Gabelstapler sind unschlagbare Genies für den Hof. Sie sind klein, wendig und flexibel zugleich. Doch wie sieht es auf dem Gebrauchtmarkt mit dieser Maschinengattung aus? Wir haben zahlreiche Tipps aus der Praxis gesammelt und diese um die Erfahrungen einer Fachwerkstatt ergänzt. Hier stand uns die Firma Uhrmacher aus Stelle in Niedersachsen zur Seite.
Gebrauchte Gabelstapler: Optik und Hubmast
Lassen Sie sich nicht von der Optik täuschen. Es gibt Gabelstapler, die schrecken äußerlich ab, sind technisch aber trotz 20 000 bis 30 000 Betriebsstunden einwandfrei. Das gilt allerdings nicht für alle Modelle und hängt vor allem vom Wartungszustand ab. Und Vorsicht: Auf Portalen wie eBay-Kleinanzeigen sind immer mal wieder Stapler zu finden, die optisch auf den ersten Blick einwandfrei aussehen. Auf den zweiten Blick sieht es dann aber oft anders aus…
Bevor Sie konkrete Maschinen suchen, sollten Sie sich Gedanken über die erforderliche Ausstattung machen: Wie schwer sind die Lasten, die Sie laden möchten? Verbreitet in der Landwirtschaft sind Stapler in der 2,5- bis 3,5 t-Klasse, wobei auch Fünftonner an Bedeutung gewinnen. Wohl überlegt sein sollte auch die Bauart und -höhe des Hubmastes — sowohl in puncto Durchfahrts- als auch bei der Überladehöhe.
Aufbauend auf diesen Kriterien können Sie passende Stapler mit Duplex- oder Triplex-Masten in den verschiedensten Ausführungen suchen. Modelle mit Freihub sind beispielsweise für Gebäude mit einer niedrigen Deckenhöhe zu empfehlen. Hier fährt der Zinkenträger zunächst im Hubgerüst hoch, bevor dieses nach oben teleskopiert.
Vermehrt zum Standard entwickeln sich Masten mit zwei seitlichen statt einem mittigen Hubzylinder. Das verbessert die Sicht nach vorne ungemein — wenngleich ein zweites Bauteil eine zusätzliche Gefahr für Leckagen darstellt. Übrigens: Bei den meisten Staplerherstellern können die Masten nachträglich durch ein anderes Modell aus derselben Baureihe ersetzt werden.
Im Detail sollten Sie auf die Kettenspannung und die Laufrollen achten. Je nach Modell können die Mastrollen mit 50 bis 150 Euro pro Stück schnell zu Buche schlagen — und davon sind einige verbaut.
Prüfen können Sie die sogenannte Fleyerkette so: Am besten besorgen Sie sich hierfür eine Lehre, die den Abstand zwischen mehreren Kettengliedern misst. Hier sollte im entlasteten Zustand möglichst wenig Spiel festzustellen sein. Demnach darf auch ein seitliches Verdrehen nicht möglich sein.
Zylinder, Träger und Zinken
Des Weiteren sollten Sie die Hydraulikzylinder, die Zinken und den Zinkenträger auf ihren Zustand überprüfen. Die Hub- und Neigezylinder dürfen nicht ölen und die Zinken und Zinkenträger nicht übermäßig verschlissen sein. Als Faustformel gilt: Der waagerechte Gabelteil muss am Knickpunkt noch mindestens 90 % des Materials vom senkrechten Gabelrücken vorweisen. Ansonsten sind sie reif für die Tonne. Ist dieser Verschleißgrad erreicht, gibt es spätestens bei der jährlichen UVV-Prüfung — die Sie durchführen müssen — Probleme.
Apropos Zinkenträger: Hier gibt es verschiedenen Kategorien. FEM II, III, IV usw. Je größer dieser ISO-Wert, desto massiver ist die Zinkenaufnahme ausgeführt. FEM II steht beispielsweise für eine Tragfähigkeit von 1000 bis 2000 kg mit einem 407 mm hohen Gabelrücken. Die Maße müssen Sie berücksichtigen, falls Sie den Gebrauchten um Zusatzkomponenten wie Drehgeräte oder Schaufeln erweitern wollen. Im besten Fall finden Sie hierfür direkt einen dritten Steuerkreis vor.
Abschließend zum Mast: Mit Hilfe eines zweiten Staplers oder eines Deckenkrans empfehlen wir die Masthalteschalen auf der Vorderachse zu prüfen. Sobald Sie den Turm entlastet haben, können Sie die Lagerschalen mit einem Montierhebel auf Spiel überprüfen. Wurde der Stapler bereits über eine längere Zeit mit solchem Verschleiß eingesetzt, können Schäden an der Vorderachse bzw. den Achstrichtern vorkommen.
Der Hubzylinder sollte trocken und die Fleyerkette stramm sein.
(Bildquelle: Schulz)
Wählen Sie einen passenden Hubmast: Dieser überzeugt mit einer prima Freisicht.
(Bildquelle: Schulz)
Hydraulikzylinder dürfen keine Undichtigkeiten vorweisen, ansonsten bekommen Sie bei der UVV-Prüfung Probleme.
(Bildquelle: Schulz)
Achtung bei den Achsen
Da Gabelstapler ungefedert unterwegs sind, unterliegen die Achsen großen Belastungen. Vor allem die hintere Lenkachse sollte daher genau inspiziert werden. Hierfür sollte das Heck aufgebockt und anschließend der Mittelachs- und die Achsschenkelbolzen sowie die Spurstangen und Gelenkköpfe kontrolliert werden. Und keine Sorge: Es gibt verschiedene Bolzen-Austauschsets (200 bis 500 Euro) bis hin zu generalüberholten Achsen (rund 2 000 Euro) — hier sollte einer Reparatur nichts im Wege stehen.
Sorgsam sollten Sie auch die Bereifung überprüfen. Hier muss zwangsläufig ausreichendes Profil zu erkennen sein. Ansonsten steht ein Austausch an, bei dem Sie von 500 bis 3000 Euro je nach Anforderungen (tägliche Nutzungsdauer, Gelände und Art des Untergrundes, Haupttätigkeit, usw.) viel Geld lassen können. Aber immerhin haben Sie dann die Wahl, den Stapler optimal für Ihr Einsatzgebiet zu besohlen.
Von einer Luftbereifung (z. B. für unebenes Gelände) bis zu Vollgummireifen ist das Angebot groß. Selbst die Vollgummireifen gibt es in unzähligen Varianten: zum Beispiel mit einlagig weichem Kern oder mehrlagigen Inlays in einer Standard- oder abriebfesten Variante.
Den höchsten Stellenwert sollten Sie auf den Motor legen. Startet er nach dem Vorglühen problemlos? Sind keine Laufgeräusche wahrzunehmen? Und sind Einspritzdüsen und Zylinderkopf trocken? Blicken Sie zudem auf das Motoröl und die Wechselintervalle, um ein böses Erwachen zu vermeiden. Grundsätzlich gelten Staplermotoren allerdings als solide und wartungsfreundlich.
Im selben Zuge empfehlen wir einen Blick auf die Wasserkühlung. Neben dem Füllstand sollten Sie auch einen Blick auf den Inhalt werfen. Selbstverständlich sollte darin ausschließlich Kühlflüssigkeit und kein Öl zu finden sein. Achten Sie zudem auf die Kühllamellen und die Lüfterlagerung.
Wenn der Motor intakt ist, nehmen Sie sich das Getriebe vor. Ältere Modelle sind zuweilen noch mit Schaltgetriebe und Kupplung bestückt, neuere in der Regel mit einem Drehmomentwandler oder hydrostatischen Antrieb samt Inch-Pedal.
Stapler mit einem Wandler besitzen in der Antriebsachse ein Differenzialgetriebe, hydrostatische nicht. Beim hydrostatischen Antrieb erzeugt eine stufenlose Verstellpumpe das Drehmoment. Der Öldruck
wirkt auf Ölmotoren an den Antriebsrädern. Durch diesen Aufbau kommen hydrostatisch angetriebene Stapler auch ohne mechanische Bremse aus.
Bei Wandler-Modellen finden Sie oft eine oder zwei Trommelbremsen, die einem normalen Verschleiß unterliegen. Teilweise kommen Lamellenbremsen im Ölbad vor — dann ist Verschleiß kein großes Thema. Prüfen Sie auch die Feststellbremse, sie muss einwandfrei funktionieren.
Beim Fahrverhalten heben einige Fahrer die hydrostatischen Antriebe positiv hervor. Denn hier arbeitet der Antrieb unabhängig von der Motordrehzahl, was das Rangieren und Anfahren vereinfacht.
Kontrollieren Sie unbedingt den Vortrieb vorwärts und rückwärts. Legen Sie dafür z. B. ein Kantholz vor oder hinter die Antriebsachse und versuchen dann mit Druck dagegen oder darauf zu fahren. Bei Wandler-Antrieben ist auch eine Kontrolle des Öls ratsam: Vertrauen Sie hier Ihrer Nase: Riecht das Öl verkohlt, ist dies ein Indiz für Überhitzung, was die Lebensdauer verkürzt. Ein Blick auf die Ölfilter kann Ihnen einen Hinweis auf Abrieb im Getriebe geben. Beim Fachmann können Sie zudem den Öldruck messen lassen.
Hier ist der Mast demontiert, um die Lagerschalen zu erneuern.
(Bildquelle: Schulz)
Die Schalen (hier liegend) stützen den Mast auf der Vorderachse ab.
(Bildquelle: Schulz)
Kontrollieren Sie vor dem Gebrauchtkauf unbedingt die hier getauschten Achsbolzen
(Bildquelle: Schulz)
Alles Weitere in Kürze
In der Kabine können defekte Fahrersitze die Reparaturpreise nach oben treiben. Noch teurer sind defekte Bedienelemente. Während ältere Modelle oft per Bowdenzüge betätigt werden, sind neuere Modelle oft mit Elektronik ausgestattet. Schließen Sie hier einen defekten Kabelbaum aus.
Der Hubmast muss spielfrei sein, darf nicht klappern und nie absinken.
Risse am Fahrgestell oder Kontergewicht müssen fachmännisch repariert sein.
Hydraulikschläuche sollten alle sechs Jahre ausgetauscht werden.
Stapler mit Dieselmotor müssen einmal jährlich einer Abgasprüfung unterzogen werden.
Für den Betrieb in geschlossenen Gebäuden benötigen Sie eine Abgasreinigung.
Im Motorraum sollten Sie Bilder wie diese vorfinden:…
(Bildquelle: Schulz)
…keine Undichtigkeiten oder Ablagerungen.
(Bildquelle: Schulz)
Analog oder elektrisch: Prüfen Sie unbedingt die Funktionshebel auf ihre Funktion.
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
Wir fassen zusammen
Bei Gabelstaplern ist das Alter nebensächlich. Wichtiger ist eine regelmäßige Wartung. Gute Gebrauchte — sogar mit Garantie — sind selten unter 7000 Euro zu bekommen. Zwischen 8000 und 12000 Euro wird das Angebot für 2,5- bis 3,5-Tonner größer. Im Vordergrund beim Gebrauchtkauf stehen Motor, Lenkachse und das Getriebe.