Der Kubota M4 ist der kleinste Standardschlepper der Japaner und mit 66 bzw. 74 PS zu haben. Wir hatten das Modell M4-073 im Test, das mit dem 3,3-l-Vierzylinder V3307-CR-TE4 von Kubota daherkommt. Deshalb sei noch mal kurz die Anekdote zu dem „V“ in der Motor-Typenbezeichnung erzählt: Der Firmengründer Gonshiro Kubota erwarb seinerzeit aus Deutschland die Lizenzen für den Motorenbau. Zu Ehren von Rudolf Diesel führt seither ein „E“ bei den Einzylindern, ein „Z“ bei den Zweizylindern etc. weltweit die Typenbezeichnung der Kubota-Motoren an — und davon werden nahezu eine Million pro Jahr gebaut!
Motor des Kubota M4-073: Leistung verhalten, Charakteristik super
Doch zurück zu unserem Testkandidaten, der sich zunächst auf dem Zapfwellenprüfstand des DLG Testzentrums bewähren musste: Hier kamen von den 54,6 kW Motorleistung laut Hersteller bei der (hohen) Nenndrehzahl von 2 400 Touren gerade mal 39,1 kW an der Zapfwelle an. Das deutet auf eine sehr verhaltene Motoreinstellung hin. Gut, dass bei fallender Drehzahl die Maximalleistung an der Zapfwelle immerhin auf 42,8 kW bei 2 000 Touren ansteigt.
Richtig überzeugen kann der kleine Racker dafür bei der Motorcharakteristik: Mehr als 52 % Drehmomentanstieg sowie sage und schreibe 139 % Anfahrmoment sind super Werte! Und das merkt man auch bei der Arbeit mit dem M4: Selbst den 10-Kubik-Futtermischwagen dreht der Testkandidat mit 540E-Zapfwelle im Standgas los. Und obwohl der erste Gang in der Straßengruppe über 10 km/h schnell ist, fährt man auch mit Last ohne (den doch hakeligen) Gruppenwechsel locker an. Da wundert es uns nicht, dass das DLG Testzentrum eine maximale Zugleistung von 39,3 kW gemessen hat.
Verbrauch: Sieht schlimmer aus, als er ist
Bleibt noch die Frage nach dem Verbrauch. Da die Werte an der Zapfwelle bei Nenndrehzahl mit 310 g/kWh sowie 266 g/kWh bei Maximalleistung vergleichsweise hoch liegen, waren wir auf die praxisnäheren Powermixwerte gespannt. Aber auch hier liegt der M4 im Mittel bei Zug- und Zapfwellenarbeiten sowie gemischten Arbeiten rund 20 % über dem Mittelwert aller bisher getesteten Traktoren. Das gilt auch für den Powermix-Gesamtwert von 335 g/kWh.
Dafür kommt bei dem Kubota aber kein AdBlue mehr dazu — und wir können ihm einen ordentlichen Bonus geben, da er der kleinste bisher getestete Traktor ist. Denn was sich hier im ersten Moment dramatisch anhört, äußert sich in der Praxis in einem Verbrauch von gerade mal 3,6 l/h beim Einsatz vor besagtem Futtermischwagen. Somit ist uns die hervorragende Leistungscharakteristik in dieser Klasse allemal wichtiger als das letzte Gramm Diesel.
Gefallen haben uns auch die zwei Drehzahlspeicher, wenngleich die Programmierung einfacher sein sollte und wir das leichte Vorschieben des Handgashebels zur Nutzung der Speicher für überflüssig halten. Gleiches gilt für den Knopf zur „Konstantdrehzahlregelung“ — das scheint ein Überbleibsel aus Zeiten der mechanischen Einspritzung zu sein. Jedenfalls sollte ein elektronisch geregelter CommonRail-Motor hier keinen Unterschied machen.
Wie der Motor und die Achsen ist auch das Getriebe mit drei Gruppen und sechs Gängen eine Kubota-eigene Konstruktion. Die Kriechgruppe startet bei 270 m/h, und wir hatten die im M4-073 optional verfügbare Variante mit zwei Lastschaltstufen im Test. Somit bietet die Schaltbox dank lastschaltbarer Wendeschaltung 36/36 Übersetzungen, von denen aber nur acht im Bereich von 4 bis 12 km/h liegen.
Da der Kubota bereits im fünften Gang die 40 km/h erreicht, kann er im sechsten Gang bei Endgeschwindigkeit die Drehzahl auf rund 1 900 Touren reduzieren. Leider hilft ihm das beim Verbrauch nicht wirklich: Der M4-073 liegt beim Transport mit 751 g/kWh fast 80 % über dem Gruppenmittel. Das bestätigt unser Praxiseinsatz, bei dem der Testkandidat in den oberen Gängen eher träge daherkam — ganz anders als bei Hofarbeiten in kleineren Gängen.
Mit dem Ganghebel lässt es sich gut schalten, die Kollision mit dem elektrischen Frontlader-Kreuzhebel lässt sich leicht ändern. Und da es neben dem Knopf für die Lastschaltung auch einen Taster für die Kupplungsfunktion gibt, wäre es sicher ein leichtes, dem M4 eine Stop & Go-Funktion zu spendieren. Sehr gut kam in der Praxis auch die mechanische Parksperre an; da hat der Handbremshebel nur noch eine Statistenrolle für den TÜV-Prüfer.
...zwei Zapfwellendrehzahlen
Nicht der TÜV, aber die EU-Vorschriften sorgen dafür, dass sich die Zapfwelle des M4 abschaltet, sobald man absteigt. Einen Knopf, um das Verlassen des Sitzes zu bestätigen, gibt es mittlerweile. Wir mussten die Zapfwelle noch extern wieder starten. Nicht nur deshalb sollte man auch den optionalen Sanft-Anlauf ordern, da man sonst zum Steigern der Motordrehzahl noch mal aufsteigen müsste.
Bei den Drehzahlen muss man sich beim Kauf entscheiden zwischen der Option 540/540E oder 540/1000. Zudem kann man noch eine Wegzapfwelle ordern. Der Drehzahlwechsel mit dem Hebel an der Kabinenrückwand ist in Ordnung. Nicht sinnvoll finden wir aber die automatische Abschaltung, wenn man die 540E mit mehr als 540 U/min betreiben möchte (z. B. am Güllemixer). Genauso sollten die 1 000 U/min nicht erst über Vollgas (2 471 U/min) erreicht werden.
Die Zahnradpumpe ist mit 63,3 l/min angegeben. Die DLG hat hinten an den Anschlüssen damit ordentliche 61,5 l/min gemessen — sehr gut! Auch 22 l entnehmbare Ölmenge sind in dieser Klasse in Ordnung, genauso wie die zwei serienmäßig verbauten, mechanischen Steuergeräte. Wir würden uns allerdings unbedingt für beide sowohl eine Raste für Dauerbetrieb als auch eine Schwimmstellung wünschen. Darüber hinaus sind die (optionalen) Staubkappen mit Tropfstopp für viele Stecker zu eng.
Ein dickes Lob gibt es für das elektrische Frontladersteuergerät, das am Sitz befestigt ist. Obwohl es mit 1 500 Euro nicht billig ist — zusammen mit der lastschaltbaren Wendeschaltung und der ordentlichen Ölleistung für Frontladerarbeiten ist es ein Gedicht. Apropos Frontlader: Hier setzt Kubota seit Neuestem auf die übersichtlicheren Lader von MX — mit hydraulischer Parallelführung und Schwingendämpfer sind die erstklassig.
In Sachen Heckhubwerk geht es da beim Testkandidaten etwas spartanischer zu. Wem die einfache Zugwiderstandsregelung per Oberlenker samt mechanischer Fernbedienung links allerdings nicht reicht, der kann für 1700 Euro extra auch eine EHR bekommen. Gut leben können wir mit den Seitenstabis samt Lochraster, und Schnellkuppler sind in dieser Liga auch keine Selbstverständlichkeit.
Enttäuscht hat uns die Hubkraft des sonst so wackeren Japaners: Unten geht es zwar mit 2 750 daN los, aber oben — wo der Hubkraftbedarf am größten ist — bleiben davon nur noch 2 350 daN übrig. Da kann es z. B. auch bei einem angebauten Siloverteiler schon mal eng werden. Für einen (leichten) dreifurchigen Pflug hat es bei unserem Praxiseinsatz aber locker gereicht.
Was die Kabine angeht, haben wir wenig zu meckern. Der Aufstieg und das Platzangebot sind sehr in Ordnung. Und gefallen hat uns, wie gut die Türen öffnen und schließen. Nervige Details wie der fehlende Automatikgurt am Beifahrersitz werden durch die Serienausstattung mit Luftsitz, Klimaanlage und Glasdach mehr als wett gemacht. Auch einen 180° Wischer sowie einen Blinkerrücksteller sucht man bei manchem Wettbewerber selbst in der 100-PS-Klasse noch vergebens.
78,8 dB(A) sind kein Rekordwert, was die Geräuschdämmung angeht. Und in der Kabine störte ein unterschwelliges Dröhnen, das unter Voll-Last zu hören war. Ansonsten haben wir viele Pluspunkte notiert, wenn es um Verarbeitung, Ablagen, das schwenkbare Lenkrad usw. geht. Auch die Bedienung z. B. der Steuergeräte passt. Nur die Anordnung der Knöpfe und Schalter wirkte in der Kabine etwas verstreut.
Wendehebel und digitale Anzeige von Geschwindigkeit, Zapfwellendrehzahl und sogar des Verbrauchs sind gut.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, die Parksperre und der elektrische Frontladerhebel kamen super an.
(Bildquelle: Tovornik )
Kleinster Wendekreis
Ein echtes Highlight des Testkandidaten ist die Vorderachse. Die Portalachse mit Kegelradantrieb hat keine Planeten und keine Kreuzgelenke. So gibt es nur zwei Schmiernippel und stolze 43 cm Bodenfreiheit.
Vor allem aber ist — nicht zuletzt auch dank gelenkter Kotflügel — der Wendekreis mit 7,70 m sensationell klein. Allerdings fällt die Bereifung mit 320/85 R 20 bei einer Spur von 1,67 m in der Tat auch eher klein aus.
Nur 3 285 kg bringt der M4-073 (ohne Frontlader) auf die Waage. Zusammen mit 5,5 t zulässigem Gesamtgewicht bleiben gut 2,2 t Nutzlast — Rekord in dieser Klasse! Und mit der Bremsverzögerung von 5,4 m/s2 (bei nur 20 daN Pedaldruck) bringt man den M4 auch immer sicher zum Stehen — wenngleich die Dosierbarkeit etwas besser sein dürfte.
In der Grundausstattung kostet der M4-073 54 390 Euro (Preise ohne MwSt.). Mit der Lastschaltstufe (857 Euro) sowie Zusatzscheinwerfern, Beifahrersitz etc. kommt man auf 57 055 Euro. Einschließlich größtmöglichem MX-Frontlader und elektrischem Kreuzhebel sind es dann schon 68 340 Euro. Dafür bekommt man aber auch einen kompakten, super wendigen Racker.
Der Dieselverbrauch des M4-073 ist überdurchschnittlich hoch, vor allem bei hohen Drehzahlen und schneller Fahrt. Entschädigt wird man dafür — trotz der offensichtlich sehr verhaltenen Einstellung — mit einem sehr durchzugsstarken und „unkaputtbaren“ Motor. Apropos unkaputtbar: Nur 1 980 Euro Aufpreis kostet die Gewährleistung von Kubota für fünf Jahre oder 5 000 Stunden.
Details aus unserem Praxiseinsatz des Kubota M4-073
(Bildquelle: Wilmer)
Udo Reiser fährt einen Kubota M4-063
(Bildquelle: Wilmer)