Kennen Sie noch das Trägerfahrzeug Steyr 9320 PowerTrac ?
Die Motorleistungen der Standardschlepper hinkten in den 1980er Jahren dem Bedarf der Praxis hinterher. Spezielle Trägerfahrzeuge schlossen die PS-Lücke. Eine der bemerkenswertesten Lösungen war der 9320 PowerTrac von Steyr.
Die Entwicklung der leistungsstarken Trägerfahrzeuge begann in den 1980er Jahren. Während in den 1950ern und 60ern viele Hersteller Geräteträger anboten, die eher für leichte Arbeiten wie Säen und Pflege gedacht waren, entstand 20 Jahre später mit den leistungsstarken Trägerfahrzeugen eine ganz neue Kategorie. Von der Leistung her orientierten sich diese Fahrzeuge an Mähdreschern und Maishäckslern.
Zu schwache Traktoren
Einer der Initiatoren, die diese Entwicklung mit anstießen, war der österreichische Hersteller Pöttinger. Neben Maschinen für die Bodenbearbeitung, die man dank der Übernahme von Landsberg seit 1975 im Programm hatte, konnte Pöttinger das komplette Programm zur Grünfutterernte sowie leistungsfähige Anbauhäcksler anbieten.
Doch bei der Maisernte stieß Pöttinger auf ein Problem. Während Konkurrenten auf diesem Markt wie Claas, John Deere, Mengele und New Holland bereits starke Selbstfahrhäcksler im Programm hatten, musste Pöttinger zusehen, wie man bedeutende Marktanteile verlor, weil es für leistungsstarke Anbauhäcksler an Motorleistung fehlte. Die Traktoren aus europäischer Produktion waren zu dieser Zeit meist zu schwach für mehrreihige Anbauhäcksler.
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Die Entwicklung der leistungsstarken Trägerfahrzeuge begann in den 1980er Jahren. Während in den 1950ern und 60ern viele Hersteller Geräteträger anboten, die eher für leichte Arbeiten wie Säen und Pflege gedacht waren, entstand 20 Jahre später mit den leistungsstarken Trägerfahrzeugen eine ganz neue Kategorie. Von der Leistung her orientierten sich diese Fahrzeuge an Mähdreschern und Maishäckslern.
Zu schwache Traktoren
Einer der Initiatoren, die diese Entwicklung mit anstießen, war der österreichische Hersteller Pöttinger. Neben Maschinen für die Bodenbearbeitung, die man dank der Übernahme von Landsberg seit 1975 im Programm hatte, konnte Pöttinger das komplette Programm zur Grünfutterernte sowie leistungsfähige Anbauhäcksler anbieten.
Doch bei der Maisernte stieß Pöttinger auf ein Problem. Während Konkurrenten auf diesem Markt wie Claas, John Deere, Mengele und New Holland bereits starke Selbstfahrhäcksler im Programm hatten, musste Pöttinger zusehen, wie man bedeutende Marktanteile verlor, weil es für leistungsstarke Anbauhäcksler an Motorleistung fehlte. Die Traktoren aus europäischer Produktion waren zu dieser Zeit meist zu schwach für mehrreihige Anbauhäcksler.
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Die Entscheider bei Pöttinger waren realistisch genug, um zu sehen, dass man allein weder einen Selbstfahrhäcksler entwickeln noch in nennenswerter Zahl auf dem Markt absetzen konnte. Pöttinger hatte eine andere Idee: ein starkes Trägerfahrzeug, das die hauseigenen Anbauhäcksler antreiben konnte.
Pöttinger nannte das Trägerfahrzeug Mex-Mobil — entsprechend der Bezeichnung für die Anbauhäcksler der Baureihe Mex.
(Bildquelle: Pöttinger)
1982 nahm auch Steyr das Trägerfahrzeug unter der Bezeichnung 8300 in sein Programm auf.
(Bildquelle: Steyr)
Dass eine solche mobile Kraftmaschine auch noch anspruchsvolle Aufgaben in allen Bereichen der Grünfutterernte und im Ackerbau übernehmen und dazu im Forst und im Kommunalbereich eingesetzt werden konnte, kam erst später hinzu. Für Pöttinger schien ein solches Fahrzeug jedenfalls die ideale Lösung zu sein, um mit den eigenen Anbaumaschinen in höhere Leistungsklassen vorzudringen und neue Kunden im Bereich Großbetriebe und Lohnunternehmen zu gewinnen.
Unterstützung von Steyr
Allerdings hatte Pöttinger keinerlei Erfahrungen im Fahrzeugbau. Man war sich daher nicht zu fein, um sich die Unterstützung eines anderen österreichischen Unternehmens zu sichern. Der Mischkonzern Steyr-Daimler-Puch war unter anderem ein weltweit renommierter Traktorenhersteller und bereit, in kurzer Zeit ein solches Trägerfahrzeug zusammen mit Pöttinger zu entwickeln.
Bereits 1980 stand der imposante Kraftprotz auf vier Rädern, angetrieben von Lkw-Motoren von Steyr mit einer Leistung von 245 PS. Pöttinger nannte ihn „Mex-Mobil“ — anknüpfend an die Anbauhäcksler der Mex-Baureihe.
Freilich war das Mex-Mobil kein echter Selbstfahr-Häcksler. Pöttinger bewarb das Trägerfahrzeug als selbstfahrende Arbeitsmaschine, die sich mit verschiedenen Geräten ausstatten ließ. Tatsächlich konnte man das Mex-Mobil fast wie einen Großschlepper einsetzen.
Auch für Steyr war die Entwicklung des Mex-Mobils ein interessantes Projekt, denn man hatte Anfang der 1980er Jahre selbst noch keine Großtraktoren in der Leistungsklasse über 150 PS im Programm. Daher nahm auch Steyr das Trägerfahrzeug ab 1982 als Steyr 8300 in sein Programm auf. Mit der 8000er-Bezeichnung fügte Steyr das Trägerfahrzeug zwar in die Traktorentypisierung ein. Allerdings achtete Steyr von Anfang an sehr darauf, dass das Trägerfahrzeug nicht als Traktor angesehen wurde, sondern als selbstfahrende Arbeitsmaschine. Damit lag man zweifelsfrei richtig. Denn als Zugmaschine für die Straße war das Trägerfahrzeug nicht konzipiert.
Weiterentwicklung
Wie lange Pöttinger das Mex-Mobil angeboten hat, ist nicht bekannt. Aber Steyr hatte einen langen Atem. Das lag wohl daran, dass die Leistung des Steyr 8300 mit den großen Traktoren anderer Hersteller mithalten konnte. Zudem wurde die Motorleistung auf 280 PS erhöht, und der Allradantrieb war fortan serienmäßig.
Mit dieser Ausstattung wurde das Steyr-Trägerfahrzeug für den multiplen Einsatz beworben: für die Bodenbearbeitung, für das Drillen und Mähen, vor der Großballenpresse, als Schubroder bei der Kartoffelernte oder mit dem Köpfroder in der Zuckerrübenernte.
Das Trägerfahrzeug war mit einem Wendesitz ausgestattet und konnte in Vor- sowie Rückwärtsfahrt eingesetzt werden. So ließ sich kaum sagen, wo bei dem Fahrzeug eigentlich vorne oder hinten war. In der Standardausstattung waren Hydraulikanschlüsse, Hubwerk und Zapfwelle kabinenseitig angebracht. Auf Wunsch konnten auch auf der Seite des Motors Kraftheber und Zapfwelle bestellt werden. Für den Einsatz im Winterdienst gab es sogar eine doppelsitzige Kabine.
Anfang der 1990er Jahre war das Trägerfahrzeug für Steyr noch interessant genug, um einen Nachfolger zu entwickeln. Das Ergebnis war der Steyr 9320 PowerTrac, der mit 320 PS im Vergleich zu den Großtraktoren seiner Zeit von der Leistung her mithalten konnte. Dank des hydrostatischen Antriebs mit vier Geschwindigkeitsbereichen und der Steigerung der Höchstgeschwindigkeit von 20 auf 30 km/h war der PowerTrac ebenfalls auf der Höhe der Zeit.
Plötzliches Aus
Die Leistungen der konkurrierenden Selbstfahrhäcksler stiegen kontinuierlich und erreichten Anfang der 1990er Jahre bereits 500 PS. Hier konnte der Steyr 9320 PowerTrac nicht mehr mithalten. Letztlich waren es mehrere Gründe, die das Ende für das Trägerdahrzeug besiegelten. Das Aus für den Steyr 9320 Powertrac kam zeitgleich mit dem Einstieg von Case IH bei Steyr.
Durch diese Entwicklung musste das Produktionsprogramm für Traktoren im Werk St. Valentin innerhalb eines Jahres um 100 % gesteigert werden. Somit waren zusätzliche Personal- und Platzressourcen erforderlich, die eine Produktion des 9320 PowerTrac in geringen Stückzahlen nicht mehr erlaubte. Außerdem konnten Steyr-Kunden auf PS-starke Traktoren von Case IH zugreifen. Die roten Traktoren wurden anfangs sogar einfach nur mit dem Steyr-Schriftzug ausgeliefert.
Doppstadt übernimmt
Doppstadt, deutscher Spezialist für Recycling-Maschinen, bezog seit 1996 den 9320 PowerTrac. Dort hieß er Grizzly und wurde als Antriebsmaschine für Kompostumsetzer vertrieben. 1997 kaufte Doppstadt die Lizenzrechte, Anfang 1998 wurde die letzte bei Steyr gefertigte Maschine an Doppstadt übergeben.
Der Einsatzschwerpunkt lag jetzt im Kommunalbereich und in der Recycling-Wirtschaft. Erst wurde der Grizzly im Doppstadt-Werk in Velbert gefertigt, ab 2005 in Österreich nahe Wien. Es folgten zwei Neuentwicklungen: der Grizzly DT 38 mit 385 PS und der Grizzly DT 52 mit 520 PS. Eine große Zukunft war dem PowerTrac-Nachfolger nicht beschieden. Nach einigen Jahren konzentrierte sich Doppstadt auf die Produktion von Stationärmaschinen und stellte die Produktion der Tracs ein.
Wussten Sie, dass
…die Traktorenfertigung im Jahr 1975 von Steyr nach St. Valentin verlegt wurde? Die Landmaschinensparte inklusive Traktoren wurde 1990 aus dem Konzern ausgegliedert. Der Konzern Steyr-Daimler Puch wurde bis 1998 aufgeteilt und die einzelnen Sparten verkauft.