Lemken iQblue connect: Intelligenz für dumme Geräte
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Gut zu wissen
- Das Modul automatisiert Gerätefunktionen, indem es der Schlepperhydraulik Befehle gibt.
- Voraussetzung ist ein Traktor mit zertifizierter TIM-Funktionalität.
- Das integrierte Modem kann Daten senden und empfangen.
- Der eingebaute GPS-Empfänger unterstützt Teilflächenanwendungen und das Dokumentieren von Aufträgen über den Agrirouter.
Bislang musste der Variopflug für solche Automatikfunktionen mit zusätzlicher Elektrohydraulik und Elektronik ausgestattet sein. Das ist aufwändig und teuer — für ein Gerät, das eigentlich nur pflügen soll.
Eleganter sind Lösungen, bei denen auf den Elektrohydraulikblock am Pflug verzichtet werden kann. Denn die elektro-hydraulischen Steuergeräte haben die Traktoren ja bereits. Es bedarf nur eines Sensors, der die Arbeitsbreite des Pfluges erkennt, und eines Jobrechners, der dem Schlepper befiehlt, das Steuergerät entsprechend zu betätigen.
Grundmodul plus Sensor-Kit
Der Clou an dem System: Der Jobrechner ist umsetzbar — und zwar nicht nur von Pflug zu Pflug, sondern auch vom Pflug auf einen Grubber. Dafür wird an den Geräten eine Grundplatte mit einem Schnellwechselverschluss angebracht. Lediglich die Sensoren und die Verkabelung sind fest installiert und verbleiben auf den jeweiligen Maschinen.
Für die automatische Steuerung misst ein Winkelsensor ständig die Ist-Arbeitsbreite des Pflugs oder am Grubber die Arbeitstiefe. Für den Abgleich der Ist-Werte mit den Soll-Werten kommuniziert der Jobrechner von iQblue connect per ISO-Bus-Verbindung mit den Terminals auf dem Schlepper und mit dem Traktor-Jobrechner, der sogenannten Traktor-ECU oder kurz TECU. Die TECU setzt Steuerbefehle z. B. für das Betätigen der hydraulischen Steuergeräte oder des Hubwerks um. Normalerweise würde der Fahrer die Steuergeräte manuell bedienen.
Nicht ohne TIM
Umgekehrt muss auch der Geräte-Jobrechner — in diesem Fall das Grundmodul von iQblue connect nach dem ISO-Bus-Standard zertifiziert sein. Lemken hat dieses Zertifikat im Oktober erhalten und ist nun in der Kompatibilitätsdatenbank der AEF gelistet. Denn nur wenn beide das Zertifikat haben, funktioniert die Ansteuerung.
Für die Bedienung der GPS-gesteuerten Arbeitsbreitenverstellung mit iQblue connect wird ein CCI ISO-Bus-Terminal benötigt, auf dem die Parallelfahrhilfe „Command PT“ installiert ist. Dieses System verwaltet Spuren und legt Informationen über Spurabweichungen auf den ISO-Bus. Die automatische Pflugsteuerung braucht diese Daten für das Anpassen der Schnittbreite.
Zusätzlich benötigt die automatische Regelung hochgenaue Positionsdaten. Da der einfache GPS-Empfänger im Grundmodul diese nicht liefert, muss der Schlepper mit einem RTK-Lenksystem ausgestattet sein, dessen Empfänger die RTK-korrigierten Signale ebenfalls über den ISO-Bus bereitstellt.
Schnurgerade Furchen
Für den Eingriff von iQblue connect in die Traktorsteuerung müssen sich die Jobrechner von Traktor und Gerät zuerst einmal kennenlernen. Nachdem beide „Hallo“ gesagt und die TIM-Zertifikate erfolgreich ausgetauscht haben, zeigt ein Symbol mit vier quadratischen Teilflächen dies an.
Nun hat der Fahrer zwei Möglichkeiten die automatische Pflugsteuerung zu nutzen: Entweder er speichert beim Pflügen der ersten Furche eine A-B-Linie. Diese virtuelle Gerade nutzt iQblue connect anschließend, um die Arbeitsbreite des Pflugs anzupassen. Das Ziel sind immer gleiche, schnurgerade Furchen — auch bei wechselnden Bodenverhältnissen.
Oder aber auf schräg zulaufenden Flächen legt der Fahrer erst auf der einen Seite des Feldes die Referenzspur als Ziellinie an und beginnt danach auf der gegenüberliegenden Seite des Schlags mit dem Pflügen. iQblue connect gleicht dann durch kontinuierliches Anpassen der Arbeitsbreite Keile aus.
Gerät übernimmt Kontrolle
Ansonsten aktiviert der Fahrer die TIM-Funktion mit einer Taste in der Bedienkonsole und startet die Automatikfunktion am CCI-Terminal. Nachdem er anschließend noch am Schlepper-Terminal dem iQblue connect den Zugriff auf das Traktor-Steuergerät erlaubt hat, kann es losgehen mit der automatischen Pflugsteuerung über TIM. Traktor und Gerät sind nun eine Einheit.
Wir haben mit dem Prototyp des Systems nur die erste Variante getestet: Eine absichtlich im Bogen gepflügte Furche glättete iQblue connect nach nur zwei Arbeitsspuren. Am Traktor-Terminal zeigte das TIM-Icon einen Strudel an. Dieser symbolisiert, dass der Geräte-Jobrechner iQblue connect die Kontrolle über das Steuergerät hat. Außerdem kann der Fahrer am Bildschirm sehen, ob und wie die automatische Steuerung den Arbeitsbreitenzylinder am Pflug bewegt.
Grubber mit automatischer Tiefenverstellung
Es kann dann z. B. die Messwerte eines Bodensensors oder wie in unserem Fall im Terminal hinterlegte Karten nutzen, um die Arbeitstiefe des Geräts automatisch anzupassen.
Entsprechend befiehlt iQblue Connect dem TIM-fähigen Traktor das Heckhubwerk zu heben oder zu senken und über die Steuergeräte die Zylinder an den Stützrädern und der Walze ein- oder auszufahren. Dass dies funktioniert, davon konnten wir uns beim Einsatz eines Karat 9/500 KA überzeugen. Weil dieser Grubber mit der automatischen Konturnachführung Contour-Track ausgestattet ist, müssen keine zusätzlichen Sensoren montiert werden. Das Adapter-Kit kostet deshalb anstatt 950 nur 680 Euro ohne Mehrwertsteuer. Außerdem ist bei dieser Anwendung die Genauigkeit von plus/minus 1 m des im iQblue Connect integrierten GPS-Empfängers ausreichend.
Fazit
Allerdings gibt es bisher nur wenige Traktormodelle, die eine TIM-Zertifizierung nach AEF haben. Dazu gehören derzeit die 6er, 7er und 9er Baureihen von Deutz-Fahr mit der Abgasstufe V und IV final sowie der John Deere 6R und der Kubota 7003.