Es klingt nicht nur nach einem Abenteuer — es ist eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe für den 22 Jahre jungen David Siebenlist. Er ist Praktikant bei John Deere in Zweibrücken und betreut die
Vorführtour mit dem John Deere-Häcksler 8500i. David studiert in Triesdorf und braucht für sein Studium ein sechsmonatiges Praktikum. Mit Häckslern hat er bereits seit einigen Jahren bei einem Lohnunternehmen in der Nähe seines Heimatortes Erfahrungen sammeln können. Entsprechend neugierig ist er, als John Deere ihm das Projekt vorstellt.
Nach einer intensiven Schulung ist er von April bis Oktober unterwegs. Nur ein paar Tage bleiben David, um zwischen den Etappen zurück nach Deutschland zu kommen. Er kümmert sich um den technisch einwandfreien Zustand von Katie, wie er den Häcksler getauft hat. Er sorgt für Sauberkeit und zeigt den Kunden, was der Häcksler kann.
Die Herausforderungen sind groß: Nicht nur die Sprachbarrieren, sondern auch das Wetter spielt auf der Reise manchmal verrückt. Und das Häckselgut ist in jedem Land unterschiedlich: Klebrigste Luzerne gespickt mit Steinen in Frankreich, riesige Grasmengen in Irland und sehr frische Grassilage in Belgien — langweilig wird dem jungen Franken nicht.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten von den einzelnen Etappen in Frankreich, Irland und Belgien. Im nächsten Heft berichten wir dann über Nordamerika, Tschechien und 50 Jahre Häcksler-Entwicklung.
Mitte April beginnt Davids Abenteuer in Frankreich. Im Nordosten des Landes in der Champagne gibt es nicht nur sehr weite, sanft hügelige Landschaften, sondern vor allem intensive Landwirtschaft. Beim Lohnunternehmen Kuchly ist Katie drei Wochen in der Luzerne-Ernte unterwegs. Insgesamt häckselt die Maschine 940 ha des wertvollen Grüns.
Das Eiweißfutter wird industriell verarbeitet. Die gesamte Erntekette ist straff organisiert. Nach der Mahd durch den Krone Big M wird das Futter von zwei Bandschwadern in ein lockeres Schwad gelegt. Gehäckselt wird mit 15 mm Schnittlänge. Das Abfahren übernehmen ausschließlich Lkw, denn die Distanzen zur Weiterverarbeitung in der Trocknung betragen bis zu 30 km.
Die Luzernetrocknung und Pelletierung ist in dieser Region üblich. Das Eiweißfutter wird in Pelletform nicht nur haltbar, sondern auch transportwürdig. Aufgrund der hohen Energiekosten in diesem Jahr häckselt man das Futter möglichst trocken. Das setzt der Maschine so zu, dass David zeitweilig Wasser einsetzen muss, damit der Gutfluss nicht ins Stocken gerät. Ebenfalls problematisch ist die große Menge scharfkantiger Steine. Bei der Ernte sind sie in allen Bearbeitungsschritten nicht zu überhören.
Das stellte den Häcksler gleich zu Beginn der Reise vor eine echte Herausforderung bzw. vor eine Materialschlacht: Nach weniger als drei Wochen ist der erste Messersatz verschlissen.
Neben der Ernte bleibt noch der Blick auf besondere Technik: So hat David Siebenlist die Möglichkeit, den speziell gebauten CMC-Häcksler zu besichtigen. Mit Knickgelenk und Sattelplatte kann diese Spezialmaschine die Auflieger im Feld aufnehmen und direkt befüllen. Lohnunternehmer Kuchly hat zwei dieser Exoten im Einsatz, die insbesondere unter feuchten Bedingungen ihre Stärken ausspielen. Der zeitaufwändige Wechsel der Anhänger bleibt ein Nachteil dieses Verfahrens.
Die Maschine ist kein John Deere-Umbau, sondern eine komplette Eigenkonstruktion. So besitzt sie keine Vielmessertrommel, und der Beschleuniger sitzt kurz hinter der Häckseltrommel, damit das klebrige Futter besser gefördert werden kann. Angetrieben wird die Maschine von einem Iveco-Motor mit acht Zylindern. Das System wird aber laut Kuchly derzeit nicht weiter verfolgt.
Das eiweißreiche Futter wird mit dem Big M gemäht — sechs Tage pro Woche, 12 Stunden am Tag...
(Bildquelle: Brüse)
...bevor es von zwei Bandschwadern in ein lockeres Schwad gebracht wird.
(Bildquelle: Brüse)
In der Champagne darf natürlich der Besuch in Epernay, der Hauptstadt des Champagners, nicht fehlen. Die Trauben prägen neben der Luzerne das Landschaftsbild in dieser Region Frankreichs.
Anders als das massige Eiweißfutter wird der veredelte Traubensaft knapp und teuer gehandelt: Der Dom Perignon kostet hier in der edlen 6 l großen Magnum-Flasche stolze 6000 Euro.
Die grasgrüne Insel oder besser: die grüne Grasinsel
Ende Mai steht 150 km südlich von Dublin der erste Schnitt an, und in puncto Schwaden sprengen die Dimensionen in Irland bisherige Superlative. Beim Lohnunternehmen T&A Contracting steht die Hochsaison an. Etwa drei Wochen ist man damit beschäftigt, den ersten Schnitt einzufahren — abhängig von der Witterung. Denn in Küstennähe ist Regen keine Seltenheit. Dem kurzen Erntefenster begegnet man mit Schlagkraft und kurzen Feldliegezeiten für das Futter. Die Grasnarbe ist sehr dicht. Das massige Futter lässt sich nur schwer mähen. Die Schnitthöhen sind deshalb oft kürzer als 4 cm. Der Zettwender wird selten eingesetzt, da er bei Futtermassen von bis zu 40 t/ha Frischmasse oft das Schwaden erschwert und Haufen im Schwad die schlagkräftige Ernte behindern.
Die Logistik auf den engen Wegen und von Steinmauern umrandeten Feldern ist eine Herausforderung. Typisch sind die Silagekipper mit geringer Außenbreite, die einfach und blitzschnell entleert sind.
Die von uns besuchten Betriebe, wie der Milchviehbetrieb Byrne, setzen für die Milchproduktion auf ein Lowcost-Verfahren. Die Kühe werden von März bis Oktober auf der Weide gehalten und zweimal pro Tag zum Melken geholt. Im Melkstand gibt es eine kleine Menge Kraftfutter. Die Silage dient ausschließlich der Winterfütterung. Sie wird teils mit weniger als 25 % Trockenmasse eingefahren. Zudem ist das Futter im Vergleich zur energiereicheren deutschen Silage recht überständig, was der Witterung in diesem Jahr geschuldet ist.
Neben der Silage kümmert sich das Lohnunternehmen um die Hackschnitzelproduktion. Mehr als 20 000 t davon werden jährlich produziert und vermarktet.
Einen Stopp legt David noch in der Tipperary Destille von Liam Ahearn ein. Der Ackerbaubetrieb hat sich auf die Verarbeitung der eigenen Gerste zu Whiskey spezialisiert. Mit seiner Brennerei setzt der Familienbetrieb auf Transparenz. 50 t Gerste werden unter anderem zum Single-Malt-Whiskey verarbeitet, der in Holzfässern mehr als drei Jahre reift.
Wer die Graserträge noch nicht in Irland gesehen hat, staunt über 40 t/ha Frischmasse.
(Bildquelle: Bensing)
Die Grüne Insel wird besonders aus der Vogelperspektive ihrem Namen gerecht. Hier häckselt der Lohnunternehmer für einen Familienbetrieb mit 140 Kühen.
(Bildquelle: Brandt)
Die Mähschwaden werden mit einem Mittelschwader zusammengelegt. Hier beträgt der Trockenmassegehalt gerade einmal 23 %.
(Bildquelle: Bensing)
Das Gras wächst zwar auch hoch, aber der große Ertrag ergibt sich aus dem dichten Bestand. In unserem Fall wird sehr tief gemäht. Auf weniger als 4 cm rasieren die Klingen das Futter ab.
(Bildquelle: Brandt)
Direkt nach der Ernte wird das Grünland organisch gedüngt. Binnen weniger Tage soll die Grasnarbe wieder grün sein.
(Bildquelle: Bensing)
Zuckergras und spezielle Gülletechnik an der holländischen Grenze
Mitte Juni ist der Häcksler von Irland über die Niederlande nach Belgien gereist. In Deinze unweit der Grenze zu den Niederlanden besucht Katie das Lohnunternehmen Meganck-Haenebalcke.
Dritter Schnitt schon im Juni
Am 22. Juni 2022 wird auf dem Familienbetrieb Boterdale der dritte Schnitt geerntet. Das klebrige Gras erschwert den Durchsatz, der Ertrag ist im Vergleich zu Irland gering. Die kleinstrukturierte Region erfordert
viele Feldwechsel. Das Lohnunternehmen setzt bei der Abfuhr auf Wagen des örtlichen Herstellers CVH-Constructie. Diese haben zwei Triebachsen, die über eine Gelenkwelle vom Schlepper angetrieben werden. „An nassen Tagen der Maisernte ist diese Technik unabdingbar“, so Kristof als Geschäftsführer des Unternehmens.
Speziell ist auch die Gülleausbringtechnik mit zwei Verschlauchungsanlagen, die wir uns bereits Anfang April anschauen konnten. Auffällig ist der große Kranarm über der Kabine des John Deere 6155R. Damit kann der Fahrer jederzeit rückwärtsfahren und ist in einem Zug in der nächsten Spur, ohne sich mit dem Schlauch zu verhaspeln. Ein induktiver Durchflussmesser erfasst die Güllemenge, die Inhaltsstoffe analysiert ein NIR-Sensor zur Dokumentation.
Ausgebracht wird die Gülle mit einem 12 m breiten Schlitzgerät von Vredo, sowohl auf Grün- als auch Ackerland. Die Gülle wird in den meisten Fällen per Lkw zum Feldrandcontainer gebracht, auf dem auch die Ausbringpumpe installiert ist. Pro Stunde sind bis zu 180 m³ möglich. In der Saison leistet der Ausbringschlepper in nur drei Monaten mehr als 1 000 Betriebsstunden.
Drei Anlagen zu Verschlauchung sind insbesondere im Frühjahr unterwegs. Der Kranarm ist eine Eigenbaulösung und leitet die Zugkraft in die Frontladerkonsolen.
(Bildquelle: Bensing)
Mit der neuen Vorpresswalze wird das Futter aggressiver zu den Messern befördert.
(Bildquelle: Brandt)