Endlos sind die Einsatzmöglichkeiten für Videosysteme in der Landwirtschaft. Noch ist die Mehrzahl kabelgebunden. Doch hat die Digitalisierung die Einsatzsicherheit und die Bildqualität von Funksystemen auf ein vergleichbares Niveau gebracht. Überdies gibt es Funkkameras, die ihr Signal per WLAN an ein Tablet oder Smartphone übertragen.
Kameras mit Funk und WLAN
Um herauszufinden, wo Funk oder WLAN besser hinpassen und inwieweit sich teure von billigen Systemen unterscheiden, haben wir vier Geräte verglichen:
Endlos sind die Einsatzmöglichkeiten für Videosysteme in der Landwirtschaft. Noch ist die Mehrzahl kabelgebunden. Doch hat die Digitalisierung die Einsatzsicherheit und die Bildqualität von Funksystemen auf ein vergleichbares Niveau gebracht. Überdies gibt es Funkkameras, die ihr Signal per WLAN an ein Tablet oder Smartphone übertragen.
Kameras mit Funk und WLAN
Um herauszufinden, wo Funk oder WLAN besser hinpassen und inwieweit sich teure von billigen Systemen unterscheiden, haben wir vier Geräte verglichen:
Die Kameras der beiden Agracom-Systeme sind bis auf die unterschiedlichen Funktechniken weitgehend identisch. Die WLAN-Ausführung hat eine etwas längere Antenne, während die Funkkamera vier Infrarot-LED neben der Linse aufweist. Die Technik sitzt bei beiden in einem schweren und stabilen Aluminiumgehäuse und hat mit IP69K die höchste Schutzklasse. Ein Bügel aus Edelstahl mit sechs Schrauben ermöglicht entweder die feste Montage per Schraubverbindung oder per Magnet. Direkt am Gehäuse befindet sich ein Gewinde, um die Kamera mit einer Kugelkopfhalterung zu montieren.
Zur Stromversorgung kann ein Akku oder 10 bis 32 Volt über eine wasserdichte Steckverbindung angeschlossen werden. Gut ist, dass der Akku seinen Ladezustand mit vier blauen Dioden anzeigt.
Dank des Full-HD-Sensors mit 1.920 x 1.080 Pixeln und einer intelligenten Bildaufbereitung erreichen beide Varianten eine Qualität, die bei Funkkameras noch vor einigen Jahren undenkbar war. Die Linse der Kamera verfügt zudem über eine Heizung, die thermostatgesteuert eingeschaltet wird. Auf die Weise wird ein Beschlagen bei plötzlichen Temperaturunterschieden verhindert. Die Funkausführung hat, wie bei solchen Kameras üblich, eine Infrarot-Nachtbeleuchtung, der WLAN-Kamera fehlt diese.
Wer die Version mit dem eigenen Monitor kauft, bekommt alles geboten, was gute Videosysteme auszeichnet. Wie die Kamera entspricht der Monitor der höchstmöglichen Qualitätsstufe. Er lässt sich entweder direkt aufschrauben, kleben, mit Magneten befestigen oder per RAM-Halterung montieren.
Bedient wird das sieben oder zehn Zoll große Gerät per Touchscreen. Es können am Monitor bis zu vier Kameras gleichzeitig gekoppelt und dargestellt werden. Wir haben es mit zwei Kameras an einem Teleskoplader eingesetzt, in der Sieben-Zoll-Variante kostete es mit der zweiten Kamera und Mehrwertsteuer 749 Euro.
Eine Kamera lässt sich im Vollbild, wechselweise mit einer weiteren oder im Split- bzw. Quad-Split-Screen darstellen. Alternativ kann automatisch zwischen den Kameras gewechselt werden. Jede Kamera lässt sich einzeln spiegeln und drehen.
Wer ein Tablet oder ein iPad besitzt, kann 300 Euro sparen und bekommt allein mit der WLAN-Kamera von Agracom dieselbe brillante Bildqualität. Dieser fehlt aber eine Nachtausleuchtung per Infrarot. Dank der integrierten Restlichtverstärkung bringt aber bereits die kleinste Lichtquelle ein gutes Bild auf das Tablet.
Für die Darstellung wird die kostenlose App StreamVis installiert. Diese gibt es für iOS und Android, aber nicht für Windows. Die Kamera wird dann in den Einstellungen des Gerätes als WLAN-Partner ausgewählt. Das bedeutet gleichzeitig, dass ein Tablet ohne SIM-Karte nicht nur auf dem Traktor, sondern auch im Haus oder im Betrieb kein Internet mehr hat.
Als IP-Kamera oder Webcam ist die Agracom KW-850HD also nicht zu gebrauchen, weil sie immer nur direkt mit dem mobilen Gerät verbunden ist. Was dagegen sehr gut funktioniert, ist die Bildübertragung auf mehrere Tablets oder Smartphones. Mit der Kamera am Häckslerturm kann diese den Häckslerfahrer und die ganze Abfuhrtruppe mit dem Bild vom Befüllungsgrad des aktuellen Fahrzeugs versorgen.
Wie wir festgestellt haben, ist die Reichweite des WLAN aber nicht von der Kamera allein und den physischen Hindernissen wie Blechen, Klappen und Ladungen abhängig, sondern auch vom empfangenden Gerät. Anders als andere Hersteller, die mit bis zu 100 m werben, gibt Agracom deshalb keine Reichweite an.
Beim Einsatz als Überwachungskamera an einer Maschine ist die Übertragung nach unseren Versuchen in einem Radius von 15 m sicher. Darüber hinaus ist die Agracom KW-850HD kein Reichweitenwunder. Die App StreamVis hat außerdem nicht annähernd den Leistungsumfang des Agracom-Monitors. Immerhin kann die App Screenshots oder Videosequenzen speichern sowie horizontal und vertikal spiegeln. Und sie ist immer nur mit einer einzigen WLAN-Kamera verbunden.
Nachdem wir feststellten, dass die Nachtsicht der Agracom-WLAN-Kamera ohne externe Lichtquelle unbrauchbar ist, nahmen wir die AEO-WLAN-Kamera für 80 Euro unter die Lupe. Diese verfügt über zwölf LED neben der Linse für die Nachtsicht. Zur Darstellung ihres Bildes auf dem Tablet ist die App safetycam nötig, die wie StreamVis kostenlos ist und ebenfalls das WLAN für sich blockiert.
Die AEO-WLAN-Kamera ist trotz integriertem Akku leichter und kompakter als die Agracom, und sie kommt ohne Stabantenne aus. Sie lässt sich nur mit dem eingelassenen Magneten befestigen, und eine optionale 12-V-Dauerversorgung hat sie auch nicht. Der Bildsensor ist weit weg von Full-HD, die Kontraste und Farben auf dem Tablet sind aber in Ordnung.
Punkten kann die AEO-WLAN-Kamera bei Nacht: Tatsächlich schaffen es die LED, ohne fremde Lichtquelle fast zehn Meter auszuleuchten. Nicht zu vergessen ist, dass die Reichweite im Freien tatsächlich 100 m beträgt. In der Android-Version der App lässt sich das Bild z. B. zum Anhänger kuppeln spiegeln, bei iOS nicht.
Die billige AEO mit WLAN ist in der Landwirtschaft also nur bedingt brauchbar. Die WLAN-Version von Agracom ist erheblich besser, kostet aber immerhin 300 Euro. Der Kompromiss wäre ein preiswertes Full-HD-Videosystem mit eigenem Monitor. Ein solches fanden wir in Form der Autovox Solar 4 für 270 Euro, wobei wir das Solarpanel wegen der Bruchgefahr im Karton ließen.
Der 6.600-mAh-Akku kann auch über ein USB-Kabel geladen werden. Dieser ist im stabilen Gehäuse integriert, und für die Funkverbindung gibt es eine kurze Stabantenne. Anders als die Agracom-Kameras ist die Steckverbindung nicht wassergeschützt. Ebenfalls suboptimal sind die Befestigung und die Einstellmöglichkeiten.
Der Sieben-Zoll-Monitor hat wie die Kamera eine Stabantenne. Der Fuß zur Montage ist zum Aufkleben konzipiert, was in einer Landmaschinenkabine gar nicht geht, zumal die Einstellmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Einen Anschluss für eine Kugelkopfhalterung gibt es auch nicht. Bedient wird das Gerät über fünf Tasten am rechten Rand. Der Monitor kann die Bilder von zwei Kameras verarbeiten.
Die Bildqualität ist in Ordnung, erreicht aber nicht diejenige der Agracom Profi HD. Dennoch würden wir für die Landwirtschaft von der Autovox Solar 4 abraten. Die unprofessionellen Befestigungsmöglichkeiten erfordern Improvisation, und wer die Kamera mit Dauerstrom versorgen möchte, wird keine lange Freude daran haben.
Die Kamera des Autovox Solar 4 ist sehr stabil, bei der Montage aber zu unflexibel.
(Bildquelle: Holtmann)
Die Bildqualität des Autovox Solar 4 ist in Ordnung, aber nicht so gut wie Agracom.
(Bildquelle: Holtmann)
Der Monitor des Systems von Autovox lässt sich in der Kabine nicht gut befestigen.
(Bildquelle: Holtmann)
Das bleibt festzuhalten
Die Videosysteme von Agracom mit Funk und WLAN sind robust und bieten eine hohe Bildqualität. Die AEO-WLAN-Kamera ist sehr kompakt und ein Kompromiss. Das Autovox Solar 4 ist nur bedingt brauchbar.
Wenn ein kabelgebundenes Videosystem ausfällt, merkt man es in der Regel sofort am verschwundenen Bild. Verliert ein drahtloses System die Verbindung zwischen Kamera und Anzeige, friert das Bild ein, und oft merkt man dies nicht. Wer Arbeitsprozesse oder sicherheitsrelevante Bereiche überwacht, sollte deshalb auf ein kabelgebundenes Videosystem setzen, das obendrein preiswerter ist.