Fendt ist der einzige Hersteller, der bei den Ackerboliden über 600 PS ein stufenloses Getriebe anbietet. Lesen Sie, was das für Zugleistung, Verbrauch und Komfort bedeutet.
Nach den „kleinen“ Raupen der Baureihe 900 (profi 12/2017) stellte Fendt die ehemaligen Challenger-Raupen der großen Serie im vergangenen Jahr ebenfalls mit Vario-Getriebe vor (profi 5/2021). Doch nicht nur beim Getriebe gab es eine grundlegende Änderung, auch bei den Motoren kam es zu einem Wechsel: Statt des eigenen Zwölfzylinders von Agco Power mit 16,8 l Hubraum setzt Fendt in dieser Liga auf MAN-Triebwerke mit sechs Zylindern und Niedrigdrehzahlkonzept (1 730 U/min Nenndrehzahl).
Während in den drei kleineren Modellen (511 bis 618 PS) der D3876 mit 15,2 l Hubraum arbeitet, steckt unter der Haube des Topmodells 1167 Vario MT mit 673 PS der MAN D4276 mit 142 statt 138 mm Bohrung und 16,2 l Brennraum. Da waren wir natürlich gespannt, wie sich das Aggregat auf dem Prüfstand präsentiert — zumal Fendt auch bei reiner Zapfwellenarbeit keine Einschränkungen bei der Motorleistung macht.
Der MAN-Sechszylinder unter der gewaltigen Haube ist leise und sparsam. Der Kühlerbereich ist komplett vom Motor abgeschottet.
(Bildquelle: Wilmer)
Der Kühlerbereich ist komplett vom Motor abgeschottet.
(Bildquelle: Wilmer)
Fendt 1167 Vario MT: Messwerte aus Nebraska
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Nach den „kleinen“ Raupen der Baureihe 900 (profi 12/2017) stellte Fendt die ehemaligen Challenger-Raupen der großen Serie im vergangenen Jahr ebenfalls mit Vario-Getriebe vor (profi 5/2021). Doch nicht nur beim Getriebe gab es eine grundlegende Änderung, auch bei den Motoren kam es zu einem Wechsel: Statt des eigenen Zwölfzylinders von Agco Power mit 16,8 l Hubraum setzt Fendt in dieser Liga auf MAN-Triebwerke mit sechs Zylindern und Niedrigdrehzahlkonzept (1 730 U/min Nenndrehzahl).
Während in den drei kleineren Modellen (511 bis 618 PS) der D3876 mit 15,2 l Hubraum arbeitet, steckt unter der Haube des Topmodells 1167 Vario MT mit 673 PS der MAN D4276 mit 142 statt 138 mm Bohrung und 16,2 l Brennraum. Da waren wir natürlich gespannt, wie sich das Aggregat auf dem Prüfstand präsentiert — zumal Fendt auch bei reiner Zapfwellenarbeit keine Einschränkungen bei der Motorleistung macht.
Der MAN-Sechszylinder unter der gewaltigen Haube ist leise und sparsam. Der Kühlerbereich ist komplett vom Motor abgeschottet.
(Bildquelle: Wilmer)
Der Kühlerbereich ist komplett vom Motor abgeschottet.
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Fendt 1167 Vario MT: Messwerte aus Nebraska
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Anders als gewohnt stammen die Mess-Ergebnisse bei diesem Schleppertest nicht vom DLG-Testzentrum in Groß-Umstadt. Da die Powermix-Messungen auf dem Rollenprüfstand mit der Raupe nicht möglich sind, greifen wir auf die Zapfwellen- und Zugleistungsmessungen des Nebraska Tractor Test Lab (NTTL) in den USA zurück, wo ebenfalls nach den OECD-Richtlinien getestet wird. Und in den Vereinigten Staaten, genauer gesagt im ehemaligen Challenger-Werk in Jackson, Minnesota, werden die Fendt-Raupentraktoren auch nach wie vor gebaut.
Der 1167 Vario MT hat nach Herstellerangaben 495 kW/673 PS Motorleistung bei 1 730 U/min Nenndrehzahl. Tatsächlich haben die Test-Ingenieure in Nebraska mit der Zapfwellenbremse hinten am Stummel 446,5 kW gemessen — sehr gut.
Und da Fendt auch die Maximalleistung des Motors mit 495 kW/673 PS angibt, lag die Zapfwellenleistung bei 1 600 Touren mit 451,1 kW auf etwa dem gleichen Niveau. Zusammen mit dem sensationell niedrigen Dieselverbrauch von 212 bzw. sogar nur 207 g/kWh (+ 4 g/kWh AdBlue) wird das Vario-Getriebe seinem Ruf, einen sehr guten Zapfwellen-Wirkungsgrad zu haben, offensichtlich mehr als gerecht.
Und wie ernst die Ingenieure es mit dem Niedrigdrehzahlkonzept meinen, zeigt die Drehmomentkurve: Das maximale Drehmoment von nahezu 2 850 Nm erreicht das MAN-Triebwerk erst bei 1 050 Motor-
Umdrehungen. Und da die Getriebeübersetzung sich natürlich jederzeit stufenlos anpassen lässt, ist auch der Drehmomentanstieg von gerade einmal 15,5 % selbst bei schwerster Zugarbeit mit abrupt wechselnden Belastungen überhaupt kein Nachteil.
Bleibt allerdings die spannende Frage nach der Zugleistung mit dem Vario-Getriebe. Schließlich ist die Zapfwelle beim 1167 Vario MT nur eine Option, über die in der Praxis wohl höchst selten die volle Leistung abgerufen wird. Die Raupe ist zum Ziehen da, daher musste sie vor dem Bremswagen auch zeigen, was sie hier drauf hat.
Dazu sei vorab angemerkt, dass sich der 1167 Vario MT im Vergleich zum 1162 Vario MT laut Fendt „nur“ durch einen zusätzlichen Boost von 55 PS für Hydraulik- und Zapfwellenarbeiten unterscheidet. Wenn man allerdings die eingespritzte Dieselmenge vergleicht, gab es offensichtlich bei der Zugleistungsmessung keine Einschränkung. So steht die große Raupe mit einer gemessenen Zugleistung von 382,3 kW gut da — wenn auch die Werte der beiden wohl härtesten Konkurrenten John Deere 9620RX mit 409 kW und Case IH Quadtrac 620 mit sogar 419 kW Zugleistung nicht erreicht werden.
Sparsamer als Raupen mit Lastschaltgetriebe
Glänzen kann die Fendt-Raupe dafür beim spezifischen Dieselverbrauch. Hier scheint das Zusammenspiel von Niedrigdrehzahl und stufenlosem Getriebe sehr gut zu passen: Mit 246 g/kWh ist der 1167 Vario MT in jedem Fall sparsamer als die beiden knickgelenkten Konkurrenten von John Deere und Case IH mit ihren Powershift-
Getrieben (je 255 g/kWh).
Apropos Getriebe: In Sachen Bedienung und Handhabung müssen wir — zumindest allen Fendt-Fahrern — in diesem Test nicht viel erklären. Auch wenn das VarioDrive TA 400T in der Raupe ein eigenes Gehäuse hat, haben sich die übrigen Komponenten bereits in den großen Standard-Traktoren bewährt. So kann man auch die große Raupe jetzt ganz komfortabel per Fahrhebel oder -pedal stufenlos von 0,02 bis auf 40 km/h beschleunigen (rückwärts bis maximal 14 km/h), Tempomaten programmieren etc. Und eingefleischte Raupen-Fahrer vermissen wohl auch keine Wendeschaltung auf der linken Seite unter dem Lenkrad.
Über 140 kW Hydraulikleistung beim Fendt 1167 Vario MT
Eine Ölfördermenge von bis zu 440 l/min verspricht Fendt bei Ausstattung mit den zwei unabhängigen Axialkolbenpumpen. Und tatsächlich: 233,5 plus 234,4 l/min hat das NTTL bei dem Testkandidaten gemessen, das sind exakt 467,9 l/min — ein super Wert. Dazu passt auch die nutzbare hydraulische Leistung mit 72,3 plus 71,6 kW an den Anschlüssen im Heck gewaltig — das sind kaum vorstellbare 195 PS.
Was die Kuppler im Heck angeht, sind ohne Hubwerk bis zu acht dw-Ventile möglich, mit Hubwerk sind es noch sechs. Gefallen hat uns, dass sich hier mit den DUDK-Kupplern (Doppelt unter Druck kuppelbar) und Durchflussmengen von 140 l/min die Fendt-Gene durchgesetzt haben. Das Gleiche gilt für die Kennzeichnung sowie Einstellung von Zeiten und Mengen — top.
Die Frage nach dem Heckhubwerk erübrigt sich für viele Praktiker, die mit der Raupe reine Zugarbeiten erledigen wollen. Trotzdem wollen wir hier nachrichtlich auf die mit 9 930 daN gemessene durchgehende Hubkraft hinweisen. Damit kann man schon ordentliche Anbaugeräte stemmen. Spannender scheint uns aber das schwenkbare Zugpendel der Kat. V. Es erlaubt nicht nur eine Stützlast von bis zu 6 800 kg, sondern kann seitlich auch um +/– 28° pendeln. Das erleichtert die Wendemanöver mit der Panzerlenkung bei angehängten Geräten ganz erheblich.
Stichwort Panzerlenkung: Um die Voll-Raupe unter 3 m Außenbreite zu halten, sind bei 2,29 m Spurweite nur die 69,8 cm breiten Bänder möglich. Alternativ sind 76,8 cm Bandbreite bei 3,15 m Außenbreite lieferbar.
Zudem gibt es eine Menge Möglichkeiten, die Raupe mit ihren knapp 20 t Leergewicht bis auf fast 27 t zu ballastieren (was auch dem zulässigen Gesamtgewicht für die Straße entspricht). Bei der Ballastierung muss man allerdings auf die Balance in der Maschine achten, um die Kraft über die 3 m langen Bänder auch bestmöglich auf den Boden übertragen zu können.
Als hilfreich hat sich dabei auch die Federung „SmartRide+“ des Unterwagens mit dem hydraulischen Höhenausgleich von +/– 9 cm erwiesen. Denn die Federn verbessern nicht nur den Fahrkomfort, die Raupe kann dank der zusätzlichen Zylinder je nach Zugpunkt und Ballastierung auch immer per Knopfdruck optimal ausgerichtet werden. Solange dann der Untergrund stimmt und man halbwegs in der Ebene unterwegs ist, zieht die Voll-Raupe wie eine Winde. Das konnte sie seinerzeit noch in Challenger-Farben bereits in unserem Vergleich der sechs Großschlepper (profi 12/2016) gegenüber den anderen Fahrwerken unter Beweis stellen.
Kabine ohne Fendt One
Womit wir schon bei der Kabine des Ackerboliden wären, die baugleich mit dem Fahrerhaus der 900 Vario MT-Raupe ist. Das heißt, es gibt das markante Multifunktionslenkrad, aber die Armlehne samt Touchscreen und Joystick entspricht den „alten“ Fendt-Standardschleppern. Und so geräumig und komfortabel der Aufstieg ist, so überschaubar sind die Platzverhältnisse in der Kabine. Hier kommt hoffentlich irgendwann etwas Neues, zum Beispiel mit dem Update auf die Fendt-One-Bedienung.
Bei der Geräuschdämmung muss Fendt allerdings nicht wirklich etwas verbessern, die Amerikaner haben lediglich 69,5 dB(A) gemessen. Und auch der Fahrkomfort ist mit der optionalen Kabinenfederung sehr in Ordnung. Das Gleiche gilt für das Thema Vorgewende-Management: Vom TeachIn bis zu der Vorgewende-Automatisierung TI Headland ist man bestens versorgt.
Die Kabine ist mit 69,5 dB(A) schön leise, könnte aber noch größer und komfortabler sein.
(Bildquelle: Wilmer)
Das typische Lenkrad möchten Raupenfahrer nicht missen.
(Bildquelle: Wilmer)
Die Armlehne ist Fendt-Fahrern bestens bekannt. Die Fendt One-Bedienung lässt noch auf sich warten.
(Bildquelle: Wilmer)
Alles Weitere in Kürze:
Die Raupenbänder können mit der Bordhydraulik vorgespannt werden. Je nach Einsatzbedingungen halten die Bänder laut Fendt etwa 3 500 (+/– 500) Stunden, und ein neuer Satz schlägt mit rund 12 000 Euro zu Buche.
Serie beim Lenksystem ist das Basispaket, man hat die Wahl zwischen Antennen von Novatel und Trimble. Optional gibt es verschiedene Ausbaustufen beim Korrektursignal und der Maschinensteuerung.
Zur Serienausstattung gehört neben der LED-Rundumleuchte auch die Zweikreis-Druckluftbremsanlage.
Was die Wartung angeht, liegen die Ölwechselintervalle für den Motor bei 500 Stunden, für den getrennten Haushalt von Getriebe- und Hydrauliköl sind es jeweils 2 000 Stunden.
Die Preise
In der Grundausstattung steht die 1167 Vario MT für exakt 580 256 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer) im Konfigurator. Doch die Liste der möglichen Zusatzausstattungen ist lang. Insbesondere das Heckhubwerk (29 090 Euro) und die Heckzapfwelle (16 744 Euro) schlagen hier zu Buche.
Gefolgt von Dingen, wie dem 2-t-Frontballast (10 357 Euro), dem RTK-GPS (6 334 Euro), der Fahrwerksfederung (5 876 Euro) oder der zweiten Ölpumpe (4 742 Euro) und sechs statt vier Steuergeräten (5 232 Euro). Insgesamt bringt es die ziemlich komplette Test-Ausstattung so auf immerhin 666 859 Euro.
Weitere Details aus unserem Praxistest des Fendt 1167 Vario MT
(Bildquelle: Wilmer)
Matthias Ulrich und Christian Gessner fahren einen Fendt 1167 Vario MT
(Bildquelle: Wilmer)
Fazit
Im Vergleich zu den großen, knickgelenkten Raupenschleppern in dieser Liga überzeugt der 1167 Vario MT mit ihrem Understatement bei den Abmessungen und dem Gewicht. Vor allem in Sachen Effizienz steckt der amerikanische Puller mit dem Allgäuer Anstrich die Kollegen aber in den Sack — und das mit einem stufenlosen Getriebe, das in Sachen Fahrkomfort in dieser Klasse konkurrenzlos ist.
Genauso ist aber auch bekannt, dass Vollraupen unter schwierigen Bedingungen vor allem auf schweren, nassen und damit schmierigen Oberflächen schnell Probleme bekommen. Passen die Standortbedingungen zum 1167 Vario MT, ist man mit dem komfortablen Puller bestens bedient. Entsprechend werden in der kompletten Testausstattung von Fendt allerdings auch stramme 667 000 Euro aufgerufen, plus Steuer versteht sich.