Mit der App TAP Feed bietet Topcon ein Tool an, das das Füttern vereinfacht. Ein Landwirt berichtet, wie er damit Arbeitsabläufe optimiert und die Kosten im Blick behält.
Als Jugendlicher musste Johannes Länge auf dem elterlichen Milchviehbetrieb häufig die Futterreste rausräumen. Das sollte anders werden. Und so setzte er sich zum Ziel, das Füttern so weit zu erlernen, dass er keinen Berater braucht und die Tiere keine Futterreste übriglassen.
Rezeptgenau füttern
„Die Fütterungsapp TAP Feed von Topcon hilft mir dabei“, sagt der junge Betriebsleiter aus Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Die Smartphone-App kommuniziert mit der webbasierten Fütterungssoftware von Topcon und verbindet sich mit dem Wiegesystem des Futtermischwagens. Das erleichtert das rezeptgenaue Beladen, weil der Fahrer des Radladers am Display des Smartphones das Gewicht des bereits geladenen Futters sieht. Das zeigt der Bordcomputer der Waage am Futtermischwagen zwar auch an, aber die Anzeige ist vom Radlader aus nicht zu sehen.
Auch bei der Futtervorlage kann die App den Fütterer unterstützen, die vorgegebenen Mengen zu dosieren, wenn beispielsweise bei einer Fütterungszeit die Mischwagenfüllung für zwei verschiedene Gruppen vorgesehen ist. Hinzu kommt, dass die App die tatsächlich gefütterten Mengen jeder Komponente automatisch zurück in die Topcon Agriculture Platform (TAP) überträgt. Unter tap.topconagriculture.com ist das Portal für registrierte Benutzer zugänglich.
Die TAP Feed App zeigt das Bedienmenü des Wiegesystems.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit Hilfe der App kann der Milchviehhalter das geschrotete Futter aufs Kilogramm genau dazu dosieren.
(Bildquelle: Tovornik)
App in rot und blau
Voraussetzung für die vollumfängliche Nutzung aller Funktionen der App ist ein Futtermischwagen, der mit einem Wiegesystem ausgestattet ist. Idealerweise stammt dieses aus der Produktfamilie Digi-Star von Topcon. Aber auch mit Wiegesystemen anderer Hersteller könnte die App über die Bluetooth-fähige Wiegeanzeige von Topcon kommunizieren, so dass hier eine Nachrüstung möglich wäre.
Der Futtermischwagen Trioliet Solomix 2, den Milchviehhalter Johannes Länge einsetzt, ist standardmäßig mit der Wiegetechnik von Digi-Star ausgestattet. Auch gibt es dazu eine App in rot von Trioliet mit ähnlichen Funktionen wie die Topcon-App in blau. Jedoch eine für Johannes Länge wesentliche Funktionalität fehlte der roten Trioliet-App: Das Planen der Rationen am Büro-PC mit anschließendem Versand der geplanten Mischungen via Internet an die Smartphone-App und damit an das Wiegesystem des Futtermischwagens war mit der roten App nicht möglich.
„Ich möchte nicht nur die Rationen am PC planen, sondern auch die Mengen und die Kosten der getätigten Fütterungen archivieren. Das war ebenfalls mit der ursprünglichen App in rot nicht möglich. Mit der neuen App-Version in blau geht das. Die App spielt zum einen zurück, was eingewogen wurde. Und zum anderen protokolliert sie die Uhrzeiten, wann die Futterkomponenten geladen, gemischt und entladen wurden“, sagt der Milchviehhalter. Damit wäre sogar eine Auswertung der Arbeitszeiten möglich.
Rezepte am PC planen
Am PC verwaltet der Milchviehhalter im Topcon-Portal unter TAP-Feed seine Futterkomponenten, erstellt Rezepte und ordnet sie den verschiedenen Fütterungsgruppen zu. Die Reihenfolge der Komponenten einer Ration lässt sich einfach durch Hoch- oder Runterziehen in der Liste anpassen.
Bei jeder neuen Futterkomponente trägt Johannes Länge den TS-Gehalt und den Preis je 100 kg Futter ein. Dabei berücksichtigt er bei seinem selbst erzeugten Futter immer den aktuellen Marktwert. So erhält er nachher einen Überblick über die Fütterungskosten. „Ehrlich gesagt, bin ich erschrocken, wie viel Geld ich am Tag verfüttere“, gesteht Länge. „Außerdem lege ich im Portal jede Silokammer getrennt an. So kann ich Rückschlüsse ziehen, wie viel Futter im Silo war und was es gekostet hat.“ Wichtig ist auch, die TS-Gehalte der Silagen zu bestimmen. Johannes Länge macht das jeweils beim Öffnen eines neuen Silos und noch einmal kurz vor dem Leeren.
Hat sich der Wert geändert, korrigiert er den im Portal für die Futterkomponente hinterlegten Wert. Das wirkt sich unmittelbar auf die geplanten Rationen aus. Denn die benötigte Frischmasse-Futtermenge richtet sich nach dem Trockenmassegewicht. Das in den Futtermischwagen einzuwiegende Frischmassegewicht wird entsprechend umgerechnet. Das ist insbesondere bei Silage interessant.
Sind alle Komponenten für eine Ration zusammengestellt, berechnet die Fütterungssoftware automatisch die Wassermenge, die der Fütterer zusätzlich in den Futtermischwagen geben muss, um die für den Futterration angestrebten TS-Gehalt zu erzielen. Die Wassermenge lässt sich nicht manuell verändern.
Johannes Länge lädt seinen Futtermischwagen mit dem Radlader. Die Anzeige des integrierten Wiegesystems kann er von der Fahrerkabine aus nicht sehen.
(Bildquelle: Tovornik )
Am PC nutzt Johannes Länge am häufigsten die Funktion Rezepte gestalten.
(Bildquelle: Tovornik)
Gruppen und Rationen verknüpfen
Außerdem muss der Milchviehhalter in der Portalsoftware seine Futtergruppen anlegen und angeben, wie viele Tiere in welcher Gruppe sind. Anschließend kann er den Gruppen Rationen zuordnen. Darüber hinaus kann er im Menü für die Ladungen des Futtermischwagens auch zwei Futtergruppen zu einer zusammenfassen.
Zum Beispiel erhalten die Hochlaktierenden und die Wellness-Gruppe bestehend aus Frischkalbenden und Kranken bei Johannes Länge die gleichen Rationsmischungen. Vom Volumen her passen die Rationen der beiden Gruppen auf einmal in den 18-m³-Futtermischwagen. Wäre das nicht der Fall, würde die Fütterungssoftware den Betriebsleiter darauf hinweisen und ein Koppeln der Gruppen in einer Fütterungszeit nicht zulassen.
Koppeln per Bluetooth
Die Waage bzw. der Bordcomputer des Futtermischwagens und das Smartphone verbinden sich per Bluetooth miteinander. Die TAP Feed App auf dem Smartphone lädt die Rationsdaten über eine mobile Internetverbindung oder auch per WLAN aus dem Portal von Topcon herunter. Auf dem gleichen Weg funktioniert das Zurückspielen der tatsächlich in den Futtermischwaagen eingewogenen Futtermengen, die die App automatisch hochlädt.
Der Startbildschirm der App zeigt die Bedienfunktionen der Waage. Mit einem Button lässt sich die Waage auf Null kalibrieren. Oder, wenn der Futtermischwagen umgesetzt werden soll, kann der Fütterer die Waage per App sperren. So beeinflussen Erschütterungen beim Hin- und Herfahren das zuletzt ermittelte Gewicht nicht.
Nachdem die Waage über die App gesperrt wurde, zeigen sowohl die Waage aus auch die Smartphone-App im Display den „Hold“-Modus an. Auch wenn die Spannungsversorgung zwischendrin unterbrochen wird, bleibt das „eingefrorene“ Gewicht erhalten. Das ist gut so, weil Johannes Länge zwischendrin den Motor des Traktors ausschaltet. Denn anders als sonst in der Praxis meist üblich, dosiert er erst das Kraftfutter in den Futtermischwagen. „So kann ich das Schrot genauer abwiegen, weil die Mischschnecke des Futtermischwagens dann noch nicht laufen muss, und die Waage das Gewicht ohne Schwankungen anzeigt“, sagt der Landwirt.
Per Fingertipp geht es in der App zu den Ladungen. In dieser Ansicht listet die App die Rationen der verschiedenen Fütterungsgruppen und zeigt auch, wann die letzte Aktualisierung war. So kann der Fütterer überprüfen, ob er die neueste vom Betriebsleiter geplante Ration sieht.
Nach Aufrufen einer Ration lässt sich die Anzahl der Kühe in der App noch ändern. Außerdem kann der Fütterer die Futtermenge in Prozentschritten erhöhen oder reduzieren. Zum Beispiel könnte er die Menge um plus fünf Prozent ändern, wenn die Silage schmackhafter ist und die Kühe mehr fressen. Die Fütterungssoftware im Portal übernimmt diese Einstellung und setzt die gefütterte Menge für die Folgetage entsprechend um, so dass dann die erhöhte Menge 100 % entspricht.
Die in der Portalsoftware festgelegte Reihenfolge für das Laden der Komponenten kann der Fütterer in der App nachträglich noch ändern. Das ist z. B. dann praktisch, wenn vergessen wurde, die Schrotmühle rechtzeitig einzuschalten und somit kein fertig geschrotetes Futter vorrätig ist.
Beim Beladen färbt sich ein Balken je nach Ladefüllstand für die Komponente von anfangs rot über gelb in grün. Außerdem zeigt das Display, wie viel Kilogramm insgesamt in den Futtermischwagen hinein müssen, und ein Zähler, wie viel der Komponente noch fehlt. Zudem beginnt das Smartphone zu piepen, sobald sich die Einfüllmenge dem Sollgewicht nähert: Wie bei einer Rückfahrhilfe mit Ultraschall piepst es erst langsam, dann schneller und schließlich mit einem Dauerton, sobald die geforderte Füllmenge erreicht ist. Erst wenn alle Komponenten geladen sind, gibt das System eine Freigabe zum Füttern, und die App-Ansicht springt automatisch in das Ablademenü. Hier sieht der Fütterer nun, wie viel der geladenen Menge er bei welcher Gruppe geben muss. Das ist gut. Denn bei Johannes Länge bekommen ja, wie schon gesagt, die Wellness-Gruppe und die Hochlaktierenden die gleiche Futtermischung, und daher hat er deren Rationen zusammengefasst.
Für das Vorgeben des Futters an zwei Gruppen hat Johannes Länge jedoch einen Verbesserungsvorschlag. Denn in seinem speziellen Fall bekommen die Hochlaktierenden an zwei Futtertischen ihr Futter und die Wellnessgruppe an einem dritten. Vom Arbeitsablauf her ergibt es sich daher, dass er mit den Hochlaktierenden beginnt, dann bei der Wellness-Gruppe weitermacht und wieder zurück zu den Hochlaktierenden wechselt.
Um nun die je Gruppe verfütterten Mengen korrekt zu protokollieren, müsste er auch in der App während des Vorgebens zwischen den Gruppen hin- und herwechseln. Das ist jedoch so nicht möglich. Auch kann er das Vorgeben in der App nicht beenden, wenn erst ein Teil der vorgesehenen Menge abgeladen ist. Bei der Arbeit im Stall stört das zwar nicht, aber die anschließend ins Portal übertragenen Mengen werden dadurch nicht so zugeordnet, wie es sein müsste. Laut Topcon gibt es dieses Problem bei anderen Digi-Star-Gewichtsanzeigen nicht.
Positiv für Johannes Länge ist die Möglichkeit, Grundmischungen für zwei Fütterungszeiten in eins zu mischen. So konnte er das Herstellen der Rationen für das Jungvieh vereinfachen. Die Tiere unter 1,5 Jahren bekommen eine Stroh-Gras-Mischung, die älteren erhalten zusätzlich Maissilage. Das sind also zwei unterschiedliche Mischungen auf der gleichen Basis. Nach dem Vorgeben der Teilmenge für die Jüngeren übernimmt das System die Restmenge und berechnet automatisch, wie viel Maissilage für die Älteren hinzudosiert werden muss.
Ist das Entladen abgeschlossen, könnte der Milchviehhalter die protokollierten Futtermengen vom Smartphone aus als Bericht per Whatsapp oder E-Mail z. B. an den Berater verschicken.
Die Berichte im Portal zeigen für den gewählten Zeitraum, wie viel von welcher Komponente gefüttert wurde. Wenn der Fütterer die Mengen nicht genau eingewogen hat, zeigt die Tabelle rote Zahlen.
Berichte lassen sich als PDF ausdrucken.
Johannes Länge mischt auch das Kälbermüsli mit Hilfe des Fütterungsprogramms. So muss er kein fertiges Futter kaufen und kann neben Sojaschrot seine selbst erzeugten Schrote aus Raps, Ackerbohnen und Körnermais verwenden.
Mit einem der nächsten Updates soll der Fütterer laut Topcon die Mischzeit in der App vorgeben und überwachen können.
Fazit
„Die Topcon Fütterungssoftware mit der TAP Feed App ermöglicht es dem Milchviehhalter, an Schrauben zu drehen, die es vorher nicht gab“, sagt Milchviehhalter Johannes Länge. Er plant die Rationen für seine 150 Kühe am PC und bereitet die Futtermischungen mit Hilfe der App rezeptgenau zu. Da die App die eingewogenen Mengen automatisch hochlädt, hat er jederzeit einen Überblick darüber, wie viel die Tiere gefressen haben. Und bei gewissenhafter Pflege der hinterlegten Daten zeigen die Berichte im Topcon-Portal auch, was die Futterrationen kosten.