34 Traktoren im Powermix-Vergleich: Deutliche Unterschiede
Bei 2 Euro pro l Diesel bekommt der Verbrauch beim Traktor einen noch höheren Stellenwert. Wir haben daher die Powermix-Messungen von 34 Traktoren für Sie einmal zusammengestellt.
profi ist das einzige Landtechnikmagazin, das zusammen mit dem DLG-Testzentrum Monat für Monat Traktoren auf Herz und Nieren testet, statt nur Prospektdaten abzuschreiben. Ein wichtiger Bestandteil dieser Tests sind die Verbrauchsmessungen mit dem sogenannten Powermix-Verfahren. Woanders ist es üblich, z. B. nur Zapfwellenmessungen unter statischen Betriebszuständen durchzuführen. Das heißt, es werden einzelne Punkte auf der Volllastkurve oder auch im Kennfeld des Motors angefahren und der Verbrauch gemessen. Das hat wenig mit der Arbeit in der Praxis zu tun, wo der Schlepper mal reine Zugarbeit, mal Zapfwellenarbeit und mal zusätzlich auch noch Hydraulikleistung aufbringen muss — und das mit immer wechselnden Anteilen.
Die Praxis auf dem Prüfstand
Genau das kann der DLG Powermix: Auf dem Rollenprüfstand der DLG zur Messung der Zugleistung gibt es nämlich auch eine Zapfwellenbremse sowie einen Hydraulikprüfstand. So kann dem Schlepper — quasi unter Laborbedingungen — gleichzeitig Zug-, Zapfwellen- und Hydraulikleistung abgefordert werden — und zwar in wechselnden Anteilen und jederzeit reproduzierbar! Damit ist die Vergleichbarkeit der Mess-Ergebnisse zwischen verschiedenen Schleppern zu jeder Zeit garantiert.
Eine weitere Voraussetzung für die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist natürlich dieselbe Variation der Belastung des Schleppers über die gleiche Zeit. Um das sicherzustellen, gibt es zwölf Zyklen, die aus Messungen im praktischen Betrieb abgeleitet wurden. Zwei Zyklen stellen das Pflügen und Grubbern dar, fordern also nur Zugleistung in jeweils zwei Belastungsstufen (100 und 60 %).
In zwei weiteren Zyklen wird auch Zapfwellenleistung gefordert, sie stellen Arbeiten mit der Kreiselegge und dem Mähwerk dar. Für diese Zyklen gibt es jeweils drei Belastungsstufen: 100, 70 und 40 %. Die beiden letzten Zyklen fordern zusätzlich Hydraulikleistung und simulieren das Miststreuen und Pressen.
Neben der Belastung werden auch Fahrgeschwindigkeiten und Zapfwellendrehzahlen als Ausgangseinstellungen am Schlepper vorgegeben. Und um unterschiedlich starke Schlepper alle gleich zu belasten, werden die Leistungsanforderungen in den Zyklen auf die jeweilige, am Zapfwellenprüfstand gemessene Maximalleistung skaliert.
Auf dem Rollenprüfstand des DLG-Testzentrums werden die vorgegebenen Zyklen dann automatisch abgefahren und alle Messwerte aufgezeichnet. Als Ergebnis wird der spezifische Verbrauch in g/kWh ermittelt. Doch das Powermix-Verfahren gibt mehr her als nur die Angabe in g/kWh. Weil wir die Arbeitsbreite der jeweils simulierten Geräte kennen (auch diese wird natürlich auf die Schlepperleistung skaliert), kann man aus den Powermix-Messungen auch die Hektarleistung des Testkandidaten in jedem der zwölf Testzyklen errechnen. Und mit Hilfe der beim Test insgesamt verbrauchten Dieselmenge lässt sich dann der Verbrauch in l/ha ermitteln.
Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass Sie in der Praxis diese Verbrauchsangaben aus dem Powermix-Protokoll womöglich nie erreichen, weil Sie längere Wendezeiten haben, weil Ihr Schlag anders geformt ist, oder weil Sie anders fahren. Dafür sind die Ergebnisse vom Prüfstand aber jederzeit reproduzierbar und die Unterschiede zwischen verschiedenen Testkandidaten sollten Sie auf Ihrem Betrieb bei gleichen Einsätzen genauso auch wiederfinden.
Insgesamt 34 Traktoren in den unterschiedlichsten Leistungsklassen von 55 kW/74 PS (Kubota M4-073) bis zu 380 kW/ 517 PS (Fendt 1050 Vario) haben wir mittlerweile auf dem Rollenprüfstand des DLG-Testzentrums messen lassen. Alle Ergebnisse dieser Traktoren haben wir Ihnen — nach Leistungsklassen sortiert — in den Grafiken zusammengestellt.
Anders als in den Grafiken des Schleppertests haben wir den AdBlue-Verbrauch hier in die Berechnung einbezogen. Da der Zusatzstoff für die Abgasreinigung ja mittlerweile auch deutlich teurer geworden ist, haben wir einfach den halben Dieselpreis angesetzt. Entsprechend wurde der halbe AdBlue-Verbrauch addiert.
Einige Beispiele zu den Ergebnissen: In der Klasse von 121 bis 150 PS verbraucht der Fendt 314 Vario mit Kreiselegge und Mähwerk 4,0 l/ha, der Massey Ferguson dagegen 4,5 l/ha. Das sind immerhin 12,5 % Unterschied. Noch deutlicher wird der Unterschied bei schweren Zugarbeiten mit Pflug und Grubber in der Klasse der Großtraktoren: Hier verbraucht der John Deere 8R 410 e23 in den Powermix-Zyklen genau 9,4 l/ha, während der JCB Fastrac immerhin 10,9 l/ha (samt eingerechnetem AdBlue-Anteil) verbrennt.
So aktuell das Thema Diesel- und AdBlue-Verbrauch bei den derzeitigen Preisen auch ist: Es sollte natürlich nicht das alleinige Entscheidungskriterium beim Schlepperkauf sein. In Zeiten unterbrochener Lieferketten und mangelnder Ersatzteilverfügbarkeit sind die Einsatzsicherheit und der Service durch den Händler wichtiger denn je — was nützt der sparsamste Schlepper, wenn er wegen eines Defekts tagelang nicht fährt, oder sein Wiederverkaufswert nicht stimmt.