Güllefass Kotte garant Smart Traction: Güllefass mit Häckslerschuhen
Die Idee vom Güllefass auf Raupen ist nicht neu. Kotte hat sie nun mit Smart Traction um eine wichtige Funktion ergänzt. Eine Lenkung sorgt für mehr Pflanzenschonung.
Gerade im Frühjahr kann es passieren, dass die Gülleausbringung zum perfekten Zeitpunkt ins Wasser fällt. Durch die immer kürzeren Zeitfenster für die Düngung träumt so mancher Praktiker von einem Güllefass mit Raupenlaufwerk. Kein Traum sind dagegen die Krater, die ein solches Laufwerk am Vorgewende hinterlassen kann — mit einem entsprechend deutlichen Schadbild am Pflanzenbestand und der obersten Bodenschicht. Georg Große Böckmann ist Träumer und Realist zugleich. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Hubert Korte, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Sascha Groß-Hardt von der Hochschule Osnabrück sowie den Firmen Limberg und Kotte brachte er die Raupe zum Rollen.
Güllefass Kotte garant Smart Traction lenkt mit
Spätestens, wenn das Kotte-Güllefass mit Raupenlaufwerken um die Kurve fährt, wird deutlich, warum so ein großer Aufwand beim Erstellen des Konzepts betrieben wurde: Das hydraulisch angetriebene Raupenschiff von Claas lenkt mit. Realisiert wird die Lenkung durch eine Achsschenkellenkung mit Lenkgestänge. Das Fass folgt dem Schlepper mit einem Lenkeinschlag von 19° durch die Kurve. Somit ist schon bei einer 15-m-Fahrgasse eine hohe Spurtreue gegeben. Auch ein spurversetztes Fahren im Hundegang ist möglich.
Die Aufstandsfläche beider Raupen beträgt stolze 3,25 m² bei einer Bandbreite von jeweils 890 mm. Jede Raupe hat eine Traglast von 14,8 t (17,5 t beim ungefederten Fahrwerk). Die Transportbreite liegt bei 3 m. Das vom Claas Jaguar bekannte Raupenlaufwerk TerraTrac kann die mittleren Laufrollen absenken, um die Aufstandsfläche bei Kurvenfahrt zu reduzieren und so speziell im Grünland die Grasnarbe am Vorgewende zu schonen.
Andererseits wird durch die Verkürzung mehr Druck auf den Boden ausgeübt. Diese Funktion ist nur für die Forschungsarbeit integriert worden, da es nur eine Freigabe bis zum Leergewicht des Fasses gibt. Der Antrieb der beiden Raupen erfolgt hydraulisch. In der höchsten Antriebsstufe werden satte 260 l/min bei 350 bar benötigt, daher besitzt das Fass eine Dual-Bordhydraulik mit einem 80 l großen Öltank. Ein Verteilergetriebe leitet die vom Schlepper über die Zapfwelle zur Verfügung gestellte Kraft an eine Ölpumpe. Diese treibt einen Ölmotor zwischen den Raupen an.
Der Antrieb lässt sich sowohl vorwärts als auch rückwärts in fünf Stufen einstellen, natürlich nur auf dem Feld und bis 20 km/h, Gleiches gilt für die Lenkung. Weil nicht alle Schleppergetriebe für das direkte Schieben durch das Güllefass ausgelegt sind, kann die Schubkraft wahlweise auch erst ab 0,5 km/h aktiviert werden.
Maximal können bei 8 bis 10 km/h und 1 000 U/min Zapfwellendrehzahl theoretisch 150 kW übertragen werden. Für die Lenkmanöver, den Öldruck in den Zylindern der Federung und den Grasmodus (beides optional) greift das Fass auf die Loadsensing-Hydraulik des Schleppers per Power-Beyond-Anschluss zurück, so dass auch Schlepper ohne große Hydraulikanlage vor das Fass gespannt werden können. Eine weitere Besonderheit ist die optionale Achsverschiebung auf fünf Positionen, um flexibel auf die Stützlast bei wechselnden Verteilgeräten reagieren zu können.
Kotte verbaut an dem 19 m³ großen Fass erstmals eine hydraulische Kreiselpumpe von Euro-P mit 6,5 m³/min Leistung. Zum flexiblen Ansaugen kommt ein Jurop-Vakuum-Kompressor zum Einsatz: Dieser füllt die Kreiselpumpe und unterstützt zudem mit Druck bei der Entleerung. Die bereits angesprochene Bordhydraulik ist auch für die Kreiselpumpe zuständig. So können unabhängig voneinander sowohl die Ausbringmenge als auch der Fahrantrieb gesteuert werden.
Um die Krafteinwirkung des Anbaugerätes in Kombination mit der Lenkung auf das Fass zu reduzieren, steht ein HD-Hubwerk mit beweglichen Seitenstabilisatoren zur Verfügung. Für mehr Fahrkomfort setzt Kotte auf eine hydraulische Deichselfederung. Das Fass ist ein reines Ausbringfass für den Acker. Auf der Straße zieht sich die Raupe schwer.
Bei dem Fass handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch um ein Forschungsobjekt. Im Rahmen seiner Doktorarbeit möchte Sascha Groß-Hardt die Vorteile des Raupenlaufwerkes untersuchen, um den Mehrwert für die Praxis herauszuarbeiten. Dabei liegt der Fokus auf nachhaltigem Pflanzen- und Bodenschutz vor allem im Grünland. Mit handfesten Ergebnissen rechnet die Projektgruppe Mitte 2023.
Praktikerurteil
Der Prototyp im Einsatz
Georg Große Böckmann hatte die Idee des Güllefasses mit gelenkten Raupen. Er konnte den Prototyp auch schon unter verschiedenen Bedingungen testen: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Fass, auch auf Grünland hinterlassen die Raupen kaum Spuren auf dem Vorgewende.“ Die positive Wirkung der Lenkung hat den Praktiker überrascht. „In Kombination mit dem Antrieb ist man in jedem Fall äußerst bodenschonend unterwegs. Lediglich auf der Straße hat das Fass nichts verloren, dafür ist der Rollwiderstand der Raupen zu hoch, “ so Große Böckmann. Im nächsten Frühjahr will er das Güllefass mit einem Strip-Till-Gerät im Mais einsetzen.