Während der 1260LP Hofladertypisch sehr kompakt daherkommt, kann man das über die Liste seiner Optionen nicht sagen. Zahlreiche Ausstattungen sind möglich — aber sind sie auch sinnvoll? Um diese Frage im profi-Praxistest klären zu können, lieferte Weidemann gleich zwei 1260LP, ein Basismodell und eine Variante mit nahezu voller Ausstattung.
Weidemann 1260LP: Im Mittelfeld
Der 1260LP ersetzte Mitte 2021 seinen Vorgänger, den 1240LP. Die Abkürzung hinter den Ziffern steht bei Weidemann traditionell für „Low Position“, also für eine tiefer gelegte Sitzposition des Fahrers, die mit einer niedrigeren Bauhöhe von Schutzdach oder Kabine einhergeht. Mit dem neuen Modell hat der Hersteller auch den Fahrerstand neu konzipiert. Geblieben ist die niedrige Bauhöhe: Beide Varianten des Laders bleiben damit bei passender Bereifung unter 2 m Höhe.
Ansonsten positioniert sich der 1260LP im Mittelfeld des Hoflader-Angebots von Weidemann. Wiederum abhängig von der Bereifung bleibt er auch unter 1 m Außenbreite. Das Gewicht lässt auf den Transport mit einem 2,5-t-Anhänger optimieren — ein Detail, das eher auf Kunden im Garten- und Landschaftsbau abzielt. Neu ist auch das Antriebskonzept mit vier Radmotoren; Antriebsachsen und Getriebe entfallen. In diesem Punkt konnten uns die Kleinen noch nicht restlos überzeugen.
Motor und Antriebsstrang
Der Perkinsmotor mit 18,4 kW/25 PS und 1,7 l Hubraum erfüllt die Abgasstufe V. Im Leistungsbereich unter 25 PS ist dies ohne zusätzliche Komponenten wie etwa einen Partikelfilter möglich.
In unserem Einsatz zeigten sich beide Lader auf der Testrunde gleich durstig, trotz unterschiedlichem Einsatzgewicht standen jeweils genau 5 l/h bei der Transport-Leerfahrt auf der Uhr. Im Mischbetrieb auf dem Hof ging es mit 3,5 l/h genügsamer zu. Deutlich zu nervös reagieren die Lader allerdings, wenn der Fahrer einmal absteigt: Schon nach knapp 20 s schaltete der Motor ab. Das passt nicht zum Einsatzprofil der Maschinen. In der Praxis steigt der Fahrer oft schnell ab, um hier und da etwas von Hand zu erledigen. Grundsätzlich hat die Funktion ihre Berechtigung, Zeiten um eine Minute herum würden aber besser in die Welt passen.
Die am Motor angeflanschte Fahrhydraulikpumpe treibt direkt die Radmotoren an allen vier Rädern an. Blenden im Hydrauliksystem sorgen für eine gleichmäßige Kraftverteilung. Die Motoren sind am Chassis verschraubt, durchgängige Achsen oder eine Kardanwelle gibt es nicht. Letzteres bringt Bodenfreiheit, die mit knapp 20 cm im Verhältnis zur Bereifung üppig ausfällt. Es gibt nur eine Fahrstufe, die angegebenen 20 km/h werden nahezu erreicht. Auch das kombinierte Brems-Inch-Pedal gefällt mit guter Dosierbarkeit.
Das Konzept ist grundsätzlich stimmig. Beim Thema Zug- bzw. Schubkraft könnten die Lader aber noch zulegen. Gemessene 1 380 daN sind nicht üppig, passen aber zu dieser Laderklasse und zu den Fahreindrücken. Während die Leistung in der Ebene ausreichte, tat sich der Lader mit einem Rundballen im Gepäck oder der vollen Schaufel auf den schrägen Betonflächen unseres Testbetriebs schon schwer. Durchdrehende Räder sah man auch auf losem Untergrund kaum. Bei Weidemann ist es der erste Lader mit diesem Konzept. Das Unternehmen will es weiterentwickeln und auch in andere Baureihen einfließen lassen.
Die ersten größeren Ausstattungsunterschiede zwischen den Testkandidaten zeigten sich bei der Ladeanlage. Weidemann bietet hier insgesamt drei Alternativen bis 2,90 m Hubhöhe an, die man unabhängig von der sonstigen Ausstattung wählen kann. Im Test arbeitete die einfach ausgestattete Maschine mit der Standardschwinge und 2,51 m Hubhöhe. Der 1260LP mit Kabine trat mit der 2,71-m-Ladeanlage (Aufpreis 560 Euro) an. Dafür baut nicht nur die Schwinge länger, sondern auch ihr Anlenkpunkt ist auf dem Vorderwagen höher positioniert.
In puncto Messwerte konnten beide Schwingen überzeugen und lagen bei der Kipplast etwa gleichauf. Mit optionalem Ballast und werkseitig angepasstem maximalen Öldruck lag die längere Schwinge sowohl bei der Kipplast unten als auch bei der durchgehenden Kipplast sogar vorne. Erst nahe der maximalen Hubhöhe überholte die kurze Schwinge, was aber in der Praxis kaum Relevanz haben dürfte.
Was die Kinematik angeht, bietet die kurze Ladeanlage vor allem einen größeren Auskippwinkel, die Palettengabel führte sie nahezu perfekt parallel. Die Schaufel kippte dagegen im mittleren Hubbereich leicht aus. Genau andersherum arbeitete die lange Schwinge: Bei der Schaufel war die Führung nahezu perfekt, während die Palettengabel unten schnell ankippte. Alle Abweichungen lagen aber noch völlig im Rahmen.
Deutlicher sind die Unterschiede zwischen den Ladern beim Thema Übersicht. Der höhere Anbaupunkt der langen Schwinge macht sich negativ bemerkbar. Dazu kommt ein Schlauchpaket über dem Anlenkpunkt, das die Sicht zusätzlich einschränkt. Dadurch schaut der Fahrer bei dieser Ladeanlage eher rechts und links an der Schwinge vorbei. Dort stören dann jedoch die optionalen Beleuchtungshalter (1 000 Euro Aufpreis), die für legale Straßenfahrten nötig sind.
Deutlich aufgeräumter und übersichtlicher geht es bei der einfachen Maschine mit der kleineren Schwinge zu. Der Fahrer hat hier einen guten Überblick über die gesamte Ladeanlage. Eine eindeutige Empfehlung ist die zuschaltbare Schwingungsdämpfung (1 130 Euro), die im Lader mit Kabine verbaut war.
Gut in die Welt passt die Ölfördermenge des 1260LP, die Messwerte um 48 l/min übertreffen sogar leicht die Herstellerangaben. Das schlägt sich in sehr schnellen Bewegungen der Ladeanlage nieder. Die Funktionen sind gut mischbar, der Joystick erlaubt eine feinfühlige Bedienung — prima.
Beide Lader waren mit einem dritten Steuerkreis ausgestattet. Im 1260LP mit Kabine erfolgt die Bedienung integriert über den Joystick, die einfache Maschine besitzt einen extra Hebel. Kommen regelmäßig Anbaugeräte mit dritter Funktion zum Einsatz, empfehlen wir auch hier die integrierte Bedienung (Aufpreis 960 Euro).
Eine weitere Ausstattungsbesonderheit ist das ecs (easy coupler system) beim 1260LP mit Kabine. Die Stecker und Kupplungen für Anbaugeräte mit Hydraulikfunktion sind dabei in die hydraulischen Verriegelungsbolzen des Schnellwechslers und die Aufnahme des Anbaugeräts integriert. Das hat im Test sehr gut funktioniert. Man sollte jedoch gelegentlich, vor allen nach Einsätzen mit Verschmutzungen im Bereich der Bolzen, einen Blick auf die Kupplungen werfen und gegebenenfalls die Kontaktflächen reinigen.
Im Klaren sein muss man sich auch darüber, dass ein Anbaugerät mit dieser Ausstattung nur an einen Hoflader mit diesem System passt. Der Standard-Verriegelungsbolzen würde ansonsten die Kupplung am Anbaugerät beschädigen. Hat man viele Gerätewechsel mit Greifzange und Co, ist das System eine Empfehlung. Bestandsgeräte können weiter verwendet werden.
Beim Fahrerplatz sind die Unterschiede zwischen beiden Testkandidaten am deutlichsten. Beginnen wir mit der einfachen Plattform mit Fahrerschutzdach. Die rudimentären Türen öffnen im Winkel von etwa 90°, der Einstieg ohne Stufe ist gut und schnell möglich — das passt zu einer Maschine, bei der der Fahrer häufig auf- und absteigt. Einzige Einschränkung: Die etwas sperrige Verkleidung unter der Lenksäule schränkt den Durchstieg für den rechten Fuß etwas ein.
Das Schutzdach ist die Grundausrüstung des 1260LP und für den Hofeinsatz ausreichend.
(Bildquelle: Tovornik)
Schnell ein- und aussteigen funktioniert mit dem Fahrerschutzdach.
(Bildquelle: Tovornik)
Thema Lenksäule: Hier findet sich bei der Kabinenversion eine schwenkbare Säule, die etwas weiter in Richtung Fahrer auf der tragenden Verkleidung befestigt ist. Das ist nötig, damit die Frontscheibe Platz hat, macht den Einstieg aber auch obenherum enger. Nutzt man den Schwenkbereich und stellt die Säule nah an die Frontscheibe, wird der Einstieg zwar einfacher, aber der Winkel des Lenkrads zum Fahrer sehr flach. Für die optimale Position beim Einstieg und bei der Arbeit bleibt nur das Verstellen der Säule bei jedem Ein- und Ausstieg.
Mit Kabine lässt sich die Tür komplett umgeschwenkt hinten feststellen — sehr gut. Die Abdichtung der Tür erfordert eine kleine Kante im Einstiegsbereich. Das ist nicht ideal, hier kann man vor allem beim Aussteigen anstoßen. Vorteil der Kante: Durch sie lässt sich neben dem Sitz das ein oder andere Werkzeug ablegen. Hier könnte Weidemann auch bei der einfachen Ausführung noch eine Ablage vorsehen, der Platz wäre vorhanden.
Den nächsten Unterschied gibt es beim Fahrersitz. Neben der einfachen Sitzschale sind eine Luftfederung und sogar eine Sitzheizung lieferbar. In Sachen Fahrkomfort würden wir allerdings mit der sehr guten Schwingungstilgung anfangen. Der Luftsitz käme dann an zweiter Stelle.
Dank des einfachen Aufbaus der Maschine kommen sowohl die Schutzdach- als auch die Kabinenversion mit erfreulich wenig Bedienelementen aus. Der gut und fest auf der rechten Konsole platzierte Joystick passt genauso in die Welt wie die Schalteranordnung rund um die Lenksäule — hier bleiben keine Fragezeichen. In der Kabinenversion gibt es rechts ein Heizungs- und Lüftungselement. Da wir die Maschine im Sommer eingesetzt haben, können wir die Wirksamkeit nicht beurteilen.
Optional sind 100 kg Zusatzballast hinten unter der Maschine möglich (660 Euro Aufpreis), die Wasserfüllung der Räder erfolgt auf Wunsch (860 Euro Aufpreis).
Die verstellbare Lenksäule kann unabhängig von der Kabine geordert werden (290 Euro Aufpreis).
Den Lader gibt es mit Einzelbetriebserlaubnis (Kennzeichen) und Betriebserlaubnis als selbstfahrende Arbeitsmaschine.
Im Heck kann ein Rangierzugmaul montiert werden (230 Euro Aufpreis).
Lieferbar sind ein vierter Steuerkreis (1 350 Euro Aufpreis) sowie ein druckloser Rücklauf (320 Euro Aufpreis).
Der Listenpreis für diese Ausstattung beträgt 38 080 Euro.
Nur bei Bedarf zusätzlich ordern würden wir die längere Schwinge (560 Euro) und die Beleuchtung (1 000 Euro, Preise ohne MwSt.).
Fazit
Der 1260LP ist ein gelungener Hof-Helfer. Das Antriebskonzept mit vier Radmotoren ist stimmig, beim spritzigen Fahreindruck und der Zugkraft hat es aber noch Potenzial. Weidemann bietet für die kleinen Lader eine große Ausstattungsvielfalt, um sie in vielen Details an das Einsatzprofil anzupassen. Das spricht auch Kunden außerhalb der Landwirtschaft an. Wir haben im Kasten „Unsere Wunschausstattung“ einen Lader konfiguriert, der unserer Erfahrung nach gut zu vielen Anforderungen auf dem Hof passt.
Praktikerurteil
Schubkarre mit Motor
Tim Bergmann bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb in Löningen im Oldenburger Münsterland. Seit Juni 2022 hat er einen 1260LP mit Fahrerschutzdach, Luftsitz und der 2,51-m-Schwinge im täglichen Einsatz.
„Die Maschine nutzen wir zum Futteranschieben und zum Einstreuen mit einer Einstreuschaufel. Auch Ausmisten und viele kleinere Arbeiten auf dem Hof erledigen wir mit dem Lader“, so Bergmann zum Einsatzprofil. Vor dem Kauf hat er sich eine Vorführmaschine genauer angesehen. Dadurch fiel zum Beispiel die Entscheidung gegen die optionale Straßenbeleuchtung. Sie schränkt die Sicht seitlich vorne ein und wird auf dem Betrieb nicht benötigt.
Ein klares Plus vergibt der Praktiker für den Fahrerplatz: „Hier habe ich auch als groß gewachsener Mensch noch ausreichend Platz, das ist nicht selbstverständlich bei so einer kompakten Maschine.“ Zufrieden ist der Landwirt auch mit Motor und Fahrantrieb. Tim Bergmann hat die Erfahrung gemacht, dass eher der Untergrund der begrenzende Faktor ist und die Räder auch mal durchdrehen.