Angefangen vom Einstreuroboter bis hin zum angebauten Stroheinstreugerät ist das Angebot an Maschinen zum Einstreuen von Schweine-, Rinder- und Geflügelställen derzeit so groß wie nie.
Martin Heusl vom Kainzlgut in St. Marienkirchen (Österreich) setzt zwei Maschinen ein, die unser Interesse weckten. Entgegen dem Trend glänzen die Einstreugeräte aber nicht mit Hightech. Vielmehr beschränkt sich der Hersteller Altec bei beiden auf das Wesentliche. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Landwirt zum Einstreuen keinen Schlepper benötigt.
Sechs Varianten zur Auswahl
Lange suchte Martin Heusl (34) nach dem Umbau des Laufstalls aus den 1960er Jahren zum Tiefstreustall nach einer praktikablen Lösung zum Einstreuen. Ein Befahren der Halle mit der teils 50 cm hohen Strohmatte stand außer Frage.
Und ein gezogenes Einstreugerät schied durch die exponierte Hanglage des Stalls ebenfalls aus. Bis sich eine Lösung fand, rollten zwei Personen Ballen um Ballen über die Fläche aus und verteilten das Stroh mit der Heugabel. „Diese Methode kostete viel Zeit, und die Verteilgenauigkeit war furchtbar“, blickt Heusl zurück.
2016 stieß er zufällig auf Altec. Der auf Einstreugeräte spezialisierte Hersteller aus Frankreich hat unter anderem sechs schienengebundene Einstreuverteilgeräte vom Typ Ariane für Rund- und Quaderballen
im Angebot. Heusl entschied sich für das Modell DR160S, das Platz für einen 140 cm großen Rundballen bietet.
Alternativ hätte es mit dem Modell DR200S eine Variante für 2 m große Rundballen gegeben, und mit dem Modell DT125 Axial eine Ausführung für Quaderballen. Mit Blick auf die vorhandene Strohpresse standen diese Optionen jedoch nicht zur Debatte.
„Bei uns streut jeder ein“
Das Konzept eines unter einer Schiene fahrenden Einstreugeräts gefiel dem Biolandlandwirt spontan. Heute streut er damit zweimal täglich den Tiefstreustall ein, ohne sich dafür in die Herde begeben zu müssen. Bei einer Vorfahrtsgeschwindigkeit von bis zu 40 m/min geht dabei das Einstreuen nicht nur schnell, sondern durch die um 360° drehbare Kanzel auch sehr genau von der Hand. „Unterm Strich sparen wir etwa ein Drittel Stroh“, freut sich Heusl.
Nicht minder freut den Biolandwirt die Handhabung des Einstreukrans. „Sie ist so einfach, dass jedes Familienmitglied die Maschine beherrscht.“ Heusl gefällt auch, dass der von ihm gewählte Zinkenverteiler das Stroh punktgenau in bis zu 8 m Entfernung verteilt. Und zwar so gezielt, dass er sogar die verbliebenen Liegeboxen damit einstreuen kann. Diese Funktionsweise unterscheidet den lateralen Strohverteiler von den Modellen mit Axialverteiler. Bei diesem verteilen zwei 1,20 m große und rotierende Streuscheiben die Einstreu auf 8 m Breite.
Heusl belädt sein Ariane-Einstreugerät mit Strohballen, die auf der Massivdecke des alten Stalls lagern. Ohne einen Traktor benützen zu müssen, rollt er Ballen um Ballen zu einer per Seilwinde in der Höhe verstellbaren Rampe. Vor dem Absenken der Rampe zieht der Landwirt noch das Netz ab, dann rollt der Ballen per Schwerkraft in die Strohaufnahme des Krans.
Je nachdem, ob ein oder zwei Ballen zum Einstreuen benötigt werden, verlangt die Tätigkeit täglich zwischen fünf und zehn Minuten Arbeitszeit. Durch den guten Blick von oben erledigt Heusl immer auch gleich die Tierkontrolle mit. „Es ist schon interessant, wie viel mehr man von oben sieht“, stellt er mit einem Schmunzeln fest.
Von nennenswerten Reparaturen am Kran kann der Landwirt in den sechs Jahren seit seiner Inbetriebnahme nicht berichten. Einzig die in Eigenregie wechselbaren Lager der Laufkatze waren einmal defekt.
Nach sechs Jahren müssen allerdings demnächst die müde gewordenen Zinken des Strohverteilers getauscht werden. „Damit lässt sich leben. Schlimmer wäre, wenn Schnüre oder Ballennetze in den Tierbereich gelangen — was nicht geschieht, weil sich beides zuverlässig in den Zinken verfängt“, merkt Heusl hierzu an. Ballengarn, das sich in den Zinken verfängt, entfernt der Landwirt einfach mit dem Messer.
Heusl lagert ganzjährig seine Strohballen auf der Massivdecke des alten Stalls.
(Bildquelle: Zäh)
Durch Absenken des Bodens rollt der Strohballen von allein in den Kran-Bunker.
(Bildquelle: Zäh)
Gefahren wird der Kran im Stehen, jedes Familienmitglied beherrscht die Bedienung.
(Bildquelle: Zäh)
Der Drehkranz über dem Strohbunker erlaubt Drehungen um 358°.
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Altec bietet mit dem DR170 PA einen Selbstfahrer mit Dieselmotor zum Einstreuen an.
(Bildquelle: Zäh)
Der Selbstfahrer besitzt einen hydraulisch betätigten Beladearm.
(Bildquelle: Zaeh)
Der Ballentisch schwenkt bei der Arbeit jeweils um 90° nach links und rechts.
(Bildquelle: Zäh)
Im Entenstall von Martin Heusl verteilt der Zinkenverteiler das Stroh sehr gleichmäßig.
(Bildquelle: Zäh)
Die Kosten
Der schienengeführte, 1 300 kg schwere Strohverteiler DR160S steht beim deutschen Importeur Hirl Silo & Service mit 26 500 Euro in der Nettopreisliste. Die Montage von Kran und Laufschiene sind in diesem Preis nicht enthalten.
Optional erhältlich sind eine Fernsteuerung (6 660 Euro) sowie ein rund 13 000 Euro teurer Teleskoparm. Mit dem Teleskoparm können Ballen am Boden/Futtertisch beladen werden, so dass auf eine Rampe wie bei Heusl verzichtet werden kann.
2017 erweiterte die Familie Heusl ihren Betrieb um einen Maststall für 3 000 Enten auf Stroh. Die Tiere werden am Tag ihres Schlüpfens angeliefert und bleiben dann für sieben Wochen im eingestreuten Stall mit einer luftigen Veranda und optionalem Außenauslauf auf die grüne Wiese.
Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem schienengeführten Einstreusystem wählte Heusl wieder eine Maschine von Altec. Mit dem DR170 PA fiel dieses Mal die Wahl jedoch auf einen 45-PS-Selbstfahrer mit hydraulischem Ladearm für Ballengrößen bis 150 cm Durchmesser.
Zum Verteilen des Strohs besitzt die von einem Bombardier-Diesel (Kohler-Gruppe) angetriebene Maschine ebenfalls eine Zinkenwelle. Durch den links und rechts um 90° schwenkbaren Ballentisch in Kombination mit einer Streuweite von gut 4 m erreicht das Gerät eine Streubreite von bis zu 11 m — das gefällt. Denn ist der Stall einmal belegt, muss Heusl aufpassen, dass kein Tier unter die Räder kommt. Ein geringer Rangieraufwand reduziert die Gefahr von Erdrückungsverlusten. Um Tieren ausweichen zu können, fährt Heusl immer rückwärts in den Stall und streut dabei schon eine Stallhälfte ein; auf der Rückfahrt im gemütlichen Tempo folgt die andere Seite. Nach zehn Minuten ist so die tägliche Prozedur erledigt.
Aufgrund der leichten Arbeit verbraucht der Vierzylinder-Diesel nur 2,5 l/h. Während der siebenwöchigen Mast kommt es zu einem Verbrauch von gerade mal 16 l, so dass eine 22 l große Tankfüllung pro Durchgang im Betrieb Heusl ausreicht.
Das hintere der drei Räder wird hydraulisch angetrieben. Durch einen 120°-Lenkeinschlag des Antriebsrads besitzt das Fahrzeug einen kleinen Wendekreis. Damit es z. B. im Milchviehbetrieb beim Beladen schwerer Siloballen nicht umkippt, gibt es einen hydraulisch betätigten Stützfuß auf der Seite des Hebearms. Hydraulisch angetrieben werden auch die Förderketten. Zum Steuern von Kettengeschwindigkeit und Förderleistung lässt sich der Öldurchfluss am Antrieb manuell regeln.
„Die Maschine gefällt mir, weil sie einfach gebaut und leicht zu bedienen ist. Und wie beim Kran im Milchviehstall binde ich keinen Schlepper zum Einstreuen“, bringt Heusl seine fünf Jahre Erfahrung mit dem Selbstfahrer auf den Punkt.
Dass der Selbstfahrer noch einen Dieselmotor besitzt, stört den Landwirt nicht. „Der Stall besitzt eine Lüftung, von den Abgasen bekommt man deshalb nichts mit. Viel entscheidender ist, dass Motor und Hydraulik von jedem Mechaniker gewartet und repariert werden können“, merkt der Praktiker hierzu an.
Aktuell kostet das Modell von Heusl mit lateralem Strohverteiler 36 500 Euro ohne MwSt. Mit dem DR200 PI Lateral hat Altec aber bereits ein Nachfolgemodell am Start.
Eine hydraulisch angetriebene Welle mit darauf montierten Zinken verteilt das Stroh.
(Bildquelle: Zäh)
Der Fahrerstand ist auf den ersten Blick spartanisch, aber zweckmäßig.
(Bildquelle: Zäh)
Fazit
Sowohl Altec als Hersteller als auch seine Einstreugeräte sind im deutschsprachigen Raum bislang kaum bekannt. Was verwundert, denn die Maschinen bestechen durch eine einfache wie robuste Bauweise und durch eine hohe Funktionalität.
Die Lösungen im Betrieb Heusl fallen durch den Verzicht auf einen zusätzlichen Schlepper ins Auge. Beim Kran ist der gefahrlose Aufenthalt über den Tieren zu erwähnen. Gleichzeitig erlaubt der Blick von oben eine effektive Bestandskontrolle.
Übrigens: Die Technik eignet sich nicht nur für Rinderställe, sondern ebenso gut zum Einstreuen von Strohställen mit Schweinen.