Kennen Sie noch den Kemper Ballenautomat Express 125
Vor fünfzig Jahren kam der Kemper Ballenautomat Express auf den Markt. Er ermöglichte erstmals die Ein-Mann-Bergung von Hochdruckballen und das automatische Abladen.
Die Einführung des Ballensammelwagens war eine kleine Revolution. Denn die Bergung von Heu und Stroh in HD-Ballen war bis dahin immer mit Handarbeit verbunden. Die Ballenschleudern ersparten zwar das Stapeln auf dem Wagen hinter der Presse, das anschließende Entladen war dagegen kein Vergnügen.
Aber nicht die Pressenhersteller, sondern die Maschinenfabrik Kemper in Stadtlohn stellte 1973 den ersten Ballensammelwagen vor. Später nahm Fella die Produktion dieser Maschine in Lizenz auf. Allein Kemper baute bis 1998 rund 4.000 Exemplare.
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Die Einführung des Ballensammelwagens war eine kleine Revolution. Denn die Bergung von Heu und Stroh in HD-Ballen war bis dahin immer mit Handarbeit verbunden. Die Ballenschleudern ersparten zwar das Stapeln auf dem Wagen hinter der Presse, das anschließende Entladen war dagegen kein Vergnügen.
Aber nicht die Pressenhersteller, sondern die Maschinenfabrik Kemper in Stadtlohn stellte 1973 den ersten Ballensammelwagen vor. Später nahm Fella die Produktion dieser Maschine in Lizenz auf. Allein Kemper baute bis 1998 rund 4.000 Exemplare.
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Kemper bot zwei Modelle an: den BE 75, aus dem später der BE 95 wurde, sowie den BE 125. Die Zahlen beziffern die ungefähre Ladekapazität. Maximal 125 Ballen sind nicht viel, denn auf einem Anhänger lassen sich deutlich mehr stapeln. Doch entfällt beim Ballenexpress das Gurten, und auch in Hanglagen können die Ballen nicht vom Wagen fallen.
Der Kemper Ballenautomat wird am Zugmaul angehängt und über die Zapfwelle angetrieben. Das Aufnahmeorgan für die Ballen auf der linken Seite besteht aus zwei Leitblechen und aus einem mit Zinken bestückten Förderband.
In dieser Pickup werden die Ballen um 90 Grad gedreht, so dass sie seitlich liegend auf das Transportband des Sammelwagens übergeben werden. Das Transportband ist als Endlosförderband ausgeführt. Es läuft bei der Aufnahme und beim Entladen immer in die gleiche Richtung.
Wenn ein Ballen von der Pickup auf das Endlosband übergeben werden soll, stößt der Ballen einen Impulsgeber an. Der aktiviert über ein Seil das lastschaltbare Klauengetriebe hinten im Wagen. Das arbeitet wie eine Überlastkupplung nach dem federvorgespannten Kugel-Rast-Verfahren. Dann läuft das Band um eine Ballenlänge weiter und bleibt wieder stehen.
Der Ballenabstand in der Bahn lässt sich über die Länge des Impulsgeberbleches einstellen. Die Ballen dürfen eng aneinander liegen, aber nicht stauchen. Auf dem Endlosband werden die Ballen durch den Ballensammelwagen geführt, wobei vier Bahnen nebeneinander und vier übereinander angeordnet sind.
Das Ende der Bahn befindet sich hinten in der obersten Etage in der zweiten Bahn von rechts. Nähert sich der erste gesammelte Ballen diesem Ende, betätigt er einen schwenkbar gelagerten Rundstahl. Dessen Drehbewegung wird über ein Seil zu einem Anzeigeblech im Sichtbereich des Fahres übertragen. Dann kann er noch maximal vier Ballen laden, bevor der erste hinten aus der Bahn purzelt.
Das Aufnehmen der Ballen setzt voraus, dass diese flach auf der Grasnarbe oder den Stoppeln liegen, hochkant passen sie nicht durch die Pickup. Je schmaler der Traktor ist, um so einfacher lassen sich die Ballen aufnehmen. Im Idealfall liegen diese auf „11 Uhr“. Bei der Lage auf „13 Uhr oder später“ sowie in Rechtskurven gleiten die Ballen an der Pickup vorbei. Unter günstigen Bedingungen ist der Ballenautomat in zehn Minuten voll, und dann geht es zügig zur Abladestelle.
Oben am Heck des Sammelwagens ist eine Abladeschurre angebracht, die sowohl in der Höhe als auch nach links und rechts verstellt werden kann. Bei 540 U/min der Zapfwelle und der unsortierten Einlagerung per Förderband ist der Ladewagen in weniger als fünf Minuten leer. Je nach Hof-Feld-Entfernung sind so enorme Bergeleistungen möglich.
Deutlich niedriger ist die Schlagkraft, wenn die Ballen im Lager von Hand gestapelt werden. Im Standgas läuft der Wagen in knapp zehn Minuten leer, was für 120 Ballen zum Stapeln sehr sportlich ist. Deshalb gibt es ein Reduziervorgelege, das die Geschwindigkeit der Bahn um 40 Prozent mindert. Dann wird die Gelenkwelle auf dem Feld umgesteckt oder mit der 1.000er Zapfwelle eingesammelt.
Der ew-Hydraulikzylinder betätigt die Pickup über ein Seil und Umlenkrollen.
(Bildquelle: Holtmann)
Die Pickup ist hier ausgehoben. Beim Ablassen schwenkt sie gleichzeitig nach außen.
(Bildquelle: Holtmann)
Sehr pflegeleicht
Der BE 125 arbeitet im Großen und Ganzen sehr sicher, wenn die Grundbedingungen erfüllt sind. Dazu gehört, dass der Ballenquerschnitt ausreichend groß ist. Sonst besteht die Gefahr, dass sich ein Ballen quer legt, es zu einem Stau kommt und die Bahn blockiert. Zur Sicherheit befinden sich Rutschkupplungen in beiden senkrechten Sternradantrieben.
Was der Ballomat ebenfalls gar nicht mag, sind feuchtes Heu oder Stroh. Wer glaubt, bei einsetzendem Regen noch die letzten 20 Ballen mitnehmen zu wollen, produziert garantiert den Super-Gau und braucht anschließend ein Messer und viel Zeit.
Im Großen und Ganzen ist der Ballenexpress aber sehr pflegeleicht. Wichtig ist, die Lagerrollen der Ballenmitnehmer mit der Sprühpistole und Öl zu schmieren, sobald die Bahn zu quietschen beginnt.
Neben der Wahl der Größe konnte der Käufer eines neuen Kemper-Ballensammlers verschiedene Zusatzausstattungen ordern. Dazu zählen unterschiedliche Bereifungen oder die Ausstattung mit einer Einzel- oder Tandemachse. Es gab sowohl hydraulische als auch druckluftbetätigte Bremsen. Weiterhin standen eine Weitwinkelgelenkwelle und das Reduziervorgelege für den langsamen Lauf der Bahn in der Liste.
Wer einen Ballensammelwagen von Kemper oder Fella besitzt oder sich einen gebrauchten zulegen möchte, kann sich für Ersatzteile an zwei Firmen wenden. In Deutschland ist dies Agrar-Technik Geuking in Tauberbischofsheim (geuking-agrar.de). In der Schweiz hält die Firma Lüscher in Bertschikon (landtech.ch) den Ballensammler am Laufen.
Das längeneinstellbare Schwenkblech sitzt am Übergang von der Pickup zum Band und gibt seine…
(Bildquelle: Holtmann)
…Drehbewegung weiter an dieses Seil unter der Pickup, das das Getriebe hinten im Ladewagen schaltet.
(Bildquelle: Holtmann)
Gute Lösung nicht für alle
Wenn die Felder in Hofnähe liegen und die Ballen per Förderband ungestapelt eingelagert werden, sind 2.000 Ballen am Tag entspannt zu schaffen. Doch für weite Strecken ist der Sammelwagen weniger geeignet.
Vor 25 Jahren wurde die Produktion der Sammelwagen bei Kemper eingestellt, doch gebraucht werden sie immer noch angeboten. Für einen BE 125 liegen die Preise je nach Zustand und Ausstattung zwischen 6.000 und 10.000 Euro.
Blick von rechts hinten unter den Antrieb. Der Zapfwellenantrieb von vorne läuft im Rahmenrohr. Die Seile schalten das Getriebe.
(Bildquelle: Holtmann)
Die Handseilwinde zieht eine Kugel hoch, daran stützt sich die Strebe der Schurre ab.
(Bildquelle: Holtmann)
… es auch andere Systeme zum Sammeln von Hochdruckballen gibt, z.B von Bomford, Bale Baron oder Meijer Holland? Der Ballensammler Lima wird an die Presse gehängt und sammelt je nach Modell 8, 12 oder 15 Ballen, der Bale Baron schafft sogar 21.