Nie war das Angebot an nachrüstbaren Lenksystemen so groß, und die Preisspanne übersteigt den Faktor 10. Unsere Übersicht navigiert Sie durch das Lenkdickicht.
Beim automatischen Lenken geht es seit einigen Jahren in eine gute Richtung. Anfangs gab es nur das amerikanische Satellitensystem Navstar GPS, und oft fehlte es zum Lenken an günstig stehenden Satelliten. Heute gibt es mit dem russischen Glonass, dem europäischen Galileo und dem chinesischen Beidou drei weitere, zuverlässige Dienste und ein Vielfaches an nutzbaren Satelliten. Das hat die Einsatzsicherheit gerade an Waldrändern enorm verbessert.
Der zweite Schritt nach vorne sind die überwiegend freien Korrekturdienste der Landesvermessungsämter bzw. deren Nachfolgeunternehmen. Dadurch entbehrt sich die eigene Referenzstation oder ein kostenpflichtiger Dienst.
Nachrüstbare Lenksysteme: Online lenken
In vielen Gebieten, unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern ohne öffentlichen RTK-Dienst, haben die Landmaschinenhändler eigene Netze aufgebaut. Diese übermitteln das RTK-Signal entweder über das Mobilfunknetz und das Internet oder teils auch über Betriebsfunk. Diese Variante ist in Regionen interessant, in denen die Mobilfunkabdeckung schlecht ist. Alternativ bieten Hersteller wie AgLeader, John Deere, Topcon und Trimble eine RTK-Versorgung über satellitengestützte Systeme an.
Nicht zu vergessen ist, dass die Hersteller ihre Lenksysteme weiterentwickelt und mit neuen Funktionalitäten ergänzt haben. Dazu gehört die Einbindung in die ISO-Bus-Welt, um das Section-Control zu steuern oder eine Auftragsverwaltung mit Ortungsdaten zu füttern. Die Hersteller bieten Onlineverbindungen zwischen den Traktoren und Maschinen und ihren Internetplattformen an. Darüber lassen sich Felder, Fahrspuren und Auftragsdaten verwalten.
Die Fernwartung der Lenksysteme ist ein weiterer Vorteil einer Online-Anbindung. Darüber können zum einen Softwareupdates eingespielt werden. Zum anderen kann sich der Kundendienst-Mitarbeiter auf das Terminal schalten und direkt helfen.
Auch für ältere Traktoren und Selbstfahrer gibt es ein großes Angebot an Nachrüstlösungen. Sie haben die Wahl zwischen
einem elektrischen Antrieb, der als Reibrad oder Nabenmotor an das vorhandene Lenkrad gebaut wird,
einem neuen Lenkrad mit integriertem Antrieb,
einem neuen, elektronisch ansteuerbaren Lenkventil oder
bei jüngeren, vorgerüsteten Traktoren eine Nachrüstung allein über die CAN-Bus-Steckdose.
Zum Einstieg bieten die meisten Hersteller einfache Parallelfahrsysteme an. Diese bestehen aus einem Satellitenempfänger und einem Terminal oder Tablet. Zu den preiswerten Varianten gehören einfache GNSS-Empfänger, die mit dem freien Egnos-Signal korrigiert sind. Die hochwertigeren Ausführungen können zu vollwertigen Automatiklenkungen ausgebaut und mit entsprechenden Freischaltungen als ISO-Bus-
Terminal benutzt werden.
In der Regel gehört ein neuer Monitor mit zum Nachrüstsatz, oft sind diese zusätzlich als ISO-Bus-Terminal nutzbar.
(Bildquelle: Werkbild)
Bei den meisten Nachrüstsystemen sitzen die Mobilfunk- und die Satellitenantenne wie hier bei Fieldbee exponiert auf der Kabine.
(Bildquelle: Werkbild)
Die elektrischen Lenkräder stehen den vollintegrierten Lösungen in der Genauigkeit kaum nach, wenn die hydrostatische Lenkung selbst kein Spiel hat. Der Vorteil ist, dass sich diese von einem Traktor auf einen anderen umbauen lassen. Der Nachteil ist der Platzbedarf an der Lenksäule, und dass sich das Lenkrad bei der Arbeit ständig dreht.
Weitaus komfortabler, aber auch die teuerste Alternative ist ein neues, elektronisch angesteuertes Lenkventil. Wer bereits einen zum automatischen Lenken vorgerüsteten Schlepper hat, spart den Preis für das Lenkventil. Übrigens sind Sie bei der Wahl des Fabrikates frei, denn die elektronische Ansteuerung der Lenkung ist genormt. Bei manchen neuen Baureihen braucht es dafür vom Traktorhersteller eine kostenpflichtige Freischaltung.
Die meisten Lenksysteme werden mit einem Lenkwinkelsensor angeboten, bei manchen gehört dieser zur Wunschausrüstung. Der Sensor verbessert die Genauigkeit und das Einlenken in der Spur.
Bei der Montage und der Verkabelung lässt sich durch Eigenleistung durchaus Geld sparen. Manche Hersteller bieten den Aufbau für einen Paketpreis zusammen mit der Grundkalibrierung und Inbetriebnahme an. Dies ist gut investiertes Geld, weil der Anbieter später bei Problemen besser helfen kann.
In den Tabellen finden Sie bei den Preisen große Unterschiede. Besonders günstig sind AgOpenGPS und Cerea. Sie müssen aber alle Komponenten selbst besorgen, zusammenfügen, montieren und kalibrieren. Unterstützung gibt es dabei von der jeweiligen Community. Die nächsthöhere Preisgruppe bilden Cerea Autosteer, FieldBee, FJ-Dynamics und SK-Agrar.
Bei den bereits seit längerer Zeit aktiven Herstellern sind für ein Nachrüstsystem schnell eine fünfstellige Summe zu zahlen. Dafür gibt es hochwertige Terminals, sehr gute RTK-Empfänger und ein insgesamt ausgereiftes System. Das beinhaltet dann auch eine Ausfallüberbrückung für den Korrektursignalverlust von bis zu 20 Minuten.
Alle Geräte der höheren Preiskategorie haben eine ISO-Bus-Schnittstelle für Funktionen wie Section-Control, teils auf Wunsch. Zum Standard gehören ein Onlinezugang vom Schlepper aus zum Herstellerportal und ein professioneller Kundendienst.
Die teuren wie auch die günstigen Systeme lenken im A-B-Modus oder im Kurvenmodus. Zum Teil gibt es weitere Varianten wie die Vorgabe eines Winkels zu einer vorhandenen Spur oder einen Kreismodus.
Mit Ausnahme bei den reinen Parallelfahranzeigen ist die Nutzung von RTK-fähigen Zweifrequenzempfängern mittlerweile Standard. Zusammen mit einem Mobilfunkmodem und einer SIM-Karte sowie einem Internetzugang zu einem RTK-Signal sind Sie dann mit +/– 3 cm absoluter Genauigkeit unterwegs.
Die billigen Lenksysteme erfordern Zeit und Sportsgeist, bis sie laufen. In der mittleren Preiskategorie muss man Abstriche bei der Einbindung in die Elektronik machen. Die langjährig agierenden Anbieter verteidigen ihr stolzes Preisniveau und punkten mit ISO-Bus, einer großen Funktionsvielfalt und einem professionellen Service.