Wer sich nicht auskennt, sieht von außen erst mal nicht, dass der eine 314 Vario laut Liste fast 43 000 Euro mehr kostet als der andere. Bei genauerer Betrachtung erkennt man dann, dass der Klarlack auf dem Dach sowie die Chrom-Applikationen in der Haube beim einfacheren „Power“ genauso fehlen wie LED-Rückleuchten. Doch allein mit diesen Äußerlichkeiten ist es nicht getan, wie wir während des Tests festgestellt haben. Aber der Reihe nach…
Fendt 314 Vario: AgcoPower mit bis zu 152 PS
Bei Motor und Getriebe gibt es keine Unterschiede zwischen den Ausstattungsvarianten. Unter der Haube rackert immer — wie schon beim Vorgänger — der AgcoPower-Vierzylinder mit 4,4 l Hubraum. Um die Abgasstufe V zu erfüllen, stecken in seiner Kompakt-Abgasanlage jetzt DOC, DPF und SCR-Kat; auf eine Abgasrückführung kann der 300er heute aber verzichten. Zudem gibt es mittlerweile wartungsfreie Hydrostößel und einen elektronisch geregelten Viscolüfter. Noch besser hätte uns natürlich gefallen, wenn es optional ab Werk auch den Hägele-Umkehrlüfter geben würde.
Die Nennleistung des Motors gibt Fendt mit 97 kW/132 PS an, maximal sind es laut Prospekt 104 kW/142 PS. Hinzu kommt DP („DynamicPerformance“) mit 7 kW/10 PS — laut Fendt kein Zapfwellen-/Hydraulik-Boost im eigentlichen Sinne, sondern DP wird auch aktiv, wenn Nebenverbraucher (wie z. B. der Klimakompressor) Leistung abnehmen. Folglich ist DP auch im Stand an der Zapfwellenbremse aktiv. Entsprechend erreichte der Zeiger bei Nenndrehzahl 92,1 kW, maximal waren es bei 1 700 min-1 sogar 102,2 kW. Ebenfalls sehr gut ist die Leistungscharakteristik (43 % Drehmomentanstieg bei nur 24 % Drehzahlabfall, 123 % Anfahrmoment).
Motor und Getriebe: Sparsam und stufenlos
Auch ein Verbrauch von 253 g/kWh bei Nenndrehzahl und nur 234 g/kWh bei Maximalleistung an der Zapfwelle sind in dieser Klasse sehr gut, obwohl rund 20 g/kWh AdBlue hinzukommen. Bestätigt werden die Ergebnisse bei den Powermix-Messungen. Mit 277 g/kWh (+ 26 g/kWh AdBlue) liegt der 314 Vario zwar etwas über seinem Vorgänger mit 272 g/kWh + 17,1 g/kWh (profi 11/2016), gehört in dieser Klasse aber trotzdem zu den sparsameren Traktoren. Das gilt auch für den Transport: Nur 393 g/kWh liegen mehr als 4 % unter dem Durchschnitt aller bisher getesteten Traktoren.
Ein Grund dafür ist sicherlich auch das bewährte Stufenlosgetriebe ML 75, das 40 km/h bei unter 1 500 Touren erreicht. Dass mit dem „DynamicPerformance“ bei reiner Zugarbeit nicht immer die volle Motorleistung zur Verfügung steht — offensichtlich zum Schutz des Getriebes — zeigen die Zugleistungsmessungen: Während bei gut 14 km/h maximal 83,3 kW an den Rädern ankommen, sind es bei 7 km/h noch etwa 76 kW, da die Einspritzmenge reduziert wird — das sollte man wissen.
Was die Motor-Getriebe-Steuerung sowie die Bedienung des Vario-Getriebes angeht, haben wir an dieser Stelle aber keine wirklichen Verbesserungsvorschläge. Lediglich eine 1000E-Sparzapfwelle als vierte Drehzahl würde sich der ein oder andere beim Allroundeinsatz sicher noch wünschen.
Abgesehen von den anfangs genannten Äußerlichkeiten werden die Unterschiede zwischen den Ausstattungen „Power“ und „Profi+“ bei der Hydraulik wieder sehr deutlich. So hat der Power serienmäßig zwar auch elektrische Hydraulikventile, aber eine Zahnradpumpe mit 85 l/min.
Hier wären 1 215 Euro (Preise ohne MwSt.) zu investieren, um die (beim Profi+ serienmäßige) Axialkolbenpumpe zu bekommen. Damit hat die DLG eine Ölfördermenge von 108,7 l/min sowie eine nutzbare Hydraulik-leistung von 30,2 kW gemessen. Zusammen mit 43 l entnehmbarer Ölmenge aus dem separaten Ölhaushalt ist man dann bestens für alle Arbeiten gerüstet.
Ein zweiter Tipp für die Käufer der Power-Version ist die Ausstattung mit dem Hydraulik-Kreuzhebel für gerade mal 762 Euro Aufpreis. Somit wäre auch die komfortable Bedienung eines (nachgerüsteten) Frontladers möglich.
Fendt-like ist die bei jeder Ausstattung vorhandene externe Bedienung für Hubwerk, Hydraulik und Zapfwelle — und zwar jetzt rechts wie links! Und selbst solche Details haben es bei den Marktoberdorfern in sich: So kann man für die externe Zapfwellenbedienung zum Beispiel eine eigene Motordrehzahl hinterlegen. Genauso wird bei der externen Bedienung eines Hydraulikventils nicht nur die Menge auf 30 l/min begrenzt, sondern falls nötig auch die Zeitsteuerung deaktiviert. Nach wie vor nicht möglich ist allerdings die externe Bedienung des gelben und blauen Ventils, obwohl es eine Frontlader-Erkennung gibt, die die Kreuzhebelbelegung vorgibt.
Profi+ und Power: die Unterschiede auf einen Blick
Kein Chrom, keine „Cornerlights“ beim Power (links), LED-Fahrlicht gibt es aber auch beim Profi+ (rechts) nur bei den Wiederholscheinwerfern oben am Dach. Auch die Spiegel fallen beim Power deutlich einfacher aus als die elektrische Version beim Profi+.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Aufkleber auf der Tür verrät, welche Variante man vor sich hat.
(Bildquelle: Tovornik)
Wichtigster Unterschied sind das Terminal und der 3L-Joystick beim Profi+.
(Bildquelle: Tovornik)
Beim Power ist der kleine Kreuzhebel Sonderausstattung.
(Bildquelle: Tovornik)
Im Heck erkennt man die Unterschiede der Hydraulik nicht. Aber für den Power (rechts) gibt es z. B. auch nur eine mechanische Kabinenfederung.
(Bildquelle: Tovornik)
Hubwerk und Frontlader mit Licht und Schatten
Tatsächlich ist das Fronthubwerk auch beim 300er jetzt in der einfachsten Version (3 600 Euro Aufpreis) nur noch einfachwirkend. Man bekommt es aber (sogar beim Power) entweder doppeltwirkend mit Lageregelung (5 580 Euro) oder gar mit der einstellbaren Entlastung (6 155 Euro), z. B. zum Mähen — sehr gut!
Im Heck schätzen Fendt-Fahrer die Möglichkeit, das Hubwerk per Absperrhahn in der Höhe starr stellen zu können. Genauso wie die praxisgerechten Seitenstabilisatoren seit Jahren der Maßstab sind, bietet die Hubwerksbedienung jetzt neue Möglichkeiten, wie z. B. das Speichern von zwei Arbeitstiefen. Man muss sich hier allerdings erst einarbeiten, wobei die nach wie vor unlogische Beschriftung nicht hilfreich ist (in der „Ist“-Anzeige ist 100 % ganz oben, 9 bei „Soll“ ist ganz unten).
Das Arbeiten mit dem Frontlader am 314er macht Spaß, auch wenn die Sicht sowohl über die Haube nach unten als auch nach oben bei anderen Traktoren mit Panoramadach besser ist. Noch ein kleiner Programmierfehler ist vermutlich, dass die Schwingendämpfung nach jedem Motorstart neu aktiviert werden muss. Genauso arbeitet Fendt wohl an einer Lösung, die Kippzylinder beim Cargo Profi zum Wiegen nicht mehr komplett einziehen zu müssen.
Aus Sicht von Fendt sehr sicher, aus unserer Sicht aber nicht praxisgerecht, ist die Bedienung der hydraulischen Geräteverriegelung: Die geht (nach lästiger Aktivierung im Terminal) ebenfalls nur, wenn die Kippzylinder ganz eingezogen sind. In der Praxis bedeutet dies, dass man weder eine volle Palettengabel abstellen noch z. B. eine Verlängerung verriegeln kann, die ganz eingezogen Übergewicht bekommt.
Verbessert haben die Marktoberdorfer noch während des Tests die Dosierbarkeit des 3L-Joysticks in der „Profi+“-Version. Mit reduzierter Ölmenge ist die Dosierbarkeit des Frontladers jetzt in Ordnung. Was nun noch fehlt, ist mehr zulässiges Gesamtgewicht, schließlich darf der Schlepper mit Frontladerschwinge und Beißzange nur auf die Straße, wenn man weniger als 1 t Heckballast anbaut.
Die meisten Unterschiede zwischen der Power- und der Profi+-Ausstattung werden bei der Kabine sichtbar. Angefangen bei der Federung, die beim Power nur mechanisch möglich ist, während es für den Profi auch eine pneumatische Version gibt. Wir müssen allerdings betonen, dass wir im Zusammenspiel mit der gefederten Vorderachse auch mit dem Fahrkomfort des Power sehr zufrieden waren.
Vergleicht man die Kabine des Power mit dem Vorgänger-Modell, lernt man das 9-Zoll-Armaturenbrett mit dem Dreh-Drück-Steller auf der Armlehne im Vergleich zum früheren „Mäusekino“ sehr schnell zu schätzen — und spart im Vergleich zum Profi immerhin fast 10 000 Euro.
Andererseits ist für viele, die einen Traktor in dieser Liga suchen, auch eine ISO-Bus-Ausstattung sinnvoll — und dann ist die Investition in das Terminal an der Armlehne ein sehr sinnvoller Schritt! Verbunden damit sind schließlich viele weitere Funktionen wie z. B. das Vorgewendemanagement TeachIn. Mit mindestens 9 400 Euro Aufpreis noch einmal deutlich teurer wird es bei der GPS-Spurführung. Möglich ist eine Nachrüstung hier aber ebenfalls erst ab der „Profi“-Ausstattung.
Wo wir aber gerade bei der Ausstattung sind: Es gibt einige Punkte, die beim 300er Vario nicht so ganz ins Bild passen. So hat der Power serienmäßig einen unbequemen Sitz. Hier wird Fendt dem eigenen Anspruch nicht gerecht. Und dass der Sitz auch beim Profi seitlich nicht drehbar ist, stört ebenso wie das Fehlen einer günstigen und guten Freisprecheinrichtung. Die praktischen Radios mit Schwanenhalsmikro gibt es nur noch als Ersatzteil oder auf dem freien Markt. Ab Werk bleibt da nur die Investition in das Infotainment mit digitalem DAB+-Radio für 2 000 Euro.
Doch genug mit der Detailkritik: Es gibt gerade bei der „Profi+“-Version auch jede Menge Pluspunkte, von denen wir hier nur ein paar nennen können. So kann man jetzt die Steuerventile in den Geräteprofilen individuell beschriften (z. B. Gelb = Drehwerk, Blau = Schnittbreite etc.), um immer direkt die Funktion zu erkennen und beim Geräteanbau die Zuordnung der Schläuche zu vereinfachen.
Genauso lässt sich in dem 10 Zoll großen Armaturenbrett jetzt auch die GPS-Karte oder die Hebel-Belegung mit (ISO-Bus-)Funktionen anzeigen. Schließlich ist der 3L-Joystick in allen drei Ebenen frei mit Funktionen belegbar. Und nicht nur Winzer freuen sich über die Funktion mit Einzelspursegmenten, wo jede Bahn einmal aufgezeichnet und dann immer wieder abgefahren werden kann.
Neu ist die Möglichkeit, den 3L-Joystick auf allen drei Ebenen frei mit Funktionen zu belegen.
(Bildquelle: Wilmer)
Das Armaturenbrett ist immer digital. Rechts am Bildrand der 3L-Joystick (mit Knopf für die Wendeschaltung).
(Bildquelle: Tovornik)
Schade, dass nicht wenigstens optional der Beifahrersitz mit hoher Lehne zu haben ist. Und das Klimakühlfach passt nur für liegende Flaschen.
(Bildquelle: Tovornik)
Viel Komfort, wenig Nutzlast
Mit einem Leergewicht von 5 810 kg sowie nur 8 500 kg zulässigem Gesamtgewicht bleiben dem 314 Vario gerade mal 2 690 kg Nutzlast. Das ist in der 140-PS-Klasse viel zu wenig, und mit der von der DLG gemessenen hervorragenden Bremsverzögerung von 5,3 m/s2 sollte hier auch viel mehr Nutzlast bzw. zulässiges Gesamtgewicht möglich sein. Ansonsten haben wir auch in Sachen Fahrwerk nichts zu meckern, selbst mit der größeren Bereifung des Profi+ (540/65 R 24 vorne mit 1,84 m Spur) haben wir einen Wendekreis von nur 11 m gemessen.
Fehlen zum Schluss nur noch die Preise: Während der 314 Vario in der „Power“-Version mit 145 600 Euro in der Preisliste steht, sind es beim „Profi+“ mindestens 168 000 Euro. Dafür bekommt man neben den bereits angesprochenen vielen Details vor allem den 12-Zoll-Bildschirm an der Armlehne sowie einen weiteren oben im Dach. Außerdem gibt es neben der GPS-Vorbereitung die ISO-Bus-Ausstattung sowie den 3L-Joystick mit Wendeschaltung sowie der Möglichkeit alle Funktionen in drei Ebenen frei zu belegen.
In der kompletten Testausstattung mit Fronthubwerk (6 784 Euro) und Frontzapfwelle (4 758 Euro) sowie Cargo Profi-Frontlader 4X/75 DW (16 709 Euro) kommt man beim 314 Vario Profi+ auf einen Listenpreis von sage und schreibe fast 200 000 Euro.
Der neue Fendt 300 Vario — egal in welcher Version — überzeugte im Test mit guten Leistungswerten, niedrigem Verbrauch sowie sehr gut abgestimmten Getriebe mit Top-Fahrkomfort. Kritik gibt es z. B. für das geringe zulässige Gesamtgewicht und die Reduktion der Zugleistung bei kleinen Geschwindigkeiten. Andererseits hält das „DynamicPerformance“ die Zugleistung trotz Nebenverbrauchern konstant.
Selbst in der „Power“-Version ist der 300er ein komfortabler Traktor. Neben dem stufenlosen Antrieb sowie elektrischen Hydraulikventilen gibt es auch hier immer die Armlehne mit dem Multifunktionsgriff und der FendtOne-Bedienung. Das hat uns sehr gut gefallen, zumal die vielfältigen Einstellungen über den Dreh-Drück-Steller auf dem digitalen Armaturenbrett einfacher sind, als in dem „Mäusekino“ des Vorgängers. Grundsätzlich bestellen würden wir beim Power die Axialkolbenpumpe und den kleinen Hydraulik-Kreuzhebel. Schließlich ist er dann trotzdem noch fast 16 000 Euro günstiger als der Profi+.
Spätestens, wenn der Schlepper eine ISO-Bus-Ausstattung haben muss, sollte man allerdings über den „Profi“ mit Terminal an der Armlehne nachdenken. Gleiches gilt, wenn der Traktor eine GPS-Vorbereitung haben soll. Man muss die Maschine ja nicht gleich bis an die Zähne bewaffnen, wie das bei unserem Testschlepper der Fall war. Denn dann kommt man für den 140-PS-Schlepper auf einen Listenpreis von kaum mehr vorstellbaren 250 000 Euro.