Bauer: Der Winter ist ja eigentlich die Zeit, um Maschinen durchzuschauen und zu reparieren. Aber an meinen derzeit heftigsten Fall wagt sich meine Werkstatt nicht heran.
Lohner: Ich dachte, dein großer Schlepper ist wieder flott?
Bauer: Der Traktor fährt wieder, nachdem ich zwei Monate auf Teile gewartet habe. Deshalb habe ich im vorigen Herbst fast die komplette Bestellung mit Vorführ- und Leihschleppern gemacht.
Fahrer: Deshalb hast du mehrmals wöchentlich die Farbe gewechselt.
Bauer: Zuerst hatte ich einen Vorführer. Aber dann rief der Werkstattmeister an und bat mich, diesen wieder zurückzubringen. Er hätte einen Notfall.
Bauer: Als ich den Vorführer zurückbrachte, sah ich das Elend in der Werkstatt. Dort standen beide Traktoren eines Freundes. Der eine mit einem Achsschaden, beim anderen war das Getriebe explodiert.
Fahrer: So etwas kommt vor.
Bauer: Das Getriebe des Großen hatte keine 3 000 Stunden gehalten, die Vorderachse des kleineren Schleppers hat 5 000 Stunden bis zur Havarie gebraucht.
Lohner: Dann war dein großer Schlepper ja in guter Gesellschaft.
Bauer: Der Meister hat alles gegeben, um Ersatz für mich zu bekommen. Bei einer anderen Werkstatt war zufällig ein Mietschlepper zurückgekommen. Wie ihr wisst, sind Vorführschlepper extrem knapp, und Neumaschinen werden inzwischen ohne Lieferdatum verkauft.
Fahrer: Das ist schon krass. Mich würde aber brennend interessieren, welchen Schaden dein Pflegeschlepper hat und warum die Werkstatt ihn nicht repariert.
Bauer: Von einem Schaden zu sprechen, wäre übertrieben. Ihr werdet es nicht glauben, aber wenn ich am Abend den Schlüssel abziehe, läuft das Lüftungsgebläse der Klimaanlage einfach weiter. Der ganze Traktor ist tot, nur das Gebläse nicht.
Fahrer: Dann ist die Batterie am nächsten Morgen leer.
Bauer: So ist es. Deshalb ziehe ich abends die 40-Ampere-Sicherung der Klimaautomatik ab, damit Ruhe ist.
Maring: Dein Schlepper ist doch noch so gut wie neu. Ich würde ihn sofort in die Werkstatt bringen und auf die Reparatur bestehen.
Bauer: Danke für das Kompliment, der Traktor hat sechs Jahre auf dem Buckel, und auf Garantie oder Kulanz ist da nichts mehr zu machen.
Lohner: Funktioniert die Klimaanlage denn überhaupt?
Bauer: Einwandfrei. Ich versuche auch, immer wenig dran zu stellen.
Maring: Seit wann existiert der Fehler?
Bauer: Seit einigen Wochen. Und die Ursache kennen wir wahrscheinlich auch, aber die Werkstatt will da nicht ran.
Fahrer: Wie ist das zu verstehen?
Bauer: Ich hole mal etwas weiter aus. Ich war so leichtsinnig, ein ganz neues Dokumentationssystem auf den Traktor zu bauen. Dies besteht aus einem Internetportal, einem Tablet in der Kabine und einem Stecker für die Diagnoseschnittstelle der Schlepperelektronik.
Fahrer: Wozu hast du in der Kabine die ISO-Bus-Steckdose? Ich würde nie die Diagnose-
Schnittstelle mit etwas anderem belegen.
Bauer: Ja, bin ich der Elektronikfachmann? Meine Werkstatt hat auch mit mir geschimpft. Aber der Betreiber des Managementsystems hat nun mal diesen Stecker und mir hoch und heilig versprochen, dass sie eine CAN-Bus-Freigabe für alle Schleppermarken des Konzerns haben.
Maring: Hast du das schriftlich?
Bauer: Nein, ich hatte keinen Grund, an der Aussage zu zweifeln. Jetzt habe ich schon drei Werkstätten meiner Schleppermarke angerufen und nach dieser Freigabe gefragt. Keiner wusste etwas davon, und alle haben sofort abgewinkt.
Lohner: Zieh den Stecker ab, nimm das Tablet und schick beides zurück. Dann hast du wieder Ruhe.
Bauer: Schön wäre es, auch wenn der Stecker abgezogen ist, bleibt der Fehler.
Bauer: Mein Werkstattmeister kann mit seiner Diagnosesoftware im CAN-Bus des Schleppers keinen Fehler finden, geschweige denn einen lokalisieren.
Lohner: Du fährst ein Premiumfabrikat. Du kannst doch nicht wie bei einem Oldtimer jeden Abend den Sicherungskasten flöhen und hoffen, dass der Schlepper am nächsten Morgen wieder anspringt.
Bauer: Der Meister hat im Werk angerufen, dort ist der Fehler unbekannt. Nun hat er dazu geraten, erst einmal nichts zu unternehmen. Denn wenn er anfängt, auf Verdacht Komponenten zu tauschen, könnte der Schuss nach hinten losgehen.
Maring: So etwas darf im Zeitalter der Digitalisierung doch nicht wahr sein.
Bauer: Das Problem ist die angespannte Ersatzteillage. Es könnte passieren, dass ich monatelang auf ein Teil warten müsste und der Schlepper dann steht. Diese Verantwortung will die Werkstatt nicht übernehmen. Und einen Ersatzschlepper in der Ausstattung zu finden, sei derzeit unmöglich.
Bauer: Ich habe jetzt die Mitarbeiter der Zeitschrift profi drauf angesetzt. Die gehen bei den Herstellern ein und aus, und nun hoffe ich, dass wir den Fall gemeinsam klären. Vier Wochen kann ich den Schlepper notfalls noch entbehren. Und zum Schneeschieben habe ich ja zum Glück noch meinen 45 Jahre alten Frontladertraktor. Der hat keinen CAN-Bus und läuft immer.