Für die (Wieder-)Zulassung etlicher Pflanzenschutzmittel wird wohl ein „System zur geschlossenen Übergabe“ in die Spritze eine Voraussetzung sein. Jedenfalls sollen Systeme wie „easyconnect“ in der EU bis 2030 flächendeckend verfügbar gemacht werden.
Das „Closed Transfer System“ (CTS) — zu Deutsch: Das „System zur geschlossenen Übergabe“ — soll eine Kontamination des Anwenders beim Einfüllen von Pflanzenschutzmitteln in die Spritze vermeiden. Erste Ansätze dazu gab es vor 20 Jahren mit dem „Agro Super Link“ und der „Ecomatik“ von Lechler bzw. Agrotop für (Mehrweg-)Gebinde, wie sie z. B. von Bayer und BASF angeboten wurden (profi 3/2004), sich aber nicht durchsetzen konnten. Aktuell gibt es Mehrweggebinde nur noch von Sumi Agro. Bei dem „easyMatic“ werden die 50-l-Edelstahlbehälter mit dem Agrotop VacuFill entleert.
Für die verbreiteten (Einweg-)Kanister bis zehn Liter Größe entwickelte Agrotop zusammen mit Bayer Crop Science das sogenannte „EasyFlow“ (profi special 3/2018). Nach eigenen Angaben war das EasyFlow „das erste geschlossene Entnahmesystem für flüssige Pflanzenschutzmittel aus versiegelten oder offenen Kanistern, das Teil- und Komplettentnahmen ermöglicht und sich selbst vollständig reinigt“.
Der Kuppler Cleanload Nexus soll ab 2023 in Deutschland eingeführt werden und braucht...
(Bildquelle: BASF)
...Kanister, die mit einem speziellen Deckel geliefert werden.
(Bildquelle: BASF)
Agrotop EasyFlow
Beim „EasyFlow“ besteht das Starterset für knapp 250 Euro (alle Preise ohne MwSt.) aus einem Tank- und drei Kanister-Adaptern. Der Tankadapter wird dabei dank mitgelieferter Schrauben, Dichtungen sowie einer Bohr-Schablone entweder auf den Gerätetank oder den Deckel der Einspülschleuse montiert. Die Kanister-Adapter haben eine integrierte Kanisterspüldüse und passen auf alle Gebinde, die einen 63-mm-Gewindeanschluss (IS63) haben.
„EasyFlow M“ heißt die Weiterentwicklung als separate Einheit mit integriertem Messbehälter für exaktes Dosieren selbst bei Kanistern ohne Skala oder bei kleinen Mengen. Auch dieses System eignet sich zum Nachrüsten, indem es an die Einspülschleuse oder Saugleitung der Pumpe angeschlossen wird. Zusammen mit Transportgestell und Zubehör kostet es rund 1 130 Euro
Bleibt noch das „EasyFlow QF“, dass dank einer integrierten 12-V-Pumpe mobil oder stationär einsetzbar sein soll. Hier kann man die gewünschte Mittelmenge vorwählen, die dann mit der elektrischen Pumpe beim Befüllen der Spritze automatisch zudosiert wird. Laut Agrotop ist das System allerdings noch in der Entwicklung und derzeit nicht zu kaufen.
Beim EasyFlow müssen die Kanister mit einem Adapter versehen werden.
(Bildquelle: Agrotop)
Teilentleerte Kanister können mit dem Adapter zurück ins Lager gestellt werden. Kosten pro Adapter: knapp 40 Euro.
(Bildquelle: Agrotop)
BASF easyconnect
Das „easyconnect“ ist ein zweites geschlossenes Transfersystem für flüssige Pflanzenschutzmittel, das BASF zusammen mit Drittherstellern wie Pentair und Tefen entwickelt hat. Dieses System kommt ohne Kanister-Adapter aus, setzt aber voraus, dass die Pflanzenschutzgebinde ab Werk mit dem „easyconnect“-Schraubverschluss ausgestattet sind. Dieser hat oben eine Staubkappe und darunter einen integrierten Innendeckel. Der macht nicht nur die bekannte Siegelfolie überflüssig, sondern kann den Kanister bei einer Teilentleerung auch automatisch wieder auslaufsicher verschließen.
Um das System nutzen zu können, muss der Landwirt einmal einen Kuppler wie den „Cleanload Nexus“ anschaffen, der am besten in der Nähe der Einspülschleuse der Spritze befestigt wird. Nach Entfernen der Staubkappe wird hier der Kanister kopfüber eingespannt und kann dann entleert und auch mit dem Kuppler direkt gespült werden. Bei der ebenfalls möglichen Teilentleerung kann das Mittel nur mithilfe einer eventuell aufgeprägten Skala auf dem Kanister dosiert werden. Beim Abkoppeln wird der Kanister dank der Innenkappe dann automatisch wieder verschlossen.
„easyconnect“ ist eine offene Technologie, die nach Angaben der Entwickler für alle Akteure im agrochemischen Sektor verfügbar ist. Derzeit besteht die Pilotgruppe aus Unternehmen wie Adama, BASF, Bayer, Belchim, Certis Europe, Corteva, FMC Corporation, Nufarm, Rovensa Group und Syngenta. Und Firmen wie Lechler arbeiten an der Entwicklung weiterer Kuppler. Die Markteinführung von easyconnect ist in Dänemark und den Niederlanden in 2022 geplant, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Großbritannien im Jahr 2023. Weitere Länder sollen folgen. Einen Preis für den Kuppler gibt es noch nicht, da das System aktuell noch weiterentwickelt wird.
Aktuell gibt es zwei Systeme für den geschlossenen Pflanzenschutzmitteltransfer bei Einweggebinden. Während das EasyFlow von Agrotop verfügbar ist, soll das easyconnect von BASF bald eingeführt werden. Bleibt abzuwarten, welches System wirklich „easy“ ist und sich auf breiter Front durchsetzen kann. Schließlich scheint die Technik für einige Pflanzenschutzmittel die Voraussetzung für die (Wieder-)Zulassung zu sein.