Erst recht vor dem Pflug darf Elektronik nicht halt machen. Schließlich geht es hier um das perfekte Arbeitsergebnis und die Basis für den späteren Ertrag der Feldfrüchte. Und beim Komfort denkt ISO-Bus am Pflug das Thema nur konsequent weiter. Wer weiter automatisieren will, kommt nicht drum herum.
Sie sitzen in der klimatisierten Schlepperkabine auf einem Hochleistungssitz, mit der rechten Hand haben sie auf Knopfdruck und per Joystick das Kommando über zahlreiche Funktionen und Helferlein. Bietet die nächste Traktorgeneration etwas Neues, wird es geordert — Vollausstattung ist angesagt.
Man könnte meinen, hinter den Traktor-Unterlenkern hört der Fortschritt auf. Winkelsensoren und Memoryzylinder am Pflug haben es schwer — es lebe die rostige Spindel! Einmal eingestellt läuft es doch. Und wenn nicht, dann steigt man ab und passt an, so die verbreitete Meinung.
In der Praxis tun das wenige, besonders, wenn es um die Feinheiten geht. Und entschließt man sich dann doch zum Ändern der Einstellungen, geht es erst los: In welche Richtung muss man drehen, um die Vorderfurchenbreite zu verändern? Passen die Seitenneigungen noch zueinander? Nicht selten zieht sich der Einstellversuch mit Test und Irrtum über mehrfaches Auf- und Absteigen ohne zufriedenstellendes Ergebnis hin. Beim nächsten Mal lässt man es direkt ganz bleiben.
Der Fortschritt endet nicht mit den Unterlenkern des Traktors.
Frank Berning, Chefredakteur
Einfach einstellen
Wie einfach ist dagegen die Welt beim ISO-Bus-Pflug. Alle Einstellwerte übersichtlich auf dem Terminal, die rechte Hand hat gewohnt per Knopfdruck die volle Kontrolle. Zum Pflügen der ersten Furche wählt man einfach das passende Szenario aus, nach wenigen Sekunden und der vollautomatischen Einstellaktivität im Heck kann es losgehen.
Zieht man dann seine Bahnen, ist das Feintuning gar kein Problem. Ein bisschen mehr Neigung für besseren Einzug, etwas mehr oder weniger Vorderfurche, ein Quäntchen mehr Druck auf die Anlagen — alles in Sekunden vom Schleppersitz aus und während der Fahrt erledigt. Das Ergebnis ist direkt sichtbar und kann genauso schnell weiter angepasst oder zurück korrigiert werden. Der Pflug ist außerdem fit für die weitere Automatisierung über die GPS-Steuerung der Arbeitsbreite für eine gerade Furche bis hin zum autonomen Zugfahrzeug.
Autonom geht es nicht ohne
Und spätestens wenn es um das vollautomatisierte Arbeiten geht, führt kein Weg an Sensoren und Aktoren vorbei. Sollte der Pflug zum Beispiel einmal nicht drehen, weil die Hydraulik streikt, muss die Fahrzeugelektronik das mitbekommen. Der Memoryzylinder ersetzt hier die Kontrolle durch das Fahrerauge.
Sich jetzt schon mit der Technik vertraut zu machen, auch wenn es noch nicht autonom auf die Fläche geht, ist gut und richtig. Schritt für Schritt fällt der Weg in Richtung Automatisierung leichter.
Auch nach getaner Arbeit hören die Vorteile übrigens nicht auf. Den Pflug abstellen — kein Problem mit der schnell und automatisch angesteuerten Parkposition. Der Pflug steht breit mit geradem Turm sicher auf dem Hof. Genauso schnell ist er wieder angebaut und in Arbeitsposition.
So wird das Pflugergebnis und -erlebnis optimal — und der Fahrer hat Spaß bei der Optimierung, während sein Kollege noch die Spindel entrostet.
Als erstes muss ich hier eins klarstellen: Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir die globalen Herausforderungen in Sachen Welternährung und Klimawandel einzig und allein durch technischen Fortschritt lösen werden!
Jeder, der am Status quo festhalten oder die Zeit gar zurückdrehen möchte, ist aus meiner Sicht auf dem Holzweg. Entsprechend kritisch sehe ich auch pauschale Verbote für den Bau von Verbrennungsmotoren oder den Einsatz von Gentechnik, insbesondere in der Pflanzenzüchtung. Ideologie macht weder Menschen satt, noch rettet sie die Umwelt. Doch ich schweife ab…
Ohne Elektronik geht es nicht
Monat für Monat berichten wir in profi über den Fortschritt in der Landtechnik. Und dazu gehören natürlich auch Entwicklungen im Bereich der Elektronik — egal, ob neue GPS-Lenksysteme, pulsweiten-modulierte Düsensteuerungen an Pflanzenschutzspritzen oder autonome Feldroboter.
Trotzdem muss auch die kritische Frage nach dem Sinn oder Unsinn mancher Entwicklung erlaubt sein. Nur weil man eine Drillmaschine mit SectionControl für jede einzelne der 48 Reihen ausstatten kann, muss das — im Sinne eines maximalen Deckungsbeitrages — noch lange nicht sinnvoll sein. Das gleiche gilt für die Elektronik am Pflug: Früher begrenzten ein einfacher Anschlag und das Überdruckventil in der Hydraulik den Drehwinkel. Heute meldet ein elektronischer Sensor an der Drehwelle den Winkel an die Steuerung, damit diese einem elektrisch gesteuerten Hydraulikventil den Befehl gibt, den Zylinder des Drehwerkes an der richtigen Stelle zum Stehen zu bringen.
Nur weil etwas möglich ist, ist es noch lange nicht sinnvoll!
Hubert Wilmer, stellv. Chefredakteur
Warum einfach, wenn…
Einziger Vorteil der aufwändigen — und durchaus auch störanfälligen — Technik: Sie können als Fahrer den Kippwinkel vom Schlepper aus anpassen und so bequemer die optimale Einstellung finden. Aber Hand auf`s Herz: Wann haben Sie den Kippwinkel am Pflug überhaupt das letzte Mal verstellt?
Ich bin deshalb sehr sicher, dass sich technische Entwicklungen nur dort durchsetzen, wo sie entweder den Arbeitskomfort oder das Arbeitsergebnis wirklich entscheidend verbessern bzw. der Aufwand nennenswert sinkt oder der Ertrag entsprechend steigt.
…es auch kompliziert geht?
Bei vielen Entwicklungen ist aktuell aber leider eher das Gegenteil der Fall: Sie machen die Dinge lediglich teurer, anfälliger und/oder komplizierter, ohne einen nennenswerten Vorteil zu bringen.
Da das aber auch die Kunden schnell durchschauen, wird der Markt das schon richten. Denn insbesondere die immer kompliziertere Bedienung schreckt manchen Betriebsleiter vom Kauf der neusten Entwicklung ab.
Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, dass der französische Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry („Der kleine Prinz“) Recht hat: „Die Technik entwickelt sich immer vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“
Hier erinnere ich gerne an das Zitat eines Kollegen zur modernen Technik: „Alles geht schneller, es braucht halt nur etwas länger!“ Folglich sollten Sie in diesem Fall nicht „am Kabel drehen“, sondern wir brauchen jetzt nur etwas Geduld, bis die Entwicklung beim nächsten Schritt angekommen ist.