Maring: Ihr kennt doch sicher den Parallelpflug von Hans von der Heide?
Bauer: Kennen wäre übertrieben, aber profi hat vor einiger Zeit darüber berichtet.
Fahrer: Den gibt es nur als Beetpflug, das geht doch gar nicht. Und eine Steinsicherung hat er auch nicht.
Maring: Alles richtig, aber zur Zeit existiert nur ein Prototyp in Minimalausführung. Ein Testlandwirt hat mehrere hundert Hektar damit gepflügt. Ihr könnt euch das auf YouTube anschauen.
Lohner: Ich habe gehört, dass die Chefkonstrukteure großer Landtechnikhersteller sich die Maschine auch angesehen haben.
Maring: Ja, aber keiner hat den Mut oder sieht die Notwendigkeit, diese Maschine zu bauen. Deshalb hat Hans von der Heide eine Hochschule gebeten, seine Erfindung wissenschaftlich zu untersuchen.
Bauer: Eine gute Idee.
Maring: Ein Master-Student hat festgestellt, dass der Parallelpflug einwandfrei funktioniert, in der Herstellung günstiger ist als ein herkömmlicher Pflug und einer Markteinführung von daher nichts im Wege steht.
Bauer: Wenn das Gerät günstiger als ein Beetpflug ist, sind zwei Parallelpflüge für den Front- und Heckanbau billiger als ein Drehpflug. Mit einem Wendeschlepper oder einem autarken Roboter ergäbe das eine coole Kombination.
Maring: Das ist ja auch die Idee des Erfinders. Nun hatte der Student keine Möglichkeit, Zugkraft- und Verbrauchsmessungen und einen Vergleich mit einem Drehpflug zu machen. Deshalb hat Hans von der Heide eine weitere Hochschule kontaktiert.
Fahrer: Das hätte ich an seiner Stelle auch getan.
Maring: Es gab die Vereinbarung, im ersten Schritt eine theoretische Untersuchung und danach praktische Versuche durchzuführen.
Lohner: Klingt plausibel.
Maring: Für den ersten Teil erfasste ein Student den Pflug mit Kamera, Zollstock, Maßband und Schieblehre. Hans von der Heide assistierte und stand einen ganzen Tag lang Rede und Antwort. Das war die Vorarbeit für sich und fünf Kommilitonen.
Bauer: Also eine Teamarbeit?
Maring: Ja, und die jungen Leute kannten sich supergut in der Literatur, mit Computern, CAD-Programmen und YouTube aus. Außerdem schienen sie Fans von heutigen Drehpflügen in Vollausstattung zu sein. Aber scheinbar wussten sie nicht, wie man ein Telefon bedient, um Fragen zu stellen.
Fahrer: Dafür gibt es WhatsApp und Telegram.
Maring: Pech für den, der diese Dienste nicht nutzt. Jedenfalls erarbeiteten sie unter der Federführung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters eine Gebrauchswertanalyse für den Parallelpflug.
Lohner: Das klingt spannend.
Maring: Unter anderem ermittelten sie mit Hilfe einer Formel von 1925 einen Leistungsbedarf von 515,35 PS bei 13 km/h.
Fahrer: Das ist für einen 3-m-Pflug ein stolzer Wert.
Maring: Wie die jungen Wissenschaftler dann noch auf die Idee kamen, dem einen fünffurchigen Drehpflug mit 3 m Arbeitsbreite und 7 km/h gegenüberzustellen, war auch merkwürdig.
Bauer: Ich habe einmal gelernt, dass Wissenschaft bedeutet, dass Wissen erschaffen wird und dieses jederzeit reproduzierbar sein muss. Erst dann darf es sich wissenschaftlich nennen. Also holt man beide Pflüge auf eine Fläche und probiert aus.
Maring: Das war Teil zwei der Vereinbarung zwischen dem Erfinder und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter. Aber die 515,35 PS haben Letzteren offenbar abgeschreckt, und jetzt herrscht Funkstille.
Fahrer: Mit welch einem Schlepper hatte der Testlandwirt denn gearbeitet? Wir haben bei uns jetzt die 400-PS-Marke geknackt, aber 500 PS zum Pflügen sind doch utopisch.
Maring: Er war mit 170 PS unterwegs, samt angebauter Kreiselegge, die auch noch etwa 40 PS benötigt.
Bauer: Dann wäre ich an der Stelle des Erfinders auch angefressen, vor allem, wenn die Ergebnisse womöglich noch veröffentlicht werden.
Bauer: Den jungen Studenten würde ich jetzt keine Vorwürfe machen, die werden es nicht besser gewusst haben. Aber ein alter Hase im Lehrbetrieb dürfte solch einen schrägen Vergleich nicht durchgehen lassen.
Maring: Zum Glück gibt es noch weitere Hochschulen, und ich bin sicher, dass wir noch vom Parallelpflug hören werden.