Stammtisch des Fortschritts: Teeren und federn
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Fahrer: Hast du keine Tank-App?
Maring: Wozu? Die Preise ändern sich doch, als wären die Zapfsäulen markenübergreifend vernetzt. Der Tankwart sagt, dass seine Gesellschaft die Preise festlegt, er hätte darauf keinen Einfluss.
Fahrer: Das kann er seiner Oma erzählen. In meiner Tank-App und im Navi werden die Preise für jede Tankstelle einzeln ausgewiesen, und fast immer sind sie aktuell. Das stinkt doch zum Himmel.
Maring: Mein Reden, doch was ich euch jetzt erzähle, schlägt dem Fass den Boden aus. Eine Regierungsbehörde hilft den Konzernen dabei, die Kunden über den Tisch zu ziehen!
Bauer: Das glaube ich jetzt nicht.
Maring: Das Bundeskartellamt betreibt die sogenannte Markttransparenzstelle für Kraftstoffe. Alle Unternehmen, die öffentliche Tankstellen betreiben, sind verpflichtet, dort ihre Preise zu melden, und zwar aktuell, unmittelbar nach einer Änderung.
Lohner: Mir dämmert es. Der Feind hört mit.
Maring: So ist es, in dem Fall sieht er mit. Sobald eine Gesellschaft ihren Preis anfasst, ziehen die anderen nach. So läuft das Spiel, echte Markttransparenz sieht anders aus.
Lohner: Immer bevor ich Diesel kaufe, schaue ich auch in die App, um einen Preisüberblick zu bekommen. Und jedes Mal schimpft mein Hauptlieferant mit mir. Das hat schon rituellen Charakter. Er sagt, dass die Tankstellenpreise und die Marktpreise nichts miteinander zu tun haben.
Bauer: Das kann ich bestätigen. Die Preise an den Säulen springen manchmal um 10 Cent pro Tag. Bei meinen Lieferungen beträgt die Differenz im Laufe eines Jahres selten mehr als 5 Cent.
Fahrer: Die meisten Autofahrer schauen nur auf den Preis. Wir haben jetzt viele Jahre den teuren, rein mineralischen Diesel gefahren. Wir hatten bei Mähdreschern und Häckslern, die fast nur stehen, zu viel Ärger mit verstopften Filtern durch den Bio-Anteil.
Lohner: Seit der Preiserhöhung im Januar kann ich meinen Landwirten den teuren Sprit nicht mehr zumuten. Wir arbeiten jetzt mit der günstigeren Alternative, indem wir Standarddieselkraftstoff mit einem Additiv einsetzen.
Maring: Die Mineralölsteuerpolitik ist eine Katastrophe, und die Steuererstattung ist immer dieselbe, gleich welchen Dieselkraftstoff die Landwirte kaufen.
Bauer: Ein gutes Stichwort. Der Zoll bietet den Antrag für die Steuererstattung jetzt über das Bürger- und Geschäftskundenportal an. Es soll „medienbruchfrei“ sein, in Wahrheit ist es für Leute wie mich eine Vollkatastrophe.
Lohner: Ich habe davon gehört, Gott sei Dank sind wir Lohnunternehmer da raus.
Bauer: Die Grundanmeldung war absolut okay. Aber als ich loslegen wollte, erschien die Meldung „…entspricht nicht dem geforderten Vertrauensniveau der Dienstleistung Agrardieselentlastung“. Jetzt war plötzlich ein Elster-Zertifikat oder der neue Personalausweis gefordert.
Lohner: Das eine gibt’s beim Finanzamt, das andere auf dem Einwohnermeldeamt.
Bauer: Mein Ausweis ist noch nicht so alt, also dachte ich, ich besorge mir das Elster-Zertifikat. Über Google landete ich wieder beim Zoll, von dort ging es zur Elster-Online-Seite.
Fahrer: Dann war es ja fast geschafft.
Bauer: Ich war geschafft. Es dauerte geschlagene zehn Tage, bis per gelber Post ein Aktivierungscode kam. Erst damit konnte ich das Zertifikat auf der Elster-Seite generieren.
Maring: Der Amtsschimmel ist halt nicht der schnellste.
Bauer: Der Zoll auch nicht. Beim Versuch, in mein Benutzerkonto zu gelangen, bin ich gescheitert, weil bereits ein Konto mit meiner E-Mail-Adresse bestand. Und die Hotline war komplett überlastet.
Lohner: Das spricht Bände.
Bauer: In meiner Ratlosigkeit schrieb ich eine Mail an den Zoll. Keine Antwort. Am nächsten Tag gleich um 8 Uhr konnte ich die Hotline erreichen. Es stellte sich heraus, dass mein Berater im Dieselantrag für 2020 eine falsche Steuernummer eingetragen hatte. Das resultierte aus einer aufgelösten GbR.
Fahrer: Was interessiert das den Zoll?
Bauer: Im Hintergrund wird alles behördenübergreifend geprüft. Also habe ich die Hotline von Elster angerufen. Dort erfuhr ich, dass ich mit der richtigen Steuernummer ein neues Zertifikat beantragen kann. Das dauert aber wieder zehn Tage. Deshalb habe ich meinen Dieselantrag für 2020 wie vorher auf Papier abgegeben und gefaxt.
Maring: Gut, dass es die Option noch gibt.
Bauer: Ich habe dabei gelernt, dass jemand, der seine GbR auflöst, keine gültige Agrardieselnummer mehr hat. Und wenn der Abgleich zwischen Elster-Zertifikat und Zoll-Steuernummer nicht stimmt, dann ist es auch vorbei.
Lohner: Was soll das alles? Hotline hier, Hotline da? Das bindet auf den Ämtern doch unglaublich viel Arbeitszeit.
Bauer: Das gleiche habe ich den übrigens sehr netten Zoll-Mann auch gefragt. Er hat mir vorgerechnet, dass durch das neue Verfahren 4,2 Mio. Blatt Papier gespart werden. Die resultieren aus 600 000 Anträgen mit je sieben Seiten.
Maring: Das ist ein Argument.
Bauer: Keine Frage, aber dann sollte der Zoll das System auch vernünftig aufbauen und erklären. Ich habe zwischendurch immer wieder gedacht, dass man denjenigen, der sich den Mist ausgedacht hat, teeren und federn sollte.