Generationen-Vergleich: Massey Ferguson 8150 vs. 8S 265
MF wagt mit dem 8S etwas komplett Neues! Schick kommt er daher, dagegen wirkt sein altes Gegenüber kantig und gedrungen. Dennoch hat der Senior auch Trümpfe im Ärmel!
Stärken im Detail — so betitelten wir vor mehr als 25 Jahren den Schleppertest mit dem Massey Ferguson 8150. Im Vergleich zum neu gestylten und futuristisch wirkenden Massey Ferguson 8S 265 wirkt der alte MF kubistisch und rustikal. Und genau das sind auch die Stärken der 8100er Serie von MF. Der Motor von Valmet und die einfache Bedienung zeichnen die Schlepper aus. Doch es gibt auch massive Schwachstellen, die den Charme des MF trüben.
Der Valmet Motor (heute AgcoPower) hat sechs Zylinder und ordentliche 7,4 l Hubraum. Das beschert dem Massey nicht nur einen vollen Klang, sondern auch Drehmoment, das in der Praxis sehr gut ankommt. Der von uns besuchte MF wird bei Familie Brüninghoff als Ackerschlepper eingesetzt. „Ein fünffurchiger Pflug ist keine Herausforderung für den 8150“, schwärmt Besitzer Frank Brüninghoff. Hohe Drehzahlen vermeidet man bei den aktuellen Dieselpreisen besser, denn hier ist der Reihensechszylinder ziemlich durstig.
Und wie steht es da um den Neuen? Der Massey Ferguson 8S 265 wird vom gleichen Rumpfmotor angetrieben. Allerdings schöpft das moderne Kraftwerk mit Turbolader bis zu 208 kW/285 PS aus 7,4 l Hubraum und erfüllt dank All in One Abgaspaket (SCR, EGR usw.) die Abgasstufe V und benötigt dafür natürlich auch AdBlue.
Hydrostößel machen eine Ventileinstellung überflüssig, und auf dem Prüfstand verbraucht der Neue mit 242 g/kWh unwesentlich weniger als der Valmet-Motor vor 25 Jahren (248 g/kWh).
Das Getriebe des 8150 mit umgekehrter H-Schaltung, vier Lastschaltstufen, die unterm Lenkrad bedient werden, sowie der elektrohydraulischen Gruppenschaltung nannte MF Dynashift. MF profitierte hier von der Übernahme durch Agco im Jahr 1994 und konnte das Getriebe von Gima beziehen. 15 Gänge im Hauptarbeitsbereich und die einfache Bedienung übertünchen das ruppige Schaltverhalten sowie die schwergängige Kupplung, die ab 1996 mit einem zusätzlichen Hydraulikventil deutlich dosierter zu bedienen ist. Leider waren die beiden großen Modelle nicht wirklich zuverlässig: Die Verbindung von Motor zum Getriebe bzw. zur Hydraulikpumpe sorgten für spontanen Stillstand. Auch elektronische Steuerprobleme und Rahmenrisse sorgten für Unmut bei den Käufern dieser ersten Generation.
Mittlerweile sind die Schlepperprobleme bekannt und behoben. Dennoch sitzt der Stachel tief, und die Gebrauchtpreise spiegeln nicht nur Begeisterung der Besitzer wieder. Um es anders auszudrücken:
Wer keine Angst vor Schraubarbeit hat, bekommt für weniger als 20 000 Euro einen echten Ackerboliden mit ordentlicher Leistung.
Wie beim Motor hat sich von der Bezeichnung der technischen Bauteile im neuen 8S kaum was getan. Das Getriebe stammt noch von Gima, ist aber natürlich komplett anders aufgebaut. Vier automatisch schaltende Gruppen mit sieben Lastschaltstufen ergeben je 28 Vor- und Rückwärtsgänge. Diese Gänge werden automatisch oder mit dem Joystick geschaltet. Das funktioniert in der Praxis, aber mit Blick auf den Wettbewerb werden wohl viele Händler und auch Kunden auf den stufenlosen Triebsatz von Fendt warten. Dann wird der 8S zu einem echten Konkurrenten in der Traktorenoberliga.
Erhaben ist das Fahrgefühl auf dem 8S mit der neuen Kabine schon jetzt. Stilistisch erinnert sie sicherlich an bärenstarke Traktoren aus Freising, aber vor allem die Verwandtschaft zur 2000er MF-Serie ist hier aufgegriffen. Auffällig sind der riesige Scheibenwischer und der 25 cm große Spalt zwischen Motorhaube und Kabine. Das bringt neben Federweg eine niedrige Geräuschkulisse bringen. Dagegen wirkt die Kabine auf dem 8150 klein, dunkel und gedrungen. Hier geht der Punkt ganz klar an den 8S.
Mit 4,3 m³ Glas ist die neue Kabine riesig, wie auch der Scheibenwischer. Die Übersicht ist sehr gut.
(Bildquelle: Colsman )
Der Ausblick aus dem 8150 ist gedrungen. Nicht nur die Motorhaube, auch der niedrige Dachhimmel stört. Das Armaturenbrett ist schön schmal.
(Bildquelle: Colsman)
Datatronic
Stolz präsentierte MF die elektronischen Möglichkeiten mit dem System „Datatronic“. Was früher ein Meilenstein war, ist heute Stand der Technik, denn der Can-Bus wird durch den ISO-Bus ergänzt bzw. ersetzt. Die Bedienung im neuen 8S mit Touchterminal und Klarglasbildschirm ist mit dem „Mäusekino“ von damals nicht zu vergleichen.
Damals kostete der 8150 in voller Ausstattung etwa 197 000 DM. Der neue 8S 265 steht mit 175 000 Euro in der Liste. Diese Preissteigerung in den 25 Jahren ist nicht nur auf technischen Fortschritt zurückzuführen. Familie Brüninghoff setzt weiterhin auf gebrauchte MF-Technik und ist damit bis heute sehr zufrieden. „Natürlich haben wir Ausfälle, aber die nehme ich angesichts der Neupreise gerne in Kauf“, resümiert Frank Brüninghoff seine Entscheidung.