Vogelsang-Schleppschuhgestänge Unispread: Die vertikale Alternative
Schleppschuhgestänge mit vertikaler Klappung liegen im Trend bei der Nachrüstung an kleineren Fässern. Wir haben das 10,50 m breite Vogelsang Unispread in der Praxis getestet.
Als Hersteller für Schleppschlauch- und Schleppschuhgestänge weiß Vogelsang natürlich, wo der Schuh in der Praxis drückt. Schließlich ist die Nachfrage nach Schleppschuhgestängen aufgrund gesetzlicher Vorgaben und einer öffentlichen Förderung hoch! Damit Betriebe mit kleinen Fässern einen Verteiler nachrüsten können, stellte Vogelsang 2020 das Unispread-Verteilgestänge vor. Bei Breiten von 6, 7,50 und 9 m klappt es vertikal hinter dem Fass zusammen.
Die Variante mit 10,50 m Arbeitsbreite ist neu und verfügt über eine Doppelklappung samt Lenkergestänge. Wie eine Nachrüstung abläuft, haben wir in profi 6/2022 am Beispiel eines 10 m³ großen Pumpfasses von BSA beschrieben. Das BSA-Tandemfass ist ideal für das neue Unispread-Gestänge. Doch ebenso gut hätte hier durch die Fasslänge ein Gestänge mit seitlicher Klappung gepasst. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Gülletechnik war es jedoch schwierig für uns, ein passenderes Fass zu finden.
Mit dem angebauten Unispread-Gestänge ist die Testkombination relativ lang. Hinter den Koppelhaken baut das Gestänge nochmals 1,35 m nach hinten. Die von Vogelsang montierten Flanschplatten mit Kat. III-Fanghaken hätten noch ein paar Zentimeter näher an den Fassrücken rücken können. So schwenkt das Heck des Verteilers mit nachlaufgelenkter Achse weit aus. Davon profitiert hätte auch die Stützlast im leeren Fass. So beträgt die Stützlast mit leerem BSA-Gülletankwagen jetzt nur noch 280 kg. Das 10,50-m-Gestänge selbst wiegt mit Zuführschlauch 1 040 kg.
Auf der Straße klappt das Gestänge kompakt hinter das Fass. Es ist dann 2,55 m breit und 3,35 m hoch. Auf dem Acker entfaltet sich das Gestänge in 18 Sekunden. Über einstellbare Drosseln könnte der Öldurchfluss zu den Zylindern erhöht und so das Klappen noch beschleunigt werden, doch damit steigt der Verschleiß.
Konstruktiv gelöst hat Vogelsang die Doppelklappung mit je einer Schubstange, welche die letzten 1,50 m jeder Seite ausfaltet. Ausgeklappt und zum Drehen am Vorgewende angehoben beträgt die Bodenfreiheit 75 cm — das ist in Ordnung.
Die Zylinder schalten während der Ausbringung in die Schwimmstellung.
(Bildquelle: Velderman)
Die Gummitüllen sind baugleich mit denen vom BlackBird-Gestänge.
(Bildquelle: Velderman)
Starre Verbindung
Das Unispread-Gestänge ist starr am Fass angebaut. Anders als beim größeren Vogelsang-Gestänge BlackBird (profi 8/2019) bietet der Mittelrahmen keine Möglichkeit seitlicher Pendelbewegungen. Bodenkonturen können somit nur über die Federstäbe der Schleppschuhe abgefangen werden. Dazu sollen sowohl die Zylinder, die das Gestänge in die Vorgewendeposition schwenken, als auch die Klappzylinder während der Arbeit in Schwimmstellung gefahren werden. Eine kleine LED-Leuchte auf dem Terminal visualisiert dem Fahrer diesen Zustand.
Für besonders stark kupiertes Gelände muss man also in Kauf nehmen, dass der Verteiler womöglich auf einer Seite abhebt, während auf der anderen Seite die Blattfedern stark durchbiegen. Vogelsang bietet hierfür optional Tasträder an (gut 1 200 Euro Aufpreis).
Die im Abstand von 25 cm angebrachten Kufen legen die Gülle optimal ab, wenn die Gummitülle parallel zum Boden arbeitet. Dazu muss die Koppelhöhe des Fasses richtig eingestellt sein, damit die Neigung des Tanks die Höhe der Koppelpunkte nicht verändert. Das ist umso wichtiger, je weiter vorne die Fassachse angeordnet ist.
Bei ebenem Terrain ist die Arbeit auf Grünland mit dünner bzw. separierter Gülle tadellos. Die Gülle wird unter den Pflanzenbestand, aber nicht in den Boden abgelegt. Auf bearbeitetem Ackerland reicht der Kufendruck für ein Ablegen der Gülle im Boden nahezu aus. Allerdings müssen dann für einen höheren Kufendruck die Schwenkzylinder auf Druck gefahren werden.
Hier wurden 20 m³/ha separierte Rindergülle abgelegt. Das Gras blieb größtenteils sauber.
(Bildquelle: Velderman)
Den Schlauch der Fremdkörper-Abscheidung am Verteilkopf erreicht man noch ohne Tritt.
(Bildquelle: Velderman)
Vogelsang stattete das BSA-Fass mit einer zusätzlichen Bedienbox aus, die per Umlauf oder Loadsensing vom Schlepper mit Öl versorgt wird. Die Box mit Kippschaltern ist leicht verständlich. Am Vorgewende muss der Bediener aber viele Bedienschritte ausführen:
die Schwimmstellung deaktivieren,
das Gestänge ausheben,
den Schneidverteiler stoppen,
das Gestänge absenken,
den Schneidverteiler starten, und
den Schieber wieder öffnen.
Wir empfehlen daher die ebenfalls lieferbare Bedienbox mit Folgeschaltung, die per Knopfdruck viele Schritte in Folge automatisiert.
Auf dem Grünland erkennt der Fahrer aus der Kabine nur schwer, ob an jedem Schlauch Gülle ankommt. Deshalb steht auf unserer Wunschliste auch eine LED-Anzeige für den Schneidverteiler ECQ. Diese würde dem Fahrer mit einem Blick verraten, ob der Verteiler noch dreht — denn trocken laufen sollte er mit einem Ölbedarf von nur 35 l/min maximal 15 Minuten.
Eine andere Lösung wäre eine Druckuhr vorne am Fass. Damit könnte der Fahrer sogar eine Blockade gut identifizieren. Die Drehrichtung kann der Fahrer im Übrigen aus der Kabine ändern. Wir konnten so
selbst harte Holzklötze zertrümmern, und so manche Blockierung wieder lösen.
Sehr gute Querverteilung
Bei der vertikalen Klappung des Gestänges schwenken die Kufen zwischen den Auslegern schräg nach oben — aber nicht senkrecht. Weil der Schneidverteiler ebenfalls oberhalb der Auslässe liegt und bei dicker Rindergülle Reste im Kopf verbleiben, läuft regelmäßig Gülle in Richtung der mittleren Kufen. Und so kann es passieren, dass die mittleren Schläuche nachtropfen — unschön, aber mit einem Verteilkopf an einem Pumpfass wohl kaum zu vermeiden.
Apropos Verteilkopf: Die Querverteilung hat uns augenscheinlich gut gefallen. Bestätigt wird unser Eindruck durch Messungen der DLG, die für den Verteilkopf ECQ einen Variationskoeffizienten von nur 2,8 % bei Rindergülle ermittelte. Und selbst bei einem Güllezulauf von mehr als 3 m³/min (was die Exzenterschneckenpumpe von BSA problemlos schafft) war die Verteilung stets gleichmäßig. Das Anfahr-V ist gering.
Das logische Terminal könnte um eine LED für den Schneidverteiler ergänzt werden.
(Bildquelle: Velderman)
Das Unispread klappt kompakt hinter das Fass und verlängert es so um 1,35 m.
(Bildquelle: Velderman)
Weitere Details:
Das Gestänge kann, wenn gewünscht, einfach abgebaut und auf (bislang sehr wackeligen) Ständern abgestellt werden.
Weil die Kufen mit Klemmschrauben auf einem Quadratrohr befestigt sind, ließe sich der Schlauchabstand verändern. Dann aber müsste die Schlauchführung vom Verteilkopf zu den Kufen ebenfalls neu verlegt bzw. neu befestigt werden.
Die Beleuchtung des Gestänges ist Serie.
Die Schlauchführung ist ordentlich.
Die vertikalen Ausleger klappen leicht schräg nach innen. So ist die Gefahr einer Kollision mit z. B. Baumkronen geringer.
Fazit
Das Vogelsang Unispread ermöglicht den Einstieg in die bodennahe Schleppschuh-Ausbringtechnik. Für die Nachrüstung kleinerer Fässer eignet sich der Verteiler gut. Zur Vermeidung negativer Stützlasten sollte das Unispread möglichst nahe am Fassrücken montiert werden.
Bei 10,50 m Arbeitsbreite sind durch den starren Anbau und ohne zentralen Pendelausgleich die Grenzen für eine adäquate Bodenanpassung erreicht. Eine empfehlenswerte Folgeschaltung für das Vorgewende bietet Vogelsang auf Wunsch an. Der Unispread-Verteiler kostet ohne Anbau laut Liste gut 30 000 Euro ohne Mehrwertsteuer.
Praktikerurteil
Noch kein Schlauchstopfer
Lukas Reich bewirtschaftet einen reinen Grünlandbetrieb mit 50 Kühen. Nach jedem Schnitt düngt er mit einer kleinen Güllegabe. Seit August 2021 gelingt ihm dies mit einem 9 m breiten Unispread-Gestänge an seinem 11 m³ Vakuumfass von Kotte. „Wir haben bereits 5000 m³ Gülle ohne Stopfer ausbringen können. Seitdem die Tasträder an den Auslegern montiert sind, funktioniert auch die Arbeit am Hang problemlos“, so Reich.
Ein Verteiler arbeitet immer nur so gut, wie das Fass es zulässt. In unserem Test gab es beim Farmerline 100 von BSA in dieser Hinsicht keinen Anlass zur Kritik. Der Pumptankwagen mit einer Schneckenverdrängerpumpe und 4 m³/min Förderleistung war mit einem BPW-Tandemachsaggregat ausgestattet und mit vier Reifen der Dimension 710/50 R 26.5 bestückt.
Unten angehangen und mit guter Schlauchgarderobe schmiegt sich der Tankwagen an jeden Schlepper an. Ohne Fasseinschnitte können bis zu 10 m³ Gülle zugeladen werden. Wir haben das Fass mit der Schneckenpumpe befüllt, auch sehr tiefe Gruben machen ihr keine Sorgen. Allerdings sollte sich der Bediener nicht weit vom Geschehen der Pumpe entfernen: Ohne automatische Abschaltung ist eine große Sauerei auf dem Saugplatz garantiert, wenn die Zapfwelle nicht früh genug ausgeschaltet wird.
Nach dem Saugen muss nur ein Schieber gezogen werden, der die Gülle vom Tank in die unter dem Fass montierte Pumpe leitet. Der Dreiwegehahn im Heck leitet die Gülle entweder zurück in den Tank oder zum Schneidverteiler von Vogelsang. Über eine Lochkulisse kann der Durchfluss zum Schneidverteiler reduziert werden.
Bei voller Öffnung strömten bei 400 Zapfwellenumdrehungen und 10 km/h bereits 25 m³ Gülle auf den Hektar. Saug- und Ausbringleistung passen also in jedem Fall zum Fass. Für die komplette Entleerung sollte das Fass möglichst nach vorne geneigt sein.
Nach längerem Nichtgebrauch saß der Stator der Pumpe im Gehäuse fest. Dafür liefert BSA einen langen Montierhebel, der auf den Zapfwellenstummel der Pumpe geschoben werden kann. Mit reichlich Drehmoment haben wir den Stator damit immer befreien können. Steine fallen unter der Pumpe in den Steinfang. Das Farmerline von BSA hat in der von uns eingesetzten Ausstattung ohne Verteiler einen Listenpreis von 64 810 Euro.
Das Farmerline von BSA eignet sich durch die längliche Bauform auch für die seitliche Klappung eines Ausbringgestänges bis 15 m Arbeitsbreite.
(Bildquelle: Velderman)
Schlauchgarderobe, Schauglas und eine einfache Bedienung: Das macht Spaß!
(Bildquelle: Velderman)
Die Durchflussmenge kann über die Lochkulisse am Dreiwegehahn eingestellt werden.
(Bildquelle: Velderman)
Die Lenkachse macht das Gespann wendig. Das Gestänge schwenkt aber aus.
(Bildquelle: Velderman)