Zwei Studenten hatten 2020 dieselbe Idee und dasselbe Masterthema, einer in Halle, einer in München. Florian Stark und Sebastian Lieder stellten fest, dass die Anzahl und die Vielfalt digitaler Angebote für Landwirte riesengroß, aber kaum zu überblicken ist.
Die jungen Studenten thematisierten diese Problematik in ihren Masterarbeiten, boten aber auch die Lösung an. Dies sollte ein Portal mit allen digitalen Systemen und den jeweils wichtigsten Informationen dazu sein.
Beide reichten ihre Arbeiten 2021 beim Innovationswettbewerb Deutschland 4.0 ein. Die Organisatoren staunten nicht schlecht, als zwei Studenten unabhängig voneinander dasselbe Thema bearbeitet hatten und brachten die beiden zusammen. Gemeinsam belegten Stark und Lieder in diesem Wettbewerb in der Kategorie Landwirtschaft den ersten Platz. Zusammen mit dem Softwareentwickler Matthias Hamborg gründeten sie ein Start-up, um ihre Idee in die Praxis umzusetzen. Mit Unterstützung eines Existenzgründerstipendiums und der Hochschule München setzten die drei dies 2022 in die Tat um.
Inzwischen sind sechs junge Wissenschaftler und Softwareentwickler für AgraCheck tätig. In einem Beirat stehen praktische Landwirte sowie Dr. Johannes Sonnen von der DKE-Data GmbH & Co. KG (Betreiber des agrirouters), den Gründern mit Rat und Tat zur Seite. Soweit der Hintergrund von AgraCheck.
Seit Anfang dieses Jahres ist das System unter agracheck.com online. Es enthält die Daten aller Managementsysteme und Digitaltechnologien für die Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum. Dazu haben Stark und Lieder intensiv recherchiert, die jeweiligen Anbieter kontaktiert und diesen ihre Grundidee vorgestellt.
Die Mehrzahl ist AgraCheck gegenüber aufgeschlossen und lieferte Daten über ihre Systeme. Diese Unternehmen werden als Partner geführt. Erkennbar ist dies an der Schaltfläche „Herstellerangaben“ im jeweiligen Block des Produkts. Zurzeit ist das System in der Gründungsphase noch für alle Beteiligten kostenfrei. Später sollen die Unternehmen eine Gebühr für die Vermittlung eines potenziellen Kunden zahlen. Für Landwirte und Lohnunternehmer soll AgraCheck dauerhaft frei verfügbar sein.
Damit AgraCheck das gesamte digitale Angebot für die Landwirtschaft abbilden kann, sind auch Firmen gelistet, die keine Daten lieferten. Diese sind am Hinweis „Daten von Anbieterwebsite“ erkennbar. Diese Angaben stammen aus Internetrecherchen der AgraCheck-Betreiber. Als Anreiz für Unternehmen, bei AgraCheck aktiv mitzumachen, werden die Partner bevorzugt gelistet.
Die aus verschiedenen Quellen stammenden Daten haben die Gründer systematisiert und in einer Datenbank gespeichert. Der spezielle Dienst für Landwirte und Lohnunternehmer, aber auch für Landmaschinenhändler, sind die Filterfunktionen. Dazu ein Beispiel. Sie benötigen ein Managementsystem, das
eine Schlagkartei,
eine Düngeplanung,
ein Teilflächenmodul,
eine Android-App sowie
eine Schnittstelle für ISO-Bus-Aufträge im xml-Format enthält.
Nachdem Sie diese Filter gesetzt haben, listet AgraCheck das Angebot mit diesen Attributen auf. Jetzt können Sie die Funktionen, Schnittstellen und Preise der Systeme vergleichen. Eine gleichzeitige Anzeige in Fenstern nebeneinander gibt es noch nicht, ist aber in Planung.
Neben den Filtermöglichkeiten glänzt AgraCheck mit einer enormen Fülle an Informationen. Das betrifft das Unternehmen genauso wie die Bereiche des jeweiligen Produktes, die abgedeckt werden.
Weil die Betreiber nicht alle Daten in AgraCheck überprüfen können, wollen sie in Kürze ein Praktikerforum online stellen. Das soll als Regulativ für die Firmenangaben und dem Austausch dienen.
Der Erfolg von AgraCheck hängt nun davon ab, wie die Praktiker den Dienst annehmen. Die Bedienung gleicht der Google-Suche, der Nutzen ist durch die Filter aber ungleich höher. Wenn die Botschaft ankommt, dass AgraCheck nicht eine weitere von unzähligen Internetplattformen ist, sondern diese alle übersichtlich zusammenfasst, dann haben die Gründer gewonnen. Und mit ihnen Landwirte, Lohnunternehmer und die gesamte digitale Branche im Agrarbereich.