Report BEG Schulze Bremer: „Zuhören ist unsere Basis“
Mit guten Testergebnissen, einem respektablen Neubau und dem eigenen Narkosegerät PigNap 4.0 macht die 1984 gegründete Firma BEG Schulze Bremer von sich reden.
Es waren wohl die Nachbarn von Hubert Schulze Bremer aus der Bauerschaft Welte bei Dülmen, die 1984 erst zur Gründung eines Einzelunternehmens und dann 1990 zur Firma „BEG — Besamung, Eier, Geflügel“ führten.„Meine Eltern bewirtschafteten einen Betrieb mit 180 Sauen, 6 000 Legehennen und 800 Mastschweinen. Um weniger Eber halten zu müssen und um gleichmäßigere Ferkelpartien anbieten zu können, ging mein Vater zur künstlichen Besamung über. Doch der Kauf des entsprechenden Equipments dafür war damals nicht so leicht wie heute — aber es gelang ihm. Als Nachbarn und Bekannte davon erfuhren, gingen die ersten Bestellungen bei ihm ein. Das gefiel, und so erweiterte er ständig sein Angebot für Schweinehalter um pfiffige Dinge wie Zahnschleifer, Kupierer oder dem Ferkelzelt aus England“, erzählt Christian Schulze Bremer von den Anfängen.
Als 1996 die Garage am Hof endgültig zu klein wurde, folgte der erste Umzug. Zur gleichen Zeit kam mit dem heutigen Prokuristen Christian Mört der erste Angestellte in den Familienbetrieb.
Ende der 1990er Jahre erkrankte der Vater Hubert Schulze Bremer, mit gerade 20 Jahren musste Sohn Christian die Geschäfte führen. 2001, ein Jahr vor dem Tod des Vaters, übernimmt er zusammen mit seinem zweiten Bruder Martin den landwirtschaftlichen Betrieb. Seitdem kümmert sich der Bruder vornehmlich um die Mast und Außenwirtschaft der drei zusammen 200 ha großen Betriebe.
2005 erweitern sie die Sauenhaltung, 2008 folgt ein Ferkelaufzuchtstall, und die Mast wird auf 2 300 Plätze ausgebaut. Während der Maststall heute von einer Fremdarbeitskraft betreut wird, managen Ehefrau Anja und Schwägerin Claudia Schulze Bremer gemeinsam mit zwei Festangestellten den Sauenstall mit 500 Tieren.
„Im bin überzeugter Landwirt und begeisterter Schweinehalter. Doch durch den Rückhalt der Familie in den landwirtschaftlichen Betrieben konnte ich die letzten Jahre vertieft dem Handel mit Tierzuchtbedarf nachgehen“, führt der Chef von 15 Mitarbeitern aus. Damit nicht genug. Mit den engagierten Ehefrauen und dem Bruder im Hintergrund hat der Unternehmer auch ein kompetentes Testteam an der Hand.
„Wenn wir etwas Neues sehen, geben wir es zuerst meiner Frau und meiner Schwägerin an die Hand. Fällt im Stall das Testurteil gut aus, nehmen wir das Produkt in unser Portfolio auf und informieren unsere Angestellten über die Eigenschaften und Vorteile. Damit sind unsere Angestellten im Telefongespräch jederzeit in der Lage, den Landwirt passend zu beraten.“
Zusätzlich dient die eigene Schweinehaltung immer auch der Schulung neuer Mitarbeiter und der regelmäßigen Weiterbildung des Teams. „Wenn ein Schweinehalter bei uns anruft und sich nicht sicher ist, für welche Technik er sich entscheiden soll, können wir ihn so eingehend und umfassend beraten“, erläutert Schulze Bremer. Zudem stellt er nach Möglichkeit immer nur Personal ein, das aus der Landwirtschaft stammt oder zumindest einen starken Bezug zur Landwirtschaft hat.
2011 bezieht der Handel für Tierzuchtbedarf neue Geschäftsräume, und das Lager wird auf 600 m2 erweitert. Die vergrößerte Fläche erlaubt die Aufnahme neuer Produkte. Parallel beginnt der Unternehmer mit der Entwicklung eigener, auf die Schweinehaltung abgestimmter Produkte. Ein Beispiel dafür ist das 2012 vorgestellte FarmFloor-Beschichtungssystem (profi 11/2016 „Langzeittest — Vier Betonversiegelungen im
Vergleich“).
Nach Ausbau und Anmietung von Lagerfläche im Jahre 2014, Übernahme der Marke Pigpool und Umrüstung des Sauenstalls auf Tierwohlstandard (2015) steigt BEG Schulze Bremer 2018 in den Vertrieb von Waschrobotern und Kühlsystemen (AirCooler) ein. Ein Meilenstein in der Firmengeschichte ist die Entwicklung eines Narkosegeräts, nachdem 2019 die Ferkelbetäubungs-Sachkundeverordnung verabschiedet wurde.
„Uns war klar, dass die betäubungslose Kastration ab 2021 verboten sein wird.
Da wir als Sauenhalter selbst vom Verbot betroffen sind, machte ich mich in der Schweiz auf die Suche nach einem Narkosegerät. Ich fand eines, doch die weitaus strengeren Auflagen in Deutschland erforderten massive Änderungen am PigNap 4.0“, berichtet Schulze Bremer. Doch die Mühe war nicht vergebens: Mit 950 der 2 773 vom Bund geförderten Isofluran-Narkosegeräte ist BEG Schulze Bremer in Deutschland heute Marktführer in diesem Segment.
Durch den Verkaufserfolg kann es sich das Unternehmen leisten, nur für Wartung und Reparatur der Geräte eigens einen Servicemitarbeiter anzustellen. Und da immer noch regelmäßig (Zweit-)Geräte verkauft werden, wird sich zur Freude der Kundschaft an diesem Umstand wohl so schnell nichts ändern.
18 Jahre nach Übernahme der Geschäfte erfolgte 2018 nach einjähriger Planung im benachbarten Coesfeld die Grundsteinlegung für ein neues, 5 000 m2 großes Logistikzentrum. „Trotz rückläufiger Schweinehaltung ist die Nachfrage kontinuierlich gestiegen. Das Tempo des Wachstums hatte zur Folge, dass wir für den Versand am alten Standort mehrmals am Tag zum damaligen Außenlager fahren und Dinge holen mussten. Diesen Zustand galt es zu beenden“, begründet Christian Schulze Bremer die Investition in das neue Logistikzentrum.
Um teuren Leerstand zu vermeiden, sind die 6 500 Palettenstellplätze im 10,50 m hohen Hochregal zum Teil vermietet.„Mit Blick auf die in vielen Betrieben aktuell bestehenden Lieferprobleme bin ich froh, auf ein großes Lager rückgreifen zu können. Denn meine Kunden verlangen zu Recht, dass wir alle Positionen einer Bestellung zeitnah liefern“, so der Unternehmer.
Stichwort liefern: Bis 13 Uhr eingehende Bestellungen verlassen von Montag bis Freitag noch am selben Tag per Kurierdienst das Haus. Je nach Entfernung ist die Lieferung so am nächsten, spätestens am übernächsten Tag beim Landwirt.
Die Bestellungen aus Deutschland und Österreich gehen meist per Telefon, WhatsApp oder über den Onlineshop ein. Vor einer Bearbeitung geht ein Mitarbeiter sie durch. Ist etwas unstimmig, hält er notfalls mit dem Landwirt Rücksprache. Passt alles soweit, geht der Kundenauftrag zur Auslieferung rüber in die Logistik.
Der stetige Strukturwandel in der Schweinehaltung, der durch ein langes Preistief und verschärfte Haltungsauflagen nochmals an Tempo zulegte, ist natürlich auch im Hause Schulze Bremer ein immer wieder diskutiertes Thema. Mit Blick auf einen noch wachsenden Kundenstamm hat der Vater von drei Kindern jedoch keine Zukunftsängste. „Die Zahl der Bestellungen ist zwar rückläufig, dafür fallen die Aufträge heute umfangreicher aus als früher. Das liegt mit daran, dass wir mit z. B. Wasserleitungen, Schrauben und Einweichanlagen heute ein größeres Sortiment anbieten.“
Auf unsere Frage, ob es irgendwann auch mal einen Katalog für Betriebe mit Milchvieh oder Weidehaltung geben könnte, ernten wir ein Kopfschütteln. „Unsere Stärke ist, dass wir nicht nur Bestellungen aufnehmen — sondern dem Landwirt erst zuhören, und dann auf Wunsch eingehend beraten. Und zwar sowohl den Biobetrieb mit 20 Sauen und Mastschweinen auf der Wiese als auch den Großbetrieb. Diesem Anspruch würden wir ohne die Anstellung neuer Mitarbeiter mit ‚Rinderverstand‘ nicht gerecht“, erklärt er uns.
Nicht so düster wie manch Praktiker sieht der seit 2003 im Beirat und seit 2012 im Vorstand der ISN tätige Landwirt die Zukunft der Schweinehaltung in Deutschland. „Eine gewisse Selbstreflexion halte ich für gut und wichtig. Doch sollte man im Leben immer seinen eigenen Weg gehen und sich nicht von einer allgemein schlechten Stimmungslage davon abbringen lassen“, rät er an dieser Stelle allen Praktikern.
Und er verbindet sein Lebensmotto auch gleich mit einer Forderung an die Politik: „Wer schon mal in den USA oder in Spanien die Produktionsbedingungen gesehen hat, weiß, wie gut und sicher das deutsche Schweinefleisch ist. Damit das so bleibt, sollte der gewünschte Wandel in der Tierhaltung seitens der Politik aktiv und nachhaltig unterstützt werden.“