Kratzt Fiat am Renommee von Schlüter? Das könnte man meinen, wenn man schaut, was Fans der italienischen Marke in Schleswig-Holstein auf die Beine stellen.
Junge, du bist verrückt, kauf dir was Anständiges“. Mit solchen Sprüchen wurde Matthias Bichel aus Bargstedt (Landkreis Rendsburg-Eckernförde) konfrontiert, als er und sein Vater Erwin sich 1996 zwei gebrauchte Fiat-Traktoren kauften. Der erste war ein 70-90 DT mit 70 PS und Frontlader. Dieser war drei Jahre alt und hatte 1500 Stunden auf der Uhr. Genau 26 000 DM hat er damals dafür bezahlt.
(Quelle: profi)
Fiat-Traktoren: Robuste Technik
Heute stehen 14 000 Stunden auf dem Zähler, und der Fiat hat keinen Cent an Wert verloren. Bis auf neue Kupplungsbeläge und eine neue Hydraulikpumpe hatte der Fiat kaum Reparaturen und läuft immer noch täglich zum Beladen des Futtermischwagens.
Der zweite Fiat war ein Winner F 100 mit Fronthubwerk, Frontzapfwelle und Druckluft-Bremsanlage. Mit nur 400 Stunden auf der Uhr kostete er immerhin 78 000 DM. Auch dieser Traktor ist nach wie vor im Betrieb und hat jetzt etwa 12 000 Stunden gelaufen.
Matthias Bichel und seine Frau Jessica bewirtschaften 130 ha und halten 100 Milchkühe plus Nachzucht. Im Jahr 1995 war er mit 18 Jahren der jüngste Betriebsleiter in Schleswig-Holstein. Zu der Zeit waren zwei Fiat-Traktoren 640 (64 PS) und ein IHC 1046 Allrad im Betrieb. Doch sein Herz schlug klar für Fiat. Gerade in den Jahren des betrieblichen Wachstums und der Vergrößerung des Viehbestandes gab es noch einen weiteren guten Grund für die Traktoren aus Italien, und das war der Preis. So kaufte Bichel 2009 als Ersatz für den IHC 1046 einen gebrauchten Fiat Winner F 140 mit Frontlader, Fronthubwerk, Druckluft und Klimaanlage für sage und schreibe nur 17 000 Euro. Damals hatte der Traktor 5 500 Stunden gelaufen, heute sind es rund 11 000. „Für alle meine Fiats habe ich unter dem Strich weniger ausgegeben, als ein neuer Fendt Vario mit 120 PS gekostet hätte,“ rechnet Bichel vor.
Noch billiger war die jüngste Neuerwerbung vor zwei Jahren. Dabei handelt es sich um einen Fiat 750 ohne Allrad von Baujahr 1975 mit 75 PS, den Matthias Bichel für 1 500 Euro auf einem Reiterhof fand. Die Bleche waren überwiegend schrottreif, technisch fehlte dem Traktor aber nichts. Der Landwirt restaurierte den Fiat und seitdem läuft dieser täglich vor dem Futtermischwagen. Gerade noch in der betrieblichen Frischzellenkur befindet sich ein Fiat 110-90 DT, bei dem die Blechteile ebenfalls überholungsbedürftig waren.
Im Betrieb Bichel gilt das Prinzip „Erhalten durch Nutzen“. Bis auf das Maishäckseln ist Matthias Bichel komplett eigenmechanisiert, so dass die Fiat-Traktoren jeweils rund 400 bis 500 Stunden im Jahr laufen.
Über die betriebliche Seite seiner Liebe zu Fiat hinaus ist Matthias Bichel Mitglied in einer deutschsprachigen WhatsApp-Gruppe mit über 250 Fiat-Fans. Seit vielen Jahren ist er auch beim Treckertreck Bargstedt aktiv und erfahren darin, Veranstaltungen zu organisieren. So entstand im Frühjahr die Idee, nach der Getreideernte einen Fiat-Feldtag durchzuführen. Matthias Bichel nahm es in die Hand und Ende Juli kamen über 20 Fiat-Traktoren zusammen. Auf 16 ha wurde Gülle gefahren, geackert, gesät und Stroh gepresst. Anschließend gab es dann eine zünftige Party.
Der Fiat 180-90 turbo DT und die Hesston 4900 von Stefan Koch aus Barghorn beim Feldtag im Juli.
(Bildquelle: NOKmedia)
Andre Sommer aus Mörel ist der Besitzer dieses Winner 130 DT, hier ebenfalls beim Einsatz auf dem Feldtag in Bargstedt.
(Bildquelle: NOKmedia)
Der Fiat-Feldtag in Schlüter-Manier, vorne der Fiat 1000 DT von Erik Krohn aus Quickborn-Renzel.
(Bildquelle: NOKmedia)
Super Zusammenhalt
Woher nimmt ein Landwirt, der jeden Morgen ab 4.30 Uhr im Stall ist und auch sonst keine Langeweile hat, die Zeit und die Energie, sich so stark für die Sache von Fiat zu engagieren? Matthias Bichel erzählt, dass er bei solchen Aktionen nicht allein ist und es einen starken Zusammenhalt gibt: „Wenn Du hier im Dorf einen fragst, kommen drei.“