Ein 7 m breites Schneidwerk, eine 80 cm große Dreschtrommel, ein Zentrifugalabscheider und sechs Schüttler sowie 380 PS: die Kenndaten des RSM 161 von Rostselmash können sich sehen lassen. Und das gilt ganz besonders, wenn man den dazugehörigen Kaufpreis von nur 162 000 Euro liest. Doch wie immer alles der Reihe nach…
(Quelle: Redaktion profi)
Rostselmash RSM 161: 7 m Standardschneidwerk
Das Schneidwerk lässt sich einfach vom Transportwagen (Leguan Duo von TAM) aufnehmen und verriegeln. Auch wenn die Gelenkwelle für ein noch einfacheres Aufstecken weder Feinverzahnung noch Freilauf hat, ist der Multikuppler für die Hydraulik Standard. Der Deutsch-Stecker für die Elektrik sollte wiederum solider sein. Nicht gefallen hat uns zudem die fehlende Mittenmarkierung zum Auflegen des Schneidwerkes sowie die absolut mangelhafte Passgenauigkeit der Transportverriegelung.
Man kann im Terminal zwei Schnitthöhen speichern, aber leider keinen Auflagedruck, geschweige denn eine Haspelposition. Die Schneidwerkführung war okay, kurze Bodenwellen brachten das System aber bei 4 bis 5 km/h schnell an seine Grenzen. Die nach oben geschwungenen Halmteiler mögen wenig anfällig sein, sie sind aber für dichte Bestände und geknickte Halme ungeeignet.
Eigentlich nur bei Lagergetreide haben wir auch eine Verstellung der Tischlänge vermisst, ansonsten sind wir mit dem Standard-Tisch in Getreide gut zurechtgekommen. Allerdings haben wir weder langen Roggen noch kurze Sommergerste geerntet. Auch hatten wir keine Tischverlängerung zur Verfügung, um den RSM 161 im Raps zu testen. Hierzu sei erwähnt, dass Rostselmash auch flexible Bandschneidwerke im Programm hat und auf Zulieferer wie Biso zurückgreifen kann.
Größte Trommel am Markt
Absolut überzeugt haben uns die Arbeit und die Laufruhe des Dreschwerks. Kein Wunder, schließlich gibt es sogar eine kleine Zuführtrommel vor der großen Dreschtrommel mit ihren gewaltigen 80 cm Durchmesser bei 1,65 m Breite. Behält man eine hohe Umfangsgeschwindigkeit für eine gute Kornabscheidung bei, sollte man den Dreschspalt allerdings groß genug wählen, um auch schonend zu arbeiten. Ansonsten haben wir in Weizen schon mal mehr als 4 % Bruchkorn im Tank gemessen. Hat man sich aber einmal an die richtige Einstellung rangetastet, lässt sich mit dem RSM 161 auch ein in der Sechsschüttler-Klasse üblicher Durchsatz bei guten Kornqualitäten erreichen. Selbst bei feuchtem Stroh und Nachtarbeit war der Gutfluss schön gleichmäßig.
Nicht zuletzt dank der großen Siebfläche von über 7 m2 ist auch keine sonderlich feinfühlige Einstellung erforderlich. Was die Überkehr angeht, würden wir uns allerdings eine Sichtkontrolle wünschen. Aktuell gibt es optional lediglich einen Sensor für die Menge, nicht aber für die Zusammensetzung.
Mindestens genauso gestört hat uns, dass man viele Einstellungen wie z. B. die Siebweite nur ändern kann, wenn der Mähdrescher steht. Das ist genauso wenig praxisgerecht, wie das Phänomen, dass bei Vergrößerung der Spaltweiten die Körbe immer erst mit einem Schlag maximal geöffnet werden, bevor man sie einstellen kann.
Sicherlich hat der große Siebkasten am Hang etwas Reserven, dass die Verlustsensoren aber kaum ansprechen, hat einen anderen Grund: Die beiden Platten sind am Sieb-Ende nach innen versetzt montiert, so dass die Verlustkörner bei Seitenneigung unentdeckt am Rand — und sogar am Spreuverteiler vorbei — zu Boden fallen. Gut, dass Rostselmash optional — zumindest laut Anleitung — einen Hangausgleich für den Siebkasten (ähnlich dem 3D bei Claas) im Programm hat.
Rostselmash Mähdrescher: Gute Leistung, großer Tank
Doch noch mal zur Leistung: Wir sind in Winterweizen mit Korndurchsätzen von rund 25 t/h bei weniger als 0,5 % Verlust gefahren. Bei bis zu 1 % Verlust waren in trockenem Weizen (Korn: 15 %; Stroh: 16 %) auch bis zu 30 t/h drin (Korn-Stroh-Verhältnis 1 : 0,89) — prima! Gut gefallen hat uns in dem Zusammenhang auch, dass es eine Verstellmöglichkeit für den Korbabstand des 75 cm großen Zentrifugalabscheiders gibt, bevor das Stroh auf den sechs Schüttlern landet. So passte unter trockenen Bedingungen auch die Strohqualität.
Regelrecht überrascht hat uns auch der Korntank. 10,5 m3 Volumen gibt Rostselmash an. Wir konnten aber 7,4 t Gerste mit einem Hektolitergewicht von nur 58 kg/hl bunkern — das entspricht sage und schreibe 12,7 m³! Und diese Menge zu entleeren dauerte genau 110 Sekunden, was exakt der angegebenen Überladeleistung von 115 l/s entspricht — sehr gut.
Weniger gut zur Schnittbreite passte die Länge des Entleerrohres: Bei 5,60 m Überladeweite (und ordentlichen 4,60 m Überladehöhe) muss man immer mit dem rechten Rad übers Schwad fahren. Außerdem brach bei weit geöffneten Schneckenabdeckungen im Tank einmal die Scherschraube des Entleerantriebes, als wir die noch volle Überladeschnecke bei Vollgas einschalten wollten.
Einen kleinen Minuspunkt gibt es zudem, weil es keine Anzeige für die 70 %-Füllung gibt, aber die Rundumleuchten bei diesem Füllstand einschalten, dass sollte sich zumindest deaktivieren lassen. Aktiviert haben wir dagegen auch mal die serienmäßige, vibrierende Pulsationseinrichtung im Tank — eine tolle Sache bei Körnermais oder Gras.
Im Schnittbild ist der Aufbau mit den insgesamt fünf Trommeln sehr gut zu erkennen. Damit war der Gutfluss beeindruckend gleichmäßig.
(Bildquelle: Rostselmash)
Die Lärmdämmung in der geräumigen Kabine ist mit 76 dB(A) okay, die Regelung der Klimatisierung leider nicht.
(Bildquelle: Tovornik)
Einstellung von Radio und Klima
(Bildquelle: Tovornik)
Dem Joystick fehlt die Unterleuchtung, der Monitor hat sogar eine Touch-Bedienung.
(Bildquelle: Tovornik)
Häcksler okay, Motor durstig
Der Strohhäcksler wird einfach durch umlegen eines Leitbleches de-/aktiviert. Dazu schaltet eine elektrische Kupplung automatisch den Antrieb. Die vier Messerreihen mit 64 Klingen machten bei voll eingeschwenkter Gegenschneide einen guten Job. Auch die Verteilung auf die Schnittbreite ist okay, die Verstellung der Leitbleche ist allerdings Handarbeit.
Serienmäßig ist auch der hydraulisch angetriebene Spreuverteiler. Positioniert man ihn richtig hinter den Sieben, funktioniert er gut, sitzt aber beim Öffnen des Zugmauls für den Schneidwerkwagen im Weg.
Angetrieben wird der RSM 161 von einem Cummins Sechszylinder QSL 9 mit 8,9 l Hubraum und 380 PS. Damit sind wir unter allen Bedingungen locker klargekommen. Das Aggregat erfüllte zwar „nur“ die Abgasstufe IV, hatte aber neben dem SCR-Katalysator auch einen Partikelfilter, der im Stand ausgebrannt werden muss. Das dauert rund zwanzig Minuten und geht wegen der Brandgefahr nicht auf einem Stoppelacker. Und dann ist da noch der Dieselverbrauch: In Getreide waren es immer zwischen 20 und 25 l/ha. Gut, dass da der Dieseltank mit 1 050 l schön groß ist.
Großer Wendekreis
Um die 3,49 m Außenbreite einzuhalten, müssen sich die gut 20,7 t Einsatzgewicht (mit 1,74-t-Schneidwerk) auf Räder der Größe 680/85 R 32 abstützen. Das kann unter feuchten Bedingungen schon mal Spuren geben. Und in Kombination mit Hinterrädern der Größe 500/70 R 24 haben wir 20 m Wendekreis gemessen — das ist viel.
Der hydrostatische Antrieb ist gut dosierbar und auch durchzugsstark. Er hat allerdings drei per Hebel zuschaltende Gänge. Damit ist auf dem Acker im zweiten Gang leider schon bei 11,2 km/h Schluss — und auf der Straße bei gut 20 km/h — wenn man den Straßen-Sicherheitsschalter eingelegt hat (sonst gehen auch fast 30 km/h ;-).
Große Kabine, kleines Terminal
In der Kabine haben wir uns wohlgefühlt. Es gibt viel Platz und reichlich Ablagen, wenn auch die Deckel besser zu öffnen sein sollten. Auch die Lärmdämmung ist okay, wir haben 76 dB(A) gemessen. Es gibt eine leistungsstarke Klimaanlage, leider ist die manuelle Regelung mit dem nur dreistufigen Gebläse aber mangelhaft. Dagegen sind der fehlende Blinkerrücksteller oder die sich lösende Türdichtung nur eine Randnotiz.
Mit dem Joystick sind wir sehr gut klargekommen. Eine Unterleuchtung für die Nachtarbeit sollte aber genauso selbstverständlich sein, wie die Pieptöne bei jeder einzelnen Betätigung überflüssig sind. Nur beim Aktivieren der Überladeschnecke, wo er sinnvoll wäre, fehlt der Ton.
Das Terminal ist mit zehn Zoll vergleichsweise klein, hat aber eine Touch-Bedienung. Dafür ist der Menü-Aufbau verbesserungsfähig, um z. B. mit einem Tipp in bestimmte Einstellungen zu kommen oder auch die Teilbreiten vom Hektarzähler zu schalten. Gefallen haben uns die Tasten in der Armlehne mit dem Direktzugriff auf die Einstellung von Korb-Abständen und Drehzahlen, leider fehlen hier die Siebe.
Alles Weitere in Kürze
Das Schnittsystem mit Planetengetriebe ist von Schumacher.
Die Steinfangmulde ist gut zu leeren, das Material wird nach vorn ausgeworfen.
Es gibt ein Pedal vorm Sitz. Damit schaltet man keine Differenzialsperre, sondern eine Schnellöffnung für den Korb.
Ein Druckluftkompressor samt Schlauch und Ausblaspistole ist Serienausstattung.
Der Motorluftfilter ist oben gut zugänglich, der Kabinenfilter am Aufstieg hinter der Verkleidung weniger gut.
Wenn ein Lenksystem gewünscht wird, arbeitet Rostselmash mit Trimble.
Bleiben zum Schluss noch die Themen Wartung und Preise. So müssen laut Plan täglich keine und alle 50 Stunden nur acht Schmierstellen versorgt werden. Da lohnt sich kaum die optionale Zentralschmierung. Noch spannender wird es beim Preis: Wie anfangs bereits angesprochen, wird der voll ausgestattete RSM 161 samt 7 m Schneidwerk und Transportwagen für 162 000 Euro ohne Mehrwertsteuer angeboten.
Trotzdem kommen natürlich sofort Fragen nach dem Service, der Ersatzteilverfügbarkeit und nicht zuletzt nach dem Wiederverkaufswert auf. Punkte, die wir im Test nicht beantworten können. Nur so viel: Das ausgelaufene Lager einer Spannrolle war Standardware, die jede Werkstatt in der Schublade hat.
Allein die fünf Trommeln erfordern eine Menge Antriebe. Tägliche Schmierstellen gibt es trotzdem keine. Dafür ist das mitgelieferte Werkzeug russisch-rustikal — samt „Kamin-Besteck“.
(Bildquelle: Tovornik)
(Bildquelle: Tovornik)
Große Siebfläche (leider nur im Stand zu verstellen) mit optionalem Hangausgleich.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Cummins-Sechszylinder mit seinen 380 PS erfüllt die Abgasstufe IV, zog aber ordentlich Sprit aus dem immerhin 1 050 l großen Tank.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Korntank ist schön groß, das Abtankrohr passt aber nicht zur Schnittbreite. Die Strohqualität hat uns gefallen.
(Bildquelle: Wilmer)
Eine Besonderheit ist die serienmäßige Rütteleinrichtung im Korntank — sicher gut bei Gras oder Mais.
(Bildquelle: Tovornik)
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
(Bildquelle: Wilmer)
Praktikerurteile Rostselmash RSM 161
Preislich unschlagbar
Das Gut Stockhausen in Hessen drischt seit zwei Jahren neben einem New
Holland TX 34 mit dem Rostselmash RSM 161 Gerste, Weizen und Bohnen, die auf dem Biobetrieb wachsen. Einzige Modifikation, die an der Maschine vorgenommen wurde, ist ein nachgerüstetes Querrohr in dem sieben Meter breiten Standardschneidwerk, um die weitverbreiteten Steine auf den Flächen des Betriebes zurückzuhalten. Ansonsten ist Betriebsleiter Georg Picker von der robusten und einfachen Technik überzeugt: „Die meisten Lager, Keilriemen usw. sind Standardteile, die man in jeder Werkstatt bekommt.“ Und ein Problem mit einem AdBlue-Sensor am Motor hat laut Picker der Kundendienst von Cummins schnell beheben können.
Auf dem Gutsbetrieb Riedesel von Schloss Eisenbach zwischen Gießen und Fulda setzt man seit 2021 auf ca. 170 ha Druschfläche einen RSM 161 ein. Nachdem die Möglichkeit, einen John Deere T670 zu mieten, nicht mehr bestand, entschied sich Verwalter Erich Rahn für die Sechsschüttlermaschine von Rostselmash.
„Wir sind mit der Druschleistung sehr zufrieden“, so der Verwalter, nachdem der Mähdrescher in diesem Jahr Gerste, Weizen und Raps problemlos gedroschen hat. „Hier machen sich die großen Sieb- und Schüttlerflächen sowie die 380 PS Motorleistung positiv bemerkbar“, so Rahn.
Für die Rapsernte ist das 7 m Power-Stream-Schneidwerk mit einem Vorsatz samt Seitenmessern von Lupus ausgestattet. Auch die Verteilung von Spreu und Häckselstroh liefert für den Betriebsleiter keinen Grund zur Klage. Und da der Betrieb voll arrondiert ist, kann der Mähdrescher auch problemlos mit bodenschonenden 900er Reifen gefahren werden.
Rostselmash zählt sich nicht nur zu den größten Erntemaschinenherstellern der Welt. Das Unternehmen aus Rostov am Don hat mit dem RSM 161 auch einen Schüttlermähdrescher im Programm, der mutmaßlich mit die größten Dresch-, Abscheide- und Siebflächen hat. So konnte die Maschine mit ihrer Leistung im praktischen Einsatz durchaus überzeugen.
Andererseits gibt es aber auch viele Details, angefangen bei den untauglichen Halmteilern und der fehlenden Auflagedruckregelung über die nur im Stand mögliche Siebverstellung bis hin zur schlecht regelbaren Klimaanlage, mit denen man leben muss.
Entschädigt wird man dafür mit einem Verkaufspreis von nur 162 000 Euro ohne Mehrwertsteuer für einen ausgewachsenen Mähdrescher mit sechs Schüttlern samt Schneidwerk und Transportwagen. Das ist nur gut ein Viertel von dem, was der Claas Lexion 5500 mit fünf Schüttlern im letzten Praxistest(profi 2/2021) laut Preisliste kostete.