte ist gering, zumal die Lebensdauer reiner Einstreugeräte, die nur Stroh verarbeitet haben, hoch sein kann. Achten Sie bei Wurfgeräten vor allem auf den ruhigen Lauf von Wurfrad und Auflösewalze. Preislich beginnt der mechanische Einstieg bereits ab 6 000 Euro für neue Abwickelgeräte. Für gezogene Kombigeräte fallen schnell 19 000 Euro und mehr an.