Einsatzbericht: Quanturi Oy Temperaturmesssystem: Drahtlos statt ratlos
Quanturi Oy ist in Deutschland mit einer drahtlosen Temperaturerfassung fürs Heu- und Getreidelager neu im Markt. Wir nahmen die Funktion unter die Lupe.
Trockenes Getreide und lagerfähiges Heu sind in Jahren mit unbeständigem Erntewetter keine Selbstverständlichkeit. Doch was tun, wenn Heu oder Getreide zu feucht geerntet wurden? Mit einer regelmäßigen Kontrolle der Temperaturen im Lager lässt sich nicht lagerfähiges Erntegut aufspüren und beispielsweise durch zeitiges Belüften die Qualität des Getreides erhalten.
Und wer in seinem Heulager regelmäßig misst, kann Brände durch eine Selbstentzündung vermeiden. Versicherungen gehen deshalb vermehrt dazu über, sich im Schadensfall Protokolle über eine regelmäßige Temperaturkontrolle vorlegen zu lassen: Aber mal ehrlich: Wer hat heute noch die Zeit für tägliches Messen mit einem analogen Einstechthermometer und die Dokumentation der ermittelten Messdaten?
Mit den Haytech-Sonden von Quanturi lassen sich die Temperaturen im Heulager einfach nehmen und ebenso leicht kontrollieren.
(Bildquelle: Zäh)
Eine Messsonde im Heu.
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Quanturi Oy Temperaturmesssystem: Temperaturen aufs Handy
An dieser Stelle kommt Quanturi ins Spiel. 2019 stellte die finnische Firma in Deutschland zwei Systeme zur Temperaturüberwachung im Heu- und Getreidelager vor. Gemein ist beiden Systemen, dass die Messsonden während der ganzen Messperiode im Heuballen bzw. im Getreidehaufen verbleiben und stündlich einen Messwert versenden. Das Verschicken erledigt ein Sender in den Sonden. Allerdings landen die Ergebnisse nicht sofort auf dem Smartphone, dem PC oder Tablet des Landwirts. Vielmehr werden die Messwerte als erstes über eine im Lager zu platzierende Basisstation an einen Server von Quanturi verschickt. Hier verbleiben sie auch, so dass — wie bei einer Cloudlösung üblich — die Daten jederzeit und über verschiedenste Endgeräte von jedem beliebigen Ort auf der Welt mit Internetverbindung abgerufen werden können.
Internetzugang ab Werk
Die weiteren Vorteile der Cloudlösung: Die Daten sind dauerhaft dokumentiert. Und beim Überschreiten eines frei festlegbaren Temperaturwertes verschickt das System automatisch einen Alarm, wahlweise auch eine SMS aufs Handy.
Die Basisstation benötigt zum Übermitteln einen 230- oder 12-Volt-Stromanschluss. Sowie eine Internetverbindung per Zugang zum Heimnetzwerk des Betriebs. Bei Entfernungen von über 200 m vom Lager zum Heimnetzwerk gibt es die Möglichkeit zur Installation eines Signalverstärkers, der die Signalübermittlung um 200 m verlängert.
Ist kein fester Internetanschluss vorhanden, kommt die GPRS-Basisstation des Herstellers mit integrierter SIM-Karte zum Einsatz. Welches Funknetz verfügbar ist, ist unerheblich, da die Technik den am besten geeigneten Funknetzbetreiber selbst auswählt. Was bleibt, ist der erwähnte bzw. erforderliche Stromanschluss für die Basisstation.
Die Messwerte gelangen über die Cloud aufs Handy. Jede Heusonde liefert einen Messwert.
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Die im Lager zu platzierende Basisstation benötigt einen Stromanschluss (wahlweise 12 oder 230 V). Sie empfängt die Daten von bis zu 200 Sonden und schickt diese in die Cloud.
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Wer wie hier mit Haytech den Verlauf der Temperaturkurve angezeigt haben möchte, sollte das Softwarepaket „Premium“ buchen.
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Die staubdichten Haytech-Sonden besitzen eine Batterie mit Steckverbindung, was einen Batteriewechsel durch den Landwirt erlaubt.
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Firmenportrait
Wer ist Quanturi Oy?
Quanturi Oy ist eine 2016 in der Nähe von Helsinki (Finnland) gegründete Firma mit 20 Mitarbeitern. Es produziert vorrangig technische Geräte zur Überwachung biologisch aktiver Stoffe. Ausgangspunkt des Startup-Unternehmens war Haytech — mit dem Ziel, Landwirten weltweit eine innovative und gleichzeitig intuitive Lösung zur Heubrandvorbeugung und Qualitätssicherung anzubieten. Daraus entwickelten sich weitere Anwendungsgebiete, wie zum Beispiel die Überwachung von Getreidelagern und Kompostmieten.
Quanturi Oy ist inzwischen in ganz Europa sowie in Australien vertreten. Aktuell expandiert das Unternehmen zudem stark innerhalb der Vereinigten Staaten.
Die Technik fürs Heu
Die Messsysteme für Heu und Getreide funktionieren im Grunde gleich. Unterschiede gibt es dennoch im Detail, weshalb Quanturi selbst differenziert. So firmiert die Technik zur Kontrolle des Heulagers unter der Bezeichnung „Haytech“. Das System beinhaltet Sonden mit einem 40 cm langen Fuß aus Kunststoff. Die vier Kanten des Fußes sind erstaunlich scharfkantig, so dass man die Sonden selbst bei fest gepressten Ballen mit der bloßen Hand eindrücken kann. Die Länge der Sonden ist nach Erfahrung von Praktikern passend, da man mit der Spitze bei fast allen Ballen für exakte Messungen bis zum Kern vordringt.
Im vor Wasser und Staub schützenden Gehäuse (IP 44) befindet sich neben einem Temperatursensor die Messelektronik, der Funksender sowie eine Batterie. Das Kabel der Batterie lässt sich vom Sensor abziehen. Das erleichtert den Batteriewechsel, wenn die Stromquelle nach ca. drei Jahren Laufzeit das Arbeiten einstellt. Der Preis einer Batterie wird vom Anbieter mit rund zehn Euro ohne Mehrwertsteuer angegeben.
Für den Abruf der Messwerte von Haytech gibt es verschiedene Optionen. Basis und kostenlos ist die Quanturi-App „Free“ fürs Smartphone, PC oder Tablet. Damit lassen sich die Werte aller Sensoren abrufen, ein beliebig festlegbarer Alarmschwellenwert sowie eine Rufnummer einprogrammieren. Die batterieschonende Standardeinstellung sieht vor, dass pro Stunde ein Temperaturwert in Echtzeit verschickt wird.
Für mehr Funktionen ist das Softwarepaket „Premium“ buchbar. Dann können Sonden individuell mit Namen versehen und gezielt einem bestimmten Lagerort zugewiesen werden. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht selbst merken bzw. aufschreiben muss, welche Nummer zu welchem Lagerort gehört. Anstatt eines einzelnen Temperaturmesswerts sieht mit der Premium-Version der Landwirt in der App den Verlauf aller Messungen. Entsprechend genügt hier schon ein schneller Blick, um zu erkennen, ob die Temperaturen steigen, fallen oder ob sie stabil bleiben.
Zu guter Letzt können mit der Softwareversion Premium wie in einem digitalen Tagebuch eigene Notizen vermerkt werden. Und es können für den Fall einer Alarmierung bei einer Temperaturüberschreitung bis zu drei unterschiedliche Rufnummern in einer Liste hinterlegt werden.
Fürs Getreide: Tango M
Die Technik fürs Messen im Getreidehaufen und anderen Schüttgütern wie Holzhackschnitzeln oder Ölsaaten trägt den Namen „Tango M“. Kennzeichen der Serie sind Lanzen aus 22er Edelstahlrohren in drei verschiedenen Längen (2, 3 und 4 m).
Für einen leichten Transport der Lanzen von einem Einsatzort zum anderen sind diese — nach dem Lösen von Verschraubungen — in bis zu drei Einzelsegmente einfach und schnell demontierbar.
Jede Lanze besitzt darüber hinaus bis zu vier Messpunkte. Die Messpunkte sind dabei gleichmäßig über die Sonde verteilt. Der erste Sensor befindet sind an der Lanzenspitze, während der oberste Sensor zum Messen der Raumlufttemperatur praktischerweise am Griffstück platziert ist.
Die mehreren Messpunkte in unterschiedlichen Höhen sind nicht zuletzt beim Belüften eines Getreidelagers von Vorteil. Schließlich verschieben sich beim Belüften die Temperaturen im Lager. Durch die Kenntnis, wie schnell sich die Temperaturschichten verschieben, lässt sich der Fortgang einer Belüftungsmaßnahme gut beurteilen.
Klingt zugegeben alles recht theoretisch. Tatsächlich hat das Ganze seit Kurzem auch eine praktische Komponente: Seit Ende 2021 ist das Quanturi Tango M um eine Steuerung zum Automatisieren eines Belüftungsprozesses erweiterbar.
Zurück zur Ausstattung der Tango-M-Sonden: Ihre Batterien sind ebenfalls wechselbar. Die Laufzeit ist mit drei bis fünf Jahren angegeben. Die lange Laufzeit ist erstaunlich, denn das Messsystem ist grundsätzlich nicht deaktivierbar. Heißt: Jede Sonde sendet ganzjährig Daten in die Cloud — egal, ob sie im Einsatz ist oder nicht.
Möglich werden die langen Batterielaufzeiten, da immer nur ein Messwert pro Stunde in die Cloud verschickt wird. Wird die Sendefrequenz verändert, sind mehr Messdaten generierbar — doch dieser Komfort geht zu Lasten der Batterie-Lebensdauer.
Noch ein Wort zur Software. Für das System Tango M empfiehlt Quanturi die Lizenz Supervisor. Zu den umfangreichen Funktionen dieser Software gehört unter anderem die Möglichkeit zur manuellen und automatischen Getreidebelüftung. Die Supervisor-Version glänzt auch mit leicht verständlichen Temperaturkurven.
Wer Geld sparen möchte, dem steht wahlweise auch eine kostenlose Software zur Verfügung. Dann werden aber keine Kurven, sondern nur die zuletzt gemessenen Temperaturen angezeigt. Ebenso kann man in die Alarmliste keine drei, sondern nur eine Rufnummer eintragen.
Die bis zu 4 m langen Edelstahl-Lanzen lassen sich Dank Schraubgewinde in kleine Segmente zerlegen.
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Jeder Sender besitzt eine Nummer und eigene, per Handykamera erfassbare ID.
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Die 3 m lange Sonde misst die Temperaturen des Getreides in 1, 2 und 3 m Tiefe.
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Die Kosten
Eine Basisstation für die Übermittlung der Daten von bis zu 200 Sonden aus dem Heu- oder Getreidelager kostet 330 Euro ohne, und 450 Euro mit SIM-Karte. Hinzu kommen Jahresgebühren in Höhe von 120 Euro für die Softwarelizenz Premium, und 240 Euro bei Wahl der Version Supervisor. Die SIM-Karte, sofern erforderlich, kostet weitere 90 Euro im Jahr.
Den Preis für ein komplettes Starterpaket Tango M zur Getreideüberwachung mit drei Lanzen gibt Quanturi mit 1 300 Euro (ohne MwSt., ohne Versandkosten) an. Ein Starterpaket zur Überwachung von 100 Heuballen liegt bei rund 1 250 Euro. Im Preis enthalten ist neben einer Basisstation die Jahreslizenz Premium sowie zehn Haytech-Sonden. Weitere Sonden können im 10er Pack á 490 Euro geordert werden.
In Verbindung mit der Software Supervisor und dem System Tango M erkennt der Landwirt Unregelmäßigkeiten anhand der Temperaturkurve.
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Bei Überschreitung einer frei einstellbaren Temperatur (hier: 21 °C) wird ein Alarm ausgelöst, und auf Wunsch eine entsprechende SMS verschickt.
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Fazit
Durch Selbstentzündung kann zu feucht geerntetes Heu schnell in Brand geraten. Feucht geerntetes Getreide verliert ohne die Einleitung von Gegenmaßnahmen im Nu an Qualität und Wert. Was in beiden Fällen hilft, ist das Messen der Temperaturen im Lager — ganz konventionell mit einem analogen Thermometer.
Weitaus komfortabler ist das drahtlose Temperaturmesssystem von Quanturi. Es übermittelt die Temperaturwerte aus dem Heu- oder Getreidelager in die Cloud. Von hier aus gelangen die Werte dann in Echtzeit aufs Handy des Landwirts. Dieser hat so rund um die Uhr die Temperaturen, und bei Wahl der passenden Software auch den Verlauf der Temperaturkurven im Blick.
Seit Ende 2021 bietet Quanturi zudem die Koppelung des Tango-M-Systems mit der Steuerung einer Getreidetrocknung an, was eine intelligente Lagerbelüftung verspricht. Die Steuerung schützt dabei im Idealfall nicht nur das Futter, sondern senkt auch die Aufwendungen für Arbeit und Strom.
Praktikermeinung Quanturi Haytech
Überwacht teures Heu
Am Rande des Ruhrgebiets ist für Ludger Cordt der Verkauf von Pferdeheu lange schon tägliche Routine. Ungewöhnlich ist jedoch, was der Landwirt und Lohnunternehmer über Deutschlands Landesgrenzen hinweg mit Erfolg am Markt anbietet: „Ich habe 30 ha Ackerland mit speziellen Gräsern eingesät. Das Heu von diesen Flächen eignet sich gut für ernährungsempfindliche Tiere. Das hat sich bis nach Skandinavien herumgesprochen, weshalb wir trotz eines hohen Preises das ganze Jahr schon im Voraus ausverkauft sind“ erklärt uns Cordt.
Sein Erfolg kommt jedoch nicht von ungefähr. So legt der Landwirt mit der eigenen Auswahl der Grasmischungen zwar den Grundstein für seinen Erfolg, doch achtet der Unternehmer auch immer auf eine hohe Qualität seines Heus. Für eine geringe Belastung mit Schimmelsporen etwa schneidet Cordt das Gras schon sehr früh — und lässt es nicht überaltern, wie es vielerorts mit Pferdeheu immer noch üblich ist.
Was dem Landwirt zur Absicherung der hohen Qualität aber fehlte, war eine Temperaturkontrolle des in Quaderballen gepressten Heus. Vor allem, weil er einmal vor Jahren heiß gewordene Ballen zum Abkühlen aus dem Lager fahren musste, musste Cordt nicht lange überlegen, als ihm ein Agravis-Vertreter Haytech vorstellte.
Sein Fazit zum drahtlosen Messsystem fällt nach einer Saison durchweg positiv aus. Trotz der großen Erntemenge investierte der Landwirt zu unserer Überraschung nur in zehn Haytech-Messsonden. „Das reicht, um 100 Ballen eines Schnitts kontrollieren zu können. Wenn die kritische Phase vorüber ist, stecke ich die Sonden um bzw. verwende sie für die zuletzt geernteten Ballen.“ In diesem Zusammenhang interessant fände der Landwirt eine Möglichkeit zur Bestimmung der Ballenfeuchte — da diese mit Auskunft darüber gäbe, in welche Bereiche die Temperaturen sich entwickeln werden.
Die Installation der Technik bereitete dem Landwirt nicht das geringste Problem. „Binnen einer Stunde war hier alles am Laufen“ resümiert Cordt.
Mit Blick auf die Vielfalt an Software-Lizenzen entschied er sich für die Premium-Variante — weil hier der Verlauf der Temperaturkurve ersichtlich ist, was laut Cordt mehr Aussagekraft besitzt wie ein einzelner Temperaturwert.