Claas sorgte für Aufmerksamkeit, als die saatengrünen Großtraktoren mit mehr als 400 PS auf der Sima in Frankreich 2011 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die Lücke zwischen dem kleineren Axion 800 und dem großen Systemschlepper Xerion wurde erfolgreich mit der 900er Serie geschlossen.
Auf dem Gebrauchtmarkt findet man häufig den 930 oder den 950 bzw. 960 als meistverkauftes Modell der 900er Serie. Dem 920 wird zwar eine gute Zugkraft nachgesagt, er verhält sich auf der Straße aber weniger spritzig als der 950 mit immerhin fast 100 PS mehr Leistung bei fast gleichem Eigengewicht von über 15 t in Vollausstattung.
Der Dampf für die sehr gute Zugkraft der Boliden stammt aus dem FPT Cursor 9 Motor mit 8,7 l Hubraum, sechs Zylindern und VGT-Turbolader. Über 1 700 Newtonmeter stemmt der Motor im Topmodell Axion 960 auf die Kurbelwelle.
Traktor Claas Axion 900: Ausreichend Kühlleistung
Das Kühlerpaket ist für diese Leistung ausgelegt. Ab der Modellnummer A64 (2020) wurde das Lager des Viskolüfters verstärkt. Dreht der Viskolüfter bereits bei kaltem Motor auf Volllast, muss ein Update für die Elektronik aufgespielt werden. Und weil sich die Claasianer im Wettbewerb mit den Modellen aus Marktoberdorf messen lassen müssen, hat man dem Axion mit Abgasstufe V ein Niedrigdrehzahlkonzept verpasst. Die Motorsteuerung wurde so angepasst, dass der Motor ein höheres Drehmoment bei 1 800 U/min aufweist.
2017 hat man die Abgasnachbehandlung überarbeitet. Mit der Vorgabe der neuen Abgasstufe wurde der AdBlue-Tank auf 62 l vergrößert, der Dieseltank fasst ab 2017 nicht mehr 700, sondern 640 l. Die fehlenden 60 l konnten aber bei den älteren Modellen kaum genutzt werden, weil die Tankform keine restlose Entleerung zulässt.
In Blockbauweise ist der Motor mit Hilfe eines stabilen Halbrahmens mit dem Getriebe direkt verschraubt. Somit kommt das Fronthubwerk ohne zusätzliche Stabilisierung aus, darf aber dennoch mit breitesten Frontschilden gefahren werden. Bis 2018 gab es zwei Typen mit 4,8 oder 6,5 t Hubkraft. Gleich zu beginn gab es einen Umrüstsatz für die Bolzen, die sich im harten Alltag lösen konnten.
Axion-Besitzer loben die Abstimmung zwischen stufenlosem Getriebe und Motor — vor allem Besitzer der Serie ab A64 (ab 2020), weil hier softwaretechnisch Feintuning betrieben wurde. Ab diesem Modelljahr heißt das Getriebe Terramatic 45. Es kommt wie das vorher eingebaute Eccom 3.0 von ZF und hat sich bezüglich der Hardware nur wenig verändert. Auch das Eccom 3.0 bereitet in der Praxis nur sehr selten Probleme. Gelobt wird der Wirkungsgrad der vier Fahrbereiche, die per Lamellenkupplung automatisch schalten.
Ab der Modellnummer A44 (2017) kann der Axion mit 2,23 m hohen Rädern hinten bestückt werden — auch mit doppelter Bereifung. Doppelte Bereifung vorne bereitete bei den ersten Modellen (A23) gelegentlich Probleme. Die Dana-Vorderachse war zu schwach ausgelegt. Das galt sowohl für die Achstrichter und die Lagerung als auch für die Lenkzylinder. Claas verstärkte daraufhin die Lenkzylinder und ließ eine neue Vorderachse in die Produktion einfließen. Stärkere Bolzen für die Vorderachse rundeten das Update ab. Seit dem Modell A64 ist zudem ein Schmierblock für die Vorderachse Serie.
Der Großtraktor von Claas ist für schwerste Zugarbeiten konstruiert.
(Bildquelle: Bensing)
Bis zum Modell A23 macht die Vorderachse hier und da Probleme, gerade im Einsatz mit Doppelbereifung.
(Bildquelle: Bensing)
Cebis Touch ab 2017
Die Bedienung mit Armlehne samt C-motion Fahrhebel ist bei der Version Cebis Serie. Wurde der Kabinenträger 2014 mit einem Umrüstsatz versehen, gehören Geräusche der Kabinenfederung der Vergangenheit an.
Zwei unterschiedliche Arten der Bedienung: Hier das „alte“ Modell.
(Bildquelle: Wilmer)
Die Bedienarmlehne ist mit Einführung des Cebis Touch 2017 deutlich komfortabler geworden. Das Lenksystem benötigt nach wie vor ein eigenes Terminal.
(Bildquelle: Wilmer)
Zu moderat war zu Beginn die Leistung der Klimaanlage der großen Axions. Weil es im Dach keine Luftdüsen gibt, musste die Kabine von unten heraus gekühlt werden. Das ist unter extremen Bedingungen schon mal ein Problem, bei dem auch gerne mal die Klimaanlage komplett vereiste. Ebenfalls anfällig war das Klima- und Lüftungspanel in der Kabine, dass mit der Einführung des Modellupdates A44 behoben wurde.
Wo wir gerade bei der Kabine sind: Ältere Modelle vor 2015 können Probleme mit dem Kabelbaum haben, der auf Kulanz getauscht wurde — nicht die Regel aber eben möglich. Daher fragen Sie den Vorbesitzer nach diesen Problemen. Ab dem Modell A64 wurde die Kabine nochmals überarbeitet und ist leiser geworden.
Gelobt wird in der Praxis die einfache Bedienung, die mit der Einführung des Cebis-Touch-Terminals um ein Vielfaches verbessert wurde. Mit dem Cebis-Touch ist der Monitor endlich in der Lage, ISO-Bus-Funktionen zu verarbeiten, wie z. B. die seit Kurzem verfügbare integrierte Reifendruckregelanlage CTIC, die bei Radmaschinen in dieser Größer absolut empfehlenswert ist, wenn der Schlepper oft zwischen Straße und Acker wechselt.
3,5 t mehr für Halbraupe
Das Raupenlaufwerk für die Hinterachse beim Modell Terra Trac wiegt 3,5 t mehr als die Radmaschine und auch der Dieseltank ist nochmals 90 l größer. Weitere Änderung zur Radmaschine: Die Unterlenker sind 20 cm länger — mit entsprechend geringerer Hubkraft.
2017 hat Claas die Halbraupe Terra Trac für den Axion vorgestellt. Der bauliche Aufwand ist hoch, zumal Tank, Achstrichter und Hubwerk verändert werden.
(Bildquelle: Bensing)
Mit dem Update der Axions im Jahr 2020 wurde die integrierte Reifendruckregelanlage CTIC vorgestellt.
(Bildquelle: Wilmer)
Beim Hubwerk ist der Leistungsklasse entsprechend alles „ausgewachsen“. Hier wünscht man sich als Fahrer eine helfende Hand, wenn der hydraulische Oberlenker im Kat. IV-Format gewuchtet werden muss. Ansonsten gibt es in der Praxis keine Probleme, wenngleich die Seitenstabis im besten Fall hydraulisch gespannt werden.
Die Zugpferde aus Harsewinkel sind auf dem Gebrauchtmarkt knapp — wie derzeit alle Angebote. Ein Axion 930 mit knapp 6000 h von 2015 wird für etwa 80 000 Euro gehandelt. Eine Terra Trac-Maschine mit 250 h aus dem Jahr 2020 kostet 285 000 Euro. Die Spanne ist also groß.
Sollten Sie sich für den Axion interessieren, prüfen Sie, ob die Schlepper im MaxiCare-Programm von Claas gelistet sind. Dann sind Ersatzteile und Wartungen von Claas-Werkstätten übernommen worden. Die Dokumentation hilft den Zustand einzuordnen.
Fazit
Die Axion 900 von Claas sind zuverlässige Zugpferde mit gutem Motor und robustem Getriebe. Kinderkrankheiten wie die zu schwache Vorderachse wurden behoben, elektrische Probleme sind selten. Gebrauchte Modelle mit Terra Trac-Laufwerk sind noch sehr jung, als Spezialisten für den Acker im Vergleich zur Radmaschine aber teuer.