Die von Kerbl im Frühjahr 2024 präsentierte IPCam 360° SIM nutzt das Mobilfunknetz. Was das bringt, was die Kamera kann und woran es fehlt, verrät der profi-Praxistest.
Um Kälberverlusten zuvorzukommen, liegt aktuell bei Milchviehhaltern die Überwachung der Abkalbebox mit einer internetbasierten Kamera (IP-Kamera) hoch im Kurs. Gleiches gilt für die Überwachung von Maschinenhallen — zur Abschreckung und Aufklärung von Diebstählen.
Für eine IP-Kamera spricht, dass die Video- und Fotoaufnahmen zu jeder Zeit und an jedem Ort per PC oder Smartphone abgerufen werden können. So konnte der Landwirt unseres Testbetriebs getrost auf einer Hochzeitsfeier bleiben, nachdem er live sehen konnte, dass das neugeborene Kalb wohlauf war und sich die Mutter fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmerte.
Überwachungskamera Kerbl IPCam 360° SIM-FHD 10852: IP-Kamera mit SIM-Karte
Die Grundlage für internetbasierte Kameras ist — wie der Name schon sagt — die Anbindung an das Internet. Dies gelingt zum Beispiel über ein LAN-Kabel oder drahtlos via WLAN. Auch eine Datenübertragung per Mobilfunk ist eine Option. Ställe oder Maschinenhallen im Außenbereich lassen sich hiermit schnell einbinden.
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Um Kälberverlusten zuvorzukommen, liegt aktuell bei Milchviehhaltern die Überwachung der Abkalbebox mit einer internetbasierten Kamera (IP-Kamera) hoch im Kurs. Gleiches gilt für die Überwachung von Maschinenhallen — zur Abschreckung und Aufklärung von Diebstählen.
Für eine IP-Kamera spricht, dass die Video- und Fotoaufnahmen zu jeder Zeit und an jedem Ort per PC oder Smartphone abgerufen werden können. So konnte der Landwirt unseres Testbetriebs getrost auf einer Hochzeitsfeier bleiben, nachdem er live sehen konnte, dass das neugeborene Kalb wohlauf war und sich die Mutter fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmerte.
Überwachungskamera Kerbl IPCam 360° SIM-FHD 10852: IP-Kamera mit SIM-Karte
Die Grundlage für internetbasierte Kameras ist — wie der Name schon sagt — die Anbindung an das Internet. Dies gelingt zum Beispiel über ein LAN-Kabel oder drahtlos via WLAN. Auch eine Datenübertragung per Mobilfunk ist eine Option. Ställe oder Maschinenhallen im Außenbereich lassen sich hiermit schnell einbinden.
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Die getestete IP-Kamera liefert gute Bilder aufs Smartphone
Für Bereiche ohne Internetanbindung bietet Kerbl nun die IPCam 360° SIM-FHD an. Um an dieser Stelle ein Testergebnis vorwegzunehmen: Bei sehr gutem Mobilfunkempfang besticht die 4G-Kamera durch prächtige Aufnahmen in HD-Qualität. Und selbst nachts schickt die Kamera brauchbare Bilder aus dem Abkalbestall auf das Smartphone. Unser Testbetrieb sparte sich damit so manchen Kontrollgang.
Der integrierte Speicher (Micro-SD) erlaubt es, die Aufnahmen der letzten Tage abzurufen. So kann man z. B. für eine Versorgung mit Kolostrum im Nachhinein herausfinden, ob ein Kalb gesoffen hat. Will man mehr als drei Tage rückverfolgen, kann man eine größere SD-Karte einlegen. Eine Cloud-Lösung mit externem Server gibt es nicht, wohl aber die Option zum externen Speichern auf einem PC, wobei wir diese Funktion nicht getestet haben.
Bei guter Mobilfunkverbindung reagiert die Kamera per Fingertipp in Echtzeit, z. B. um die motorisch vertikal um 95° und horizontal um 355° schwenkbare Kamera auf ein Tier auszurichten. Per Fingertipp kann man zudem optisch und digital zoomen. Selbst bei schlechtem Licht konnten wir so die Nummern am Halsband ablesen. Und in HD-Auflösung erkennt man auch ein Autokennzeichen auf 30 m gut.
Viele Funktionen bringen vielfältige Einsatzmöglichkeiten mit sich
Die App SmartCamera zum Steuern der Kamera bietet Kerbl für Android und iOS kostenlos im Play- bzw. App-Store an. Mit der auch für den PC erhältlichen App sind viele Funktionen verbunden. Neben der Möglichkeit zum Schwenken der Kamera und der erklärten Zoom-Funktion zählen dazu unter anderem:
Das Einschalten des Kameramikrofons zur Tonübertragung.
Das Aktiveren des Lautsprechers an der Kamera — zum Kommunizieren mit einer unter der Kamera stehenden Person.
Das Aktivieren eines Video-Mitschnitts. In diesem Fall werden die Video- und Fotoaufnahmen direkt übertragen und auf dem Smartphone gespeichert.
Der Abruf und Download von gespeicherten Videoaufnahmen.
Ein akustischer und optischer Alarm, z. B. um Diebe aktiv anzusprechen.
Das Aktiveren der Bewegungserkennung. Diese versendet einen Alarm, sobald sich vor der Kamera etwas bewegt.
Die Bewegungserkennung arbeitet ohne Künstliche Intelligenz (KI). Mit KI wäre eine bessere, zuverlässige Unterscheidung zwischen Mensch, Tier und Umwelt möglich.
Entscheiden Sie sich für einen geeigneten Mobilfunkanbieter
Bevor man sich an tollen Live-Bildern erfreuen kann, gilt es, ein paar Hürden zu nehmen. Die erste ist die Wahl des Mobilfunkanbieters. Denn anders als bei vielen Wildkameras legt Kerbl keine SIM-Karte bei. Stattdessen muss man sich selbst auf die Suche nach dem passenden Anbieter machen — das ist leichter gesagt als getan. Denn die Betriebsanleitung verrät weder den Datenverbrauch, noch dass es einer Nano-Karte bedarf.
Tatsächlich waren wir erstaunt, dass wir bei einer für den Alltag brauchbaren Auflösung nicht einmal 1 GB Daten im Monat verbrauchten. Wird hingegen die HD-Auflösung gewählt, steigt der Datenverbrauch deutlich an — teils auf 10 GB. Es ist eben die Frage, welchen Anspruch man hat.
Der Versuch, die Kamera mit einer Datentarifkarte (E-Plus) aus einem Discounter zu betreiben, scheiterte — obwohl wir zuvor den Empfang mit einem Handy gecheckt hatten. Erst nachdem wir eine D1-Karte in den Gehäuseschacht einführten, funktionierten an den von uns gewählten Standorten die Kameras einwandfrei.
Das heißt: Die IPCam 360° SIM-FHD verlangt einen einwandfreien Mobilfunkempfang mit hoher Datenrate, idealerweise in 5G. Leider zeigt die Kamera weder am Gehäuse noch in der App an, ob die Datenverbindung steht und wie gut sie ist. Da das Modell nicht per WLAN mit einem Heimnetzwerk verbunden werden kann, lohnt so der Check des Mobilfunkempfangs vor dem Kauf und der Installation.
Knifflige Installation der Überwachungskamera Kerbl IPCam 360° SIM-FHD 10852
Vor der Installation sollte deshalb die SIM-Karte erst in ein Smartphone eingelegt werden. Damit lässt sich der Empfang testen und gleich auch das Eingeben der SIM-PIN deaktivieren. Um die Mobilfunkkarte in die Kamera einlegen zu können, ist ein Deckel abzunehmen. Leider passt der von Kerbl mitgelieferte Schraubendreher nicht. Und leider verwendet Kerbl Schrauben mit Kreuzschlitz statt mit Torx-Aufnahme. Das Gleiche gilt für den Kamerahalter: So fällt einem im Stall auf der Leiter stehend die Schraube garantiert in das Stroh.
Die nächste Hürde folgt nach dem Herstellen der Stromversorgung (12 oder 230 V). Denn die Kamera zeigt nicht direkt an, dass sie eingeschaltet ist. Stattdessen reagiert sie zeitverzögert mit einem Drehen und einer Durchsage in englischer Sprache.
Irritierende und wenig strukturierte Bedienungsanweisung
Spätestens jetzt kommt die Bedienungsanleitung ins Spiel. Das Problem: Die Anleitung ist auch für andere Kameratypen des Herstellers verfasst und nicht gut strukturiert. Und so versucht man schon einmal, eine WLAN-Verbindung herzustellen — um Absätze später zu lesen, dass es diese Funktion bei SIM-Geräten nicht gibt. Eine Überarbeitung der Anleitung würde gewiss Frust ersparen, schließlich sind Landwirte in der Regel keine IT-Experten.
Der aufgedruckte QR-Code erleichtert das Hinzufügen zum eigenen Kamera-Account.
(Bildquelle: Schildmann)
Das Teilen der Kamera verlangt zum Scannen des QR-Codes eine externe Unterstützung.
(Bildquelle: Zäh)
Aktuell beginnt die Anleitung mit dem Hinweis zum Einrichten einer Mobile-App und eines Accounts. Ein in der Anweisung abgedruckter QR-Code mit einem Link zum Store würde den Weg zur App erleichtern.
Das Hinzufügen der Kamera in den Account ist durch das Scannen des am Halter aufgedruckten QR-Codes einfach möglich. Nach dem Hinzufügen erscheinen Sekunden später die ersten Kameraaufnahmen auf dem Handy. Zu diesem Zeitpunkt waren bei uns allerdings schon zwei Stunden ins Land gegangen. Deshalb nochmals unsere Bitte: Mit einer Multinetz-SIM-Karte und einer strukturierteren Anleitung würde Kerbl Erstanwendern Zeit und Nerven ersparen.
Mehrere Nutzer können auf die Kamera zugreifen
Um mehreren Anwendern Zugriff auf die tatsächlich sehr guten Aufnahmen der IPCam 360° SIM-FHD zu ermöglichen, teilt man die Kamera über die Mobile-App. Dazu generiert man im Menü Einstellungen einen QR-Code, den man dann verschickt. Das Problem: Der Empfänger benötigt zum Einscannen entweder einen Ausdruck vom QR-Code. Oder aber er schickt den nur eine Stunde gültigen QR-Code an ein anderes Handy weiter — und fügt durch einen Scan mit der bereits vorhandenen SmartCamera-App die Kamera hinzu.
Mit einem geteilten Zugriff stehen einem nicht alle Funktionen zur Verfügung, z. B. kann die Bewegungserkennung weder aktiviert noch in ihrer Empfindlichkeit eingestellt werden. Auf der anderen Seite kann man auch mit einem geteilten Zugriff die Kameraauflösung von „glatt“ bis hoch auf „Super-HD“ in vier Stufen einstellen. Und man hat sogar Zugriff auf die SD-Speicherkarte — und somit auch auf die Videoaufnahmen der letzten Tage.
An dieser Stelle noch ein Hinweis: Wie erwähnt speichert die Kamera die Aufnahmen über mehrere Tage. Da der Speicher überschrieben wird, ist es ratsam, bei einem Diebstahl die Karte unmittelbar zu entnehmen und die Daten zu sichern.
Keine Cloud-Lösung für die Überwachunskamera
Wie erwähnt bietet Kerbl selbst keine Cloud-Lösung an. Ist also die Kamera weg, sind auch die Aufnahmen flöten — außer, man beobachtet zufällig den Raub und aktiviert parallel die Aufnahmetaste an seinem Smartphone. Um einem Kameradiebstahl zuvorzukommen, haben wir die Kamera in 6 m Höhe installiert — was keine gute Idee war, da man so keine Gesichter mehr erkennt. Besser eignet sich eine Montagehöhe von 2,50 bis 3,50 m.
Die Kamera sollte zum Schutz vor einem Diebstahl hoch hängen. Wir gingen deshalb auf fast 6 m. Was zu hoch ist, denn...
(Bildquelle: Zäh)
...dann wird der Blickwinkel zu steil, so dass weder Gesichter noch Fahrzeugkennzeichen vernünftig zu erkennen sind.
(Bildquelle: Zäh)
Neustart der Kamera möglich, aber umständlich
Computersysteme können abstürzen. Bei uns kam es dazu, als das Prepaid-Guthaben der Mobilfunkkarte aufgebraucht war. Die Kamera blieb dabei selbst nach dem Aufladen offline und war entsprechend per Smartphone-App nicht mehr erreichbar. Glücklicherweise provozierte dann das Ziehen des Netzsteckers einen Neustart und die Kamera ging wieder online.
Bei der zweiten Kamera half diese Methode nicht, weshalb wir einen manuellen Neustart durchführen mussten. Der Knopf dafür befindet sich aber hinter dem verschraubten Deckel. An diesem Punkt angelangt und nach einer Leiter suchend, fallen einem dann viele Schimpfwörter ein.
Kerbl selbst bietet eine Hotline an. Leider war diese für uns telefonisch nicht erreichbar. Und auch unsere per Mail verschickte Nachricht an die Servicehotline wurde erst am fünften Tag beantwortet. Doch hatte man hier den passenden Rat für uns: „Sollte die Kamera auf ein Reset nicht reagieren, liegt es an der Mobilfunkkarte.“
Und tatsächlich: Die Telekom hatte unsere Prepaidkarte gesperrt, nachdem ein Monat vorüber und das Guthaben nicht automatisch aufgeladen wurde. Nutzer einer Prepaidkarte sollten also gewarnt sein.
Wir werfen aber an dieser Stelle den Ball wieder auf die Spielfeldseite von Kerbl: Gut wäre eine Anzeige, welche verrät, ob und in welchem Umfang die Kamera Daten sendet. Dies würde nicht nur im genannten Ausnahmefall die Handhabung wesentlich vereinfachen.
Wie viel kostet die Überwachungskamera Kerbl IPCam 360° SIM-FHD 10852?
Bei Kerbl steht die IPCam 360° SIM-FHD mit 294 Euro in der Liste (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Mit Blick auf die tagsüber und auch in der Nacht sehr guten Aufnahmen geht der Preis in Ordnung. Zur Stromversorgung im Außenbereich bietet Kerbl zusätzlich Solarpakete inklusive AGM-Batterie für rund 400 Euro an.
Der Preis einer SIM-Karte richtet sich nach Netzanbieter und Datenvolumen. Wir sind am Ende des Tests bei der monatlich kündbaren DataSIM mit 3 GB Datenvolumen von der Telekom für 5 Euro im Monat gelandet.
Fazit
Die Kamera IPCam 360° SIM-FHD von Kerbl besitzt eine Mobilfunkkarte — und macht so die Kamera unabhängig von einem Glasfaser- oder Festnetzanschluss. Das Einrichten der Kamera ist für Neueinsteiger nicht ganz einfach, doch gelobt Kerbl Besserung.
Einmal in Betrieb genommen — und ein gutes Mobilfunknetz vorausgesetzt — liefert die Kamera brillante Bilder auf das Smartphone. Für die Überwachung z. B. der Abkalbebox ist die Kamera damit geradezu ideal, und bei einem Nettopreis von unter 300 Euro ist sie erschwinglich.
Für die Überwachung einer Maschinenhalle ist die Kamera ebenso gut geeignet, aber ohne die Ausstattung mit einer KI zur Personenerkennung fehlt der letzte Kick. Man darf hier gespannt sein, wie es weitergeht.