Vor dreißig Jahren stellte Horsch seinen Knicklenker K 735 mit 350 PS vor. Die Entwicklung basierte auf dem K 700 des russischen Traktorenherstellers Kirovets — und blieb nur eine Episode.
Nach der Wende im Jahr 1989 boten sich der westlichen Landtechnikindustrie neue Möglichkeiten zur Vermarktung ihrer Maschinen in Osteuropa. Auch in den seinerzeit neuen Bundesländern Deutschlands war neue Technik gefragt.
Der noch junge Landmaschinenhersteller Horsch aus Schwandorf (Oberpfalz), der damals vor allem für seine innovative Sätechnik bekannt war, hatte mit dem Airseeder bereits Drillmaschinen mit bis zu 12 m Arbeitsbreite entwickelt. Sie konnten auf den großen Flächen im Osten Deutschlands und auf den Großbetrieben in Osteuropa für hohe Schlagkraft sorgen. Aber es fehlte an modernen Großschleppern, die die breiten Maschinen ziehen konnten. Und zwischen den Großkonzernen John Deere und Case IH bot sich noch eine Nische.
Erfahrungen im Fahrzeugbau
Im Fahrzeugbau hatte Horsch bereits seit den 1980er Jahren Erfahrungen mit dem dreirädrigen Terra-Trac. Er war in Kombination mit dem Säexaktor das populärste pfluglose Drillsystem seinerzeit. Die Philosophie dieser Bearbeitungsweise setzte auf geringen Bodendruck und eben auf die nichtwendende Bodenbearbeitung. Früh war Horsch aber auch klar, dass sich die Direktsaat in Europa nur im begrenzten Umfang etablieren lässt.
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Nach der Wende im Jahr 1989 boten sich der westlichen Landtechnikindustrie neue Möglichkeiten zur Vermarktung ihrer Maschinen in Osteuropa. Auch in den seinerzeit neuen Bundesländern Deutschlands war neue Technik gefragt.
Der noch junge Landmaschinenhersteller Horsch aus Schwandorf (Oberpfalz), der damals vor allem für seine innovative Sätechnik bekannt war, hatte mit dem Airseeder bereits Drillmaschinen mit bis zu 12 m Arbeitsbreite entwickelt. Sie konnten auf den großen Flächen im Osten Deutschlands und auf den Großbetrieben in Osteuropa für hohe Schlagkraft sorgen. Aber es fehlte an modernen Großschleppern, die die breiten Maschinen ziehen konnten. Und zwischen den Großkonzernen John Deere und Case IH bot sich noch eine Nische.
Erfahrungen im Fahrzeugbau
Im Fahrzeugbau hatte Horsch bereits seit den 1980er Jahren Erfahrungen mit dem dreirädrigen Terra-Trac. Er war in Kombination mit dem Säexaktor das populärste pfluglose Drillsystem seinerzeit. Die Philosophie dieser Bearbeitungsweise setzte auf geringen Bodendruck und eben auf die nichtwendende Bodenbearbeitung. Früh war Horsch aber auch klar, dass sich die Direktsaat in Europa nur im begrenzten Umfang etablieren lässt.
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Bodenschonung und vor allem geringer Bodendruck waren in den 1980er Jahren ein großes Thema. Aber 1 m breite Terra-Reifen hatte nicht nur der Terra-Trac, sondern auch viele Standard-Traktoren. Das Unternehmen musste eine neue Richtung einschlagen, wenn es wachsen wollte.
Wachstum durch Arbeitsbreite
Die Auflösung des Blocks osteuropäischer Staaten bot dort ab 1990 in der Landtechnik neue Märkte für westliche Unternehmen, auch für kleinere Firmen. Horsch strebte zur Wendezeit ebenfalls nach mehr Wachstum. Offensichtlich war der bodenschonende Säexaktor auf den riesigen Flächen in den ostdeutschen Ländern und in Osteuropa nicht besonders chancenreich. Dort waren vor allem große Traktoren und Arbeitsbreite gefragt.
Anfang der 1990er Jahre konnte Horsch mit dem Airseeder 12 m Arbeitsbreite und damit für Großbetriebe interessante Drilltechnik bieten. Das Problem war jedoch, dass diese Drillmaschine im Osten vielerorts mangels ausreichend starker Traktoren schwer zu vermarkten war.
Reichlich PS für den Airseeder
Es war zweifellos ein mutiger Schritt von Horsch, mit dem Schwermaschinenkonzern Kirovets in St. Petersburg eine Partnerschaft im Traktorenbau einzugehen. Kirovets war eine große Nummer — vor allem in den neuen Bundesländern. Gleichwohl fand man einen gemeinsamen Nenner, um einen günstigen Schlepper für große Betriebe zu entwickeln. Horsch hatte mit Kirovets einen Partner, der exklusiv einen 350-PS-Schlepper liefern konnte.
Die Hydraulik zählte nicht zu den Stärken des K 735. Der Knicklenker bot vor allem reichlich Zugkraft.
(Bildquelle: Colsman)
Aus heutiger Sicht erscheint die Kabine eher einfach gestaltet. Sie entspricht aber den Ansprüchen von vor dreißig Jahren.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Die Basis für den späteren Horsch K 735 war der Kirovets-Knicklenker K 701 M, dessen Vorgänger K 700 auch auf Betrieben in Ostdeutschland seit vielen Jahren bekannt war. Er bot vor allem Zugkraft. Die in den 1990er Jahren gestellten Ansprüche an eine moderne und leistungsfähige Hydraulikanlage erfüllte der Knicklenker aber noch nicht. Gemeinsam schafften es Horsch und Kirovets, einen relativ modernen Traktor auf die Beine zu stellen.
Aus Ost und West
Kirovets lieferte das Chassis, den Motor mit 350 PS, das Vierganggetriebe mit vierfacher Lastschaltung sowie die Achsen des K 701 M als Basis nach Schwandorf. Horsch brachte die Kabine, das Design, die Elektrik und schließlich die Hydraulik auf den neusten Stand und montierte den K 735 auf dem Sitzenhof.
Nach nur einem Jahr entstand der neue Horsch-Trac, der die Baureihe des dreirädrigen Terra-Trac ergänzte. Bereits in der Saison 1994/95 startete der Verkauf. Wie beim Terra-Trac verfolgte Horsch auch beim Knicklenker den System-Gedanken. So wurde auch der K 735 nicht nur als Zug-Schlepper konzipiert. Horsch präsentierte auch eine Version mit aufgebauter Gülleausbringtechnik.
Mittel zum Zweck
Doch Horsch war und ist kein echter Traktoren-Entwickler. Auch am K 735 selbst hatte Horsch gar kein so großes Interesse. Letztlich ging es den Schwandorfern vor allem darum, ihre Drill- und Bodenbearbeitungstechnik mit großen Arbeitsbreiten zu etablieren. Der leistungsstarke und preiswerte Knicklenker war daher in erster Linie ein Mittel zum Zweck.
Zwei Auspuffrohre und der Blick in den Motorraum verraten, dass dieser K 735 mit dem Zwölfzylindermotor YMZ V12 von Tutaev TMZ getunt wurde — Leistung: 500 PS.
(Bildquelle: Colsman)
Starkes Knickgelenk — die Wendigkeit brauchte den Vergleich mit den Wettbewerbern nicht scheuen.
(Bildquelle: Colsman)
Dieser Gedanke mag Grund dafür sein, dass Horsch auch recht schnell sein Engagement für den K 735 wieder fallen ließ. Handfeste Gründe waren zunächst, dass man die technischen Probleme mit der russischen Technik nicht in den Griff bekam. Die mangelnde Qualität der Komponenten von Kirovets sorgte für häufige Ausfälle. Zudem war das Vertriebsnetz von Kirovets nach dem Ende der Sowjetunion zusammengebrochen, so dass eine breitere Einführung in den russischen Markt aussichtslos war. Und so stellte Horsch 1996 die Produktion des K 735 wieder ein.
Insgesamt hat Horsch nach eigenen Angaben rund 25 Exemplare des K 735 gebaut. Einige wurden in Ostdeutschland verkauft, die meisten jedoch in Osteuropa. Selbst 30 Jahre nach Produktionsbeginn sind noch einige Maschinen im Einsatz.
Nachfolger mit neuem Ansatz
Nach dem Aus des K 735 hatte Horsch sein Engagement im Schlepperbau fortgesetzt — allerdings mit neuem Ansatz. Horsch hatte bereits den Pflegetrac AT 200 im Programm. Dieser Spezialschlepper konnte mit unterschiedlichen Aufbauten zum Düngen, Spritzen oder für die Gülleausbringung ausgestattet werden. Aus dem AT 200 entwickelte sich der Pflegetrac PT mit den gleichen Einsatzbereichen. Das Modell PT wiederum war dann ab 2012 die Basis für die heutige Selbstfahrspritze Horsch-Leeb.
…die Anfänge von Horsch bis 1969 zurückreichen, als Landwirt Dankwart Horsch den Sitzenhof bei Schwandorf erwarb? 1984 wurde die Firma Horsch Maschinenbau von Dankwarts Sohn Michael Horsch nach ersten Eigenentwicklungen gegründet. Der Stammsitz des Unternehmens ist bis heute der Sitzenhof.