Fendt 724 Vario mit FendtOne: The One and only?
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Und tatsächlich: Wenn man sich das erste Mal mit der neuen Bedienung beschäftigt, fällt vor allem der klobige und vergleichsweise schwergängige Joystick negativ auf. Fendt hatte es bislang perfekt hinbekommen, alle Tasten auf dem bekannten Hebel so zu platzieren bzw. zu formen, dass jeder sie innerhalb kürzester Zeit „blind“ bedienen konnte.
Ganz anders scheint das auf den ersten Blick bei dem neuen Hebel zu sein, wo allein im unteren Teil sage und schreibe acht mehr oder weniger gleichförmige Taster platziert sind. Doch alles der Reihe nach…
Fendt 724 Vario: Motor von Deutz
Hier gibt es zunächst wenig Sensationelles zu vermelden: 152,5 kW Zapfwellenleistung bei Nenndrehzahl sowie 165,0 kW bei Maximalleistung liegen — genau wie das maximale Drehmoment und die Leistungscharakteristik — nur einen Tick unter den Werten von vor fast neun Jahren.
Genauso liegt der Verbrauch mit 253 g/kWh bei Nenndrehzahl und 231 g/kWh bei Maximalleistung nur geringfügig über den sensationell niedrigen Werten von damals. Und da Fendt gleichzeitig den AdBlue-Verbrauch in etwa halbiert hat, steht auch der aktuelle Fendt 724 Vario sehr gut da.
Das zeigen auch die praxisnäheren Powermixmessungen: 263 g/kWh (+ 11 g/kWh AdBlue) sind zwar mehr als vor neun Jahren (254 + 28 g/kW/h), liegen aber trotzdem noch mehr als 5 % unter dem Mittelwert aller bisher getesteten Traktoren.
Noch besser sieht es beim Transport aus: Fast 10 % (bei 40 km/h) bzw. noch fast 7 % (bei 50 km/h) ist der Fendt sparsamer, als das Mittel der Testgruppe.
Vario: Stufenlos mit zwei Stufen
Bleibt die Kritik an dem noch immer erforderlichen Wechsel des Fahrbereichs Acker/Straße, genau wie der Wunsch nach einer (automatischen) Parksperre — zumal der Hebel der Handbremse nach wie vor (zu) weit weg sitzt.
Andererseits gibt es vier Zapfwellendrehzahlen mit einem Wechsel per Tastendruck sowie feine Zusatzfunktionen wie z. B. die Anpassung der Motordrehzahl beim Ein-/Ausschalten von außen.
Genug Hubkraft und Öl
Fortsetzen lässt sich die Liste mit einer entnehmbaren Ölmenge von 64 l aus dem vom Getriebe getrennten Ölhaushalt und mit den komfortablen Ölanschlüssen samt Entlastungshebeln im Heck. Da „unser“ 724 mit einem Frontlader ausgestattet war, begegnete uns hier aber ein Problem, das es bei einem HighTech-Schlepper nicht mehr geben sollte: Ist der Lader gekoppelt und man versucht versehentlich hinten Ölschläuche in die prominent links gelegenen gelben Anschlüsse zu stecken, bekommen Sie bei den DUDK-Kupplern eine gehörige Öldusche! Da kann man nur hoffen, dass das Öl noch nicht heiß ist — und das Fendt hier bald eine automatische Umschaltung installiert!
Neu ist der 3L-Joystick, der die gleichzeitige Bedienung einer 3. Hydraulikfunktion oder mit dem nächsten Software-Update auch die Belegung mit ISO-Bus-Funktionen in mehreren Ebenen ermöglichen soll. Wer das aber nicht braucht, sollte unbedingt das Geld sparen, da der Frontlader mit dem „einfachen“ Kreuzhebel sehr viel feinfühliger zu bedienen ist.
Was die Hubkraft angeht, steigt die Kurve von rund 7 100 daN unten auf mehr als 9 500 daN oben — das reicht locker für alle Geräte, die der 724 auch ziehen kann. Und bei der Ölfördermenge hat man die Wahl zwischen drei Axialkolbenpumpen mit 109, 152 oder 193 l/min. Mit der höchsten Spezifikation hat die DLG 188,2 l/min bzw. 52,2 kW nutzbare hydraulische Leistung gemessen.
Völlig neue Bedienung...
Richtig spannend wird es aber erst bei dem neuen Bedienkonzept FendtOne. Wie anfangs geschrieben, trauern viele Fahrer erst einmal dem bekannten, schon ziemlich perfekten Bedienhebel nach. Fakt ist, dass man sich mit der neuen FendtOne-Bedienung zunächst intensiv beschäftigen muss, um klarzukommen. Um die Orientierung zu erleichtern, sind zumindest die Farben geblieben (orange = Antriebsstrang; gelb = Zapfwelle; blau = Hydraulik; türkis = TeachIn etc.), wobei die weißen und türkis-farbenen Taster frei belegbar sind.
...mit unendlichen Möglichkeiten
Ausdrücklich und wiederholt loben wollen wir an dieser Stelle auf der anderen Seite aber das Drehrad am Multifunktionsgriff zum Verstellen des aktiven Tempomaten — eine wirklich feine Sache. Diskutiert haben wir dagegen sowohl über das neue Armaturenbrett in Form eines 10-Zoll-Tablets als auch das zweite 12-Zoll-Terminal im Dach.
Die Armaturenbrett-Anzeige ist brillant und logisch aufgebaut, wird aber immer teilweise vom Lenkrad verdeckt, und die Optik „verführte“ anfangs immer dazu, es als Touch-Pad zu nutzen (was es nicht ist). Und das (optionale) Terminal im Dach sitzt nicht für jeden Fahrer im optimalen Blickbereich.
Was die „Offboard“-Möglichkeiten von FendtOne angeht (sprich die Bedienung am Büro-PC oder Tablet), gibt es aktuell noch wenig aus der Praxis zu berichten. Dabei wird es aber sowohl um das Maschinen- und Flächenmanagement als auch um die Planung und Dokumentation von Arbeiten und Maßnahmen gehen. Dazu in einer späteren profi-Ausgabe mehr.
Wendig, aber teuer
Nicht schlecht gestaunt haben wir bei den Listenpreisen für den 724 Vario. So steht die einfachste „Power“-Version schon mit sage und schreibe knapp 254 000 Euro plus MwSt. im Konfigurator. Wählt man stattdessen die „Profi+“-Variante mit dem 3L-Joystick sowie den „Smart Farming“-Modulen Spurführung, Telemetrie und ISO-Bus-Maschinensteuerung sind es bereits mehr als 285 000 Euro.
Hinzu kommen dann noch Frontkraftheber (6 540 Euro), -zapfwelle (4 800 Euro) und das Dach-Terminal (3 000 Euro). Zusammen mit dem Frontlader Cargo 5X90 für 16 300 Euro sowie vielen weiteren Details wie Klimaautomatik (700 Euro), Komfort-Kabinenfederung (1 550 Euro) usw. landen Sie dann bei einem Listenpreis von kaum vorstellbaren 358 000 Euro — für einen 240-PS-Trecker wohlgemerkt. Und zum Beispiel mit einem Infotainment-Paket für über 2 800 Euro, dessen Freisprech-Einrichtung schlechter ist als beim Vorgänger.
Fazit
Ein Beispiel ist die — bis hierhin noch nicht erwähnte — neue Hubwerksbedienung mit zwei Speicherplätzen und Endlos-Lageregler. Ebenfalls beispielhaft ist der grandiose Fahrkomfort des 724 Vario.
Eine echte Nummer ist allerdings der Preis: Fast 360 000 Euro plus MwSt. für einen — wenn auch voll ausgestatteten — Traktor mit 240 PS sind ein neues Level. Da ist der Fendt 724 Vario sicherlich auch „the One and only“.