Stammtisch des Fortschritts: Kollege Zufall
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Bauer: Was soll ich tun, wenn das Wetter und mein Schlepper mich ausbremsen?
Fahrer: Hat der ISO-Bus dich mal wieder geärgert?
Bauer: Nein, nach vielem Hin und Her laufen alle Maschinen bestens. Dieses Mal war es die Hydraulik, so dachte ich.
Lohner: Damit ist nicht zu spaßen.
Bauer: Es begann sporadisch schon im Sommer. So lange der Schlepper leichte Arbeiten machte, lief er prima. Ich konnte mit dem Frontlader mehrere Züge Weizen laden, und alles war gut. Doch beim Ackern und Drillen streikte manchmal die Hydraulik.
Maring: Ein Fall für die Werkstatt.
Fahrer: Oder Garantie?
Bauer: Vergiss es, der Traktor ist vier Jahre alt. Blöd war, dass die Aussetzer immer auf dem Acker passierten. Es war zum Verzweifeln. Drei Mal hatte ich den Kundendienst da, und jedes Mal, wenn der Kollege nur in Sichtweite kam, war alles wieder gut.
Lohner: Was sagte der Fehlerspeicher?
Bauer: Nichts. Der einzige Mann in der Werkstatt, der die Elektronik aus dem Effeff kennt, war im Urlaub. Die Kollegen schlugen vor, das Hydrauliköl und den Filter zu wechseln.
Maring: Wäre auch mein Vorschlag gewesen.
Bauer: Sie meinten, dass beim Getreidefahren Dreck in die Anlage gekommen sei und die Pumpe womöglich einen Schaden hätte.
Fahrer: Nach meiner Erfahrung geht eher ein Steuerventil kaputt als gleich die Pumpe. Außerdem vertragen die Filter erst mal eine Menge Dreck.
Bauer: Eine neue Pumpe sollte 2 500 Euro plus Einbau kosten. Wir haben dann nur das Öl und die Filter gewechselt. Doch das war für die Katz, die Aussetzer passierten immer wieder. Nur die Lenkung funktionierte einwandfrei und ohne Ruckeln auch im Standgas. Alles andere war tot — Hubwerke, Frontlader, Spuranzeiger, nichts ging. Es war zum Verzweifeln.
Lohner: Und das beim Premiumfabrikat in Spitzenausstattung?
Bauer: Weit über tausend Euro hatte ich schon für die Reparaturversuche meiner Werkstatt versenkt, bis mir der Kragen platzte. Ein Freund riet mir zu einem anderen Landmaschinenbetrieb im Nachbarlandkreis.
Fahrer: Das wäre auch mein Tipp gewesen.
Bauer: Ich gab den Traktor dort ab, und der Juniorchef meinte, wir kriegen das schon hin. Das war recht hoffnungsvoll. Nach drei Tagen machte sich aber auch dort Ratlosigkeit breit. Sie hatten den Schlepper stundenlang laufen lassen, konnten aber keinen Fehler finden, weder in der Hydraulik noch in der Elektronik.
Maring: Das ist ja dramatisch.
Bauer: Doch hatte der Kollege Zufall kurz vor der Kapitulation ein Einsehen. Der recht beleibte Altgeselle war in die Kabine geklettert, um die Steuergeräte auszuprobieren. Dabei war die Kabinenfederung ordentlich in Wallungen geraten, und zum ersten Mal streikte die Hydraulik in dieser Werkstatt.
Lohner: Was hat die Federung mit der Hydraulik zu tun?
Bauer: Eine ganze Menge, wenn auch indirekt. Die Hydraulik wird schließlich elektronisch bedient und überwacht.
Fahrer: Kann es sein, dass irgendwo ein Kabelbaum durchgescheuert war und einen Kurzschluss verursachte?
Bauer: Du bist dicht dran, doch so einfach war es dann doch nicht. Die Kollegen haben in und unter der Kabine alle Verkleidungen abgenommen und nach solchen Stellen gesucht. Fehlanzeige. Bei der Aktion stießen sie dann irgendwann auf einen krassen Montagefehler.
Maring: Hörte ich vorhin richtig? Premiumfabrikat?
Bauer: Sehr richtig sogar. Ein dickes Kabel, das von unten aus der Kabine führt, war viel zu stramm montiert. Dadurch übte es immer dann einen Zug auf die Steckverbindung am Getriebeblock aus, wenn die Kabinenfederung oben anschlug.
Lohner: Das sind hochwertige, gekapselte Verbindungen, die können was ab.
Bauer: Die Stecker und Schutzschläuche schon, aber nicht die Pins! Die Kollegen haben die Steckverbindung auseinandergenommen. Zuerst schien alles in Ordnung. Der Junior mit seinen scharfen Augen fand dann aber heraus, dass einer von 30 Pins zurückgeschoben war und nur noch sporadischen Kontakt mit der gegenüberliegenden Hülse hatte.
Fahrer: Und dieser Pin hat die Hydraulik lahmgelegt?
Bauer: Genau das. Es stellte sich heraus, dass es sich um die wichtigste Ader handelte, nämlich CAN-Low.
Maring: Wenn ich deine Schilderungen zusammenfasse, hat ein kleiner Wackelkontakt eine 250 000 Euro teure Maschine über Wochen lahmgelegt.
Bauer: Wochen? Das waren Monate! Was glaubt ihr, welch ein blödes Gefühl es ist, wenn du morgens schon weißt, dass der Grubber oder die Drillmaschinen irgendwann im Boden bleibt. Das war Psychoterror.
Lohner: Ist denn jetzt alles wieder gut?
Bauer: Die Werkstatt hat ein neues Kabel eingebaut, dieses Mal aber mit einem ausreichenden Weg für die Kabinenfederung. Seitdem schnurrt mein Kätzchen ohne Aussetzer wie am ersten Tag.
Fahrer: Ich frage mich, weshalb deine erste Werkstatt den Fehler nicht gefunden hat? Gibt es im Zeitalter der Vernetzung denn beim Hersteller keine zentrale Fehlerdatenbank?
Bauer: Offensichtlich nicht. Oder der Laden hat keinen Zugriff drauf. Ist mir auch egal, jetzt hat sie einen Kunden weniger und ich weiß, an wen ich mich vertrauensvoll wenden kann, wenn der Traktor mal wieder spinnt.