profi-Leserreise 2022 nach Rumänien und Ungarn – Teil 1: Von Timisoara bis nach Budapest
24 profi-Leser aus Deutschland und der Schweiz haben kürzlich eine Studienreise vom rumänischen Timisoara bis in die ungarische Hauptstadt Budapest unternommen.
Vom Münchener Flughafen startete unsere Reise nach Timi oara in Rumänien. Die Stadt hat 320 000 Einwohner und liegt in der nordwestlichen Region Banat. Das vorherrschende kontinentale Klima ist eine Herausforderung. Zwar wird auf guten Böden — teils auch Schwarzerden — gewirtschaftet; die schon ab Mai herrschenden Temperaturen von über 20 Grad und Jahresniederschlagsmengen von unter 600 mm führen aber zu geringen Getreideerträgen.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche von Rumänien liegt bei 9,5 Mio. ha: 1,3 Mio. Kleinbetriebe haben bis 3 ha, nur 80 000 Betriebe eine Fläche bis 1 000 ha und gerade einmal 70 Landwirte ackern auf über 1 000 ha. Bei frisch gezapftem, einheimischen Bier klang der erste Tag mit angeregten Gesprächen unter Praktikern aus.
profi-Leserreise 2022 nach Rumänien und Ungarn: Tag 2 — konventionell und bio
Das erste Ziel war die Liebling-Farm mit arrondierten 1 500 ha. Hauptsächlich werden Winterweizen und -roggen angebaut, im Schnitt erntet man hier zwischen 5,5 bis 7 t Weizen und 3,5 t Raps. Der deutsche Eigentümer der Farm legt Wert auf Westtechnik. Nach einer Besichtigung der Ackerflächen und angeregten Diskussionen mit dem Betriebsleiter machte sich die Gruppe auf zum nächsten Betrieb.
Auf der biologisch bewirtschafteten Exploatatia Agricola Birda nahm sich der Betriebsleiter Marius Gruici viel Zeit für die profi-Leser. Auf etwa 1 600 ha wird nach den Vorgaben von Bioland, Naturland und Bio Swiss gewirtschaftet. Über 60 % der Fläche werden mit Leguminosen wie Erbsen (3,2 t/ha) und Sojabohnen (2 t/ha) bestellt, zusätzlich Weizen (4,5 t/ha) und Sonnenblumen (2 t/ha), vereinzelt jedoch auch Linsen, Buchweizen, Dinkel, Hafer und Kichererbsen.
Marius Cruici setzt auf die mechanische Unkrautbekämpfung im Controlled Traffic-Verfahren und nutzt dafür vor allem eine kameraunterstützte Garford-Hacke, einen Hatzenbichler-Striegel und eine Aerostar-Rollhacke von Einböck.
Den Abschluss der Besichtigungen im rumänisch-serbischen Grenzgebiet bildete ein 4 000 ha-Betrieb, der Versuchsparzellen für Saatzuchtunternehmen stellt.
Als Tagesfinale haben die profi-Leser eine Weinprobe bei Cramele Recas gemacht. Auf 1 200 ha werden hier rote und weiße Reben angebaut. Mit einer Jahresproduktion von 28 Mio. Flaschen ist Cramele Recas das größte Weingut Rumäniens.
Betriebsleiter Marius Gruici setzt auf westliche Technik mit Kamerasteuerung.
(Bildquelle: Neugebauer)
Boliden unter sich: der Ford 8830 und der Case IH Quadtrac 500 des Betriebs Exploatatia Agricola Birda.
(Bildquelle: Neugebauer)
(Bildquelle: Neugebauer)
Die alten, aber modernisierten Kuhställe in Ostblock-Bauweise werden heute noch genutzt.
(Bildquelle: Neugebauer)
Fachmann und Fan osteuropäischer Oldtimer: Teilnehmer Lutz Katerbaum.
(Bildquelle: Neugebauer)
Tag 3 — Geschlossene Systeme
Erster Stop war die Procereal Agrosan in Mn tur. Vor 15 Jahren hat der ortsansässige Agraringenieur Cosmin Micu mit nur 30 ha angefangen. Er konnte hohe Fördergelder nutzen, um sowohl Land zu kaufen, einen modernen Maschinenpark einzurichten als auch moderne Lagerkapazitäten von über 21 000 t aufzubauen. Mittlerweile verfügt Cosmin über 1 500 ha arrondiertes Eigenland. Das kontinentale Klima macht eine Bewässerung notwendig, sonst wären die durchschnittlichen Ernteerträge von 8,8 t/ha Winterweizen, 4,7 t/ha Raps und 8 t/ha Körnermais nicht zu erzielen. Interessant: Es wird ausschließlich rumänisches Saatgut bezogen, für den Betriebsleiter ein Schritt zu regionaler Nachhaltigkeit.
Unser letztes Besuchsziel in Rumänien war die Agrargenossenschaft Combinatul Agroindustrial Curtici. Die 500 Mitarbeiter der Genossenschaft bilden die komplette Produktionskette ab. Zum Ackerbau zählen etwa 7 600 ha Fläche mit einer durchschnittlichen Schlaggröße von über 200 ha. Es werden Raps (5 t/ha), Winterweizen (9 t/ha), Silo- und Körnermais (50 bzw. 13 t/ha) und Soja (4 t/ha) angebaut. Spannend: Aus alten Beständen stehen hier noch über 20 Universal 650-Schlepper.
In Curtici setzt man aber nicht nur auf Ackerbau: 900 Holstein-Kühe und 900 Charolais-Rinder mit eigener Aufzucht, sowie 50 000 Schweine im geschlossenen System hält der Betrieb. Die Milch wird direkt in der eigenen Molkerei zu Käse und Joghurt verarbeitet. Die Schlachtung der Rinder und Schweine wird ebenso selbst organisiert wie die Wurst- und Fleischproduktion.
In der nächsten profi-Ausgabe finden Sie den zweiten Teil unserer Leserreise, die uns weiter nach Ungarn führte.