Nein, Börger steigt nicht in die Eheberatung ein. Vielmehr stellt das Unternehmen mit dem in Kooperation mit Stade gefertigten Mobilseparator eine schlagkräftige Beziehung vor.
Nicht nur für Betriebe, die Nährstoffe exportieren, bleibt die Separation von Gülle ein aktuelles Thema. Auch Futterbaubetriebe erkennen, dass das dünne Separat effektiver im Grünland eingesetzt werden kann, während die Feststoffe z. B. besser zu Ackerfrüchten passen.
Für die eigene Mechanisierung eignen sich Separatoren nicht immer. Das Unternehmen um Bernd Bösing hat das Potenzial erkannt und sich im letzten Jahr einen schlagkräftigen Separator von Börger angeschafft. Wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Aus Hygienegründen ist es nicht erlaubt mit einem Mobilseparator Einstreu für die Liegeboxen in Milchviehställen zu erzeugen. Hier ist eine eigene Mechanisierung notwendig.
Als mobile Lösung bietet Börger eine eigene Separationseinheit auf einem Lkw-Auflieger an. Herzstück sind zwei Separatoren RC 150 mit jeweils einem Durchsatzvermögen von bis zu 150 m³ Gülle pro Stunde. Börger ist Spezialist für Separatoren, Pumpen und deren Steuerungstechnik. Im Bereich Fahrzeugbau kooperiert man mit dem Partner Stade Maschinenbau. Stade liefert nicht nur das Fahrgestell als aufliegerbasierte Variante, sondern auch Zubehörteile, wie z. B. den aus Edelstahl gefertigten, 7,50 m langen Elevator, sowie die Kabine, die aus dem Mühlenbau bekannt ist.
Bei einer Durchsatzleistung von mehr als 250 m³/h ist die Maschine in der Lage, mehr als 30 t Feststoff pro Stunde (je nach TS-Gehalt) abzuscheiden. Eine permanente Überwachung ist vorteilhaft, nicht nur bei der Befüllung. Auch Prozesse, Pumpen und Fremdkörperabscheider brauchen Wartung. Und gerade weil das Gerät so groß ist, begünstigt die überwachende Person den Durchsatz. Das hält die Preise pro Kubikmeter separiertem Material moderat.
Aus der liftbaren Kabine hat man die Befüllung gut im Blick.
(Bildquelle: Bensing)
Der Elevator wird mit der Funkfernbedienung gesteuert.
(Bildquelle: Bensing)
Fließender Strom
Der Antrieb aller Pumpen, Abscheider und Separatoren erfolgt elektrisch. Dafür ist vorne auf dem Auflieger ein Stromaggregat mit 175 kVA Leistung von Ferbo aufgebaut. Demnächst wird ein 220-kVA-Gerät montiert, das wegen Teilemangels bisher nicht verfügbar war. Während unseres Besuchs war das Aggregat bei einem Durchsatz von 225 m³/h zu gut 80 % ausgelastet.
Widerstandsarm, mit wenigen Bögen im Güllefluss hat Börger die Pumpeneinheit im Heck des Fahrzeugs konstruiert. Für einen störungsfreie Zufuhr müssen zwei 6-Zoll- oder ein 8-Zoll-Schlauch gekuppelt werden, damit die Separatoren aus dem Vollen schöpfen können. Dazu wird der Güllezulauf gebündelt in einen Fremdkörperabscheider geleitet, nachdem sich die Gülle bereits im Steinfang vom schweren Beifang befreien konnte. Danach wird der Güllestrom gleichmäßig mit zwei gut zugänglichen Drehkolbenpumpen bedarfsgerecht auf beide Separatoren aufgeteilt. Hier sind Pumpentypen der FL-Baureihe mit einer Leistung von bis zu 6 m³/min eingebaut.
Frequenzgesteuert laufen alle großen Stromabnehmer (Pumpen, Cutter, Separatoren) in einem optimalen Kennfeld, um bei minimalem Stromverbrauch maximale Kapazitäten zu erreichen. Die Pumpen erzeugen dabei einen Vordruck auf den Separator, der bis zu 1 bar betragen kann. Dann wird die Gülle mittels einer Pressschnecke entwässert. Die Hardoxschnecke hat an ihren Windungen eine Nut, in der sich Faserstoffe absetzen, die wiederum den Zwischenraum zu den Edelstahlsieben abdichten. Außerdem reibt mit dieser Konstruktion kein Metall auf Metall. Das soll den Verschleiß minimieren und die Selbstreinigung der Siebe fördern.
Der Grad der Entwässerung wird einerseits über die Siebgröße in dem Separator bestimmt, zum anderen wird die sogenannte Multidisc Scheibe am Ende des Separators pneumatisch axial vor den Presskanal gedrückt. Der TS-Gehalt ist so stufenlos einstellbar. Damit wird nicht nur ein gefürchteter Durchbruch verhindert, auch der Start der Separation soll einfach gelingen, weil mit der Scheibe ein künstlicher Pfropfen simuliert werden kann.
Die festen Faserstoffe werden von den Separatoren über eine Querschnecke in einen Edelstahlelevator gefördert. Dieser hat eine Länge von 7,50 m. Damit können auch große Schubböden beladen werden, ohne dass sich der Lkw bewegen muss (Ruhezeiten). In unserem Fall war der 20 m³ große Kipper in weniger als 15 Minuten gefüllt. Dabei wurde die Gülle aus einem Hochsilo entnommen und das flüssige Effluent wieder dem Hochsilo zugeführt. Eine Gülle für die schnelle Infiltration in den Boden also.
Der TwinSep von Börger ist die schlagkräftige Variante, um mobil Gülle in fest und flüssig zu trennen. Die Zusammenarbeit von Stade und Börger vollbringt einen professionellen Auflieger mit bis zu 300 m³/h Durchsatz. Soviel Leistung lässt sich Börger mit etwa 450 000 Euro ohne Mehrwertsteuer bezahlen.
Praktikerurteil
Kompromisslos mobil
Bernd Bösing startete im Jahr 2012 mit der Separation und hatte zunächst einen kleinen Pressschneckenseparator in der Vermietung. Störungen mussten mühsam über das Telefon beseitigt werden, weil eine begleitende Arbeitskraft die Mietkosten aus dem Ruder hätte laufen lassen. Mit dem Großgerät ist Bösing zufrieden: „Wir können nicht nur unsere Arbeitskraft stellen, sondern auch schlagkräftig unsere Sattelzüge füllen. Die Steuerung ist präzise, übersichtlich und feinfühlig. Die Verarbeitung gefällt mir, wie auch die Leistung der Einheit. Details wie zusätzliche Schlauchhalter und eine bessere Ausleuchtung rüsten wir nach. Eine Speed Cat-Abscheidung von Börger haben wir gekauft, damit der Güllestrom vorgereinigt und beschleunigt werden kann“, resümiert der junge Unternehmer die ersten 60 000 m³ abseparierte Gülle. Für einen großen Arbeitsradius von mehr als 150 km muss der Auflieger einfach alles dabei haben.