Auf der Agritechnica 2005 sorgte Lemken mit der Vorstellung der Drehpflug-Baureihe VariTansanit für Aufsehen. Die neue Hybridtechnik sollte mit kleineren Schleppern eingesetzt werden können, Kraftstoff sparen und für weniger Radschlupf sorgen. Die gesetzten Ziele wurden im Lauf der Jahre jedoch nur teilweise erreicht.
Die Einführung des VariTansanit machte viele Landtechnikkenner und -anwender neugierig. Denn die Technik versprach so viele Vorteile, dass jeder, der einen Kauf eines großen Pflugs plante, sich mit der neuen Pflugbaureihe von Lemken beschäftigen musste.
Beworben wurde der VariTansanit vor allem mit den Argumenten, dass hohe Flächenleistungen beim Pflügen nun auch mit kleineren Schleppern möglich sind und diese nicht mehr aufballastiert werden müssen, um genügend Zugkraft auf den Boden zu bringen. Weniger Radschlupf, geringerer Kraftstoffverbrauch, höhere Flächenleistung — der Hybridpflug schien viele Wünsche der Praxis zu erfüllen.
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Die Einführung des VariTansanit machte viele Landtechnikkenner und -anwender neugierig. Denn die Technik versprach so viele Vorteile, dass jeder, der einen Kauf eines großen Pflugs plante, sich mit der neuen Pflugbaureihe von Lemken beschäftigen musste.
Beworben wurde der VariTansanit vor allem mit den Argumenten, dass hohe Flächenleistungen beim Pflügen nun auch mit kleineren Schleppern möglich sind und diese nicht mehr aufballastiert werden müssen, um genügend Zugkraft auf den Boden zu bringen. Weniger Radschlupf, geringerer Kraftstoffverbrauch, höhere Flächenleistung — der Hybridpflug schien viele Wünsche der Praxis zu erfüllen.
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Etwas kurios mutet an, dass das Patent für die Hybridtechnik bei Lemken schon zehn Jahre in der Schublade schlummerte, ehe sie 2005 das Licht der Landtechnikwelt erblickte. Dabei war die Idee so genial wie simpel: Es ging darum, das Gewicht vom Pflug auf die Schlepperhinterachse zu übertragen.
Der Vorteil: Der Schlepper braucht kein so hohes Eigengewicht (auch keine zusätzliche Ballastierung der Hinterachse), der Schlupf wird verringert, und die Flächenleistung ist größer. Allerdings wird bei diesem Prinzip die Vorderachse entlastet, weshalb in der Regel eine Frontballastierung erforderlich ist.
Aus der Entfernung sieht der VariTansanit eigentlich wie ein normaler Aufsattelpflug aus. Bei näherem Hinsehen fällt freilich der tief liegende, etwas zierliche Hilfsrahmen zwischen Dreipunktturm und Aufsattelrad auf. Tritt man näher heran, denkt man, dass er doch eigentlich wie ein konventioneller Anbaupflug am Schlepper gekoppelt ist — abgesehen von dem hydraulischen Oberlenker. Und auf den kommt es beim Hybridpflug an.
Mehr Gewicht auf der Hinterachse
Bei einem konventionellen Anbaupflug wird immer die Hinterachse des Schleppers belastet. Für ein gutes Spurhaltevermögen bzw. für die Traktion auf dem Acker und für die Sicherheit auf der Straße (ohne Transportrad) sollte der Schlepper gegebenenfalls mit einem ausgleichenden Frontgewicht ausgestattet sein.
Bei einem Aufsattelpflug wird der Schlepper dagegen insgesamt entlastet. Auf der Straße ist das kein Manko. Beim Ackereinsatz ist jedoch Traktion gefragt. Und diese erzielt der Schlepper vor allem durch eine geeignete Bereifung und durch Masse, das heißt das Gewicht des Schleppers. Unter dem Strich heißt das: Die Anforderungen an den Schlepper sind beim Einsatz mit einem Anbaupflug und einem Aufsattelpflug sehr verschieden. Für die Landtechnikkonstrukteure lag es daher nahe, die Vorteile der beiden Systeme zusammenzubringen und die Nachteile auszuschalten. Das Ergebnis dieser Überlegungen war schließlich die Hybridtechnik.
Hybridtechnik im Test
Die Idee der Hybridtechnik leuchtet schnell ein. Die konstruktive Umsetzung der Technik für den Einsatz im komplexen Spiel der Kräfte bei einem Pflug ist aber eine Herausforderung. Doch hat sich tatsächlich bei ersten unabhängigen Tests herausgestellt, dass der VariTansanit wesentliche Anforderungen der Entwickler erfüllte. Einen ersten Test veröffentlichte profi mit Unterstützung des DLG-Testzentrums (profi 2/2005).
Von der Bedienung her funktionierte der Hybridpflug auf dem Acker anfangs so: Man beaufschlagte den Oberlenker über das Bedienterminal mit einem frei vorwählbaren Druck, z. B. 50 %, also 100 bar bei 200 bar Maximaldruck des Schleppers. Der Widerstand des Oberlenkers sorgte dann dafür, dass Gewicht vom Pflug auf den Schlepper übertragen wurde. Bei geringerem Druck auf den Oberlenker lässt zwangsläufig der Widerstand nach, und die Belastung des Schleppers nimmt ab.
Etliche Funktionen des Hybridpflugs werden elektronisch geregelt bzw. verstellt. Die Bedienung über ein Terminal ist durchaus komfortabel.
(Bildquelle: Tovornik )
(Bildquelle: Tovornik )
Die Hydraulikzylinder für Vorderfurcheneinstellung, Rahmenverschwenkung und Schnittbreitenverstellung werden über das Bedienterminal verstellt. Das Einstellzentrum wurde vom Anbaupflug übernommen.
(Bildquelle: Tovornik )
Theoretisch ist dieses Prinzip nachvollziehbar. Aber konnte diese Technologie auch in der Praxis überzeugen? Tatsächlich zeigten die DLG-Messungen einen deutlichen Vorteil des VariTansanit gegenüber den beiden anderen Lemken-Pflügen VariOpal (angebaut) und VariDiamant (aufgesattelt) beim Schlupfverhalten des Schleppers. Am Ende kam sogar eine um 20 % höhere Flächenleistung beim VariTansanit gegenüber den Vergleichsmodellen heraus — bei gleichem Schlepper und gleicher Einstellung.
Ein Test des englischen Forschungsinstituts „The Arable Group“ (TAG) untersuchte 2010 den Dieselverbrauch der verschiedenen Pflugsysteme von Lemken (profi 4/2010). Dieser Vergleichstest bestätigte im Wesentlichen die Ergebnisse der DLG-Messungen: deutlich weniger Schlupf und ein geringerer Dieselverbrauch beim Hybridpflug gegenüber den angebauten und aufgesattelten Varianten.
Hybridtechnologie in der Praxis
Wie groß die Vorteile der Hybridtechnik im praktischen Einsatz sind, hängt immer von den individuellen Betriebsbedingungen ab. Lemken empfahl für die sechs- und siebenfurchigen Varianten Schlepper mit einer Leistung von 130 bis 205 PS — ein breites Spektrum.
In der Praxis konnte der VariTansanit dann seine Vorteile doch nicht (immer) ausspielen. Vor allem die Vorteile gegenüber den aufgesattelten Baureihen schlugen nicht zu Buche. Der wohl wichtigste Grund hierfür war, dass auf den größeren Ackerbaubetrieben die Schleppergröße bzw. -leistung kein limitierender Faktor mehr war. So entschied sich Lemken 2014, den VariTansanit aus dem Programm zu nehmen. Insgesamt wurden nur rund 150 Exemplare verkauft.
Traktionsverstärker bleiben aktuell
Der Hybridpflug VariTansanit gehört damit mittlerweile zur Landtechnik-Geschichte. Die Idee der Traktionsverstärkung ist aber nicht nur bei Aufsattelpflügen in abgewandelter Form nach wie vor aktuell. Auch bei anderen Bodenbearbeitungsgeräten (z. B. Grubber) und Fahrzeugen wie zum Beispiel Güllewagen ist das Prinzip der Zugkraftverstärker inzwischen gang und gäbe. Es wird von vielen Herstellern angeboten.
Lemken meldete 2010 den Traktionsverstärker für Aufsattelpflüge zum Patent an: „Ein zusätzlicher Hydraulikzylinder überträgt Gewicht auf die Hinterachse des Traktors. Die Traktion des Schleppers wird so verstärkt. Hebt die Hydraulik den Pflugrahmen über das Fahrwerk/den Mittelteil an, wird der Druck im Traktionsverstärker automatisch abgelassen. Die Standsicherheit des Traktors ist jederzeit gewährleistet. Beim Ablassen des Fahrwerks/Mittelteils wird der Druck automatisch wieder aufgebaut.“ Heute wird diese Technik für die Lemken-Baureihen Diamant und Titan angeboten.
Wussten Sie, dass...
…Lemken sein Produktangebot durch Firmenübernahmen stetig vergrößert hat? Dazu zählen unter anderem die Hassia-Drilltechnik (1996), die Pflanzenschutzspritzen von Jacoby (2005) und RTS (2005) — nicht mehr im Programm — sowie die Hacktechnik von Steketee (2023). Bei Düngerstreuern kooperiert Lemken mit Sulky Burel und bei Güllegrubbern mit Vogelsang.