Lemmer-Fullwood FullBeacon im Einsatzbericht: Handnotizen adieu!
Die leuchtenden FullBeacon-Halsbänder unterstützen den Milchviehbetrieb beim Markieren und Finden von Tieren. Einen Haken hat das ansonsten sehr empfehlenswerte System von Lemmer-Fullwood jedoch…
Stellen Sie sich vor: Blinklichter an den Halsbändern zeigen Ihnen an, welches Tier zum Melkroboter zu bringen, welches zu besamen und welches krank und dem Tierarzt vorzustellen ist.
Was nach Zukunftsmusik klingt, ist bereits Praxis: Im Oktober 2021 stellte Lemmer-Fullwood das Managementsystem Full-Beacon für ein schnelles und einfaches Finden von Kühen vor. Mitte 2022 hat das mit Förster-Technik entwickelte System seine Feuertaufe bestanden. So konnten wir in einem Milchviehbetrieb mit zwei Melkrobotern und 106 Melkenden die Technik in der Praxis unter die Lupe nehmen.
Klar: Die meisten Milchviehhalter erkennen ihre Kühe sofort an Aussehen, Euterform und Gang. Azubis, Aushilfskräfte oder der Tierarzt haben da mehr Probleme. Deshalb dauert es bei ihnen immer viel länger, wenn sie Tiere aus der Herde selektieren müssen.
Gehörig Zeit verlangt auch das Anlegen handschriftlicher Listen. Schließlich sind mit einem automatischen Melksystem alle Kühe mit Melküberhang zwei Mal am Tag zum Melkroboter zu holen.
Anders mit FullBeacon: Hier blinken per Programm die Halsbänder einzelner Kühe automatisch auf, wenn zu viel Zeit seit der letzten Melkung vergangen ist. Parallel werden diese Tiere im Programm und in der Smartphone-App farblich markiert.
Die Herden-Managementsysteme Fullexpert und Crystal bringen die Blinklichter ebenfalls zum Leuchten, wenn ein krankes oder brünstiges Tier detektiert wurde. Damit die Dringlichkeit ins Auge fällt, blinken die Lichter in einer anderen Farbe — wahlweise in rot, gelb oder grün. Auch die Blinkfrequenz ist vom Landwirt einstellbar.
Und zu guter Letzt können per PC oder App auf dem Smartphone einzelne Leuchten gezielt zum Blinken gebracht werden. So lassen sich im Nu Tiere identifizieren, die zum Trockenstellen, zum Besamen oder für eine Trächtigkeitsuntersuchung im Fressgitter zu selektieren sind.
Per App für das Smartphone lassen sich Halsbänder auch manuell zum Blinken bringen.
(Bildquelle: Zäh)
Zum Aufladen ist der Akku mit einem Spezialschlüssel binnen Sekunden demontierbar.
(Bildquelle: Zäh)
Je nach Einstellung blinken die Leuchtsignale unterschiedlich schnell rot, grün oder gelb.
(Bildquelle: Zäh)
Handy seltener erforderlich
Erklärtes Ziel von Lemmer-Fullwood ist es aber, dass der Griff zum Smartphone minimiert wird. Möglich machen sollen dies verschiedene Automatikfunktionen in Fullexpert und Crystal, welche die Tierselektion für den Landwirt übernehmen — ohne dass dieser ein Handy zücken muss. Wer sich gut mit seinem Tierarzt versteht, kann diesem per TeamViewer die Erlaubnis zum Selektieren geben — wirklich pfiffig.
Die Kehrseite der Medaille: FullBeacon funktioniert nur in Kombination mit den Managementsystemen Fullexpert oder Crystal des Melktechnikherstellers Lemmer-Fullwood. Eine vom Melktechnikfabrikat unabhängige Stand Alone-Version gibt es ebenfalls nicht.
Zur Technik
Die FullBeacon-Halsbänder sind mit der Bluetooth-Schnittstelle „Bluetooth Low Energy“, kurz BLE, ausgestattet. Gegenüber der klassischen Bluetooth-Technologie verbraucht BLE als Teil von Bluetooth viermal weniger Strom. In der Tat muss der Stromverbrauch sehr niedrig sein, denn laut Lemmer-Fullwood reicht eine Akkuladung für eine ganze Laktation — also rund 300 Tage am Stück.
Einmal leer, lässt sich der in der Leuchte integrierte Akku mit einem kleinen Spezialschlüssel innerhalb von Sekunden demontieren, während das Halsband am Tier verbleiben kann. Nach rund drei Stunden ist ein Akku dann wieder voll geladen. Sofern eine neue Software vorliegt, wird diese automatisch per Bluetooth-Verbindung aufgespielt.
Für eine lückenlose Übermittlung der Sendesignale sind kabelgebundene Sendeeinheiten unter dem Stalldach nötig. Die Reichweite dieser Sendeeinheiten beträgt bis zu 40 m im Radius. Und so waren auch in dem von uns inspizierten Stall mit 106 melkenden Tieren drei Sendestationen montiert.
Die Herden-Managementsoftware bringt je nach Selektionskriterium die FullBeacon-Halsbänder automatisch zum Blinken.
(Bildquelle: Zäh)
Es sind eigene Merkmale festlegbar wie „Brünstig“, „Melküberhang“, „Klauenpfleger“.
(Bildquelle: Zäh)
Die Kosten
Der von uns besuchte Milchviehbetrieb mit 106 Melkenden und zwei Merlin-Melksystemen benötigt inklusive Trockenstehergruppe 122 Halsbänder. Mit Reserve-Halsbändern z. B. für Jungvieh hat der Betrieb so insgesamt 145 Halsbänder.
Einschließlich der drei Sendeeinheiten bezahlte er dafür samt Installation, Halsbändern sowie Halsbandgewichten knapp 22 000 Euro ohne Mehrwertsteuer. Macht einen Stückpreis von rund 150 Euro pro Tier. Die Software Fullexpert war im Betrieb durch die Ausstattung mit zwei Merlin-Melkrobotern des Herstellers Lemmer-Fullwood bereits vorhanden.