Allgäu Automation RumboJet 880: Sensorspritze gegen Ampfer
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Gut zu wissen
- Die Online-Bildverarbeitung für die Ampfer-Erkennung ist schnell.
- Der Schlepper muss Strom, eine 540er Zapfwelle und mindestens ein dw-Steuergerät zur Verfügung stellen.
Allgäu Automation RumboJet 880: Automatik senkt Verbrauch
Bei einer Flächenbehandlung hingegen würdie Landwirte 200 bis 400 l Spritzbrühe pro Hektar ausbringen. „Wir brauchen bei der Einzelpflanzenbehandlung mit unserem RumboJet im Durchschnitt nur 30 l/ha — also rund 90 % weniger. Der tatsächliche Verbrauch hängt selbstverständlich vom Besatz ab“, ergänzt Andreas Breher.
Ampfer-Erkennung in rot
Hat die Bildverarbeitung eine Ampferpflanze erkannt, gibt der Jobrechner sofort den Befehl zum Sprühen. Ein elektronischer Schalter, ein sogenanntes Mosfet-Board, öffnet das betreffende Magnetventil für die vorgegebene Dauer.
Da die Ampfer-Detektion am besten bei gleichmäßiger Beleuchtung funktioniert, haben die jungen Entwickler eine rote Haube über die Kameras und den Spritzbalken gebaut. Sie schließt den Einfluss von Sonnenlicht und Bewölkung aus, lässt aber gleichzeitig etwas Restlicht durch.
Die Plane ist rot, weil die Kameras das rote und infrarote Licht aufnehmen. Die grünen Pflanzen reflektieren das infrarote Licht mit einem deutlichen Peak. In den Bildern der Infrarotkameras sind die grünen Blattflächen daher weiß, und scharfe Kanten grenzen sie ab. So ergeben sich klare Formen, die sich gut mittels Bildanalyse auswerten lassen.
Die Software sucht zuerst nach ähnlichen Formen. Längliche Formen bedeuten Gras. Sie werden bei der weiteren Auswertung nicht berücksichtigt. Bei den flächigen Formen prüft das Programm von Allgäu Automation dann, ob die Form zu Ampfer-Blättern passt.
Gute Trefferquote
Dass der RumboJet tatsächlich die Ampferpflanzen im Grünland findet und passend besprüht, stellten wir bei unserem Einsatz fest. Alle mittelgroßen bis großen Ampferblätter waren nass — jedoch auch einige Löwenzahnblätter. Das ist in der Praxis sicherlich zu verschmerzen.
Die Treffgenauigkeit beträgt bei 9 km/h Fahrgeschwindigkeit in Fahrtrichtung nach eigenen Angaben plus/minus 2,5 cm. Der seitliche Versatz des Sprühnebels quer zur Fahrtrichtung ist durch den Düsenabstand von 10 cm vorgegeben. Eingebaut sind 20 Grad-Flachstrahldüsen von Lechler.
Standardtechnik inklusive
Mit der Wanner-Spritztechnik am RumboJet lässt sich die Menge über den Druck und die Fahrgeschwindigkeit regulieren. Vom Druckregler gehen Stichleitungen zu jeder Düsenleiste. Die Enden der Düsenleisten sind über Drosseln mit dem Rücklauf verbunden. Eine kleine Menge von 1 l/min (so viel wie an zwei Düsen ankommt) fördert der Rücklauf ständig in den Tank zurück. Das stellt sicher, dass die Spritzbrühe im System gut durchmischt bleibt und in den Düsenleitungen immer Brühe mit frischem Herbizid ist.
Bedienung per WLAN
Über das Einstellmenü lässt sich die Blattgröße des Ampfers in vier Stufen vorwählen: klein, mittelgroß, groß und sehr groß. Durch diese Voreinstellung erfolgt die Abgrenzung zu anderen Pflanzen wie z. B. Löwenzahn. Die Software legt virtuell einen Kreis in die detektierten Blattflächen. Passt die Kreisfläche hinein, entscheidet der Algorithmus: Das ist ein Ampferblatt und löst das Spotsprühen aus.
Am Terminal gibt der Fahrer auch die Fahrgeschwindigkeit vor, die er anschließend möglichst einhalten sollte. Einstellbar ist sie von 5 bis 10 km/h in 1-km/h-Schritten. Eine Abweichung von plus/minus 2 km/h während der Ampferbekämpfung ist laut Allgäu Automation noch tolerabel, ansonsten wird das Spotsprühen zu ungenau.
Auf der Testseite aktiviert der Fahrer vor dem Beginn des eigentlichen Einsatzes einmal alle Magnetventile. Die Elektronik öffnet daraufhin jedes Magnetventil nacheinander einmal kurz für 0,1 Sekunden. Das stellt sicher, dass an den Düsenventilen Spritzbrühe ansteht. Auf der Hauptmenüseite startet der Fahrer schließlich die Automatik. Zwei Zähler zeigen hier die Gesamt- und die Tageshektarleistung an.
Weitere Details wie die konkrete Einsatzfläche sowie die Öffnungszeiten und Öffnungshäufigkeiten der Düsen dokumentiert das System bislang nicht. „Die Rechenleistung der Jobrechner spricht dagegen, diese Informationen zu sammeln“, sagt Andreas Breher. Nach einem Update stellt das Terminal laut Allgäu Automation jetzt mit Balken für jedes Modul dar, wie viele Ventile in der vergangenen Sekunde geöffnet waren.
Sensor-Spritze: Erste Geräte verfügbar
Vor dem Start der Serienproduktion hatten die beiden Entwickler auch einen Dauerbelastungstest durchgeführt. Dazu ließen sie die Elektronik eineinhalb Monate lang zwei Magnetventile zehnmal pro Sekunde öffnen und schließen. Dabei stand an den Ventilen ein Druck von 4 bar an. Insgesamt öffnete jedes Ventil 16-Millionen Mal. „Anschließend war noch alles dicht, und auch die Elektronik funktionierte noch“, versichern die Entwickler.
Was uns sonst noch auffiel:
- Die Haube hat neben der Abschattung einen weiteren Effekt: Sie hält Wind ab, so dass es keine Abdrift gibt. Das ist bei der Einzelpflanzenbehandlung wichtig, weil es hier auf punktgenaues Applizieren des Wirkstoffs ankommt.
- Die Elektronik und die Elektro-Magnetventile erhalten Strom über die dreipolige Steckdose des Schleppers. Zusätzlich ist auf dem RumboJet eine Pufferbatterie. Diese sorgt dafür, dass auch dann genügend Strom (70 A) verfügbar ist, wenn ausnahmsweise alle Düsen gleichzeitig offen sein müssen.
- Einfach zu öffnende Wartungsklappen ermöglichen auch in Arbeitsstellung den Zugang zu den Sprühmodulen.
- Allgäu Automation hat auf eine Bus-Steuerung verzichtet.